Pratt & Whitney R-4360
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Der Pratt & Whitney R-4360 Wasp Major war einer der größten Flugzeug-Sternmotoren, die während des Zweiten Weltkrieges entwickelt und gebaut wurden. Er war der letzte der "Wasp"-Familie und der Höhepunkt in der Entwicklung bei Pratt & Whitney, kam aber erst nach dem Ende des Krieges zum Einsatz. Dann trieb er die letzte Generation der großen kolbenmotorgetriebenen Flugzeuge an bevor er durch die Strahltriebwerke überholt wurde.
Der R-4360 war ein vierreihiger luftgekühlter Sternmotor mit 28 Zylindern, wobei jede Ebene leicht versetzt angeordnet war, was die Kühlung erleichterte. Es handelte sich also nicht um einen Reihensternmotor, sondern um einen Mehrfachsternmotor. Ein mit sechsfacher Kurbelwellendrehzahl laufender Kompressor sorgte für die Aufladung der Ansaugluft während ein 2:1 Getriebe die Propellerdrehzahl reduzierte, um die Blattspitzen nicht mit Überschallgeschwindigkeit laufen zu lassen.
Die vier 7-Sterne waren um jeweils 12,857...° versetzt angeordnet, so dass die hinteren Zylinderebenen zwischen denen davor hindurchschauten und jeweils einen möglichst effektiven Luftstrom zur Kühlung abbekamen. Seine einteilige Kurbelwelle besaß 4 Kröpfungen, die um jeweils 90° versetzt angeordnet waren. Dadurch wurde eine gleichmäßige Zündfolge gewährleistet (alle 25,714...° Kurbelwellenumdrehung eine Zündung). Für einen ruhigen Lauf wurden die oszillierenden Massen an den Hubzapfen jeweils durch zwei fixe und zwei bifilare Gegengewichte ausgeglichen. Als zweiventiliger Motor besaß der Wasp Major insgesamt 28 Einlaßventile und 28 Auslaßventile, die stoßstangengesteuert waren.
Der Hubraum betrug 71,25 Liter oder 4.360 Kubikzoll, daher die Typenbezeichnung. Die ersten Baureihen entwickelten knapp 3.000 PS (2.210 kW) Startleistung, während sie gegen Ende der Bauzeit bereits 4.300 PS (3.160 kW) abgeben konnten. Das immense Gewicht von 1.580 - 1.755 kg täuscht darüber hinweg, dass es sich um sehr effiziente Triebwerke mit geringem Leistungsgewicht handelte, welches nur von wenigen Motoren erreicht wurde.
Dieser Motorentyp wurde von 1944 bis 1955 in einer Gesamtanzahl von 18.697 Stück produziert. Sie waren ursprünglich für die Boeing B-29 Superfortress geplant, allerdings wurden diese bei Einsatz der R-4360 dann in B-50 umbenannt. Die R-4360 trieben auch die Convair B-36, die Fairchild C-119 Flying Boxcar sowie eine ganze Reihe weiterer Flugzeuge an.
Das Triebwerk hatte aufgrund seines Aussehens auch den Spitznamen "Maiskolben". Einziges weiteres Beispiel eines solchen Vierfachsternmotors ist der sowjetische Schwezow ASch-2K, welcher ebenfalls 28 Zylinder und Luftkühlung besitzt.
[Bearbeiten] Technische Daten:
- Typ: luftgekühlter 28-Zylinder-Vierfachsternmotor (4-Takt) mit Aufladung
- Hub: 152 mm
- Bohrung: 146 mm
- Hubraum: 71,25 Liter
- Verdichtung: 6,7:1
- Leistung: 3.160 kW oder 4.300 PS bei 2.700 U/min
- Maximaldrehzahl: 2.800 U/min
- Masse: 1.755 kg
- Durchmesser: 1,397 m
- Länge: 2,451 m
- spezifische Leistung: 60,3 PS/l
- Leistungsgewicht: 0,41 kg/PS
- Benzinverbrauch: 0,195 kg/(PS*h)