Preinreich-Lücke-Theorem
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Das Preinreich-Lücke-Theorem besagt, dass der Kapitalwert der Residualgewinne dem Kapitalwert der Zahlungsüberschüsse entspricht. Dies gilt natürlich nur, wenn die Unterschiede auf unterschiedlicher Periodisierung der Auszahlungen bzw. Einzahlungen gegenüber den Kosten und Leistungen beruhen. Das Theorem wurde von Wolfgang Lücke 1955 als Alternative zur Cash-Flow-basierten Investitionsrechnung vorgeschlagen und hielt damit Einzug in die deutsche Wirtschaftswissenschaft. Dieses Theorem wurde aber bereits 1937 von Preinreich vorgestellt.
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[Bearbeiten] Annahmen
Damit der aus den Einnahmen und Ausgaben eines Projekts berechnete Kapitalwert mit dem aus Ertrags- und Aufwandsgrößen ermittelten Kapitalwert übereinstimmt und damit zur gleichen optimalen Investitionsentscheidung führen kann, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
Erstens muss die Summe der Zahlungsüberschüsse aller Perioden Zt = EZt − AZt gleich der Summe aller Periodengewinne Gt sein:
- Gt Periodengewinn zum Zeitpunkt t
- Zt Einzahlungsüberschuss zum Zeitpunkt t
- EZt Einzahlungen zum Zeitpunkt t
- AZt Auszahlungen zum Zeitpunkt t
- T Laufzeit
- t jeweilige Periode
Dies entspricht dem Kongruenzprinzip der Schmalenbach’schen dynamischen Bilanzierung, welches besagt, dass die Summe der Abschnittserfolge deckungsgleich mit dem Totalerfolg sein muss.
Zweitens muss der als Differenz zwischen Erträgen und Aufwendungen ermittelte Periodengewinn Gt um kalkulatorische Zinsen der Kapitalbindung der Vorperiode KBt − 1 korrigiert werden:
mit KB0 = KBT = 0
- KBt Kapitalbestand zum Zeitpunkt t
- KBt − 1 Kapitalbestand der Vorperiode
- s jeweilige Periode, die bis zum Zeitpunkt t − 1 abgelaufen ist.
[Bearbeiten] Beweis
Die Kapitalbindung, also die Differenz der bis zum Zeitpunkt t kumulierten Gewinne und der kumulierten Zahlungsüberschüsse, wird zu Beginn jeder Periode wie folgt ermittelt:
- i Kapitalkostensatz
Wenn beide o.g. Prämissen erfüllt sind, ergibt sich für den Kapitalwert zum Entscheidungszeitpunkt folgende Gleichung:
Residualgewinn zum Zeitpunk t
[Bearbeiten] Beispiel
Für folgende Beispiele wird als Zinssatz 10% und als Steuersatz 40% angenommen.
Tabelle 1: Investitionsrechnung auf Basis von Zahlungen
Investitionsbetrag | -1000 | |||||
Jahr | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Einzahlungen | 1000 | 1000 | 1000 | 1000 | 1000 | |
Auszahlungen | 600 | 600 | 600 | 600 | 600 | |
Cash-Flow | 400 | 400 | 400 | 400 | 400 | |
Abzinsfaktoren | 0,909 | 0,826 | 0,751 | 0,683 | 0,621 | |
Barwert | 364 | 331 | 301 | 273 | 248 | |
Kapitalwert | 516 |
Tabelle 2: Kapitalwertberechnung auf Basis von Kosten nach dem Preinreich-Lücke-Theorem
Jahr | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Erlöse | 1000 | 1000 | 1000 | 1000 | 1000 | |
Kosten | 600 | 600 | 600 | 600 | 600 | |
Abschreibungen | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | |
Operatives Ergebnis (vor kalk. Zinsen) | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | |
kalk. Zinsen (auf Basis Vermögen) | 100 | 80 | 60 | 40 | 20 | |
Residuales Ergebnis (BE nach kalk. Zinsen) | 100 | 120 | 140 | 160 | 180 | |
Abzinsfaktoren | 0,909 | 0,826 | 0,751 | 0,683 | 0,621 | |
Barwert | 91 | 99 | 105 | 109 | 112 | |
Kapitalwert | 516 |
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Tabelle 3: Kapitalwertberechnung auf Basis von Kosten nach dem Preinreich-Lücke-Theorem mit modifizierter Abschreibungsmethode
Jahr | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Erlöse | 1000 | 1000 | 1000 | 1000 | 1000 | |
Kosten | 600 | 600 | 600 | 600 | 600 | |
Abschreibungen | 400 | 275 | 175 | 100 | 50 | |
Operatives Ergebnis | 0 | 125 | 225 | 300 | 350 | |
kalk. Zinsen | 100 | 60 | 32,5 | 15 | 5 | |
Residuales Ergebnis | -100 | 65 | 192,5 | 285 | 345 | |
Abzinsfaktoren | 0,909 | 0,826 | 0,751 | 0,683 | 0,621 | |
Barwert | -91 | 54 | 145 | 195 | 214 | |
Kapitalwert | 516 |
Aus Tabelle 3 wird deutlich, dass unter den Bedingungen des Preinreich-Lücke-Theorems, bei einer periodenerfolgbasierten Kapitalwertrechnung eine Änderung der Abschreibungsmethode keinen Einfluss auf die Kapitalwertberechnung hat.
[Bearbeiten] Literatur
- Wolfgang Lücke: „Investitionsrechnung auf der Basis von Ausgaben oder Kosten?“ in Zeitschrift für handelswirtschaftliche Forschung, 1955, S. 310-324