Quasselwelle
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Die auf westdeutschen Handelsschiffen so genannte Quasselwelle war eine interne Funksprechverbindung auf Kurzwelle zwischen Funkstationen auf Schiffen, an Land und gelegentlich auch in Flugzeugen, die von den Funkoffizieren in der weiter unten näher beschriebenen Form beginnend etwa ab den 1970er Jahren nach und nach eingerichtet worden war. Die Ursprünge dazu liegen jedoch weiter zurück und hatten folgende Ursachen.
[Bearbeiten] Funktelegrafie in weit entfernten Seegebieten
Beginnen wir zunächst mit der Telegrafie. Die ersten Kurzwellensender nach dem Krieg an Bord von Seeschiffen waren nicht sehr leistungsfähig und mit zunehmender Entfernung von der deutschen Küstenfunkstelle Norddeichradio (Rufzeichen DAN) nahm die Leistung noch ab. Dies galt sowohl für den Empfang als auch für das Senden. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Im Kurzwellenfunkverkehr ist man auf reflektierende Schichten in der Atmosphäre angewiesen (siehe dazu auch Kennelly-Heaviside-Schicht), die sich je nach Tageszeit wie auch verwendetem Frequenzband unterschiedlich auswirken. Beispiel: Ein Schiff steht (von Standort) südlich von Kapstadt am hellen Nachmittag. Da werden die Funkwellen in beiden Richtungen regelrecht verschluckt. Dazu kommt noch, dass die Verbindung fast vollständig über festes Land geht. Land reflektiert zusätzlich weit schlechter als Wasserflächen. In den niederen bis mittleren Frequenzbereichen zwischen 8 und 12 MHz ist die Chance einer Verbindung schlecht, auf 16 oder 22 MHz etwas besser. Nachts wiederum werden die hohen Frequenzen verschluckt. Da klappt es auf der 8 oder 12 MHz besser. Kompliziert wird es in anderen Seegebieten, etwa aus dem Pazifik heraus. Nördlich von Mexiko bis hin zu den Aleuten wurde die Verbindung zu DAN sehr schlecht bis unmöglich zu allen Tageszeiten - allerdings auch Jahreszeiten abhängig. Diese Region reichte westlich bis in die Mitte des Pazifik hinein, wurde dann Richtung Japan zunehmend besser. Im südlichen Pazifik waren die Ausbreitungsbedingungen allgemein besser. Auch direkt vom Nord- in den Südpazifik. Außerdem gab es in verschiedenen Gegenden noch sogenannte Funklöcher, wo eine Verbindung von und nach Norddeich nur zu ganz kurzen Tageszeiten (vorwiegend nachts) möglich war; beispielsweise aus dem Golf von Mexiko. Das Wissen um diese Zusammenhänge mussten die Funker erst langsam erfahren. Man tauschte seine neuesten Beobachtungen darüber ständig aus. Es würde hier sehr viel mehr Platz erfordern, auf diese Probleme noch weiter einzugehen.
[Bearbeiten] Gegenseitige Funkunterstützung
Reedereien und deren Schiffe sind stets auf eine gut funktionierende Verbindung angewiesen. Wenn bei einer wochenlangen Überquerung des nördlichen Pazifik keine Nachrichten eintrafen, dann wurden die Reedereien unruhig. Die Columbus-Line von der Reederei Hamburg Süd betrieb einen Dienst zwischen dem Panama-Kanal und Australien/Neuseeland. Dort waren moderne Containerschiffe mit sehr leistungsfähigen Funkanlagen eingesetzt. Sie hatten gute Verbindung nach DAN. Alle Schiffe der Hamburg-Süd trafen sich vierstündlich +15min mit dem ihnen von der Deutschen Bundespost zugewiesenen Reederei-Sammelrufzeichen DAAP. Die Columbus-Liner (Columbus New Zealand, Columbus Australia usw) nahmen dann die Telegramme der anderen Reedereischiffe an und beförderten sie nach Norddeichradio bzw. umgekehrt weiter. Fairerweise taten sie dies auch für reedereifremde Schiffe, die sich in ähnlich misslicher Lage befanden. Diese vierstündigen Treffen nannte man Hamburg-Süd-Periode. Selbstverständlich nahmen die Funkoffiziere dafür keine zusätzlichen Gebühren, wozu sie theoretisch berechtigt gewesen wären. Das "fremde" Schiff bat dann höflich um QSP? - was bedeutete: Würden Sie gebührenfrei vermitteln? Was stets gewährt wurde.
[Bearbeiten] So entstand die Quasselwelle
Ab Anfang der 70er Jahre wurde die Technik und damit die Leistung der Funkanlagen durch Einführung der Einseitenbandmodulation erheblich verbessert. Bei der Einseitenmodulation (single-side-band = SSB) wird der Träger unterdrückt und dadurch steht ein größerer Teil der Sendeleistung für die Übertragung der Nutzinformation (i.e. der Sprache) zur Verfügung. Außerdem veringern sich die atmosphärischen Nebengeräusche. Dies wirkte sich vor allem auf die Kurzwellen-Telefonie positiv aus. Den Schiffen waren inzwischen für den Schiff-Schiff-Verkehr besondere Telefonie-Frequenzen zugewiesen worden. Die bekannteste war die 16.587,1 kHz. Es hatte sich dann schnell eingespielt, dass sich die Funker aller deutschen Reedereien weltweit regelmäßig zu den oben angemerkten Zeiten der früheren DAAP-Periode trafen, um Nachrichten auch privater Natur miteinander auszutauschen. Es wurde mächtig durcheinander palavert, Verbindungen zwischen Hawaii und Südafrika waren genauso normal wie zwischen Schiffen vor Hongkong und der antarktischen Georg von Neumayer-Station des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts. Selbst Lufthansa-Flugzeuge mitten über der Sahara nahmen gelegentlich daran teil. Für das Ganze wurde irgendwann der Name Quasselwelle geprägt und allgemein benutzt.