Reformiert-Apostolischer Gemeindebund
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Reformiert-Apostolische Gemeindebund (RAG) war von 1921 bis 1994 eine christliche Freikirche in der Tradition der katholisch-apostolischen Gemeinden. Sein Hauptverbreitungsgebiet war Sachsen und Thüringen mit weiteren Gemeinden in Schlesien, Süddeutschland und den Niederlanden.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Reformiert-Apostolische Gemeindebund (RAG) entstand durch Ausschluss der Apostel Carl August Brückner (1872-1949) und Max Ecke (1876-1965) im Mai 1921 aus der Neuapostolischen Kirche (NAK) durch den damaligen Stammapostel und Hauptleiter Hermann Niehaus. Apostel Brückner hatte sich gegen die Machtfülle des Stammapostelamtes gewandt und zeitgemäße Reformen von Lehre und Leben gefordert.
Am 5. Mai 1921 erklärten sich 89 Amtsträger mit Apostel Brückner solidarisch und 6.000 Gemeindemitglieder schlossen sich ihnen an. Es entstanden unabhängige reformiert-apostolische Gemeinden, die sich jedoch erst 1924 im Reformiert-Apostolischen Gemeindebund vereinsrechtlich organisierten. Das oberste Leitungsorgan des RAG war das Bundeskonzil, dem Apostel C. A. Brückner als sog. Apostelältester vorstand. 1933 trennten sich unter Führung seines Bruders Robert Brückner sen. viele Mitglieder der Gemeinden Leipzig und Netzschkau vom RAG und traten in die evangelische Landeskirche ein.
Unter Apostel C.A. Brückner trat eine deutliche Liberalisierung der neuapostolischen Lehre ein. Die Vernunft wurde stärker betont und die Bibel kritisch betrachtet. Die in der NAK allgegenwärtige Endzeithoffnung trat stark zurück. Das Hauptanliegen war vielmehr die Erziehung zu praktischem Christentum. Mit dem Beginn des Nationalsozialismus war die Blütezeit der Gemeinschaft vorbei und man entging dem Verbot durch weitgehende, innerhalb des Kreises der Amtsträger aber nicht unumstrittene Anpassung.
Der Neuanfang und die Neubesinnung wurden nach dem Krieg von Apostel Max Ecke übernommen. Ihm gelang es 1956 in Düsseldorf eine Übereinkunft mit anderen ausgeschlossenen Aposteln und Gemeinden zu erzielen. Es wurde die Vereinigung Apostolischer Gemeinden gegründet. Dies war das erste und einzige Mal, dass sich apostolische Gemeinschaften zusammen schlossen und nicht trennten.
Die westdeutschen reformiert-apostolischen Gemeinden wurden - auch aufgrund der politischen Ereignisse des Kalten Krieges - mit den Gemeinden der Apostolischen Gemeinschaft vereinigt. In den Niederlanden schlossen sich die 1926 entstandenen reformiert -apostolischen Gemeinden der Hersteld Evangelische Apostolische Gemeente und die 1955 gegründete Apostolische Stichting zur Apostolische Geloofsgemeenschap (ab 1980: Gemeente van Apostolische Christenen) zusammen.
Die restriktive Haltung des SED-Regimes der DDR gegenüber christlichen Glaubensgemeinschaften veranlasste die christlischen Denominationen zu einer engeren Zusammenarbeit, aus der heraus auch der RAG gute ökumenische Beziehungen zu evangelischen Landeskirchen entwickelte.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden Wege gesucht, die beiden freien deutschen apostolischen Gemeinschaften, den RAG und die Apostolische Gemeinschaft, zusammenzuführen. Wegen Fristversäumnis konnte eine Vereinigung durch Verschmelzung der beiden Vereine nicht durchgeführt werden. Ein Zusammenschluss gelang daher erst 1994 durch die Auflösung des RAG und den Beitritt der Mitglieder des RAG zur Düsseldorfer "Apostolischen Gemeinschaft" e. V.. Überlegungen, für die "neue" Gesamtgemeinschaft einen neuen Namen einzuführen, wurden von Vertretern der Apostolischen Gemeinschaft e. V. nicht unterstützt. Somit ist der RAG unter Aufgabe seines Namens, nicht aber seines Anliegens in der "Apostolischen Gemeinschaft" aufgegangen.
[Bearbeiten] externe Links
- www.apostolisch.de - Apostolische Gemeinschaft e.V.