Ringelnatter
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ringelnatter
|
||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
|
||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Natrix natrix | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Die Ringelnatter (Natrix natrix), früher auch als "Unke" bezeichnet, ist eine in mehreren Unterarten in großen Teilen Europas und Asiens sowie Nordafrikas beheimatete Schlange, die zur Familie der Nattern (Colubridae) gehört.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Merkmale
Die männliche Ringelnatter kann etwa einen Meter lang werden, die weibliche bei einigen Unterarten wie etwa der Barrenringelnatter (Natrix natrix helvetica) bis zu zwei Metern. Außerdem sind die Weibchen deutlich dicker als die Männchen.
Der Kopf der Tiere ist deutlich vom Körper abgesetzt, die Pupillen sind, wie bei allen Nattern, rund. Auf der Kopfoberseite befinden sich sehr große Schuppen. Die Oberlippe wird von sieben (selten sechs oder acht) Oberlippenschuppen (Supralabialia) gebildet, wobei die dritte und vierte den Unterrand des Auges bilden. Vor dem Auge befindet sich nur eine Schuppe (Praeoculare), dahinter meistens drei oder vier Hinteraugenschuppen (Postocularia).
Auffälligstes Erkennungsmerkmal sind die orangegelben, gelblichen oder weißen Halbmondflecken auf beiden Seiten hinter dem Kopf, die nur bei der Unterart Natrix natrix astreptophora fehlen. Die Flecken können in ein helles Nackenband übergehen. Die Bauchseite ist weißgrau oder gelblich und mit einem schachbrettartigen Fleckenmuster versehen.
Die Grundfarbe der Tiere variiert von schiefergrau bis grün- oder olivgrau. Selten treten auch Schwärzlinge, also ganz oder teilweise schwarz gefärbte Tiere, auf (Melanismus). Auf ihrem Rücken und an den Seiten zeigt sie dunkle, unregelmäßige Flecken. Einige Unterarten (etwa Natrix natrix persa) haben zwei helle Längsstreifen entlang des Rückens, andere (etwa die Barrenringelnatter) auffällig dunkle Querbarren an den Körperseiten.
[Bearbeiten] Lebensweise
Ringelnattern sind weitgehend tagaktiv und beginnen den Morgen mit einem ausgiebigen Sonnenbad. Sie können gut schwimmen und tauchen, leben daher vorzugsweise in der Nähe von Gewässern aller Art. Aber auch weitab von Gewässern in feuchtem Gelände kommen sie vor und sind nicht so auf Wasser angewiesen wie andere Nattern etwa die Vipernatter (Natrix maura) oder die Würfelnatter (Natrix tessellata). Im Gebirge können sie bis in eine Höhe von 2300 Metern vorkommen.
[Bearbeiten] Ernährung
Ringelnattern ernähren sich vorwiegend von Fröschen, Kröten oder Fischen, fressen dabei nur lebende Beute. Besonders in südlichen Verbreitungsgebieten jagen sie auch Eidechsen und Mäuse. Die Jungschlangen fressen Kaulquappen, Regenwürmer und kleine Fische. Sie erkennen ihre Beute ausschließlich an ihren Bewegungen. Ihre natürlichen Feinde sind Greifvögel, Igel, Katzen, sowie der Mensch. Häufig werden sie beim Wärmen auf asphaltierten Straßen überfahren. Durch ständiges Züngeln ortet die Ringelnatter die Beute, um dann langsam immer näher heranzuschlängeln und schließlich blitzartig zuzustoßen. Größere Beutetiere werden umwickelt, um sie zusätzlich zu schwächen, bzw. zu strangulieren. Rührt sich das Beutetier nicht mehr wird es bezüngelt und dann im Ganzen heruntergewürgt.
[Bearbeiten] Flucht- und Abwehrverhalten
Ringelnattern sind sehr scheu. Werden sie gestört oder aufgeschreckt, reagieren sie je nach Situation verschieden. Dies kann vom Ignorieren bis zum scheinbaren Angriff reichen.
[Bearbeiten] Verharren
Wird eine Ringelnatter, die z.B. einen Waldweg überqueren wollte, überrascht, so wird sie häufig einfach auf der Stelle verharren, wenn man sofort stehen bleibt und nichts tut. Nach einer Weile wird sie erkennen, dass von der Person keine akute Gefahr ausgeht und ihren Weg fortsetzen. Um die Situation zu entschärfen, kann man auch zusätzlich ein, zwei Schritte zurückgehen. Die Schlange fühlt sich dadurch nicht mehr verunsichert und zieht ihres Weges.
[Bearbeiten] Flucht
Ringelnattern fliehen bei Bedrohung oder Störung schnell und geräuschlos ins Wasser oder in ein Versteck. Dies kann ein Bau eines anderen Tieres, ein Zwischenraum zwischen Steinen oder Holz, oder auch naheliegende tiefe Büsche sein.
Wird das Tier hingegen aufgeschreckt, und sieht es einen Fluchtweg, so eilt es mitunter sehr geräuschvoll dort hin. Diese Form der Flucht ist sehr unkontrolliert; mitunter hastet die Ringelnatter an für sie sicheren Verstecken vorbei.
[Bearbeiten] Abwehr
Kommt sie nicht schnell genug weg, weil sie z.B. im Schlaf überrascht wurde, geht die Ringelnatter in Angriffs-Stellung. Dabei kann sie, je nach Lage der Bedrohung, den flachen- oder den sogenannten "Kobra"-Angriff wählen.
[Bearbeiten] Flacher Angriff
Während des flachen Angriffs befinden sie sich in zusammengerollter Stellung und nehmen die schlangentypische S-förmige Haltung ein. Anschließend zischen sie warnend und stoßen mit dem Kopf in Richtung des Angreifers, den sie jedoch jeweils um einige Zentimeter verfehlen. Da das Maul dabei geschlossen bleibt, handelt es sich hierbei um eine reine Droh-Gebärde.
[Bearbeiten] Kobra-Angriff
Mit dem Kobra-Angriff verteidigen sich Ringelnattern immer dann, wenn ihnen zwar Platz, jedoch kein Fluchtweg zur Verfügung steht. Sie stellen ihren Vorderkörper zu 1/3 auf und zischen warnend. Mit dem am Boden verbleibenden Körper ringeln sie sich auf der Stelle herum und stoßen, wie beim flachen Angriff, ebenfalls mit geschlossenem Maul zu.
[Bearbeiten] Totstellen
Bei diesem Totstell-Reflex dreht sich das Tier halb auf den Rücken und erschlafft, dabei dreht es die Pupillen nach unten und lässt die Zunge heraushängen. Manchmal entleeren sie ihre Kloakendrüse, die eine übelriechende, gelblichweiße Flüssigkeit enthält. Dieses Verhalten wird in der Fachsprache auch als Akinese bezeichnet.
[Bearbeiten] Gefährlichkeit der Ringelnatter
Eine Ringelnatter beißt Menschen nur sehr selten. Nattern verfügen über eine Giftdrüse, die bei Ringelnattern aber nur ein schwaches und für den Menschen ungefährliches Gift absondern kann. Das Gift der Ringelnatter befindet sich im Speichel des Tieres und vermag kleinere Beutetiere zu lähmen, wobei jedoch vermutet wird, dass es primär der Vorverdauung dient. Für den Menschen, wie auch für Haustiere wie Hunde und Katzen, ist die Ringelnatter völlig ungefährlich.
[Bearbeiten] Gefährdung der Ringelnatter
Die Ringelnatter steht auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Sie darf weder verfolgt noch belästigt werden. Da sie, wie oben beschrieben, harmlos ist, sollte man sich eher freuen, wenn man ein Tier zu Gesicht bekommt.Wer eine Schlange jedoch fängt, sie verletzt oder tötet, muss mit hohen Geldstrafen rechnen.
[Bearbeiten] Winterstarre
Den Winter verbringen die Ringelnattern in einer Winterstarre in Komposthaufen, frostfreier Erde, Baumstubben oder Laubhaufen. Sie verlässt dieses Versteck im März bis April, abhängig von den Außentemperaturen. Ringelnattern werden 20 bis 25 Jahre alt.
[Bearbeiten] Fortpflanzung und Entwicklung
Ringelnattern verpaaren sich nach der ersten Frühjahrshäutung im April und Mai. Dabei versammeln sie sich häufig in großen Paarungsgruppen von bis zu 60 Tieren, wobei immer mehr Männchen als Weibchen vorkommen. Eine Balz oder ein Vorspiel gibt es nicht. Kopulierende Pärchen bleiben längere Zeit verbunden, wobei die Hemipenes, die Kopulationsorgane des Männchens, in die Kloake des Weibchens verhakt sind. Bei Gefahr flieht das größere Weibchen und zieht das Männchen dabei hinter sich her.
Die Eiablage erfolgt im Juli bis August. Das Gelege umfasst 10 bis 40 Eier.
[Bearbeiten] Bildergalerie
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Ringelnatter – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Ringelnatter im Natur-Lexikon (viele Fotos)
- Informationen und Fotos auf www.herpetofauna.at
- http://www.ringelnatter.net/
- http://www.amphibienschutz.de/reptil/rina.htm
- Natrix natrix in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: European Reptile & Amphibian Specialist Group, 1996. Version vom 12. Mai 2006