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Schlangen - Wikipedia

Schlangen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt die Tiergruppe Schlangen. Für weitere Bedeutungen siehe auch Schlange und Schlangen (Gemeinde).
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Schlangen
Ringelnatter (Natrix natrix)
Ringelnatter (Natrix natrix)
Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Unterordnung: Schlangen
Wissenschaftlicher Name
Serpentes
Linnaeus, 1758

Schlangen (griech. ὄφιςOphis oder lat. Serpentes) sind eine Unterordnung der Reptilien. Sie stammen von echsenartigen Vorfahren ab, die ihren Körper stark verlängert und ihre Beine verloren haben. Sie umfassen eine große Anzahl von Arten und sind bis auf die Eiskappen und einige Inseln überall auf der Welt anzutreffen. Auch in der Mythologie spielte die Schlange eine große Rolle, so verführte sie unter anderem in der Bibelgeschichte Eva die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu kosten.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Da es fast 3.000 bekannte Schlangenarten auf der Welt gibt, unterscheiden sich die Einzelnen in ihrer Lebensweise teilweise recht stark voneinander. Grob gesehen können viele von ihnen in Landschlangen und Seeschlangen nach ihrem Lebensraum oder Würgeschlangen und Giftschlangen nach ihrer Ernährungsweise eingeteilt werden.

Die Anpassung an verschiedene Lebensräume hat zur Ausprägung einer Vielzahl von Fortbewegungsarten geführt, die Kriechen, Schwimmen, Tauchen, Graben, Klettern und sogar Springen und Gleiten ermöglichen. Auch sind Schlangen in der Lage, erstaunlich hohe Hindernisse zu überwinden. Landschlangen bewegen sich gewöhnlich durch Kriechen fort, wobei sie verschiedene Techniken anwenden:

  • Das Schlängeln ist die häufigste Methode. Dabei drückt sich die Schlange mit ihren kräftigen Muskeln von verschiedenen Gegenständen, wie Stein(ch)en und Ästen auf dem Boden schräg nach vorne ab. Weil sie sich immer von beiden Seiten nach vorne drückt, kompensieren sich die Seitenkräfte und es entsteht eine gerichtete Vorwärtsbewegung. Auch im Dschungel können sich Schlangen so mit bis zu 6 km/h fortbewegen.
  • Beim geraden Kriechen bewegt sich die Schlange durch periodisch verlaufende Wellen von Muskelkontraktionen. So wird ein Vorwärtskommen in Röhren und engen Spalten möglich, wenn auch vergleichsweise langsam.
  • Beim Seitenwinden hebt die Schlange ihren vorderen Körper und drückt ihn ein Stück weiter seitlich wieder auf. Gleichzeitig wandern die anderen zwei bis drei Berührungsstellen des Körpers mit dem Boden weiter schwanzwärts. Bei dieser Art der Fortbewegung berührt die Schlange nur mit einem kleinen Teil der Körperoberfläche den Boden, weshalb sie vor allem bei Wüstenschlangen anzutreffen ist.
  • Die Zieharmonika-Bewegung wird auf glatten Untergründen angetroffen, die wenig Halt bieten. Dabei zieht die Schlange ihren hinteren Körperteil heran und legt sich in enge Schleifen. Dann streckt sie den vorderen Körperteil nach vorne und zieht den Rest wieder nach.

Anatomie und Morphologie

Anatomie einer Schlange: 1 Speiseröhre 2 Luftröhre 3 tracheale Lungen 4 rudimentäre linke Lunge 5 rechte Lunge 6 Herz 7 Leber 8 Magen 9 Luftsack 10 Gallenblase 11 Bauchspeicheldrüse 12 Milz, 13 Darm 14 Hoden 15 Nieren
Anatomie einer Schlange:
1 Speiseröhre
2 Luftröhre
3 tracheale Lungen
4 rudimentäre linke Lunge
5 rechte Lunge
6 Herz
7 Leber
8 Magen
9 Luftsack
10 Gallenblase
11 Bauchspeicheldrüse
12 Milz,
13 Darm
14 Hoden
15 Nieren
Raue Grasnatter (Opheodrys aestivus) - bis 75 cm lang, Sumpfbewohner
Raue Grasnatter (Opheodrys aestivus) - bis 75 cm lang, Sumpfbewohner
Kornnatter (Pantheropis guttatus) - bis 1,5 m lang, Feld- und Waldbewohner
Kornnatter (Pantheropis guttatus) - bis 1,5 m lang, Feld- und Waldbewohner
Ein albinotischer Tigerpython (Python molurus), der bis zu 5 Meter lang wird, in Ausnahmefällen über 6 m, Waldbewohner
Ein albinotischer Tigerpython (Python molurus), der bis zu 5 Meter lang wird, in Ausnahmefällen über 6 m, Waldbewohner
Eine Klapperschlange (Crotalus durissus), Wüstenbewohner
Eine Klapperschlange (Crotalus durissus), Wüstenbewohner

Alle Schlangen besitzen einen länglichen und dünnen Körper und haben bis auf wenige Ausnahmen ihre Gliedmaßen vollständig verloren. Lediglich bei den evolutionär gesehen primitiven Schlangen sind zum Teil Reste des Beckengürtels und kurze Hintersporne zu finden. Neben der Größe, die stark variieren kann, gibt es weitere Unterschiede ihrer Körperform. Einige Schlangen können eher stummelig aussehen (dicker Körper, kurzer Schwanz; Gabunviper - Bitis gabonica), währende andere sehr gleichmäßig nach hinten dünner werden (Raue Grasnatter - Opheodrys aestivus). Die Weibchen sind in der Regel etwas größer und dicker. Auch der Schwanzansatz hinter der Kloake stellt ein gutes Unterscheidungsmerkmal dar. Während er sich bei den Männchen sehr gleichmäßig verjüngt, ist bei den Weibchen ein Absatz zu erkennen. Die Größe ausgewachsener Tiere schwankt artabhängig zwischen 75 cm und 10 m.

Auch im Querschnitt gesehen, können sie von rund oder oval über dreieckig bis toastscheibenförmig variieren. Häufig ist der Bauch abgeflacht.

Die Anzahl der Wirbel ist auf rund 200 (maximal 435) erhöht. Die Kiefer- und Gaumenknochen sind nur durch Bänder verbunden und stark verschiebbar, so dass auch größere Beutetiere in einem Stück verschlungen werden können.

Die meisten ihrer inneren Organe sind der Körperform entsprechend langgestreckt. Der rechte Lungenflügel ist verkümmert, während sich der linke über bis zu 2/3 der Körperlänge erstrecken kann. Dies kann man auch von außen gut erkennen, wenn sich der Körper mit jedem Atemzug leicht ausdehnt. Das Gehirn befindet sich in der Schädelkapsel. Auch die Hoden und Eierstöcke besitzen eine längliche Form.

Schlangen verfügen über eine schier unendliche Zahl von Farb- und Zeichnungsvarianten. Sie umfassen alle Farben des Spektrums und können einfarbig, mit wenig gefärbten Schuppen über Streifen-, Leiter- und Karomuster bis hin zu komplexen Farbkombinationen reichen. Einige ungiftige Arten haben im Laufe der Evolution ein ähnliches Muster wie andere, giftige, entwickelt um ihre Feinde zu verwirren und sich zu schützen (Mimikry).

Lebensweise

Schlangen sind - von der Winterruhe abgesehen - Einzelgänger und finden sich nur zur Paarung zusammen.

Als Kaltblüter oder "wechselwarme" Tiere erhalten Schlangen ihre Körpertemperatur nicht durch Energiegewinnung aus ihrer Nahrung, sondern sind von ihrer Umgebung abhängig. Daher können an sonnigen Tagen vor allem in kalten und bergigen Regionen oft Schlangen beim Sonnebad beobachtet werden. Sie nutzen die Wärmestrahlung der Sonne um ihre Körpertemperatur zu erhöhen und damit ihren Stoffwechsel zu aktivieren. Kalte Schlangen sind langsam und träge. Sie züngeln dann auch deutlich weniger und langsamer. Klapperschlangen z.B. rasseln dann mit einer deutlich niedrigeren Frequenz. Weil die Erhaltung der Körpertemperatur beim Warmblüter einen sehr großen Teil der Nahrungsenergie verbraucht, benötigen Schlangen viel weniger Nahrung als diese und brauchen daher je nach Art und Größe der letzten Mahlzeit nur alle 2 - 10 Tage bei kleinen und 4-10 Wochen bei großen Vertretern erneut auf die Jagd zu gehen. Wird es ihnen zu warm müssen sie schattige Plätze oder das Wasser aufsuchen, weil Schlangen nicht über Schweißdrüsen verfügen.

Sinneswahrnehmung

Mit ihrer gespaltenen Zunge nehmen sie nichtflüchtige Partikel aus der Luft auf. Im Inneren des Mauls führen sie die Zungenspitzen in das Jacobsonsche Organ, eine kleine Vertiefung, die unter der Nase liegt. Dort werden diese Partikel dann ähnlich den Gerüchen (flüchtige Partikel) analysiert. Schlangen züngeln also so oft, um etwas über ihre Umgebung zu erfahren.

Einige wenige Arten (Boas, Pythons, Grubenottern) haben spezielle Grubenorgane entwickelt, die es ihnen ermöglichen Wärmestrahlung (IR-Strahlung) wahrzunehmen. Diese ermöglichen eine präzise Jagd auch bei Dunkelheit und sogar bei Blindheit.

Dafür besitzen sie keine Ohren mehr. Allerdings findet man Ansätze des Innenohres, die es ihnen ermöglichen, Vibrationen des Bodens wahrzunehmen.

Vermehrung

Hemipenis einer Klapperschlange
Hemipenis einer Klapperschlange

Die Paarungszeit liegt gewöhnlich im Frühjahr nach der Winterruhe. Treffen zwei Männchen auf ein Weibchen kommt es vor allem bei Giftschlangen zu einem ritualisierten Kommentkampf, bei dem sich die männlichen Schlangen mit ihren Oberkörpern um einander schlingen und versuchen sich dabei gegenseitig zu Boden zu drücken. Verletzungen kommen dabei praktisch nicht vor. Einige Arten jedoch neigen zu aggressiverem Vorgehen. Das siegreiche Männchen umschlängelt dann das Weibchen in einem wilden, bis zu 2 Tagen andauernden Paarungsakt. Bei der eigentlichen Befruchtung schiebt es einen seiner Hemipenisse in die Kloake des Weibchens. Einige Arten finden sich bei der Paarung auch in großen Anhäufungen wieder, bei denen sich viele Männchen um ein Weibchen schlängeln und versuchen es zu befruchten (z.B. Strumpfbandnatter). Dabei bilden sie ein Paarungsknäuel.

Es gibt sowohl eierlegende als auch lebend gebärende Schlangen. Die Eier werden nach zwei bis vier Monaten an einem gut geschützten, warmen und feuchten Ort abgelegt. Meist werden dafür vorhandene Löcher genutzt oder neue angelegt. Einige Arten zeigen sogar aktives Brutverhalten oder scheinen sich zumindest nicht weit vom Gelege entfernen zu wollen. Nach dem Schlüpfen bzw. der Geburt sind die Jungen jedoch weitestgehend auf sich alleine gestellt und werden nicht von den Elterntieren versorgt. Zum Schlupf besitzen Jungtiere einen "Eizahn", mit dem sie sich von innen durch die lederartige Schale schneiden können. Innerhalb von zwei Tagen fällt er ab.

Die Gelegegröße oder Wurfstärke hängt von der Art und der Größe des Muttertieres ab und variiert zwischen 2 und 60, liegt im Schnitt jedoch bei 5 - 20 Nachkommen. Da im ersten Jahr oft mehr als die Hälfte alle Nachkommen stirbt und auch noch einige Jahre danach die Sterblichkeit recht hoch ist, erreichen selbst in unberührter Natur wahrscheinlich höchstens 10 - 15 % der Nachkommen das Erwachsenenalter.

Häutung

Eine Gewöhnliche Mamba (Dendroaspis angusticeps) mit abgestreifter Haut.
Eine Gewöhnliche Mamba (Dendroaspis angusticeps) mit abgestreifter Haut.

Weil Schlangen wie alle Reptilien auch nach Erreichen der Geschlechtsreife weiterwachsen, ihre Haut jedoch nicht kontinuierlich abgeschuppt werden kann, müssen sie sich regelmäßig häuten. Dabei löst sich langsam die oberste Hautschicht vom Rest ab, was an einer Trübung bzw. Mattfärbung der Tiere und besonders der Augen zu erkennen ist. Sie fühlen sich dann zwar immer noch glatt, jedoch eher wie alte weiche Haut an. Irgendwann beginnt die Schlange ihre Schnauze an einem scharfen oder spitzen Gegenstand zu reiben. Ist die Haut an einer Stelle aufgerissen, versucht sich die Schlange durch Kriechen durch enge Spalten, um Äste oder enge Astgabeln herum und Ähnliches von der alten Haut zu befreien. Nach der Häutung besitzen die Tiere wieder eine feste und klar gefärbte Haut. Auch die Hornhaut der Augen - die mit abgeschuppt wird - ist jetzt wieder kristallklar. Die alte Haut, die Exuvie, bleibt zurück.

Alter

Die meisten Natternarten erreichen ein Alter von etwa 6-10 Jahren in Gefangenschaft, viele Riesenschlangen werden etwa 30 Jahre alt. Das Alter von Schlangen variiert oft erheblich innerhalb der Gattung. Weitere Beispiele, die jedoch nur einen ungefähren Richtwert bilden, abhängig von den Lebensumständen (Gefangenschaft, Freiheit):

Ringelnatter 20 Jahre, Würfelnatter 7 Jahre, Bullennatter 30 Jahre, Kreuzotter 25 Jahre, Lanzenotter 8 Jahre, Korallenschlange 8 Jahre, Südamerikanische Klapperschlange 17 Jahre, Diamantklapperschlange 25 Jahre, Prärieklapperschlange 12 Jahre, Schwarze Mamba 24 Jahre.

Verteidigung

Es gibt aktive und passive Verteidigungsstrategien. Zu den aktiven gehören Abwehrbisse oder der Giftbeschuss durch die Speikobra. Meistens ergreifen Schlangen jedoch die Flucht oder stellen sich einfach tot, wenn dies nicht möglich ist. Dazu legen sie sich auf den Rücken, öffnen das Maul und lassen die Zunge heraushängen. Einige Arten sondern Sekrete ab, die Verwesungsgeruch vortäuschen sollen (Ringelnatter). In die Enge getrieben, rollen sie sich möglichst dicht zusammen und heben den Oberkörper, um größer zu wirken. Einige Arten können sich dazu auch aufblasen oder ihren Nacken spreizen (Kobras). Der Python rollt sich zu einer dichten Kugel zusammen und versteckt den Kopf in der Mitte, was ihm auch den Namen "Ball Python" eingebracht hat. Manche Arten bilden, wie oben bereits erwähnt, die Zeichnung gefährlicher Arten nach. Andere sehen von beiden Seiten gleich aus und strecken bei einem Angriff ihren Schwanz wie sonst den Kopf nach oben. Allein eine gut angepasste Färbung kann Schlangen auf dem Untergrund nahezu unsichtbar werden lassen. Damit verstecken sie sich nicht nur vor der Beute, sondern auch vor ihren Feinden. Akustisch machen sie sich ebenfalls bemerkbar. Das Zischen dürfte vielen wohl bekannt sein, ebenso wie das Rasseln der Klapperschlangen. Andere Schlangen erzeugen Geräusche, indem sie ihre Schuppen gegeneinander reiben.

Nahrung

Alle Schlangen sind Raubtiere und ernähren sich von anderen, lebenden oder frisch getöteten Tieren. Zu ihrer Beute zählen neben Insekten bei kleineren Schlangen vor allem Nagetiere, Frösche und Eidechsen bei mittelgroßen Schlangen. Sehr große Schlangen erlegen neben Kaninchen auch mal Rehe oder Wildschweine. Ansonsten können Vögel und sogar Eier genauso auf dem Speiseplan stehen wie andere Schlangen. Kobras fressen häufig andere Schlangen. Für den Beutefang haben sich Schlangen in zwei Gruppen spezialisiert: Würgeschlangen und Giftschlangen, die über einen sehr komplexen Giftapparat verfügen. Insekten und Frösche werden meist lebend verschlungen. Im großen Magen wird die Beute mit Hilfe einer relativ hoch konzentrierten Salzsäure aufgelöst. Nur Haare können von Schlangen nicht verdaut werden und werden nach einiger Zeit wieder ausgewürgt. Riesenschlangen können über ein Jahr lang hungern.

Jagd

Gabunviper (Bitis gabonica) beim Verschlingen eines Nagetiers.
Gabunviper (Bitis gabonica) beim Verschlingen eines Nagetiers.

Die meisten Schlangen lassen sich nach ihrem Jagdverhalten in Würgeschlangen und Giftschlangen einteilen. Würgeschlangen schleichen sich langsam an ihr Opfer an, bis sie auf wenige Zentimeter herangekommen sind. Dann schnappen sie blitzschnell zu, beißen sich an einer Stelle fest und wickeln sich mit ihrem Körper darum. Dabei schnürt die Schlange vor allem den Brustkorb des Tieres zu. Mit jedem Ausatmen zieht die Schlange fester zu, bis das Opfer das Bewusstsein verliert. Die Schlange hält jedoch noch so lange fest, bis das Herz aufgehört hat zu schlagen. Dann lockert sie ihren Griff und sucht den Kopf. Behaarte Beutetiere werden immer mit dem Kopf voran verzehrt, damit sich das Fell beim Hinunterschlingen nicht aufstellt und den Schlingvorgang behindert. Da Schlangen ihre Beute in einem Stück verschlingen, haben sie einen Mechanismus, der es ihnen ermöglicht, die Kieferknochen voneinander auszuhaken und zusätzlich eine Verlängerung ihrer Luftröhre nach außen zu stülpen, damit diese nicht blockiert wird. Nach einer Mahlzeit sieht es oft so aus, als würde die Schlange gähnen. Dabei renkt sie ihre Kiefer wieder ein.

Es gibt auch einige Arten, die kein Gift besitzen und ihr Opfer auch nicht erwürgen. Sie haben sich auf Fische, Reptilien, Amphibien und Insekten spezialisiert. Ihr Jagdverhalten besteht darin, dass sie nach der Beute schnappen und versuchen sie so zu fangen. Was sie erwischen, wird lebendig heruntergeschlungen.

Hauptartikel: Giftschlangen

Giftschlangen verfügen über einen im hochentwickelten Giftapparat und finden sich vor allem bei Vertretern der evolutionär "älteren" Familien. Sie schleichen sich ebenfalls bis auf wenige Zentimeter dicht an ihr Opfer heran. Wenn sie zuschlagen, rammen sie sehr schnell zwei Giftzähne, die bei einigen Arten ein- und ausgeklappt werden können, in das Opfer und injizieren das Schlangengift. Das Gift wird von zwei muskulösen Drüsen gebildet, die beim Zubeißen das Gift über die Zähne pressen. Bei einigen Arten haben sich gefurchte oder röhrenförmige Giftzähne ausgebildet, über die das Gift besser in die Bissstelle gelangt. Genauso schnell wie sie zuschlagen, ziehen sie sich auch wieder zurück, um zu warten, bis ihr Opfer gestorben oder zumindest bewusstlos ist. Das Gift tötet das Tier meist nach wenigen Minuten durch seine Wirkungen auf Herz, Kreislauf und Gewebe (insbesondere die Nerven). Gleichzeitig kommt ihm durch die gewebsauflösenden Eigenschaften eine Verdauungsfunktion zu. Danach wird die Beute ebenfalls mit dem Kopf voran verschlungen. Auch neugeborene Giftschlangen können bereits mit einer tödlichen Dosis Gift ausgestattet sein.

Schlangengift

Hauptartikel: Schlangengift

Schlangengifte bestehen aus verschiedenen Proteinen und sind von zähflüssiger Konsistenz mit milchig-weißer bis gelblicher Farbe. Je nach Art wirkt das Gift auf das Nervensystem (Neurotoxine), die Blutzellen und -gefäße (Hämotoxine), das Herz (Kardiotoxine), die Gewebe oder die Gerinnung (Koagulanzien). Nur etwa 400 Schlangenarten sind giftig und von diesen lediglich rund 50 potenziell tödlich für Menschen. Arten, die als besonders giftig gelten, sind allerdings nicht die Ursache der meisten Todesfälle, weil sie in schwer zugänglichen Gebieten leben und sehr scheu sind. In der Medizin werden Schlangengifte und von ihnen abgeleitete Produkte sowohl der Behandlung von Krankheiten als auch der Erforschung neuer Wirkstoffe eingesetzt. Daneben dienen sie als Ausgangsstoff zur Herstellung von Gegengiften.

Natürliche Feinde

Säugetiere

Obwohl sich kein Säugetier auf die Schlangenjagd spezialisiert hat, scheinen sie bei einigen zum gewohnten Nahrungsspektrum zu gehören. Hier sind es vor allem Großkatzen wie der Leopard oder Schakale, aber auch kleinere Jäger wie Marder, Wiesel und der Dachs. Ein bekannter Feind ist auch der Mungo, der sich im Kampf mit einer Kobra durch seine Schnelligkeit und sein dickes Fell nur einem geringen Risiko aussetzt, gebissen zu werden. Er ist allerdings nicht gegen ihr Gift resistent. Primaten und Schweine erbeuten bzw. fressen gelegentlich Schlangen

Vögel

Zu den schlangenfressenden Vögeln zählen weltweit vor allem Greifvögel. Schlangenadler jedoch haben sich auf die Schlangenjagd spezialisiert.

Reptilien, Amphibien, Fische

In Gewässern fallen Schlangen Alligatoren, Krokodilen oder größeren Schildkröten wie der nordamerikanischen Schnappschildkröte zum Opfer. An Land können ihnen größere Echsen wie Warane gefährlich werden.

Obwohl Amphibien nicht gezielt Schlangen jagen, werden vor allem kleine Exemplare gelegentlich von größeren Kröten und Fröschen gefressen.

Fleischfressende Fische wie und Hechte oder größere Meeresfische wie Haie können ebenfalls Schlangen erbeuten.

Andere Schlangen

Einige Arten wie die Halsbandnatter oder die in Europa lebende Glattnatter besitzen kein festgelegtes Nahrungsspektrum und fressen alles, was ihnen zur richtigen Zeit über den Weg läuft und klein genug ist. Darunter finden sich häufiger Schlangen. Andere Arten wie die amerikanische Königsnatter haben sich hingegen auf die Jagd anderer Schlangenarten spezialisiert.

Verbreitung und Lebensräume

Schlangen sind fast weltweit verbreitet und in unterschiedlichsten Lebensräumen vom Gebirge bis zum Meer zu finden. Die Kreuzotter schafft es am weitesten in den Norden, bis nach Skandinavien. Die am südlichst lebende Schlangenart der Erde ist Bothrops ammodytoides welche in Patagonien beheimatet ist. Die mit Abstand größte Artenvielfalt gibt es jedoch in den Tropen. Zu den wenigen Orten Europas, an denen es keine Schlangen gibt, gehört Irland. Auch in der Arktis sowie in der Antarktis leben keine Schlangen.

Europa

Die Ringelnatter ist eine häufig in Europa anzutreffende ungiftige Schlange.
Die Ringelnatter ist eine häufig in Europa anzutreffende ungiftige Schlange.
Die Kreuzotter ist in Mitteleuropa die häufigste Giftschlange.
Die Kreuzotter ist in Mitteleuropa die häufigste Giftschlange.

Deutschland

  1. Äskulapnatter (Elaphe longissima) - Tier des Jahres 2000
  2. Aspisviper (Vipera aspis)
  3. Glatt- bzw. Schlingnatter (Coronella austriaca)
  4. Kreuzotter (Vipera berus)
  5. Ringelnatter (Natrix natrix)
  6. Würfelnatter (Natrix tessellata)

Schweiz

  1. Äskulapnatter (Elaphe longissima)
  2. Aspisviper (Vipera aspis)
  3. Gelbgrüne Zornnatter (Hierophis viridiflavus)
  4. Glatt- bzw. Schlingnatter (Coronella austriaca)
  5. Kreuzotter (Vipera berus)
  6. Ringelnatter (Natrix natrix)
  7. Vipernatter (Natrix maura)
  8. Würfelnatter (Natrix tessellata)

Österreich

  1. Äskulapnatter (Zamenis longissimus)
  2. Glatt- bzw. Schlingnatter (Coronella austriaca)
  3. Kreuzotter (Vipera berus)
  4. Ringelnatter (Natrix natrix)
  5. Sand- bzw. Hornviper (Vipera ammodytes)
  6. Würfelnatter (Natrix tessellata)

Systematik

Hauptartikel unter: Systematik der Schlangen

In der Systematik der Biologie ist die Unterordnung der Schlangen in der Ordnung der Schuppenkriechtiere (Squamata) enthalten, die wiederum zur Klasse der Reptilien (Reptilia) gehören. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit solchen Tieren fällt in das Gebiet der Herpetologie. Es gibt ca 4.000 Schlangenarten in 18 Familien, die sich 3 Überfamilien zuordnen lassen.

Symbolische und mythologische Bedeutung

Der Buchstabe S steht sowohl wegen seiner Form, als auch wegen des Zischlautes als Symbol für die Schlange.

Antike Im antiken Griechenland galt die Schlange als heilig. Da sie sich durch die Häutung in den Augen der Menschen unendlich oft erneuern konnte, hielt man sie für unsterblich. Der Schlange wurde auch Hellsichtigkeit nachgesagt, weshalb die Schlange eines der Tiere der Göttin Gaia war. Laut Hesiod war Gaia Pelope einer der vielen Namen der Erdgöttin Gaia. Im Orakel von Delphi taten Schlangenpriesterinnen (Pythea) ihren Dienst. Nicht nur in der jüdisch-christlichen Tradition gab es einen von einer Schlange bewachten Baum: In der altgriechischen Vorstellung stand im Garten der Hesperiden der lebensspendende Apfelbaum, der der Göttin Hera von Gaia geschenkt worden war und von der Schlange Ladon bewacht wurde.

Indien Auch in der indischen Mythologie gab es Schlangengöttinnen und auch dort waren sie mit den Erdgöttinnen eng verwandt: Ananta, die "unendliche Schlange", behütete die Götter und Göttinnen in ihrem Schlaf zwischen zwei Inkarnationen. Die Schlange Kundalini liegt zusammengerollt im Becken der Frauen und symbolisiert deren lebensspendende Kraft. Dieser Mythos wurde von tantrischen Gelehrten im Konzept der Kundalini-Kraft übernommen und wird noch heute gelehrt.

China In China galt die Schlange indes als Symbol für Schlauheit, Bosheit, Hinterlist. Sie zählt zu den fünf Gifttieren. Gleichwohl stellt sie aber das 6. Tier im chinesischen Tierkreis dar.

Ägypten Im vordynastischen Ägypten wurde die "Schlangenmutter" Wadjet (auch Wa Zit) angebetet. Ihr Symbol war der Uräus. Des Weiteren kannten die Alten Ägypter die Mehem, eine Schlangengöttin, die des Nachts den Sonnengott Re in seinem Schlaf umfasste. Seit dem Mittleren Reich ist auch der Glaube an den Gott Apophis belegt. Der als riesige Schlange dargestellte Gott war die Verkörperung von Auflösung, Finsternis und Chaos und zugleich der große Widersacher des Sonnengottes Re.

Christentum Im Christentum ist die Schlange Sinnbild des Teufels. Jesus sagt allerdings seinen Jüngern auch: "Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!" (Matth. 10,16).

Bibel Nach allgemeiner Ansicht ist die Schlange in der Bibel weitestgehend ein Sinnbild des Teufels. In der Geschichte vom Paradies (1. Mose 3)ist die Schlange Sinnbild der Versuchung und Verführung zum Bösen; sie weckt Zweifel an Gottes Güte und verführt Eva, vom "Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen" zu essen. Martin Luther übersetzt das hebräische Wort "da´at" zwar mit "Erkenntnis", es bedeutet aber so viel wie "Machtergreifung": der Mensch will sein wie Gott und macht sich zum Herrn über Gute und Böse. Als das Volk Israel durch die Wüste wandert, wird es von Schlangen geplagt (4. Mose 21); Mose soll eine eherne Schlange aufrichten, und jeder, der zu ihr aufschaut, soll bewahrt bleiben. Hier erscheint die Schlange (wie für die Christen das Kreuz) als Heilszeichen. In 2. Kön. 18,4 wird berichtet, daß diese eherne Schlange, als "Nehuschtan" bezeichnet, bis in die Zeit des Königs Hiskia aufbewahrt wurde; weil sie aber kultisch verehrt wurde, wurde sie durch Hiskia zerschlagen. Im Buch der Offenbarung des Johannes ist die Schlange eindeutig ein Bild des Teufels: "Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist." (Offenbarung 20,2). Als solcher wird ihm dort sein Gericht prophezeit, zunächst für 1000 Jahre, schließlich auch für ewig (Offenbarung 20,1-10).

Naher Osten Im Vorderen Orient stand die Schlange allgemein für Weisheit und Erleuchtung, welche die tiefen Geheimnisse des Lebens verstand. Diese Vorstellung hat in der biblischen Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies überlebt, wo die Schlange Eva die "Frucht der Erkenntnis" überreichte. In einigen gnostizistischen Sekten wurden Eva und die Schlange für das den Menschen zur Verfügung gestellte Wissen verehrt (wobei sie dort manchmal auch als männlicher Begleiter Evas, Ophion, dargestellt wurde).

Germanen In der germanischen Mythologie spielt die Midgardschlange eine wichtige Rolle, die die Welt umspannt, zugleich aber das Göttergeschlecht der Asen bedroht.

Balten In der heidnischen Religion der Balten spielten Schlangen ebenso wie Kröten eine erhebliche Rolle, denn sie gelten, weil sie auf der Erde (lit. žemė) leben, als Symbol der Erdgöttin Žemyna. Jede Familie schätzte sich glücklich, wenn sich eine Ringelnatter an der Feuerstelle, im Badehaus oder unter der Handmühle niederließ. Man fütterte sie wie ein Haustier mit Eiern und Milch und beobachtete gewissenhaft, ob sie das Futter auch annahm.

Aborigines Die Regenbogenschlange verkörpert in den Mythen der Aborigines den Ur-Zustand der Natur im Zustand der Traumzeit und herrscht über ihre gleichermaßen lebensspendenden und verschlingenden Aspekte, insbesondere behütet sie das Wasser.

Das archetypische Motiv Ouroboros wird häufig mit ein oder zwei sich in den Schwanz beißenden Schlangen dargestellt und symbolisiert die Unendlichkeit. In einigen Kulturen Mittelamerikas ist der Ouroboros heute eine lebendige Gottheit.

Literatur

  1. Roland Bauchot (Hrsg.): "Schlangen", Weltbild Verlag, 1994, ISBN 3-8289-1501-9
  2. Chris Mattison: "Die Schlangen-Enzyklopädie", BLV Verlagsgesellschaft mbH, 1999, ISBN 3-40515497-9

Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Schlange – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
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