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Rosenroman

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Abaelardus und Heloïse in einer Handschrift des Roman de la Rose (14. Jh.)
Abaelardus und Heloïse in einer Handschrift des Roman de la Rose (14. Jh.)

Der Rosenroman (franz. Le Roman de la Rose) ist ein im 13. Jahrhundert verfasster Versroman zum Thema Liebe und gilt als ein zentrales Werk der mittelalterlichen französischen Literatur.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Informationen zum Werk

Der Rosenroman besteht aus 22.068 paarweise reimenden achtsilbigen Versen und erzählt einen langen Traum. Dieser Traumbericht stellt dar, wie der Protagonist und Ich-Erzähler (einer der ersten der französischen Literatur) sich in eine Rose verliebt und wie er diese nach vielen Schwierigkeiten am Ende erlangt. Die handelnden Figuren sind, außer dem Erzähler, keine als real vorstellbaren Personen, sondern Allegorien wie die Vernunft oder mythologische Figuren wie Amor. Die Rose ihrerseits symbolisiert die Frau.

Der Roman wurde um 1235 begonnen von Guillaume de Lorris. Von ihm offenbar stammte die bahnbrechende Idee, drei in den Romanen seiner Zeit kaum geläufige Elemente miteinander zu verbinden: die Form der Ich-Erzählung, die Verwendung allegorischer Figuren als handelnder Romanpersonen und die Darstellung einer ganzen Romanhandlung als Traumbericht. Guillaumes Text endete jedoch (aufgrund seines Todes?) als Fragment bei Vers 4068. Allerdings hatte er irgendwo mitten darin den Liebenden/Erzähler en passant bemerken lassen, er werde die Rose erst am Ende einer langen Schlacht erlangen. Offenbar war es diese Bemerkung, die um 1275 Jean de Meung auf die Idee einer Fortsetzung brachte, welche gegen 1280 beendet wurde.

La ronde au dieu d'amour  Manuskript des Rosenromans (1420-30).
La ronde au dieu d'amour
Manuskript des Rosenromans (1420-30).

Die beiden Teile des Romans sind höchst unterschiedlich. Der Verfasser des ersten Teils, Guillaume, war Adeliger und schrieb sichtlich für ein adeliges Publikum. Die von ihm geplante Gesamtkonzeption war die einer idealistischen höfischen "ars amatoria" (Liebeskunst), durch die der Liebende dank der Belehrungen Amors und in der hingebungsvollen Überwindung von Widerständen und Hindernissen die Kunst der Liebeswerbung und des Liebens lernen und dabei eine moralische Läuterung erfahren sollte. Der Text steht also in der Tradition der höfischen Dichtung seiner Zeit, sein Bild der Liebe entspricht dem höfischen Minne-Ideal.

Der Fortsetzer, Jean, war Städter und hatte sichtlich das inzwischen angewachsene städtische Lesepublikum im Auge. Entsprechend steht er in einer ironischen Distanz zur höfischen Denkart seines Vorgängers und zeigt eine bürgerlich-nüchterne Mentalität. Jean war aber auch Kleriker, und als solcher sieht er aus einer fast misogynen Grundhaltung heraus die Liebe nicht als Ideal, sondern als von der Natur gesteuerten Trieb, und die Frau nicht als Mittel der Läuterung, sondern als Versuchung, vor der er die Vernunft den Liebenden warnen lässt. Insgesamt vertritt er rationalistisch-skeptische, fast materialistische Vorstellungen.

[Bearbeiten] Inhalt

[Bearbeiten] Teil 1 (Guillaume de Lorris)

Das Werk beginnt mit einer kleinen Vorrede des Autors, der dem Leser/Hörer ankündigt, er wolle seiner Dame zu Gefallen einen quasi Wahrheit gewordenen Traum berichten, den er vor fünf Jahren als Zwanzigjähriger gehabt habe. Der Bericht enthalte „die ganze Kunst der Liebe“ und heiße „der Roman von der Rose“. Denn mit dieser Blume sei seine Dame zu vergleichen.

Der dann folgende Traumbericht ist einem Ich-Erzähler in den Mund gelegt, der zugleich Protagonist der Handlung und, wie sich bald zeigt, fast die einzige als realer Mensch vorzustellende Figur hierin ist. Alles beginnt damit, dass der Erzähler vor einen mauerumschlossenen paradiesischen Garten gelangt, dessen Besitzer Déduit (Spaß, Vergnügen) dort mit einer fröhlichen Gesellschaft, darunter Amor, tanzt und singt. Von Oiseuse (die Müßige) eingelassen, feiert der Erzähler etwas mit, erkundet dann jedoch den Garten, heimlich verfolgt von Amor. Im Spiegel eines Brunnens, dem von Narziss, erblickt er das Bild einer Rosenknospe, die er fasziniert sofort sucht und an einem großen Busch auch findet. Bei dem Versuch, sich ihr zu nähern, wird er von den Pfeilen Amors getroffen. Sie verwandeln seine Faszination in Liebe und machen ihn zu Amors Vasallen. Nachdem er Treue und Gehorsam gelobt hat, wird er vom ihm ausführlich über die Pflichten und (sehr anschaulich) über die unvermeidlichen Qualen eines Liebenden belehrt. Bei seinen weiteren Annäherungsversuchen an die Rose bekommt er es mit vielerlei allegorischen Figuren zu tun, unter anderen Bel-Accueil (Freundlicher Empfang), der sich ihm zu helfen erbietet, Raison (Vernunft), die ihn warnt, und den Bösewichten Malebouche (Verleumdung), Peur (Furcht), Honte (Scham) und vor allem Dangier ([unrechtmäßiger]Herrschaftsanspruch), diesem anschließend in der französischen Literatur allgegenwärtigen Unhold, der das Zusammenkommen Liebender nach Kräften behindert. Schließlich schafft der Liebende es zwar mit der Hilfe von Venus, Danger zu überlisten und einen Kuss zu erhaschen, doch lässt nun Jalousie (Eifersucht) um den Rosenbusch herum eine Burg errichten und Bel-Accueil in den Burgturm sperren, so dass der Liebende verzweifelt in eine lange Klage ausbricht – womit der erste Teil aufhört.

[Bearbeiten] Teil 2 (Jean de Meung)

Jean setzt zunächst die Klage des Liebenden fort, doch ändert sich sofort die Atmosphäre des Textes. Der Liebende wirkt skeptischer, offener für Zweifel. Auch lässt Jean ihn Aufklärung suchen, z.B. bei Raison, die ihm einen so nüchternen wie langen Vortrag über die Probleme und Spielarten der Liebe hält. Insgesamt kommt die Handlung in Jeans Teil fast zum Stillstand, das eigentliche Ziel, die Rose, scheint eher nebensächlich, auch wenn der Liebende sie schließlich dank der Hilfe von Amor und seiner Mutter Venus und am Ende eines heftigen Kampfes der allegorischen Figuren um die Rosenburg erlangt und pflückt. Jean nämlich verschafft sich ständig neue Gelgenheiten zu gelehrten und satirischen Exkursen. So diskutiert er philosophische und theologische Probleme wie das des freien Willens, breitet seine beachtlichen mythologischen, astrologischen und naturkundlichen Kenntnisse aus und nimmt zu aktuellen Fragen Stellung, indem er etwa die Bettelmönchsorden karikiert oder die Herrschenden und die Vertreter der Kirche kritisiert. Die Liebe sieht er als ein Phänomen der Natur, das deren Gesetzen unterworfen ist und von moralischen Vorstellungen nur geringfügig beeinflusst wird.

[Bearbeiten] Rezeption

Dem Erfolg des Werkes tat die Diskrepanz der beiden Teile keinen Abbruch, denn über 300 Manuskripte (eine enorme Zahl für einen mittelalterlichen Text) sind erhalten. Entsprechend groß war der Einfluss des Werkes auf die französische Literatur, wo es die Gattung Traumgedicht heimisch machte und in allen Gattungen allegorische Figuren zur Selbstverständlichkeit werden ließ. Es wurde von fast allen Autoren zwischen ca. 1250 und 1500 gelesen und in dieser oder jener Form verarbeitet. 1527 sorgte Clément Marot mit einer sprachlich modernisierten Druckfassung für eine kleine Renaissance.
Eine späte und besonders schöne Rosenroman-Handschrift ist der von Jerome Acarie für Franz I. illuminierte Prachtkodex.

In der Übertragung Geoffrey Chaucers hat der Rosenroman die englische Literatur beeinflusst, in einer parodistischen, vielleicht von Dante verfassten Version, auch die italienische. In der deutschsprachigen Literatur scheint er keine nennenswerten Spuren hinterlassen zu haben. Der Titel von Umberto Ecos Roman Der Name der Rose ist eine Anspielung auf den Roman de la Rose.

 Christine de Pisan übergibt der französischen Königin Isabella von Bayern ihre Streitschrift gegen den Rosenroman
Christine de Pisan übergibt der französischen Königin Isabella von Bayern ihre Streitschrift gegen den Rosenroman

[Bearbeiten] Der Streit um den Rosenroman

Die erste bekannte Literaturdebatte in Frankreich entzündete sich am Rosenroman, und zwar durch Christine de Pisans Polemik gegen das Buch. In ihrem Sendbrief an den Gott der Liebe kritisiert Christine die gehässigen Äußerungen Jean de Meungs über die Frauen und die Liebe. Als besonders frauenfeindlich prangert sie seine drastische und zynische Darstellung der körperlichen Liebe an. Unterstützt wurde Christine von dem Theologen und Rektor der Pariser Universität Jean Gerson, andere Professoren, wie Jean de Montreuil und Pierre Gontier Col reagierten mit arroganter Herablassung.

[Bearbeiten] Literatur

  • Der Rosenroman. [Altfrz.-dt.] Hrsg. von K. A. Ott. München 1976-1979.
  • Christine de Pisan: Epistre au dieu d'amour.[ 1399 ]
  • Christine de Pisan: Dit de la rose. [ 1402 ]
  • Ott, K.A.: Der Rosenroman. Darmstadt 1980.
  • Luria, M.: A Reader's Guide to the Roman de la Rose. Hamden, Conn. 1982.
  • Friesen, M.: Der Rosenroman für François Ier. Diss. Bonn 1993.

[Bearbeiten] Weblinks

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