Ruggell
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Wappen | |
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Basisdaten | |
Wahlkreis: | Unterland |
BFS-Nr.: | 7010 |
PLZ: | 9491 |
Koordinaten: | 758322 / 234600 Koordinaten: 47° 14' 36" N, 9° 31' 48" O47° 14' 36" N, 9° 31' 48" O |
Höhe: | 433 m ü. M. |
Fläche: | 7.37 km² |
Einwohner: | 1932 (31. Dezember 2006) |
Website: | www.ruggell.li |
Karte | |
Ruggell ist die nördlichste Gemeinde des Fürstentums Liechtenstein und liegt in der Ebene des St. Gallischen Rheintales am Fuße des Schellenbergs.
Wegen dieser ebenen (flachen) Topographie wird Ruggell gerne auch „Fahrraddorf“ genannt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Der Name Ruggell wurde schon in früher Zeit, erstmals um etwa 933 n. Chr., urkundlich auf einem Kaufvertrag erwähnt, der sich heute im Stiftsarchiv St. Gallen befindet. Er rührt vom Ausdruck „roncale - ad roncalem“ her, was so viel wie roden, urbar machen bedeutet. Es siedelten hier aber schon in früherer Zeit Menschen, wie bronze- und römerzeitliche Funde im Ruggeller Riet belegen: Schmucknadeln, eine Lanzenspitze aus Bronze, ein Armreif und eine Bronzefibel.
Spätere geschichtliche Dokumente verweisen auf den ständigen Kampf mit dem Rhein und als Folge auch auf Nässe, Kälte und Hungersnöte. Daher ist die Ruggeller Geschichte stark mit dem Rhein verwurzelt. Durch Überschwemmungen brachte der Fluss immer wieder Leid und Elend ins Dorf und verwüstete es, bis nach dem letzten Rheineinbruch im Jahre 1927 der Rhein gebändigt und kanalisiert wurde. Seither hat das Gewässer seinen Schrecken verloren.
Ruggell war ein Bauerndorf - praktisch jeder Haushalt führte nebenbei eine kleine Landwirtschaft mit ein paar Kühen, Hühnern und Schweinen, meist für den Selbstgebrauch oder als Zubrot. Heute sind nur noch einige wenige Bauern übriggeblieben. Meist sind diese als Ausiedlungshöfe ausgesiedelt. Im Dorf selbst sind nur noch etwa zwei oder drei Bauern tätig. So ist die „dorfromantische“ Idylle mit gackernden Hühnern, muhenden Kühen und stinkenden Misthaufen aus dem Dorfbild verschwunden; ansehnliche, schmucke Einfamilienhäuser mit gepflegten Gärten und Plätzen prägen inzwischen seinen Charakter.
Ruggell ist heute ein modernes, vielschichtiges Dorf und ein beliebter Anziehungspunkt für Naturfreunde. Die Wohnbevölkerung hat sich in den vergangenen dreißig Jahren mehr als verdoppelt. Heute leben knapp 1.950 Menschen in der nördlichsten und tiefstgelegenen Gemeinde des Landes. Das Dorfbild ist - neben historischen Bauten wie der 1899 vom Wiener Architekten Gustav von Neumann erbauten Pfarrkirche St. Fridolin - von modernen privaten und gewerblichen Gebäuden geprägt.
Infrastrukturell ist in Ruggell alles vorhanden, was den Einwohnerinnen und Einwohnern das Leben privat und geschäftlich erleichtert: eine moderne, effiziente Verwaltung, Schule, Post, Gastbetriebe, großzügige Freizeitstätten aller Art, Gewerbebetriebe, Gemeindekanal, Fuß- und Fahrradwege, Baurechtsmöglichkeiten für Wohnungen und Unternehmungen und gute Erschließung durch den öffentlichen Verkehr. Auch für die Nahversorgung der Einwohner ist bestens gesorgt (u.a. REC-RuggellerEinkaufscenter / Backstube Ruggell usw.).
[Bearbeiten] Geographie
Ruggell ist die nördlichste Gemeinde des Fürstentums und grenzt direkt an Österreich (Riet / Scheidgraben) und durch den Rhein getrennt, auch an die Schweiz. Die Kanalmündung in den Rhein, welche vor einigen Jahren renaturiert wurde, bildet das Dreiländereck Liechtenstein-Schweiz-Österreich.
Im Ruggeller Riet liegt auch der tiefste Punkt des Fürstentums Liechtenstein mit etwa 430 Metern über dem Meer (höchster Punkt des Landes ist der Vorder-Grauspitz im Rätikon mit 2.599 m ü.d.M).
Direkt am Fuße des Schellenbergs gelegen hat Ruggell ein sehr schönes Riet (Sumpf-/Moorgebiet) mit einer reichhaltigen Flora und Fauna. Das Ruggeller Riet, die reichhaltigste Naturfläche Liechtensteins, ist ein Flachmoor, entstanden vor etwa 10.000 Jahren durch Verlandung von Hinterwässern des Rheins. Die Charakterpflanze ist die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica). Von europäischer Bedeutung ist der Kammfarn (Dryopteris cristata). 450 Gefässpflanzenarten, 72 Moos- und 216 Pilzarten kommen im Ruggeller Riet vor. Vom reichen Tierleben zeugen 146 Vogel- und 534 Schmetterlingsarten. Der Besuch dieses Freiland-Naturmuseums ist für jeden naturliebenden Besucher Liechtensteins sicherlich lohnend.
Da das Riet ein Naturschutzgebiet ist, sollte man sich gegenüber der Natur dementsprechend respektvoll verhalten (bitte Fahrverbote beachten; Hunde nur an der Leine; Blumenpflücken ist verboten). Die ebene Topographie eignet sich vor allem für Spaziergänge, Tierbeobachtungen (Vogelbrutschutzgebiet mit seltenen Exemplaren), Pflanzenexkursionen (im Mai/Juni blüht hier, wie bereits erwähnt, die blau/violette Sibirische Schwertlilie/Iris) und für Fahrradtouren.
Die Ruggeller werden im Volksmund auch gerne „Lättaknätter“ genannt. Dieser Ausdruck stammt auch vom Riet. Der lehmige Boden der hier vorkommt wird als „Lätta“ bezeichnet. Früher wurde im Riet auch Torf gestochen. Der Torf wurde zum Feuern, also Beheizen der Häuser benutzt. Diese alte Tradition ist in den letzten Jahren leider mehr oder weniger verschwunden.
[Bearbeiten] Politik
Die alle vier Jahre, jeweils Ende Januar, durchgeführten Gemeinderats- und Vorsteherwahlen brachten im Januar 2007 einige Neuerungen:
So wird Ernst Büchel von der FBP neuer Vorsteher von Ruggell. Er löst somit den bisherigen Vorsteher Jakob Büchel von der VU nach acht Amtsjahren ab. Die FBP stellt somit nach 24 VU-Vorsteher-Jahren wieder den Vorsteher in Ruggell. Der Vorsteher wird jeweils separat und direkt im Majorzsystem gewählt (Mehrheitswahl).
Der Gemeinderat hat acht Mitglieder. Der Gemeinderat wird im Proporzverfahren durch die Ruggeller Bevölkerung neu gewählt (Verhältniswahl).
Die Wahlen im Januar 2007 haben folgende neue Aufteilung gebracht: vier VU- (bisher 3) und vier FBP- (bisher 5) Vertreter. Die FBP hat jedoch mit der Stimme des neuen Vorstehers, welcher ebenfalls der FBP angehört, die Mehrheit im Gemeinderat.
[Bearbeiten] Kultur
Ruggell hat ein reges und aktives Vereinsleben. Es gibt etwa 25 Vereine aller Richtungen für die kulturelle und sportliche sowie sinnvolle Freizeitgestaltung wie beispielsweise Fußballclub, Musikverein Frohsinn, Gesangsvereine (Frauen- und Männerchor), Pfadfinder/innen "St. Fridolin", Tennis- und Tischtennisclub, Judoclub, Schützenverein, Veloclub (VC Ruggell - Radkriterium jeweils im Juli jedes Jahres - früher Schellenbergrundfahrt; Etappenort der Tour de Suisse etc.), Damenturnverein, Funkenzunft "Häxawahn", Freiwillige Feuerwehr (125-Jahr-Feier im Juni 2006), JAG Jugendarbeitsgemeinschaft Ruggell-Schellenberg-Gamprin mit eigenem Jugendraum im Freizeitpark Widau usw.
Ruggell legt grossen Wert auf die Pflege der Tradition, auf sein Brauchtum und dessen Erhalt. Siehe auch im Dorfmuseum „Küfer-Martis-Huus“, in dem es regelmäßig Ausstellungen, Vorträge, Vorlesungen usw. zu verschiedenen Themen und Fachgebieten gibt. Das Museum befindet sich in einem kürzlich renovierten und denkmalgeschützten Haus, eben dem „Küfer-Martis-Huus“, aus dem 18. Jahrhundert.
Ausserdem gibt es mittlerweile diverse Dokumentationen über das Leben in Ruggell. So sind zum Beispiel mehrere Bücher, Schriften, CDs (Mundart/Dialekt), Videos/DVDs (Torfstechen, Fischerei ...) etc. über die verschiedensten Ruggeller Themen erhältlich. Diese sind im „Küfer-Martis-Huus“ oder über die Gemeindekanzlei im Rathaus beziehbar.
[Bearbeiten] Zukunft - Ruggell morgen
Ruggell hat sehr gute Aussichten, auch künftig eine qualitativ geschätzte Wohn- und Arbeitsstätte zu sein. Die Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik werden intensiv verfolgt, diskutiert und die Weichen sukzessive gestellt. Bereiche die es allenfalls anzupassen gilt, sind unter anderem die Raumplanung, die Verkehrspolitik oder die Jugend- und Seniorenpolitik. Der steigende Bedarf an Wohnquartieren in Ruggell zeigt sich an den laufenden Baulandumlegungen.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche St. Fridolin (1899)
- Dorfmuseum Küfer-Marti´s-Huus
- Renaturierte Kanalmündung in den Rhein
- Ruggeller Riet (Sumpfgebiet mit sehr reichhaltiger Flora und Fauna)
[Bearbeiten] Weblinks
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