Ruppertsburg
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Ruppertsburg ist ein Ortsteil von Laubach (Landkreis Gießen, Hessen, Deutschland). Ruppertsburg hat ca. 1000 Einwohner. Es liegt auf einem Bergrücken, von dem es auf den Betrachter von der Nordwestseite her einen trutzigen Eindruck macht. Eine Burg sucht man in Ruppertsburg vergebens.
Hersfelder Mönche machten seinerzeit den " Rupertisberg " urbar. 1183 wurde die Ansiedlung zum ersten Mal in einer Hersfelder Urkunde erwähnt, in der das halbe Dorf Ruppertsburg Kuno von Münzenberg als Lehen gegeben wird. In der Folgezeit hat das Dorf dieselben Standesherren wie Laubach gehabt. Nicht nur die Abgaben an den jeweiligen Landesherren und die Kirche wurden damals als drückend empfunden, sondern auch die Belastung des Dorfes durch Einquartierung und Ausplünderung durchziehender Armeen im Dreißigjährigen Krieg und vor allem im Siebenjährigen Krieg, der das Dorf an den Rand des finanziellen Ruins brachte. Die drückende Schuldenlast ließ den Bau einer neuen Kirche nur schleppend vorangehen, erst nach siebenjähriger Bauzeit konnte sie 1757 eingeweiht werden. Der Abbau von Eisenerz in der Ruppertsburger Gegend und die Weiterverarbeitung in der zwei Kilometer entfernten Friedrichshütte brachte vielen Ruppertsburgern Arbeit und Nebenverdienst. Auch heute ist das Nachfolgeunternehmen auf der ,,Schmelz", die Firma Römheld, der wichtigste Arbeitgeber des Dorfes. Die kunstgeschichtlich interessante Grabstätte der Familie Buderus befindet sich ebenfalls in Ruppertsburg.
[Bearbeiten] Geschichtliche Übersicht:
- ca. 600 v. Chr.: Funde eines Hügelgrabes, am Hohenberg, weisen auf eine erste menschliche Besiedelung der Gemarkung in der Hallstattzeit hin.
- 1183: Erste urkundliche Erwähnung. Aus diesem Jahr existiert eine Gründungsurkunde, aus der hervorgeht, dass es Hersfelder Mönche waren, die den Ort besiedelten. Ausgestellt wurde die Urkunde vom Hersfelder Abt Siegfried, der darin verkündet: "[...], daß wir den Berg, welcher Ruberstisberc genannt wird, unbebaut und von Menschen unbewohnt gefunden haben. Als wir diesen wiederherstellen und zur Nutzung unserer Kirche besiedeln wollten, konnten wir dies keineswegs ohne Beistand und Mitwirkung des Herren Kuno von Münzenberg, des Vogtes dieses Ortes, vollbringen." In eben diesem Kuno können wir auch den ersten weltlichen Herren des Ortes sehen.
- 1340: Nach dem Aussterben derer von Münzenberg kam Ruppertsburg zunächst an das Haus Hanau, wurde dann mit vielen anderen Orten der Umgebung, darunter auch Burg und Dorf Laubach, Gonterskirchen und Freienseen, zunächst an den Erzbischof von Mainz verkauft. Dieser Verkauf muss aber rückgängig gemacht worden sein, denn im Jahre 1341 verkaufen die Hanauer dieselben Orte an die Herren von Falkenstein.
- Im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts findet Ruppertsburg immer wieder in Urkunden Erwähnung. Meist handelt es sich um Landverkäufe. Doch auch andere interessante Dinge lassen sich finden.
- 1397: König Wenzel verleiht am 8. Oktober dem Grafen Phillip von Falkenstein das Recht, in seinen Orten Ziegenberg, Grüningen, Laubach, Ruppertsburg und Petterweil Halsgerichte, Stöcke und Galgen zu errichten und dort Gericht zu halten.
- 1420: Ruppertsburg fällt als Erbe an das Haus Solms, bei dem es bis 1806 verbleibt. In dieser Zeit, in der die Bevölkerung unter Pest und Hunger litt, fallen auch die vorher Ruppertsburg umgebenden Dörfer Hirschroth, Winden, Lauternbach, Silbach und Horloff wüst, an die noch heute einige Gemarkungsnamen erinnern.
- Auch aus den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts wird über neuerliche Pestepidemien berichtet, denen auch zahlreiche Ruppertsburger zum Opfer fielen.
- 1665: Ältestes erhaltene Kirchenbuch
- 1688: Älteste erhaltene Gemeinderechnung.
- 1745 : Bau der Kirche, die 1757 fertiggestellt wird.
- 1707: Gründung des Hüttenwerks Friedrichshütte durch Graf Friedrich Ernst von Solms Laubach, der damit den Grundstein für den, noch heute für den Ort so bedeutungsvollen, Industriestandort legt. Auch hat die heute weltweit agierende Fa. Buderus (Hauptsitz in Wetzlar) hier ihren Ursprung.
- 1793: Umfunktionierung der Gießerei zur preußischen Munitionsfabrik, die Bombenkugeln für die Revolutionskriege lieferte. Als direkte Folge dieser Kriege gehörte Ruppertsburg ab 1806 zu Hessen- Darmstadt.
- 19. Jh.: Der Erzabbau, und der Hochofenbetrieb wurden zwar Ende des 19. Jahrhunderts eingestellt, doch die Eisengießerei der Fa. Römheld, sowie die 1870 gegründete Fabrik des Vereins für chemische Industrie boten immer noch viele Arbeitsplätze. Ferner verdienten sich viele Kleinbauern und Handwerker ein Zubrot durch Fuhrdienste und Zulieferungen für eben diese Betriebe. Im Jahre 1890 wurde eine Eisenbahnstrecke von der Friedrichshütte bis Hungen gebaut, die bis 1896 auf der Teilstrecke Friedrichshütte - Villingen als Pferdebahn betrieben wurde. 1897 wurde diese dann für den Lokomotivbetrieb ausgebaut.
- 1928: Schließung der Chemischen Fabrik
- 1929: Abbruch des Eisenbahnteilstücks Ruppertsburg - Friedrichshütte, der Personenverkehr nach Ruppertsburg wird jedoch noch bis in die 50er Jahre aufrecht erhalten
Nach der turbulenten und von zwei Weltkriegen geprägten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl, vor allem durch den Zuzug von Vertriebenen und Flüchtlingen, auf rund 1000 an. Das heutige Dorfleben wird durch die Aktivitäten von über einem Dutzend Vereinen gestaltet.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 50° 31' 02" N, 08° 57' 48" O