Süßwasserfisch
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Süßwasserfische bewohnen die Binnengewässer, die Seen und Flüsse der Kontinente und Inseln. Fast alle Süßwasserfische gehören zu den Knochenfischen (Osteichthyes). Von den Knorpelfischen (Chondrichthyes) leben einige Rochenarten permanent im Süßwasser. Daneben gibt es wenige Haiarten, die gelegentlich die Flussmündungen hinauf in Süßgewässer wandern. Man unterscheidet drei Gruppen:
- Die primären Süßwasserfische haben sich im Süßwasser entwickelt, haben keine Salztoleranz und können nicht ins Meer gehen. Sie stellen 33% der gesamten Fischfauna. Es sind hauptsächlich Fische aus den Ordnungen der Salmlerartigen (Characiformes), Karpfenartigen (Cypriniformes) und Welsartigen (Siluriformes), die zu der Überordnung der Ostariophysi zusammengefasst werden. Die Ostariophysi haben besondere Anpassungen an das Leben in Süßgewässern entwickelt, z. B. ein besonders gutes Hörvermögen. Sie stellen mit weit über 6000 Arten zwei Drittel aller Süßwasserfische.
- Die sekundären Süßwasserfische stammen von marinen Vorfahren ab, die ins Süßwasser gewandert sind. Sie haben noch eine schwache Salztoleranz. Sie machen ca. 8% der gesamten Fischfauna aus. Buntbarsche (Cichlidae), Zahnkärpflinge (Cyprinodontiformes) und Ährenfischartige (Atheriniformes) zählen zu dieser Gruppe. Ihre Vertreter dominieren oft Gewässer mit sehr hartem Wasser, oder Gewässer deren pH-Wert sehr hoch ist, wie die Flüsse Mittelamerikas oder die großen ostafrikanischen Seen. Die Fischfauna der Flüsse und Seen Australiens besteht mit Ausnahmen des Australischen Lungenfisch (Neoceratodus forsteri) und weniger sonstiger Arten ausschließlich aus sekundären Süßwasserfischen. Auch Madagaskar, Neuguinea, Sulawesi, die kleinen Sundainseln und die Antillen konnten ausschließlich durch sekundäre Süßwasserfische besiedelt werden. Ozeanische, niemals mit dem Festland in Verbindung stehende Inseln, haben, wenn überhaupt, ebenfalls eine Fauna aus sekundären Süßwasserfischen, die hier hauptsächlich von der Familie der Grundeln (Gobiidae) gestellt wird.
- Die peripheren Süßwasserfische haben noch eine ausgeprägte Salztoleranz und können sich immer noch über die Meere ausbreiten. Oft verbringen sie ein Stadium ihres Lebens im Meer. Zu den peripheren Süßwasserfischen zählen die Störe (Acipenser), die Flussaale (Anguillidae), viele Lachsartige (Salmoniformes) und Stintartige (Osmeriformes).
Die Lebensbedingungen in Süßgewässern sind oft starken Schwankungen unterworfen. Je nach Jahreszeit können Flüsse unterschiedlich viel Wasser führen. Seen können austrocknen, die Temperatur kann sich ändern. Bisher verbundene Gewässer können durch geologische Ereignisse voneinander getrennt werden. All diese Faktoren beeinflussen die Fischfauna. Die Trennung einer Population in geografisch isolierte Gebiete führt zur Bildung von neuen Arten. So entstehen oft sogenannte Artenschwärme, z. B. bei den Lachsartigen der Gattung Coregonus in Nord- und Mitteleuropa und bei den mittelamerikanischen Lebendgebärenden Zahnkarpfen der Gattung Xiphophorus.
Süßwasserfische haben oft ein sehr kleines Verbreitungsgebiet. Ein Extrem ist der Lebensraum des Teufelskärpfling (Cyprinodon diabolis), der nur ein kleines Kalksteinbecken von 5 x 3,5 x 3 m Größe in Nevada (USA) bewohnt.
Im Unterschied zum Meer sind Süßgewässer meistens relativ flach. Der Tanganjikasee und der Malawisee in Ostafrika sind mit 1.470 Meter bzw. 704 Meter zwar sehr tief. Höheres Leben ist aber unterhalb von 200 Metern nicht mehr möglich. Wegen der fehlenden Wasserumwälzung sind die Seen nahezu ohne Sauerstoff (anaerob). Lediglich im sibirischen Baikalsee gibt es mit den Baikal-Ölfischen (Comephoridae) eine an das Leben in großen Tiefen angepasste Fischfauna.
Siehe auch: Liste der europäischen Süßwasserfische
[Bearbeiten] Literatur
- Günther Sterba: Süsswasserfische der Welt. Urania-Verlag, 1990, ISBN 3-332-00109-4
- Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische. Gustav Fischer Verlag, Jena 1991, ISBN 3-334-00339-6