Sankt Marx
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Sankt Marx ist ein Teil des 3. Wiener Gemeindebezirks Landstraße.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Ein Siechenhaus vor den Toren Wiens
Im Mittelalter war es üblich, außerhalb großer Städte und Ortschaften so genannte Siechenhäuser zu errichten, um zu verhindern, dass infektiöse Reisende eine schwere Krankheit wie etwa die Pest und somit potentiell den Tod in die Stadt bringen. So entstand im 13. Jahrhundert weit vor den Toren Wiens ein solches Siechenhaus, in der Nähe der heutigen Kreuzung Rennweg und Landstraßer Hauptstraße. Das vom Lazarus-Orden geleitete Haus erhielt im 14. Jahrhundert eine Kapelle, die dem heiligen Markus geweiht war. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Bezeichnung des Krankenhauses, das im Zuge der Wiener Türkenbelagerungen zwei Mal zerstört und wieder aufgebaut wurde, von Siechenhaus St. Lazar über Bürgerspital St. Marks (eine verkürzte Form von St. Markus) zu St. Markser Spital, bis schließlich im 18. Jahrhundert die Gegend um das Krankenhaus den Namen St. Marx trug.
Der 1704 errichtete Linienwall hieß in diesem Bereich St. Marxer Linie und bewährte sich bereits nach wenigen Monaten, als ein von rund 4.000 Kuruzzen versuchter Angriff auf Wien bei St. Marx abgewehrt werden konnte. 1784 wurde außerhalb des Linienwalls der Sankt Marxer Friedhof angelegt, im selben Jahr wurden die Patienten des innerhalb der Linien gelegenen Bürgerspitals in das neu errichtete Allgemeine Krankenhaus im Alsergrund verlegt. 1785 wurde die Anstalt in das Versorgungshaus St. Marx für arme und alte Personen umgewandelt.
Bereits seit dem 14. Jahrhundert befand sich hier auch ein Brauhaus, das Mitte des 19. Jahrhunderts von Adolf Ignaz Mautner gepachtet wurde. Nach der Schließung des Versorungshauses im Jahr 1861 kaufte Mautner den gesamten Gebäudekomplex und erweiterte seine Brauerei, eine bekannte von ihm produzierte Biermarke war das St. Marxer Abzug Bier. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Anlage stillgelegt, da sich Mautner mit Anton Dreher und dessen Brauerei Schwechat zusammenschloss. Die Gebäude wurden danach als Wohnungen genutzt, mussten aber nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen werden. In den 1950er Jahren wurde an dieser Stelle ein Gemeindebau errichtet, der so genannte Madersperger-Hof. Josef Madersperger, der als Erfinder der Nähmaschine gilt, verbrachte seinen Lebensabend im Versorgungshaus St. Marx und wurde wie Wolfgang Amadeus Mozart in einem Schachtgrab am St. Marxer Friedhof beerdigt.
[Bearbeiten] Der zentrale Viehmarkt St. Marx
Ende des 18. Jahrhunderts etablierte sich zwischen dem St. Marxer Versorgungshaus und dem Linienwall ein Rindermarkt, der davor am so genannten Ochsengries vor dem Stubentor abgehalten wurde. 1846 wurde in St. Marx mit dem Bau eines Schlachthauses begonnen. Da sich Teile des vorgesehenen Areals außerhalb des Linienwalls befanden, musste dieser teilweise abgetragen und und nach außen versetzt wieder neu aufgebaut werden. 1872 wurde durch die Errichtung einer eigenen Schlachthausbahn die Transport-Infrastruktur erheblich verbessert, somit war auch bald eine Vergrößerung der Anlage nötig. 1877 wurde der Ausbau und teilweise auch Neubau des Wiener Central-Schlachtviehmarktes beschlossen. In dieser Phase entstand auch die Rinderhalle, die als die erste Schmiedeeisenkonstruktion Wiens gilt. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Schlachthof mehrmals erweitert und erreichte in der Zwischenkriegszeit den Höhepunkt seiner Bedeutung für die Fleischversorgung von Wien. Bald war der Name St. Marx ein Synonym für den großen Schlachthof im Südosten des 3. Bezirks.
Da die Anlage in den 1960er Jahren nicht mehr modernen Standards entsprach und aufgrund der räumlichen Trennung der verschiedenen Einzel-Schlachthöfe nicht die nötigen zentralen Strukturen hatte, wurde von der Stadtverwaltung ein Neubau beschlossen. Von 1968 bis 1975 wurde das Fleischzentrum St. Marx errichtet. Der mittlerweile aufgelassene Auslandsschlachthof diente 1975 und 1976 als Veranstaltungsort der Festwochen-Arena im Rahmen der Wiener Festwochen. Nach den Veranstaltungen im Juni 1976 sollten die Gebäude abgerissen werden, woraufhin eine rund dreimonatige Besetzung des Geländes erfolgte. Der Abriss erfolgte dennoch, seitens der Stadt Wien wurde aber als Alternative der ehemalige Inlandsschlachthof zur Verfügung gestellt, der auch heute noch als Veranstaltungsort Arena genutzt wird.
Ende der 1990er Jahre wurde das Fleischzentrum stillgelegt und mit Überlegungen über die Nachnutzung des Areals begonnen. Einzig das Zerlegezentrum des Inlandsschlachthofs blieb weiterhin in Betrieb, soll aber im Laufe des Jahres 2007 nach Inzersdorf verlegt werden. Die Rinderhalle, zwei administrative Gebäude und die von steinernen Stieren flankierte Toranlage stehen unter Denkmalschutz. 2006 wurde mit der Sanierung der Rinderhalle begonnen, für die künftige Nutzung gibt es Konzepte, die von kulturellen Veranstaltungen über Gastronomie bis zur Ansiedlung von Kleinbetrieben reichen.[1]
[Bearbeiten] Aktuelle und künftige Entwicklungen
Bereits in den 1970er Jahren haben sich nach dem Neubau des Fleischzentrums St. Marx und den damit frei gewordenen Flächen einige Betriebe in der Gegend angesiedelt. Nach der Stilllegung des Großteils des Fleischzentrums Ende der 1990er Jahre gibt es seither rege Planungs- und Bauarbeiten zur Nachnutzung des Areals.
Das markanteste Beispiel moderner Architektur in St. Marx ist wohl das 2004 errichtete Bürogebäude T-Center. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Vienna Biocenter, das aktuell (2007) um einen Gebäudeteil erweitert wird. Das Karree St. Marx, ein derzeit fast ungenutztes Gelände zwischen Schlachthausgasse, Viehmarktgasse und Henneberggasse soll mit Wohnungen, Büros und sozialer Infrastruktur bebaut werden. Das Media Quarter Marx nutzt schon jetzt das denkmalgeschützte ehemalige Verwaltungsgebäude des Viehmarktes, bis 2009 soll in der Henneberggasse zusätzlich ein Neubau entstehen.
Aber auch in der näheren Umgebung von St. Marx finden sich innerstädtische Entwicklungsgebiete, wie die „Business-Stadt“ TownTown nordöstlich von St. Marx, oder die Aspanggründe im Westen. Aufgrund des zu erwartenden Anstiegs an Wohnungseinheiten und Arbeitsplätzen in der Gegend wird als eine Variante der südlichen Verlängerung der U-Bahnlinie U2 eine Streckenführung bis zum Kreuzungsbereich Rennweg und Landstraßer Hauptstraße mit einer Station nahe der Schnellbahn-Station St. Marx erwogen.[2]
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Weblinks
- Bezirksmuseum Landstraße - Das St. Marxer Versorgungshaus
- wien.at - Historische Entwicklung des Schlachthofes Sankt Marx
- wien.at - 3D-Modell des Stadtentwicklungsgebiets St. Marx (PDF)
Koordinaten: 48° 11' 25" N, 16° 24' 07" O