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Lazarus-Orden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Lazarus-Orden (Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem) entwickelte sich im 11. Jahrhundert aus einem St. Lazarus-Hospital, das außerhalb der Stadtmauern von Jerusalem gelegen war und die Kranken, Bedürftigen, Sterbenden, Leprakranken und Reisenden aufnahm und pflegte. Der Orden folgte den Ordensregeln des Augustinus von Hippo.

Aus der hospitalischen Tätigkeit des Lazarus-Ordens leitet sich auch der Begriff "Lazarett" ab.

Lazarus-Kreuz
Lazarus-Kreuz

Ein einfaches, getatztes grünes Stoffkreuz auf der Brust des schwarzen Habits beziehungsweise auf der linken Schulter ihres Mantels war – wohl seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts als Raymond du Puy Großmeister der Johanniter und Lazaristen war – Symbol des St. Lazarusordens. Über die Bedeutung der grünen Farbe ist man sich in der Forschung uneins. Zum einen wird das Grün als Herausforderung an die Moslems gedeutet, da grün eigentlich die Farbe Mohammeds ist, andere Forscher sehen im Gegenteil darin die Dankbarkeit und den Respekt, die der Orden damit Saladin entgegenbringt, der sich dem Orden gegenüber sehr großzügig verhalten hatte. Zudem soll Grün auch die traditionelle Farbe der Hospitäler gewesen sein. Für das 15. Jahrhundert ist bezeugt, daß selbst die Dienerschaft des Ordens das grüne Kreuz als Symbol trug. Der Lazarus-Orden zeigt noch heute das grüne Kreuz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wappen des St. Lazarus-Ordens
Wappen des St. Lazarus-Ordens

Die erste dokumentarische Erwähnung des Lazarus-Ordens findet sich im Jahre 1043 n. Chr. in einer päpstlichen Bulle von Benedikt IX., worin er dem Orden bestimmte Privilegien bewilligte. Aber bereits seit dem 4.Jahrhundert ist ein Hospital in der Nähe des Lazarustors in Jerusalem bekannt, das damals durch armenische Mönche geführt wurde. Im 9. Jahrhundert gab es dann zwei weitere Hospitäler, das Marienhospital und das Hospital des hl. Johannes, aus dem später der Hospitaler ( bzw. Johanniter-Orden ) hervorging. Diese drei Hospitäler wurden gemeinhin als Hospital von Jerusalem bekannt. Wann genau des Lazarushospital zu einem ritterlichen Orden wurde ist nicht überliefert. Vor 1098 stand der Orden unter der geistlichen Protektion des griechischen Patriarchen von Jerusalem. Nach dem ersten Kreuzzug kam der Orden unter das Protektorat des römischen Patriarchen von Jerusalem. Bis heute steht der Orden unter dem geistlichen Protektorat des Patriarchen von Antiochia, Gregor III. in Gemeinschaft mit Rom.

Die Aktivitäten des Ordens waren ursprünglich hospitalischer Art. Seine militärischen Funktionen ergaben sich erst etwa ab 1120 aus dem Umstand, das die geistlichen Ritterorden ihre an Lepra erkrankten Mitbrüder zum Dienst bei den Brüdern von St. Lazarus überstellten. Diese Ritter bildeten im Lazarus-Orden jene militärische Formation der "lebenden Toten", die wegen ihrer Tapferkeit berühmt war, und zeichneten sich in nahezu zwei Jahrhunderten in vielen Schlachten aus. Berüchtigt war diese Einheit dafür ohne Helm und Kopfbedeckung in den Kampf zu ziehen. Die lepra-entstellten Gesichter riefen beim Feind zumeist blankes Entsetzen hervor. Bekannt ist auch, dass der ebenfalls an Lepra erkrankte König Balduin IV. sich stets mit einer Garde aus Rittern des Lazarusordens umgab. Sie waren auch die Ersten, die ihm in die berühmte Schlacht von Montgisard ( 1177 ) folgten. Das gerade einmal drei Dutzend Ritter umfassende Kontingent kämpfte in der vordersten Reihe und schlug sich bis zur Mamelukkengarde Saladins vor, der sich nur mit Mühe retten konnte.

Bereits im 12. Jahrhundert breitete sich der Orden auf die Herkunftsländer der Kreuzfahrer aus. König Ludwig VII. von Frankreich verlieh 1154 dem Orden den königlichen Status und wies ihm das Schloss Boigny in der Nähe von Orléans zu.

Nach der Niederlage von der letzten Kreuzfahrerbastion Akkon, bei deren Verteidigung fast alle Lazarus-Ritter getötet wurden, war der Orden gezwungen, das Heilige Land zu verlassen, und Boigny wurde der Sitz des Großmagisteriums.

Im Laufe des 14. und 15. Jh. entfaltete der Orden neben dem Dienste an den Leprakranken auch wieder seine militärischen Aktivitäten. Während des Hundertjährigen Krieges kämpften Lazaritter für den König von Frankreich, während gleichzeitig englische Lazariter loyal an der Seite ihres Königs für England kämpften. Lazariter kämpften auch bei der Einnahme von Orléans zusammen mit der Hl. Johanna von Orléans.

Neuzeitliche Entwicklung des Ordens

Der Orden konnte die Französische Revolution überstehen, setzte in Frankreich und Spanien seine hospitalische Arbeit fort und besteht heute noch.

1998 errichtete der Großmeister für Europa eine übernationale Ordensjurisdiktion (jetzt: Humanitäres Grosspriorat Europa) und trug damit der internationalen sozialkaritativen Arbeit des Lazarus Hilfswerk (LHW) Rechnung, das Anfang der 70er Jahre in Deutschland die Arbeit aufnahm. Von Ordensnmitgliedern initiiert erreichte der jüngster karitativer Arm des Ordens schon bald internationale als Nichtregierungsorganisation (NRO).

Vor allem in Ländern des ehemaligen Ostblocks leistete Lazarus dringend benötigte humanitäre Hilfe. Aktuell wirkt das LHW im Auftrage des Ordens zur Überwindung der Not in Indonesien auf der Insel Nias. Lebensmittellieferungen, Fischerboote und Wiederaufbaumaßnahmen des LHW helfen die Not nach der Tsunami- und Erdbebenkatastrophe zu lindern. Finanziell unterstützt wird die Arbeit durch Zuwendungen der Regierungen, der Europäischen Gemeinschaft. Allem vorweg sind es die Spenden der Ordensmitglieder, während die Lazarus Helfer seit 1980 unterwegs waren, um mit organisationseigenen 38t-Lastzügen Lebensmittel, Medikamente und medizinischen Hilfsgüter in Richtung der ehemaligen Ostblockstaaten fuhren, um den in Not geratenen Menschen zu helfen. So konnte sichergestellt werden, daß die Hilfsgüter die Beürftigen ohne Verlust erreichten.

Papst Johannes Paul II. empfing wiederholt Repräsentanten von Lazarus in Privataudienzen und dankte den Helfern persönlich für ihre vielfältigen Einsätze und die Hilfe zur Überwindung der Not uind motivierte sie zur Fortführung ihres christlichen Engagements.


Spaltungen und jüngste Wiedervereinigung

Im Frühjahr 2004 spaltete sich während eines Generalkapitels in Toronto eine Gruppe vom legalen Ordenszweig ab und suchte Charles Philippe d’Orléans, duc d’Anjou als ihren Repräsentanten aus. Er wurde Ende 2004 von ihnen gewählt. Diese Gruppe bestimmte Kardinal László Paskai, Primas emeritus von Ungarn, als ihren spirituellen Protekto, nachdem ihnen der Geistliche Protektor des legalen Ordens S.S. Patriarch Gregorios III. Laham begründet seinen Schutz versagte und die weitere Verbreitung der Behauptung seiner Zusammenarbeit untersagte.

In einem in der Schweiz von der abgespaltenen eingereichten Gerichtsverfahren, die u.a. das Ziel verfolgte ihre Neugründung zu legitimieren, entschied das Gericht Bern (CH) am 2. Juni 2004 (Az: Z04 2094 - HQJ) eindeutig gegen den Antragsteller und stellte gerichtlich fest, dass diese Abspaltung illegal ist und der in Toronto gewählte Herzog von Sevilla legal "gewählter Großmeister" der beiden legalen Obedienzen Malta und Paris ist. Zuvor hatte 2002 das Internationale Generalkapitel in Dublin die Wiedervereinigung der beiden seit 1968 getrennten Obedienzen Malta und Paris mit großer Mehrheit beschlossen und den gewählten Herzog von Sevilla als Nachfolger vorgeschlagen. Der Herzog von Brissac wurde folglich 2004 vom Generalkapitel Toronto beauftragt den Lazarusorden befristet bis zur offiziellen Amtseinführung als "Acting Grandmaster" weiterzuführen.

Im Generalkapitel März / April 2006 genehmigten die beiden Obedienzen eine neue Ordensverfassung und gaben die Überarbeitung der Ausführungsbestimmungen "Bylaws" in Auftrag. Der langjährige Großmeister der Pariser Obedienz Herzog von Brissac, der bereits 2004 sein Amt als Großmeister niedergelegt hatte, dann aber auf Bitten des Generalkapitels die Amtsgeschäfte befristet fortführte, akzeptierte im April 2006 die Ernennung zum Großmeister Emeritus.

Im Oktober 2006 wurde in Houston während einer amerikanischen Ordensversammlung von den Mitgliedern einer gemeinsamen Vereinigungskommission (JRC) die offizielle Wiedervereinigungvereinbaruzng der beiden legalen Obedienzen Malta und Paris unterzeichnet. Durch diese nach vielen Jahren der Verhandlungen erreichte Wiedervereinigung gibt es weltweit nur noch einen legitimen Lazarus-Orden, der auch nach der Wiedervereinigung weiter unter dem Geistlichen Protektorat des mit Rom unierten Patriarchen der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche Gregorios III. Laham steht.

Liste der Großmeister / Administratoren des Lazarus-Ordens

Großmeister im heiligen Land (Jerusalem und Akkon)

  • Gérard de Martigues (108? - 1098)
  • Boyant Roger (1120 - 1131)
  • Jean (... 1131 ...)
  • Barthélémy (... 1153 ...)
  • Itier (... 1154 ...)
  • Hugues de Saint-Pol (... 1155 ...)
  • Raymond du Puy (1157 - 1159)
  • Rainier (... 1164 ...)
  • Raymond (... 1168 ...)
  • Gérard de Monclar (... 1169 ...)
  • Bernard (1185 - 1186)
  • Gautier de Neufchâtel ou de Châteneuf (... 1228 ...)
  • Raynaud de Flory (1234 - 1254)
  • Jean de Meaux (... 1267 ...)
  • Thomas de Sainville (1277 - 1312)

Großmeister in Boigny

  • Thomas de Sainville (1277 - 1312)
  • Adam de Veau (... 1314 ...)
  • Jean de Paris (1342 - 1349)
  • Jean de Coaraze (... 1354 ...)
  • Jean le Conte (... 1355 ...)
  • Jacques de Besnes alias de Baynes (1368 - 1384)
  • Pierre des Ruaux (1413 - 1454)
  • Guillaume des Mares (... 1460 ...)
  • Jean le Cornu (1469 - 1493)
  • François d'Amboise (1493 - 1500)
  • Agnan de Mareuil (1500 - 1519)
  • François de Bourbon, comte de Saint-Pol (1519 - 1521)
  • Claude de Mareuil (1521 - 1524)
  • Jean Conti (1524 - 1557)
  • Jean de Levis (1557 - 1564)

Großmeister in Boigny unter Protektion der französischen Krone

  • Michel de Seure (1564 - 1578)
  • François Salvati (1578 - 1586)
  • Michel de Seure (1586 - 1593)
  • Armand de Clermont de Chastes (1593 - 1603)
  • Charles de Gayand de Monterolles (1603 - 1604)
  • Philibert marquis de Nérestang (1604 - 1620)
  • Claude marquis de Nérestang (1620 - 1639)
  • Charles marquis de Nérestang (1639 - 1644)
  • Charles-Achille marquis de Nérestang (1645 - 1673)
  • Michel de Tellier, marquis de Louvois (1673 - 1691)
  • Philippe de Courcillon, marquis de Dangeau (1693 - 1720)
  • Louis d’Orleans, duc de Chartres, puis d’Orleans (1720 - 1752)
  • Louis de France, duc de Berry (1757 - 1773)
  • Louis Stanislas Xavier de France, comte de Provence (1773 - 1814)

Interregnum

  • Claud Louis, prince de La Châtre - General-Administrator(1814 - 1824)
  • Ordens Kapitel - (1824 - 1831) - Präsident: Jean-Louis de Beaumont, Marquis d'Autichamp
  • Ordens Kapitel - (1831 - 1840) - Picot; Joseph-Bon, Baron de Dacier [1831]]-1833; Auguste-Francois, Baron de Silvestre

Französische Obedienz, unter der Protektion und Administration der griechisch-katholichen Patriarchen

  • Patriarch Maximos III. Mazloum (1841 - 1855) - Protektor, Administrator
  • Patriarch Gregorios I. Youssef (1864 - 1897)
  • Patriarch Peter IV. Geraigiri (1898 - 1902)
  • Patriarch Ciril VIII. Ghea (1902 - 1910)
  • Ordens Kapitel - (1910 - 1930)

Spanische Obedienz

  • Francisco de Paula de Bourbon et de la Torre, duc de Seville, Grand d’Espagne (1930-1952)
  • Francisco Henri de Bourbon et de Bourbon, duc de Seville, Grand d’Espagne (1952-1967)

Französische Obedienz

  • Charles Philippe de Bourbon Orléans, duc d’Alençon, Vendôme et Nemours, Premier Prince du Sang (1967 - 1969)
  • Don Francisco Henri de Bourbon et Bourbon, Grand d’Espagne (1973 - 1995)

Obedienz Malta

  • Don Francisco de Paula de Bourbon y Escasany, duc de Seville, Grand d’Espagne (seit 1995)

Obedienz Paris

  • Pierre de Cossé, duc de Brissac (1969 - 1986)
  • François de Cossé, Duc de Brissac (1986 - 2004)
  • Gewählter GM: Don Francisco de Paula de Bourbon y Escasany, Duc de Seville, Grand d’Espagne (seit 2004)
  • Amtierender GM: François de Cossé, Duc de Brissac (2004 - 2006) ab Generalkapitel Baden 2006 GM Emeritus

Obedienz Malta (nicht anerkannte Abspaltung seit 2004)

Literatur

  • Massimo Ellul: The Green Eight Pointed Cross. Watermelon Books, Valetta, Malta 2004
  • Pierre E. Gautier de Sibert: Histoire de l'ordre Militaire et Hospitalier de Saint-Lazare de Jerusalem. 1772. Slatkine, Genf 1983, ISBN 2-05-100505-2 (Repr. d. Ausg. Paris 1772)

Weblinks

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