Savoia-Marchetti SM.75
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Bei der Savoia-Marchetti SM.75 handelt es sich um ein dreimotoriges Verkehrsflugzeug. Die SM.75 war als Weiterentwicklung der SM.73 gedacht, von der sie sich durch ein größeres Transportvermögen, ein Einziehfahrwerk und höhere Leistung unterschied. Der Einsatz erfolgte auf den europäischen Routen mit 24 Passagieren, aber auch auf der Strecke nach Italienisch-Ostafrika (Äthiopien und Eritrea) mit 18 Passagieren. Das Flugzeug war mit drei Alfa Romeo 126 RC.134 (750 PS) ausgerüstet. Der Erstflug der SM.75 fand im November 1937 statt. Anschließend wurde eine erste Serie von 50 Flugzeugen gebaut (W.-Nr. 32001-32050). Fünf Flugzeuge wurden zwischen Juli 1938 und Februar 1939 an die ungarische MALERT geliefert, die das Flugzeug bis zum ungarischen Kriegseintritt im Juni 1941 einsetzte.
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[Bearbeiten] Exemplare
Insgesamt 36 SM.75 wurden vor dem Juni 1940 an die Ala Littoria geliefert. Vier dieser Flugzeuge gingen vor dem Krieg verloren (I-TUON 22. November 1938 Linz, I-LEAL 10. Februar 1940 Aiello Calabro, I-LUPI 17. Mai 1940 Barcelona, alle mit Personenschaden, I-LOVE unbekannt), die restlichen 32 Flugzeuge wurden im Juni 1940 von der Regia Aeronautica übernommen, die aus den drei italienischen Luftverkehrsgesellschaften die Servici Aeronautica Speziale (SAS) bildete. Diese bestanden aus rein militärischen Transporteinheiten und drei Nuclei, die den zivilen Luftverkehr abwickeln sollten. Die Nucleo Ala Littoria erhielt sechs Flugzeuge, die Nucleo LATI zwei Flugzeuge, der Rest wurde Staffeln der RA zugeteilt.
Die LATI hatte im Dezember 1939 den Verkehr nach Brasilien über den Südatlantik mit Savoia-Marchetti SM.83 aufgenommen. Nachdem bei den ebenfalls eingesetzten SM.82 mehrere Brüche im Dezember 1940 aufgetreten waren, wurde auch die SM.75 I-BAYR eingesetzt, ging aber bereits auf dem vierten Flug, vermutlich wegen Motorproblemen, bei der Insel Fernando Noronha verloren. Neben zwei Passagieren blieben zwei komplette Besatzungen (acht Personen) vermisst. Die SM.75 wurde – neben der SM.82 – auch für die Versorgung von Ostafrika eingesetzt, als im Jahre 1941 die Lage dort kritisch wurde.
[Bearbeiten] Langstreckenverbindungen
Im August 1940 wurde entschieden, die SM.75 ihren neuen Anforderungen besser anzupassen. Daher bestellt die Ala Littoria 20 SM.75, die mit den Tragflächen, Leitwerk und Fahrwerk der SM.82 ausgerüstet waren. Dabei wurde die Tankkapazität auf 7.000 Liter erhöht, was der SM.75 eine Reichweite von 4.500 km gab. Insgesamt 23 Flugzeuge (W.-Nr. 32051-32073) wurden zwischen März 1942 und Januar 1943 geliefert. Einige der Flugzeuge waren mit dem Motor Alfa Romeo 128 RC.18 mit 860 PS ausgerüstet.
Da während des Krieges ein Interesse an einer Verbindung zwischen den verbündeten Deutschland und Italien mit Japan bestand, wurde die SM.75 RT (für Rom-Tokio) MM60539 (W.-Nr. 32056) ausgerüstet, um eine Strecke von 8.000 km Non-stop mit einer Nutzlast von 140 kg fliegen zu können. Als Startpunkt des Fluges wurde Saporoschje in der Sowjetunion festgelegt, von wo der Flug nach Pao-tow-chen im japanisch besetzten China ging. Die 6.000 km lange Strecke wurde in einer Flugzeit von 21 h 14 min zurückgelegt. Für die Strecke nach Tokio (2.700 km) wurden noch 10 h 4 min benötigt. Der Hinflug fand vom 30. Juni 1942 bis zum 3. Juli 1942 mit einer Pause in Pao-tow-chen statt, der Rückflug vom 16. Juli 1942 bis 20. Juli 1942 auf der Strecke Tokio- Pao-tow-chen-Odessa-Rom.
Auf Grund der Kriegslage wurde entschieden, eine weitere Serie von 30 SM.75 bis aufzulegen. Diese war mit dem Motor Alfa Romeo 128 RC.18 mit 860 PS ausgerüstet. Besonders signifikant war die Ausrüstung eines Verkehrsflugzeuges mit einem Drehturm auf dem Rumpfrücken, der mit einem 12,7mm-MG ausgerüstet war. Von dieser Serie wurden bis August 1943 noch 17 Flugzeuge (W.-Nr. 001-017), von denen drei an die LATI und zwei an die Ala Littoria geliefert wurden.
[Bearbeiten] Kriegsverluste
Während des Krieges waren die Flugzeuge der Nuclei LATI und ALA Kriegshandlungen unterworfen, da die italienischen Gesellschaften im Juni 1940 militarisiert wurden. Entsprechend wurden Flugzeuge dieser Gesellschaften durch Bomben zerstört oder durch Feindflugzeuge abgeschossen. Am 31. Juli 1943 waren insgesamt noch 45 SM.75 vorhanden, davon 12 bei der LATI und 11 bei der Ala Littoria, 13 bei militärischen Einheiten und neun bei den Baufirmen zur Reparatur oder Überholung. Nach dem italienischen Waffenstillstand beschlagnahmte die DLH insgesamt 16 SM.75 der Fluggesellschaften. Eine wurde direkt von der Luftwaffe übernommen, eine wurde von den rumänischen Behörden beschlagnahmt und vier flogen bei der Aeronautica Co-Belligerente auf alliierter Seite. Die Lufthansa setzte die Flugzeuge selber nicht ein, da sie mit Wartungsschwierigkeiten rechnete, sondern gab 11 Flugzeuge an die Luftwaffe ab. Vier verblieben in ihrem Gewahrsam und wurden anschließend verschrottet, die letzte fiel einem Bombenangriff zum Opfer. Das Japanflugzeug wurde am 22. Oktober 1943 an die 2./VersuchObdL abgegeben, der Rest flog ab September 1943 beim Ergänzungstransportgeschwader als Schulflugzeug für die SM.82. Der Höchststand lag bei 25 Flugzeugen am 29. Februar 1944. Dort wurden die Flugzeuge im Juli 1944 aussortiert und vermutlich eingelagert, bis sie anschließend verschrottet wurden.
[Bearbeiten] Verwendete Unterlagen
- Brotzu/Cosolo: Dimensione Cielo 8, Roma 1975
- Unterlagen aus dem Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg