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Äthiopien

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Bild:aethiopien_amharisch.JPG (Amharisch)

Yeityop'iya Federalawi Demokrasiyawi Ripeblik (Transliteration)
Demokratische Bundesrepublik Äthiopien

Flagge Äthiopiens
Wappen Äthiopiens
(Details) (Details)
Amtssprache Amharisch
Hauptstadt Addis Abeba
Staatsform Demokratische Bundesrepublik
Staatsoberhaupt Präsident
Girma Woldegiorgis
Regierungschef Premierminister
Meles Zenawi
Fläche 1.127.127 km²
Einwohnerzahl 73.053.287 (Stand Juli 2005)
Bevölkerungsdichte 65 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 116 US-$ (2005)
Währung Birr
Nationalhymne Whedefit Gesgeshi Woude Henate Ethiopia
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen ETH
Internet-TLD .et
Telefonvorwahl +251

Äthiopien (griechisch Αιθιοπία, von altgriechisch αίθαλο, aíthalo – das rußige, rußfarbene und οψ, ops – das Gesicht, amharisch Ityop'ya) – zeitweise im Ausland auch als Abessinien bekannt (eigentlich ein kultur-geographischer Begriff, der nur das Hochland bezeichnet) – ist ein Staat im Osten Afrikas. Er grenzt an Eritrea, den Sudan, Kenia, Somalia und Dschibuti. Nationalfeiertag ist der 28. Mai, Tag der Niederlage des Mengistu-Regimes (1991).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

[Bearbeiten] Politische Grenzen

Grenze insgesamt: 5328 km

Äthiopien ist seit der Unabhängigkeit Eritreas 1993 ein Binnenland ohne direkten Zugang zu einem Hafen.

[Bearbeiten] Geologie

Das Simien-Gebirge
Das Simien-Gebirge

Der Großteil von Äthiopien wird vom Hochland von Abessinien eingenommen; in diesem weitläufigen Hochgebirge liegt auch die Hauptstadt des Landes: Addis Abeba (2.370 m ü. NN). Höchster Berg des Hochlandes ist der Ras Daschan Terara (4.545 m); weitere dortige Viertausender sind der Talo (4.413 m), der Guma Terara (4.231 m) und der Guge (4.203 m). Durch die Mitte des Staats zieht sich in Nordost-Südwest-Richtung der Große Afrikanische Grabenbruch (der hier auch Abessinischer Graben genannt wird). Auf dessen südöstlicher Seite schließt sich das Somali-Hochland mit dem Deemtu (4.377 m) an. Die tiefste Landesstelle befindet sich mit 116 m unter dem Meeresspiegel in der Koba-Senke westlich der Grenze zu Eritrea.

Siehe auch: Liste der Vulkane in Äthiopien

[Bearbeiten] Klima

In der tropisch-heißen Zone (Qolla – bis 1.800 m) ist es durchschnittlich 27 Grad warm bei einer jährlichen Regenmenge unter 500 mm Niederschlag. Die warm-gemäßigte Zone (Woyna Dega – 1.800 bis 2.500 m) ist 22 Grad warm bei 500 bis 1.500 mm Niederschlag pro Jahr. Im Berggebiet (Dega – über 2.500 m) werden nur 16 Grad gemessen und die Regenmenge steigt bis 1.800 mm Niederschlag. Die Hauptregenzeit ist zwischen Mitte Juni und September, eine kleine Regenzeit gibt es zwischen Februar und März.

[Bearbeiten] Seen

Satellitenbild Äthiopiens
Satellitenbild Äthiopiens

Der größte See ist der Tanasee. Im großen afrikanischen Grabenbruch gibt es viele meist vulkanische Seen. Der Shala ist der größte Kratersee und der tiefste des Landes. Der Langano ist wegen seines hohen Sodagehaltes einer der wenigen Seen, in denen man baden kann, da er frei von Bilharzioseerregern ist.

[Bearbeiten] Flüsse

Die wichtigsten Flüsse in Äthiopien sind der Akobo, der Awash, der Blaue Nil, der Juba, der Genale, der Omo, der Tekeze und der Wabi Shebelle.

[Bearbeiten] Nationalparks

Hauptartikel: Nationalparks in Äthiopien.

In Äthiopien gibt es 9 Nationalparks (Stand Oktober 2005). Das Schutzgebietssystem wird durch etwa 100 weitere nationale Schutzgebiete mit unterschiedlichem Schutzstatus ergänzt. Der Simien Mountains Nationalpark gehört zum Weltnaturerbe der UNESCO.

[Bearbeiten] Flora und Fauna

Aufgrund seiner abwechslungsreichen Topographie, diversen geologischen Schichten und verschiedener klimatischer Verhältnisse ist Äthiopien die Heimat für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Äthiopien ist eines der acht Genzentren der Erde. Die äthiopische Flora umfasst ungefähr 7.000 höhere Pflanzenarten, von denen ungefähr zwölf Prozent endemisch sind. Äthiopien ist das Ursprungsland des Kaffee und verschiedener Getreidearten, wie Teff, oder die Rote Zierbanane (Ensete ventricosum). Über 20 verschiedene Kulturpflanzen stammen aus diesem Land.

Unter den zahlreichen Tierarten sind 30 Säugetierarten (12 %) (unter anderem der äthiopische Wolf, die Sömmerringgazelle, das Mountain Nyala) 16 Vogelarten (2,5 %) (Blauflügelgans), 3 Reptilarten (3,9 %) und 17 amphibische Arten (31,5 %) endemisch.

[Bearbeiten] Städte

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Addis Abeba 2.757.807 Einwohner, Dire Dawa 252.347 Einwohner, Nazret 214.034 Einwohner, Bahir Dar 168.929 Einwohner, Gonder 153.942 Einwohner und Mek'ele 151.752 Einwohner.

Siehe auch' Liste der Städte in Äthiopien

[Bearbeiten] Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung 1961–2003
Bevölkerungsentwicklung 1961–2003

Äthiopien gilt als Vielvölkerstaat. Obwohl geographisch dem südlich der Sahara gelegenen Afrika zugerechnet, ist das Land in seiner historischen Entwicklung stark geprägt vom arabisch-semitischen Einfluss, sowohl in kultureller als auch in demographischer Hinsicht.

[Bearbeiten] Ethnien

Ein Arbeiter aus Agame (um 1845)
Ein Arbeiter aus Agame (um 1845)

Im 20. Jahrhundert galten die Amharen als Staatsvolk. Obwohl sie nur zwischen 20 und 30 % der Bevölkerung stellen, hat sich Amharisch als Landessprache durchgesetzt und wird zumindest von der Stadtbevölkerung des gesamten Landes im täglichen Umgang benutzt. Zusammen mit den Tigray, die ca. 10 % der äthiopischen Bevölkerung ausmachen, siedelten sie traditionell als Bauern in den nördlichen Hochländern, dem Kernland des historischen äthiopischen Kaiserreichs. Amharen und Tigray können unter dem äthio-semitischen Begriff Habesha ('Abessinier') zusammengefasst werden. Zum überwiegenden Teil sind sie Anhänger der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche. Die Hälfte der Bevölkerung sind Muslime, jedoch wird der Alltag von der äthiopisch orthodoxen Kirche geprägt. Eine kleine Minderheit sind Protestanten und Katholiken, die Minderheit jüdischen Glaubens (Falascha) ist mittlerweile fast komplett nach Israel ausgewandert.

Ein Speerträger aus Tigre (um 1845)
Ein Speerträger aus Tigre (um 1845)

Die zahlenmäßig größte Ethnie bilden allerdings die Oromo, was auf Oromiffa ‚die Starken‘ bedeutet. Die Oromiffa ist eine Kuschitische Sprache. Früher waren die Oromo und andere kuschitische und omotische Völker vor allem unter der Bezeichnung Galla bekannt, was auf amharisch ‚Heimatsuchende‘ bedeutet. Galla gilt heute als abwertend und sollte vermieden werden. Sie stellen über 40 % der Bevölkerung Äthiopiens und hängen oft dem Islam, aber auch der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche an. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich über den Süden, Osten und Westen des Landes. Die muslimische Bevölkerung der Stadt Harar wird Aderi genannt und hat aus historischen Gründen eine eigene linguistisch-kulturelle Identität. Die bedeutsamsten anderen ethnischen Gruppen Äthiopiens sind die Somali (6 %), Shankella (6 %) Afar (4 %), Gurage (3 %), Sidama (9 %) und Agaw (1 %). In den Regionen im Westen und Südwesten des Landes leben noch zahlreiche nilotische und omotische Ethnien, die zum Teil einen sehr ursprünglichen Lebensstil bewahrt haben. Die bekanntesten unter ihnen sind die Mursi, Hamar, Ometo und Nuer.

[Bearbeiten] Sprachen

In Äthiopien werden über 80 Sprachen gesprochen. Die Amtssprache auf der Bundesebene ist Amharisch, das zum (süd-)semitischen Zweig des Afroasiatischen gehört und als Muttersprache von etwa 18 Mio. Menschen gesprochen wird, als Zweitsprache von weiteren 4 Mio. Äthiopiern. Das kuschitische Oromo ist mit 9 Mio. Sprechern nächst dem Amharischen am meisten verbreitet. Allerdings ist die Sprecherzahl einzelner Sprachen oft ein Politikum und Angaben dazu daher mit Vorsicht zu genießen. Englisch ist Bildungssprache und wird in den Oberschulen als Unterrichtssprache verwendet. In einzelnen Bundesstaaten, deren Grenzen entlang Sprachgrenzen gezogen wurden, werden in Grundschulen und in örtlichen Verwaltungen regionale Sprachen wie Oromo, Harari, Somali, Afar, Kafficho u. a. aber auch Amharisch verwendet.

Die Sprachen Äthiopiens gehören – sehr ungleich verteilt – zwei großen Sprachfamilien an: dem Afroasiatischen (früher Semito-Hamitisch genannt) und dem Nilo-Saharanischen. Dabei entfallen 99 % (55 Mio.) auf das Afroasiatische, das in Äthiopien mit seinen Zweigen Semitisch (vorwiegend in der nördlichen Hälfte des Landes), Omotisch (im Südwesten) und Kuschitisch (im Süden, Westen und Osten) vertreten ist. Die Nilo-Saharanischen Sprachen (im Westen Äthiopiens) machen nur 1 % oder etwa 500.000 Sprecher aus.

Siehe auch: Alphabetische Liste der Sprachen von Äthiopien

[Bearbeiten] Religionen

Das Kreuz von Tewodros II. (um 1870)
Das Kreuz von Tewodros II. (um 1870)

So heterogen wie die ethnische Zugehörigkeit ist auch die religiöse: Die wichtigsten Glaubensgemeinschaften sind die äthiopisch-orthodoxen Christen und die sunnitischen Moslems. Dazu kommen Katholiken, Anhänger von Naturreligionen, Angehörige der äthiopisch-evangelischen Kirchen, Hindus und Sikhs.

Zur religiösen Zusammensetzung der Bevölkerung in Äthiopien gibt es widersprüchliche Angaben.

So geben der Fischer Weltalmanach 2007[1] und das CIA World Fact Book (Stand: 8.2.2007)[2] folgendes an:

  • Rund 35-40 % der Äthiopier sind äthiopisch-orthodoxe Christen, 45-50 % sind Muslime und ca. 12 % Animisten, ca. 3-5 % der Bevölkerung gehören anderen Religionen an.

Dagegen gibt das Auswärtige Amt (Stand März 2006)[3] folgende Zahlen an:

  • Rund 45 % der Äthiopier sind äthiopisch-orthodoxe Christen, 40 % Muslime, ca. 6 bis 10 % evangelische und katholische Christen und ca. 5 % gehören Naturreligionen an.

Eine Sonderrolle spielen die Falascha – diese Gemeinschaft äthiopischer Juden ist älter als der Talmud. Mit einer geheimen Luftbrücke hatte Israel 1984 und 1991 mehr als 25.000 Falascha aus den Bergtälern zwischen Gonder und Aksum ins Heilige Land ausgeflogen. Heute leben nur noch 3.800 Falascha in Äthiopien

[Bearbeiten] Äthiopisch-Orthodoxe Kirche

Äthiopischer Priester mit typischen äthiopischen Kreuzen
Äthiopischer Priester mit typischen äthiopischen Kreuzen

Anfang des 4. Jahrhunderts verbreitete sich das Christentum in Äthiopien. Das Äthiopisch-Orthodoxe Christentum, das vor allem unter den Amharen und Tigray verbreitet ist, ist die historisch bedeutsamste Religion des Landes. Äthiopien gilt nach Armenien als zweitältester stark durch das Christentum geprägter Staat der Erde.

Die äthiopische Kirche ist im Unterschied z. B. zu den griechisch-Orthodoxen, katholischen und protestantischen Kirchen miaphysitisch, d. h., dass ihre Abspaltung vom westlichen Christentum auf dem Konzil von Chalcedon stattfand, und sie somit nicht als eine orthodoxe Kirche im Sinne der dyophisitischen russisch- oder griechisch-orthodoxen Kirche gesehen werden kann. Sie steht somit den indischen Thomaschristen, den Armeniern, den Aramäern oder auch den ägyptischen Kopten nahe. Die religiöse Spaltung geht auf die Definition der Natur Christi zurück. Die miaphysitischen Kirchen vertreten die Lehre, dass Jesus nur eine göttlich-menschliche Natur hatte, während die Dyophysiten glauben, dass er je eine göttliche und eine menschliche hatte. Für diese Konfession sind die äthiopischen Rundkirchen typisch.

[Bearbeiten] Protestantische und Katholische Kirchen

Kloster Debre Damo in Nordäthiopien
Kloster Debre Damo in Nordäthiopien

Rund 6 bis 10 Prozent der Äthiopier sind protestantisch oder katholisch.[4] Seit 1830 sind evangelische Missionare in Äthiopien unterwegs; von 1855-68 war die St. Chrischona Pilgermission aus Basel in Zusammenarbeit mit dem anglikanischen Bischof Jerusalems mit meist deutschen Missionaren in Äthiopien tätig. Auf diese geht u. a. eine protestantische Bewegung unter den jüdischen Beta Isra'el (sog. „schwarze Juden“) zurück. Die Hermannsburger Mission bemüht sich 1853 bis 1857 um die Missionierung der Oromo, wird aber erst im Jahre 1927 wirklich aktiv; eine erste deutsch-schweizerische Mission unter den Oromo gab es schon 1840 (in Shewa), später 1867 (Beni Shangul / Gubbe) und für längere Zeit mit einem gewissen Erfolg auf der Missionsstation in Balli, südlich Shewa, von 1872 bis 1886, geleitet von deutschen Missionaren der St. Chrischona Pilgermission aus Basel. Weiter gibt es Missionen aus Schweden, Norwegen, den USA und Dänemark. Zur Zeit gibt es folgende protestantische Kirchen in Äthiopien:

Die Äthiopisch-Katholische Kirche ist eine mit der Römisch-Katholischen Kirche unierte Ostkirche. Sie wurde 1622 zur Staatskirche erhoben und 1636 wieder verboten, weil der von Rom entsandte Patriarch Alfonso Mendez den einheimischen Ritus durch den lateinischen ersetzte. Seit 1961 existiert wieder ein äthiopisch-katholisches Erzbistum Addis Abeba. Die Messe wird im alexandrinischen Ritus und in amharischer Sprache zelebriert.

[Bearbeiten] Islam

Der Islam hat in Äthiopien eine mehr als tausend Jahre alte Geschichte und seine kulturelle und historische Bedeutung ist der des Christentums vergleichbar. Der erste Kontakt des Islam mit Äthiopien fand schon zu Lebzeiten des Propheten Mohammeds, statt, als eine Gruppe von Muslimen nach Äthiopien floh und dort freundlich aufgenommen wurde. Dieses Ereignisse hat bis heute für die muslimischen Äthiopier eine identitätsstiftende Bedeutung. Ab dem 9. Jahrhundert entstanden eine Reihe islamischer Fürstentümer und Staaten, vor allem im Osten und Südosten des Landes. Durch die Eroberungen unter Menelik II. Ende des 19. Jahrhundert wurden weite Regionen, die vornehmlich islamisch geprägt sind, Teil des modernen äthiopischen Staates.

Eine wichtige Rolle bei der Herausbildung des äthiopischen Islams spielten Sufibruderschaften (Tariqas), die vor allem in Harar, Wällo und Jimma Zentren islamischer Gelehrsamkeit gründeten. Waren Muslime im modernen Äthiopien unter Haile Selassie lange Zeit unterdrückt, so erlangte er ab der DERG Periode die Gleichberechtigung. Seitdem werden beispielsweise die wichtigen islamischen Feste als nationale Feiertage gefeiert.

Heute sind weite Teile des Landes islamisch geprägt, so die Regionen Ogaden, die Afar-Region (auch Danakil genannt), Bali, Arsi, Teile der Gurage-Region, das östliche Wollo, die Harar Region, die Jimma Region, Ilubabor und Bani-Shangul. Zwischen 40 und 50 % der Äthiopier sind Muslime, vor allem die Völker der Afar, Gurage, Oromos und Somali.

[Bearbeiten] Rastafari

Für die Glaubensgemeinschaft der Rastafari sind Kaiser Haile Selassie und das Land an sich von zentraler Bedeutung. Eine sehr kleine Gruppe Anhänger dieser religiösen Bewegung lebt in Shashemene südlich von Addis Abeba (in Oromiyaa), seitdem sich dort afrikanische Heimkehrer erst aus den USA, später aus Jamaika und dann aus der ganzen Welt niedergelassen haben.

[Bearbeiten] Juden

Die äthiopischen Juden, auch Falascha, Beta Israel (Haus Israel), ethnische Bezeichnung früher Kayla, sind eine vom israelischen Oberrabbinat als durch Zwang christianisierte Afrikaner ursprünglich jüdischen Glaubens definierte Gruppe. 1975 wurden sie von den Rabbinern in Israel endgültig als Juden anerkannt. Historisch haben sie sich im Mittelalter aus politisch-religiös verfolgten Agaw-Gruppen entwickelt, u. a. durch Rekonversion christlicher Mönche zu einem aus dem Alten Testament künstlich abgeleiteten Judentum. Ethnisch gehören sie zu einer alteingesessenen Bevölkerung Äthiopiens; ob es vor der Konversion der Kayla zu einer judaisierenden Religion (der aber wesentliche Elemente des Judentums fehlen) eine möglicherweise ältere, versprengte jüdische Gruppe gegeben hat, ist aufgrund gegenläufiger historischer Indizien zunehmend umstritten.

[Bearbeiten] Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Äthiopiens

Das Skelett Lucy, ein Australopithecus afarensis
Das Skelett Lucy, ein Australopithecus afarensis

Das östliche Afrika wird von der überwiegenden Mehrheit aller Paläanthropologen als die Wiege der Menschheit bezeichnet. Lange bevor es Schrift gab oder eine Überlieferung, auf die wir uns heute beziehen können, gab es auf dem Gebiet des heutigen Äthiopiens Menschen und Vormenschen. Zahlreiche Überreste solcher Vormenschen (zum Beispiel Australopithecus afarensis) wurden in Äthiopien gefunden („Lucy“ 1974 in Hadar; DIK1-1 – das Mädchen von Dikika – 2000 in Dikika).

Als eines der bedeutenden „Weltreiche“ (so der Prophet Mani) in der Zeit der Spätantike gilt das nordäthiopische Reich von Axum (auch Aksum), das eines der ersten christlichen Königreiche der Welt war. Es beherrschte allerdings nur kurzzeitig auch Teile der südlichen arabischen Halbinsel und des Nordsudans, nicht aber Teile des heutigen Südäthiopien. Wie lange auch Teile des heutigen Sudan südlich von Atbara unter axumitischer Herrschaft standen, ist umstritten; wahrscheinlich beschränkte sich diese kurzzeitig im 4. Jahrhundert etablierte Herrschaft auf zeitweise Tributzahlungen. Mit der Ausdehnung des Islam im 7. Jahrhundert (Islamische Expansion) wurde die äthiopische Christenheit vollständig vom Einfluss der europäischen Kirche abgeschnitten.

Die Portugiesen traten 1493 zum ersten Mal mit Äthiopien in Kontakt, überwiegend um ihre Herrschaft im Indischen Ozean zu festigen und den katholischen Glauben zu verbreiten. Ihre Strategie einer Bekehrung des gesamten Landes scheiterte jedoch ebenso wie 1543 der Eroberungsversuch muslimischer Völker (Sultanat Adal) mit türkisch-osmanischer Hilfe.

Karte um 1891: Nubien und Abessinien
Karte um 1891: Nubien und Abessinien

Im Zuge des Kolonialismus hatte sich Äthiopien immer wieder der Einflussnahme europäischer Mächte zu erwehren, zunächst unter Kaiser Tewodros der Britischen Äthiopienexpedition von 1868, dann am Ende des 19. Jahrhunderts des Einflusses der Italiener und ihrer Kolonie Eritrea. Trotz der technisch überlegenen, modernen Waffen der italienischen Armee schlugen die Äthiopier 1896 unter Kaiser Menelik II. die italienischen Invasoren zurück (Schlacht von Adua). Dieses Ergebnis gilt bis in die Gegenwart als wichtiger Sieg einer afrikanischen gegen eine europäische Armee und wurde in der Folgezeit fester Bestandteil des äthiopischen Nationalbewusstseins.

Auf die Sicherung der Unabhängigkeit folgte die Eroberung im Süden des heutigen Staatsgebietes. Diese neueroberten Gebieten fallen unter ein archaisch-feudales System der Landnahme. 1935 kam es zu einem weiteren italienischen Angriff unter Mussolini (Italienisch-Äthiopischer Krieg bis 1936). Nur mit massivem Einsatz von Giftgas auch gegen die Zivilbevölkerung, gegen Krankenhäuser usw. gelang es den Italienern, bis zur Hauptstadt Addis Abeba vorzustoßen. Obwohl die italienische Armee die Oberschicht des Landes mit Massenerschießungen zu vernichten versuchte, gelang es ihr zu keinem Zeitpunkt, das ganze Land zu kontrollieren. Kaiser Haile Selassie wurde vorübergehend vertrieben, kehrte aber 1941 mit britischer Hilfe zurück. Insgesamt fielen dem völkermordartigen Vorgehen der Italiener rund 700.000 Äthiopier zum Opfer, das waren knapp zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Während ihrer kurzen Herrschaft in Äthiopien führten die Italiener ein System der Rassentrennung ein, das in der Folge von Südafrika unter der Bezeichnung Apartheid übernommen wurde. Anfang der 1970er Jahre geriet das Kaiserreich in eine schwere Krise. Die verarmten Bauern litten unter den Abgaben an die Großgrundbesitzer, das aufstrebende Bürgertum Addis Abebas sah sich in seinen politischen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt. Die Inflation in Folge der Dürrekatastrophe von 1973 und der Ölkrise löste in Äthiopien Massendemonstrationen von Studenten und Streikwellen aus. Schließlich revoltierten zu Beginn des Jahres 1974 ebenfalls Teile der äthiopischen Armee. Kaiser Haile Selassie wurde am 12. September 1974 gestürzt. Das Militär bemächtigte sich schnell der Revolution, ein Militärverwaltungsrat übernahm unter Führung von Major Mengistu Haile Mariam die Macht. 1975 wurde die Monarchie abgeschafft und das Land zu einer sozialistischen Volksrepublik.

Es folgten bald militärische Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten. So wurde 1977/1978 mit Unterstützung der Sowjetunion und Kubas eine Invasion des von den USA unterstützten Somalia abgewehrt. Aufgrund der übermäßigen Repression gegen die Zivilbevölkerung erhielten eritreische Separatisten immer mehr Zuspruch.

1984 gelangte Äthiopien durch eine Reportage des BBC-Fernsehens in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Über Jahre ausbleibende Niederschläge in der Sahelzone führten in zwanzig afrikanischen Ländern zu Missernten und Hungersnöten. Auch wegen des anhaltenden Bürgerkrieges und der Einführung des Kommunismus durch Mengistu Haile Mariam war Äthiopien am schlimmsten von dieser Katastrophe betroffen. Die Hungersnot in Äthiopien 1984–1985 forderte insgesamt etwa eine Million Opfer.

1991 kollabierte das Regime schließlich. Unter der neuen Interimsregierung Meles Zenawis erlangte Eritrea im Mai 1993 nach fast dreißig Jahren Krieg die Unabhängigkeit. Grenzstreitigkeiten und vermutlich auch ökonomische Zwiste führten 1998 jedoch erneut zum Krieg der beiden Länder, den Äthiopien trotz großer Verluste nicht für sich entscheiden konnte. Der Konflikt wurde durch den Friedensvertrag von Algier im Dezember 2000 beendet, dem zufolge die Blauhelm-Soldaten der United Nations Mission in Ethiopia and Eritrea (UNMEE)[1] den (fragilen) Frieden überwachen. Am 13. April 2002 gab die unabhängige Grenzkommission eine endgültige Empfehlung zur Beilegung der Streitigkeiten ab(Eritrea Ethiopia Boundary Commission, EEBC)[2]. Ein Jahr nach der Bekanntmachung lehnte Äthiopien diese jedoch mit der Begründung ab, die Stadt Badme, die auslösender Streitpunkt des Krieges gewesen war, solle anders als von der Kommission vorgeschlagen auch weiterhin zu Äthiopien gehören. Seitdem herrscht zwischen beiden Kriegsparteien ein unruhiger Frieden, der sich jederzeit wieder in einen Krieg verwandeln kann.

Siehe auch: Liste der Kaiser von Äthiopien

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Politisches System

[Bearbeiten] Vor 1974

Vor 1974 war Äthiopien eine absolute Monarchie. Der letzte Monarch war Haile Selassie.

[Bearbeiten] 1974 bis 1991

Nach dem Sturz des Kaisers bemächtigt sich das Militär der Revolution, ein Militärverwaltungsrat, der sog. Derg, übernimmt unter Führung von Major Mengistu Haile Mariam die Macht. 1975 wird die Monarchie abgeschafft und das Land zu einer kommunistischen „Sozialistischen Volksrepublik“, die ganz von sowjetischer Unterstützung abhängt. Politische Gegner und religiöse Gemeinschaften wurden blutig verfolgt.

[Bearbeiten] Ab 1991

Äthiopien ist seit 1991 eine föderale Republik (1995 durch die Verfassung bestätigt). Das Staatsoberhaupt wird vom Parlament als Staatspräsident gewählt und hat vorwiegend repräsentative Aufgaben. Der Chef der Regierung ist der Ministerpräsident, der die Mitglieder des Kabinetts ernennt und normalerweise Vertreter der stärksten Partei im Parlament ist. Das Parlament besteht aus zwei Kammern: dem Bundeshaus (House of Federation) mit 198 Sitzen und dem Volksrepräsentantenhaus (House of People’s Representatives, kurz genannt Parlama) mit 548 Sitzen (die Mitglieder werden direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt). Die höchste juristische Instanz ist der Oberste Gerichtshof in der Hauptstadt Addis Abeba.

Siehe auch: Liste der Parteien in Äthiopien

[Bearbeiten] Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Äthiopiens

Äthiopien ist seit 1998 nach ethnischen Kriterien in neun Bundesstaaten, die Hauptstadt Addis Abeba (Ziffer 1 auf der Karte) sowie die Stadt Dire Dawa(5) (von Oromiyaa und der Region Somali beansprucht) gegliedert. Die folgende Liste führt die Namen der einzelnen Bundesstaaten mit Angabe der Titularnation(en) auf.

Verwaltungsgliederung
Verwaltungsgliederung

[Bearbeiten] Mitgliedschaft in internationalen Organisationen

Äthiopien ist in verschiedenen internationalen Organisationen und Gruppierungen Mitglied. Zu den wichtigsten zählen die Mitgliedschaften in den Vereinten Nationen (Gründungsmitglied 1945) und seinen Unter- und Sonderorganisationen, wobei die ECA (VN-Wirtschaftskommission für Afrika) ihren Sitz in Addis Abeba hat, der Afrikanische Union (bis 2002 Organisation der Afrikanischen Einheit, deren Gründungsmitglied das Land 1963 war; Sitz Addis Abeba) und in der Weltbankgruppe, und IWF. Weiterhin in Regionalorganisationen wie der IGAD (Intergovernmental Authority on Development), der COMESA (Gemeinsamer Markt süd- und ostafrikanischer Staaten), und der Cotonou-Abkommen (Partnerschaftsabkommen der Europäischen Union mit den afrikanischen, karibischen und pazifischen Ländern)

[Bearbeiten] Infrastruktur

Familie Alfred Ilg vor einer Lokomotive der Firma SLM, Winterthur, in Dire Dawa etwa 1902–1906.
Familie Alfred Ilg vor einer Lokomotive der Firma SLM, Winterthur, in Dire Dawa etwa 1902–1906.

Insgesamt 26.053 Kilometer Überlandstraßen, davon nur 3.656 Kilometer befestigte Straßen, durchziehen die zerklüftete Landschaft Äthiopiens. Eine einzige 681 km lange meterspurige Eisenbahnlinie besteht, welche Addis Abeba mit Dschibuti verbindet. Die Bahnline ist in einem schlechten Zustand, deshalb hat die Europäische Kommission im Jahr 2003 einen Kredit von 40 Millionen Euro zur Instandstellung verabschiedet. Dieser Kredit wurde 2006, im Hinblick auf steigende Preise für Treibstoff und Stahl, auf 50 Millionen erhöht. Es besteht die Absicht (2006-Oktober), bald eine Bauunternehmung mit den Arbeiten zu betrauen, so dass die Arbeiten anfang 2007 aufgenommen werden können. In Zukunft soll die Bahnlinie von einem privaten Betreiber übernommen werden.

Der Binnenhandel wird durch die schlechten Verbindungen stark eingeschränkt. In der Regenzeit werden die kaum asphaltierten Transportwege unpassierbar und die Menschen oft wochenlang von den Märkten und von medizinischen Einrichtungen abgeschnitten.

Das Telekommunikationsnetz in Äthiopien ist inzwischen gut ausgebaut. In allen regionalen Zentren gibt es öffentliche Telefone und oft auch Internetcafés, Cafes und Telefon-Shops, die eine vergleichsweise günstige Möglichkeit darstellen mit dem Ausland zu kommunizieren. Inzwischen gibt es in einigen Teilen des Landes auch ein Mobilfunknetz. Bisher gibt es Roaming-Abkommen nur mit dem Betreiber E-Plus. Eine Äthiopische SIM-Karte kostet ca. 370 Birr (Stand Juli 2006), kann aber nur von Bürgern des Landes, oder unter großem bürokratischem Aufwand gekauft werden. Die Vorwahl äthiopischer Mobilfunknummern besteht aus den Ziffern 091 gefolgt von einer weiterer Nummer, die je nach Regionen unterschiedlich ist.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Äthiopiens

Der Außenhandel Äthiopiens besteht im wesentlichen aus dem Export von Kaffee. Deutschland ist der größte Importeur von äthiopischem Kaffee. Äthiopien wurde als einem der afrikanischen Länder von dem Gruppe der Acht-Treffen im Jahre 2005 ein Großteil seiner Schulden erlassen.

[Bearbeiten] Basisdaten

Das Bruttosozialprodukt pro Kopf lag im Jahr 2000 bei 100 US-Dollar, kaufkraftbereinigt bei 660 PPP-$. Die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf zwischen 1999 und 2000 lag bei 3,0 %.

[Bearbeiten] Landwirtschaft

Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt liegt bei 52 % (Stand: 2000). Durch die ökologische Verschiedenartigkeit und der ethnischen Vielfalt gibt es in Äthiopien unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzungssysteme.

  • Nomadismus: Er existiert in allen Wüsten und Halbwüsten in den tieferen Lagen. Meistens treiben die Familien saisonal bedingt ihre Viehherden zwischen verschiedenen Weidegebieten hin und her. Ein Nomadismus, bei dem über Jahre weite Strecken zurückgelegt werden, ist selten. Inzwischen werden die Weideflächen knapper. Das liegt einmal an der zunehmenden Bevölkerung, aber auch an der Ausbreitung von kommerziellen Farmen wie beispielsweise in der Danakilebene. Dort verloren die Afar in den 1950/60igern ihre besten Weidegebiete entlang des Awash. Diese Farmen wurden 1975 verstaatlicht und teilweise vergrößert. Viele Afars arbeiten heute auf diesen Farmen oder betreiben selber Ackerbau.
  • Semi-Nomadismus oder Transhumanz: Diese Landnutzung war früher bei vielen Oromovölkern weit verbreitet. Dabei werden mit einer Handhacke Felder bearbeitet, um Getreide anzubauen. Heute kommt diese Form der Landnutzung noch in einigen Teilen von Bale vor. Besonders in den letzten 100 Jahren wanderten vermehrt Menschen aus dem Norden in den Süden, nachdem Menelik II. den Süden erobert hatte. Der Pflug setzte sich immer mehr durch, da er eine intensivere Landnutzung möglich machte.
  • Brandrodung: Diese Art der Landnutzung kommt in den Grenzgebieten zum Sudan vor. Der Busch wird gerodet und/oder abgebrannt. Große Bäume bleiben meist stehen. Der Boden wird dann gepflügt oder mit einer Hacke bearbeitet. Das Land wird so für drei bis fünf Jahre genutzt. Ist die natürliche Bodenfruchtbarkeit erschöpft, folgt eine Ruhezeit von 15 bis 25 Jahren, in der der Boden wieder von natürlicher Vegetation überwachsen wird. Die zunehmende Landknappheit zwingt die Bevölkerung ihre Felder in immer kürzeren Intervallen zu bestellen. Ohne die notwendigen Maßnahmen zum Ressourcenschutz ist eine langfristige Nutzung nicht mehr gewährleistet. In vielen Gebieten findet heute ein ähnlicher Prozess wie vor Jahrzehnten und Jahrhunderten im Norden Äthiopiens statt, der zu einer gewaltigen Zerstörung der Ökologie führte.
  • Pflugbau: Im nördlichen Hochland begann der Mensch vor 7000 bis 8000 Jahren mit sesshaftem Ackerbau. Der Boden wird mit dem meist von Ochsen gezogenen Pflug bearbeitet. Die Saat wird breit ausgesät und mit dem Pflug eingearbeitet. Typisch sind Pflanzen, die sich generativ vermehren. Dazu gehören Getreide, Hülsenfrüchte und Ölsaaten. Die wichtigsten Anbaufrüchte sind Teff (dient nur in Äthiopien der menschlichen Ernährung), Sorghum, Mais, Weizen, Gerste, Fingerhirse, Raps, Sesam, und Nuug (eine Ölpflanze, die nur in Indien und Äthiopien kultiviert wird). Die Bodenfruchtbarkeit wird durch Fruchtwechsel mit Leguminosen und einer mehrjährigen Brache erhalten. Auf hofnahen Feldern wird mit Tierdung gedüngt.

[Bearbeiten] Staatsausgaben für Gesundheit, Bildung und Verteidigung

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben[5] für

[Bearbeiten] Tourismus

Reisen hat in Äthiopien eine lange Tradition, daher gibt es überall im Land, egal wie klein der Ort ist, sog. Hotels. Deren Standard ist, besonders in abgelegenen Gebieten, gewöhnungsbedürftig. In Nordäthiopien gibt es die Historische Route. Dort gibt es in jeder Stadt ein Hotel der staatlichen Hotelkette, die westlichen Standards gerecht wird. Alle Städte werden von der Ethiopian Airlines angeflogen.

[Bearbeiten] Probleme des Landes

[Bearbeiten] Kriminalität

Während viele afrikanische Länder mit einer sehr hohen Rate an gewaltsamer Kriminalität (wie z. B. Mord, Raubmord oder Vergewaltigung) zu kämpfen haben, ist dies in Äthiopien eher unüblich. Zwar sollten bestimmte Gebiete des Landes, so zum Beispiel das Grenzgebiet zu Somalia und die Afar-Stammesgebiete, nicht unbedingt von Touristen bereist werden, aber ansonsten kann man sich im ganzen Land frei und ohne Gefahr für Leib und Leben bewegen.

Ein anderes Bild zeigt sich allerdings, wenn es um Kleinkriminalität geht. Taschendiebstahl ist besonders in der Hauptstadt verbreitet. Kaum ein ausländischer Besucher wird mehr als zwei Tage in Addis Abeba verbringen können, ohne dass sich ein Taschendieb an ihm versucht. Auch Trickbetrügereien sind an der Tagesordnung. Nicht selten werden Touristen z. B. von „netten Studenten“ angesprochen und etwa zu einer Kaffeezeremonie eingeladen. Solchen „Einladungen“ folgt nicht selten eine Rechnung von zum Teil über 100 US-Dollar. Trickbetrüger und Taschendiebe konzentrieren sich vor allem auf unsicher wirkende Neuankömmlinge. In Addis Abeba sind darum vor allem die Gebiete um die großen Hotels (Churchill Road, Masqual Square) und der Mercato betroffen. Aber auch sonst überall sollte man ein Auge auf sein Geld haben.

[Bearbeiten] Politische Unruhen

Nach den Parlamentswahlen im Juni 2005 kam es in Addis Abeba zu gewaltsamen Unruhen in deren Verlauf bis zu 96 Menschen getötet wurden. Des Weiteren wurden laut Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch viele oppositionelle Politiker und Journalisten inhaftiert. Im Juli 2006 hatte sich die Lage wieder beruhigt. Dennoch sollten Besucher des Landes darauf achten, sich von Demonstrationen fernzuhalten.[6]

[Bearbeiten] Ethnische Konflikte

Zwischen den sehr zahlreichen ethnischen Gruppen Äthiopiens kommt es immer wieder zu bewaffneten Konflikten um Landnutzungsrechte und Rechtsstreitigkeiten. Fördernd wirkt sich hier vor allem die weite Verbreitung von Schusswaffen im ganzen Land aus, die ihre Ursprünge im Bürgerkrieg hat. Besonders hervorzuheben sind hier die Konflikte der Afar mit den Äthio-Somali, namentlich den Issa, die maßgeblich zur Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit der Afar gegen Dürrekatastrophen beigetragen haben.

[Bearbeiten] Grenzkonflikte

Äthiopien ist in zwei bilaterale Konflikte mit Nachbarstaaten verwickelt. Zum einen gibt es mit Eritrea Uneinigkeiten über den Grenzverlauf im Nordwesten der Provinz Tigray, die 1998 zum Eritrea-Äthiopien-Krieg geführt haben. Zum anderen kam es immer wieder zu Konflikten mit Somalia, da somalische Nationalisten die Somali-Region (Ogaden) im Osten Äthiopiens an ein Groß-Somalia angliedern möchten. Auch die Union islamischer Gerichte, die Mitte 2006 die Kontrolle über große Teile Somalias errang, verfolgte dieses Ziel. Weil Äthiopien die Einnahme seines Ostens und die islamistische Vereinnahmung seiner eigenen muslimischen Bevölkerung fürchtete, erklärte es der Union am 24. Dezember 2006 offiziell den Krieg. Seither sind äthiopische Truppen in Somalia stationiert und haben gemeinsam mit der Übergangsregierung Somalias die Union islamischer Gerichte zurückgedrängt.

[Bearbeiten] Krankheiten und Epidemien

  • Aids: die Infektionsrate liegt zur Zeit bei ca. 6,6 % bei der erwachsenen Bevölkerung. Damit sind in Äthiopien etwa drei Millionen Menschen infiziert. Die Infektionsrate ist in urbanen Gebieten mit 13,7 % deutlich höher als in Ländlichen mit 3,7 %. Am stärksten betroffen sind die 15- bis 24-Jährigen. Etwa 1,2 Millionen Kinder sind in Folge der Krankheit verwaist.[7]

[Bearbeiten] Kultur

Die Felsenkirche Bet Gyiorgis bei Lalibela
Die Felsenkirche Bet Gyiorgis bei Lalibela

Äthiopien blickt auf eine jahrtausendealte Tradition zurück. Es gilt nicht nur als die Wiege der Menschheit, sondern auch als Ursprungsland des Kaffee. Durch seine christlichen Traditionen und die historische Isolation unterscheidet es sich kulturell deutlich von den Staaten Schwarzafrikas. Dies äußert sich unter anderem in der Äthopischen Küche.

[Bearbeiten] Kunst

Religiöse äthiopische Malerei
Religiöse äthiopische Malerei

Äthiopien ist bekannt für seine Malerei, die den Betrachter schnell gefangen nimmt und ihn in eine andere Welt entführt. Diese ganz eigentümliche Kunstform hat eine lange Tradition und ist eng mit der bewegten Geschichte des Landes verknüpft. Die für Schwarzafrika untypische Malerei und die Anfertigung feiner Kunsthandwerksarbeiten haben ihre Wurzeln im alten nordafrikanisch-vorderasiatischen Kulturbereich. Sie hielten sich, eingebettet in der ungebrochen christlichen Tradition des Landes, bis heute. Mit Blick auf die rund zweieinhalb Jahrtausende alte Hochkultur-Geschichte darf Äthiopien als der einzige heute noch lebendige und deutlich sichtbare „Ausläufer“ der alten Mittelmeerzivilisation in Afrika bezeichnet werden.

Künstler Äthiopiens:

  • Afewerk Tekle (auch: Afework Tekle, * 22. September 1932 in Ankober)
  • Gebre Kristos Desta

[Bearbeiten] Musik

[Bearbeiten] Traditionelle Musik

Schon beim ersten Hinhören fasziniert die „andere afrikanische Musik“ aus Äthiopien, die sich so sehr von den bekannten Rhythmen Westafrikas unterscheidet. Gespielt wird sie von den Azmari genannten Sänger-Poeten, die durch das Land wandern und seine musikalische Kultur erhalten und verbreiten.

[Bearbeiten] Moderne äthiopische Musik

Folgende Namen prägen die moderne äthiopische Musik:

  • Mahmoud Ahmed überraschte Mitte der 80er Jahre die europäischen Freunde afrikanischer Musik mit dem Album „Ere Mela Mela“ und Aster Aweke, Äthiopiens bekanntester Weltmusikstar. Sie hat ihr Heimatland aus politischen Gründen verlassen und seither eine internationale Karriere aufgebaut, ohne in ihrer Musik die äthiopischen Wurzeln zu vergessen. Beide füllen mit ihren Konzerten ganze Stadien und verkaufen hunderttausende von ihren Alben.
  • Als „Vater des Ethno-Jazz“ gilt Mulatu Astatke. In Fachkreisen bekannt wurde er in den 1960er Jahren, als er westlichen Jazz und lateinamerikanische Musik mit traditioneller äthiopischer Musik verband und so einen neuen Stil schuf. 2005 verwendete der Filmregisseur Jim Jarmusch Stücke von Astatke im Soundtrack seines Films Broken Flowers und verhalf dem Musiker zu neuer Bekanntheit.
  • Der 1940 in Addis Abeba geborene Tilahun Gesesse gilt als „Stimme Äthiopiens“. In den 1960er Jahren, zum Höhepunkt seiner Karriere, war er Sänger der äthiopischen Band The Bodyguard Band.

[Bearbeiten] Spiele

Die ältesten Spielbretter (6.-8. Jahrhundert n. Chr.) des Spieles Mancala wurden im Nordwesten Äthiopiens, in Matara und Yeha, gefunden. Richard Pankhurst beschrieb 1971 insgesamt 103 Varianten dieses Spieles in Äthiopien. Eine ist beispielsweise Lamlameta und wird von den Konso gespielt. Äthiopien hat auch eine eigene Variante des Schachs hervorgebracht, Senterej. Dieses Spiel wird mindestens seit fünfhundert Jahren gespielt. Der wohl größte Unterschied zum bekannten Schach ist die Werera genannte Eröffnung, bei der die Spieler so schnell oder so langsam ziehen, wie sie wollen, ohne auf den Gegner zu warten.

[Bearbeiten] Sport

Äthiopien hat eine lange Tradition von ausgezeichneten Langstreckenläufern und Läuferinnen. 20 Sportler aus Äthiopien gewannen 31 olympische Medaillen (14 Gold, 5 Silber, 12 Bronze; Stand 2004). Fußball und Volleyball zählen zu den beliebtesten Sportarten. Die äthiopische Fußballnationalmannschaft konnte allerdings nur in den 1960ern vorzeigbare Erfolge verbuchen (Gewinn der Afrikameisterschaft 1962 im eigenen Land) und gilt inzwischen als eine der schwächsten Mannschaften des afrikanischen Fußballverbandes.

Siehe auch: Liste der olympischen Medaillengewinner aus Äthiopien, Fußball in Äthiopien

[Bearbeiten] Traditionelle Sportarten

Typische äthiopische Sportarten sind Genna, eine Form des Hockeyspiels, welches traditionell um die Zeit der äthiopischen Weihnacht (7. Januar) gespielt wird und Gugs, ein Reiterspiel.

[Bearbeiten] Bekannte Sportler

[Bearbeiten] Kalender

Äthiopien hat eine eigene Zeitrechnung, den Äthiopischen Kalender. Er ähnelt dem Koptischen Kalender, ist ihm aber 276 Jahre voraus. Aktuell gilt in Äthiopien noch der Julianische Kalender. Äthiopien ist das Land der 13 Monate („13 months of sunshine“), zwölf Monate zu je 30 Tagen und ein Monat mit fünf bzw. sechs Tagen (Schaltjahrsausgleich). Der Kalender ist gegenüber dem unter anderem in Europa gültigen Gregorianischen Kalender um knapp acht Jahre zurück. Das äthiopische Neue Jahr beginnt immer am 11. September. Da Äthiopien international unter anderem durch Bankwesen, Flugverkehr etc. verknüpft ist, besteht ein „Nebeneinander“ beider Kalender. Überall im Land sind Kalender erhältlich, die gleichzeitig beide aktuell gültigen Daten auflisten, beispielsweise entspricht der 7. August 2005 dem 1. Dezember 1997 E. C. (Ethiopian Calendar). Äthiopien rechnet auch die jeweilige Tageszeit anders: der Tag beginnt um 6 Uhr (europäische Rechnung), somit ist in Äthiopien morgens um 7 Uhr „die erste Stunde des Tages“ vorbei (1 Uhr in äthiopischer Zählweise), Mittagszeit nach äthiopischer Zählweise ist somit um 18 Uhr nach europäischer Zeit.

Amharisch Oromo Koptisch Anfang
Maskaram Fulbaana Tut 11. September
Teqemt Onkoloolessa Babah 11. Oktober
Hehdar Sadassa Hatur 10. November
Tahsas Mudde Kiyahk 10. Dezember
Ter Amajjii Tubah 9. Januar
Yakatit Guraandhala Amshir 8. Februar
Magabit Bitootessa Baramhat 10. März
Miyazya Ebla Baramundah 9. April
Genbot Caamsaa Bashans 9. Mai
Sane Waxabajjii Ba'unah 8. Juni
Hamle Adoolessa Abib 8. Juli
Nehase Hagayya Misra 7. August
Paguemen Qammee Nasi 6. September

[Bearbeiten] Feiertage

Als Feiertage werden in Äthiopien das Neujahrsfest (11. September), die christlich-orthodoxen Feiertage zu Ostern und Weihnachten sowie die islamischen Feiertage zum Ende des Ramadan und zum Opferfest gefeiert.

Datum Deutsche Bezeichnung Einheimische Bezeichnung Bemerkungen
7. Januar Orthodoxer Weihnachtsfeiertag Genna  
Islamisches Opferfest 'Īd ul-Adha veränderlicher Feiertag nach islamischer Zeitrechnung
19. Januar Erscheinung des Herrn Timket  
2. März Tag der Schlacht von Adwa Ye'adowa B'al  
Geburtstag des Propheten Mohammed Mawlid an-Nabi veränderlicher Feiertag nach islamischer Zeitrechnung
Orthodoxer Karfreitag Siqlet (Kreuzigung) veränderlicher Feiertag
Orthodoxes Osterfest Fasika veränderlicher Feiertag
Ostermontag (öffentlicher Feiertag)   veränderlicher Feiertag
1. Mai Tag der Arbeit    
5. Mai Patriotentag Arbegnoch Qen  
28. Mai Nationalfeiertag   Ende des Derg-Regimes
18. August   Buhe  
11. September Äthiopisches Neujahrsfest Inqut'at'ash  
27. September Auffindung des Kreuzes Meskel Gedenken an die Christianisierung Äthiopiens
Ende des Ramadan 'Īd al-Fitr veränderlicher Feiertag nach islamischer Zeitrechnung

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. Fischer Weltalmanach 2007, S. 64
  2. CIA World Fact Book zu den Ethnien
  3. www.auswaertiges-amt.de zu Äthiopien
  4. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender/Aethiopien.html
  5. Fischer Weltgeschichte 2003
  6. Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes 30. Juli 2006
  7. Gateway to Development Information: http://www.eldis.org Juli 2006

[Bearbeiten] Literatur

  • Adolph Freiherr Knigge: Benjamin Noldmann's Geschichte der Aufklärung in Abyssinien oder Nachricht von seinem und seines Herrn Vetters Aufenthalte an dem Hofe des großen Negus, oder Priesters Johannes (Volltext)
  • Gerhard Rohlfs: Im Auftrage Sr. Majestät des Königs von Preussen mit dem Englischen Expeditionscorps nach Abessinien (Volltext)
  • Gerd Gräber, Angelika Gräber, Berhanu Berhe: Äthiopien, ein Reiseführer. Kasparek, Heidelberg 1997, ISBN 3-925064-21-4
  • Alain Gascon: La Grande Éthiopie, une utopie africaine, Paris, CNRS éditions, 1995, ISBN 2-271-05235-1.
  • Xavier vand der Stapen: Éthiopie, au pays des hommes libres, Tournai, La Renaissance du Livre, 2004, ISBN 2-8046-0828-X.
  • Walter Raunig (Hrsg.): Das christliche Äthiopien. Geschichte, Architektur, Kunst. Schnell & Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1541-1
  • Ulrich Schmid: Aschemenschen. Eichborn Berlin 2006, ISBN 3-8218-0768-7
  • Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935-1941. Orell Füssli Verlag AG, Zürich, 2005, ISBN 3-280-06062-1

[Bearbeiten] Filme

  • Äthiopien, Kaiserreich zwischen Gestern und Morgen Ein Film von Manfred Purzer und Makonnen Desta, BRD 1956
  • Alfred Ilg – Der weiße Abessinier Ein Film von Christoph Kühn, Schweiz 2003
  • Kezkaza Wolafen Ein Film von Tewodros Teshome, 2003, in amharischer Sprache mit engl. Untertiteln
  • Adwa: An African Victory Ein Film von Haile Garima, 1999, in englischer Sprache

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
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wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Äthiopien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
n:
WikiNews
Wikinews: Äthiopien – Nachrichten

Koordinaten: 4° 30'-15°N, 33°-48°O

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