Schacht (Vereinigung)
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Mit Schacht wird eine Vereinigung von fremden und einheimischen Handwerkern bezeichnet, die sich für die Tradition des Gesellenwanderns stark macht.
[Bearbeiten] Seit wann gibt es Schächte?
Die ältesten Schächte sind die rechtschaffenen fremden Maurer und Steinhauer und die rechtschaffenen fremden Zimmerer und Schieferdecker. Einige Ihrer Utensilien wie Fahnen, Willkomm (Rituelles Trinkgefäß) und Laden, belegen, dass es diese Vereinigungen schon seit dem 17. Jahrhundert gibt.
Doch sind diese damaligen Gesellenvereinigungen nur bedingt mit den heutigen Schächten gleichzusetzen. Seit sich das Handwerk im Mittelalter in Zünften organisierte, hatten diese in den Städten das Monopol auf die Ausführung des jeweiligen Gewerkes. Dabei wurden die Zünfte immer mehr ein Instrument zum Erhalt der Macht und Besitzstände einer Meisterkaste. Die Gesellenvereinigungen stellten zu dieser den Gegenpol dar. Zahlreiche Berichte von erbitterten Arbeitskämpfen jener Zeit künden davon. Allerdings vollzog sich ein Arbeitskampf damals nicht durch Streiks, sondern dadurch, dass die Gesellenvereinigungen die entsprechende Zunft einer ganzen Stadt „schwarz machten“. Das bedeutete, dass alle Gesellen des jeweiligen Gewerkes die Stadt verlassen mussten. Gesellen die dagegen verstießen, bekamen ihre Rechtschaffenheit aberkannt und wurden aus der Gemeinschaft der Gesellen verstoßen. Mit Beginn der Industrialisierung und dem Ende des Zunftzwangs, endete die Notwendigkeit einer umfassenden Solidarität und die Gesellenvereinigungen zerfielen. Von der Maurervereinigung, die neben ihrem zünftigen Ursprung auch Wurzeln in den gotischen Bauhütten hat, spalteten sich, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die Rolandsbrüder ab. Kurz danach gründeten sich die Freiheitsbrüder und schließlich die freien Vogtländer. In diesen traditionellen Schächten reisen nur Bauhandwerker männlichen Geschlechts. In den 80ern des 20. Jahrhunderts gründeten sich Axt und Kelle und der Freie Begegnungsschacht. Sie nehmen auch Frauen auf. Im letztgenannten Schacht reisen nicht nur Bauhandwerker, sondern auch all jene Berufe, die schon vor dem 20. Jahrhundert von Tradition her auf der Walz waren. Sie alle haben es sich zur Aufgabe gemacht, Fremdgeschriebenen auf ihrer Wanderschaft zu unterstützen und gleichzeitig ihr Erscheinungsbild und zünftiges Verhalten in der Fremde zu überwachen. Zur Zeit ist jedoch die stärkst Gruppe der WandergesellInnen die der Freireisenden. Diese Handwerker gehen auf Wanderschaft ohne sich einem der genannten Schächte anzuschließen. Allerdings haben sich unter den Freireisenden Strukturen entwickelt, welche sie schon zu einem eigenen neuen Schacht werden ließen.
[Bearbeiten] Strukturen der Schächte
Die Struktur der Schächte ist recht unterschiedlich.
Die ältesten traditionellen Schächte haben Gebräuche und Rituale die z.T. seit dem Mittelalter bestehen. Aber bei allen findet man noch den Brauch auf dem Handwerkssaal Entscheidungen zu fällen und Streitigkeiten zu regeln.
In vielen Städten, vor allem in Deutschland und der Schweiz, aber auch im Rest der Welt, gibt es Herbergen oder Gesellschaften als Anlaufpunkte. Dort treffen sich in regelmäßigen Abständen die einheimischen Schachtmitglieder der Umgebung und die fremden, die sich momentan dort aufhalten und in Arbeit stehen, um in geselliger Runde Erfahrungen und Erinnerungen auszutauschen. Da mittlerweile etliche Einheimische in anderen Ländern der Welt sesshaft geworden sind, gibt es auch zum Beispiel in Amerika, Australien, Neuseeland und anderen Ländern Anlaufadressen und Herbergen.