Schematherapie
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Die Schematherapie ist eine Form der Verhaltenstherapie. Bei Anwendung der Schematherapie wird davon ausgegangen, dass bestimmte erlernte Grundschemata für das Verhalten von Menschen verantwortlich sind. Die Schematherapie zählt man zu der sogenannten dritten Welle der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapien. Sie wurde von Dr. Jeffrey Young entwickelt und beinhaltet Elemente der kognitiven Therapie, der Verhaltenstherapie, der Objektbeziehungstheorie und der Gestalttherapie. Sie wird angewendet bei Depressionen, Persönlichkeitsstörungen und bei Problemen in Paarbeziehungen. In Deutschland wird sie vornehmlich von Prof. Heinrich Berbalk (Universität Hamburg) vertreten. Anwendung findet sie bei chronisch erkrankten Patienten und Patienten mit Borderline-Syndrom sowie narzisstischen Persönlichkeitsakzentuierungen in ambulanter Psychotherapie. Im stationären Setting wird sie berücksichtigt in der psychosomatischen Abteilung des Krankenhauses Havelhöhe in Berlin und in den Borderline-Stationen des Zentrums für Integrative Psychiatrie der Universität Kiel.
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[Bearbeiten] Grundlagen
Früh erworbene oder auch im Verlauf des Lebens erworbene maladaptive (Verhaltens-, Denk- und Gefühls-Schemata), zum Beispiel durch traumatische Erlebnisse, entstehen durch die Nichterfüllung wesentlicher Grundbedürfnisse des Menschen oder massive Fremdeinwirkung wie körperliche Gewalt. Es handelt sich um handlungsbestimmende Grundannahmen der Person über sich selbst und die Welt (bzw. Bezugspersonen). Diese Schemata tendieren dazu, sehr lange oder sogar während des gesamten Lebens aufrecht zu bleiben und schränken die Lebensqualität und Handlungskompetenz ein. Die Schematherapie kennt insgesamt 18 maladaptive Schemata, von denen bei einem Patienten meist mehrere wirksam sind und in Zusammenarbeit mit dem Therapeuten gefunden werden sollen. Entscheidend ist für den Patienten, zu einem Verständnis der Schemaentwicklung zu gelangen und die Schemata durch bestimmte Behandlungsstrategien zu verändern.
Ein weiterer Teil der Schematheorie sind die Schemabewältigungsstile von denen drei Gruppen bekannt sind: Schemaerdulden, Schemavermeiden und Schemaüberkompensation. Diese Bewältigungsformen helfen dem Patienten, mit seinen durch die Schemata entstandenen Einschränkungen in einer Art Defektheilung zurecht zu kommen, sind aber andererseits auch der wesentliche Grund für die andauernde Aufrechterhaltung der Schemata.
Der am spätesten entwickelte Teil der Theorie ist der Begriff der Modi: Diese stellen Verhaltens- und Bewusstseinszustände des Patienten dar, in denen er sich zu verschiedenen Zeitpunkten wechselnd befindet. In jedem Modus sind andere Schemata aktiviert und daher bestimmend. Dies macht eine jeweils dem augenblicklichen Zustand des Patienten angepasste therapeutische Intervention notwendig.
[Bearbeiten] Therapieverlauf
Um die vom Patienten gewünschte Veränderung im Leben herbeizuführen, wird zunächst ergründet, welche Verhaltensschemata dafür sorgen, dass bestimmte vom Patienten ungewünschte Verhaltensweisen wiederholt durchgeführt werden. Dann wird versucht, mit dem Patienten einen Weg zu erarbeiten, der es ihm ermöglicht, eine gewisse innere Distanz zu seinen Mustern zu bekommen, um nicht dem Automatismus zu erliegen, immer wieder gleich zu handeln. Diese Distanz wird hergestellt, indem versucht wird, wertungsfrei das eigene Verhaltensrepertoire zu analysieren. Dazu ist auch ein Verständnis der Ursachen sehr wichtig. Durch die wertungsfreie Beobachtung soll über Selbsterkenntnis eine neue Handlungsfähigkeit geschaffen werden, die es ermöglicht, bewusster zu handeln und so den Fallen alter Verhaltensmuster zu entgehen.
Um die Distanzierung zu den eigenen Gefühlen erreichen zu können, wird mit den Bildern des inneren Kindes, des inneren Regisseurs bzw. des inneren Erwachsenen und dem inneren Manager gearbeitet, Verhaltensgrundmuster werden also unterteilt und benannt.
Dabei steht das Kind für die Triebbefriedigung und das Lustprinzip, der Manager für einen strengen, sich selbst verurteilenden und stets mit kopflastigen Argumenten arbeitenden Anteil und der Regisseur als Vermittler zwischen den Ebenen. Ziel ist es, durch innere Distanzierung und bewusstes Wahrnehmen den Regisseur als dauerhafte Instanz zu installieren, um erlernte Automatismen durch zielgerichtete, bewusste und angemessene Handlungen zu ersetzen.
