Sem (Linguistik)
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Der Begriff Sem steht in der linguistischen Semantik für den kleinsten, nicht weiter zerlegbaren Bedeutungsbestandteil von Wörtern bzw. Morphemen. Die Idee dabei ist, dass man die Bedeutung von Wörtern als eine Kombination solcher Seme, d.h. als Sememe, beschreiben kann. Jedes Wort sollte dann eine Kombination von Semen aufweisen, die es in mindestens einem dieser Seme von anderen Wörtern unterscheidet. Zu den Semen des Wortes "Frau" gehören u.a.: [menschlich], [erwachsen], [weiblich]. Die gleichen Seme können auch bei der Beschreibung der Bedeutung anderer Wörter verwendet werden, so das Sem [weiblich] als Bestandteil der Bedeutung von "Königin", "Tochter", aber auch für entsprechende Tierbezeichnungen wie "Löwin".
Der Begriff Sem geht auf den französischen Linguisten Algirdas Julien Greimas zurück.[1] Auch auf Bernard Pottier ist in diesem Zusammenhang zu verweisen. Dem Begriff des Sems entspricht der in der Komponentenanalyse verwendete Terminus semantisches Merkmal.[2]
Das folgende Beispiel für die Analyse eines Ausschnitts des Wortfeldes Sitzgelegenheiten stammt von Pottier (1968: 404):
Lexem | Zum Sitzen | Auf Füßen | Für 1 Person | Mit Rückenlehne | Mit Armlehnen |
---|---|---|---|---|---|
Kanapee | + | + | - | (+) | (+) |
Sessel | + | + | + | + | + |
Stuhl | + | + | + | + | - |
Hocker | + | + | + | - | - |
"Zum Sitzen", "Auf Füßen" usw. sind die Seme dieses kleinen Wortfeldes. Die Zeichen "+" und "-" zeigen an, ob das jeweilige Sem für das betreffende Lexem zutrifft oder nicht. Die Menge der Seme eines Wortes macht sein Semem aus, also seine Bedeutung. Auf diese Weise lassen sich ganze Wortfelder unter Verwendung immer der gleichen Seme systematisch darstellen.
[Bearbeiten] Literatur
- Wilfried Kürschner: Grammatisches Kompendium. Systematisches Verzeichnis grammatischer Grundbegriffe. 3. Auflage. Francke, Tübingen/ Basel 1997. ISBN 3-8252-1526-1
- Bernard Pottier: Die semantische Definition in den Wörterbüchern. In: Horst Geckeler (Hrsg.): Strukturelle Bedeutungslehre. Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1978, S. 402-411 ISBN 3-534-06471-2.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. Kröner, Stuttgart 2002 (3., aktualisierte und erweiterte Auflage Auflage), S. 590 ISBN 3-520-45203-0
- ↑ Rosemarie Lühr: Neuhochdeutsch. Fink, München 1986, S. 248ff. ISBN 3-7705-2287-7