Stapellauf
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Der Stapellauf ist das Zu-Wasser-Lassen eines neuen Schiffs in der Werft.
[Bearbeiten] Vorgang
Während des Baus ist der Schiffskörper auf feste Sockel gestützt. Diese bezeichnet man als Pallen. Sie bestehen im unteren Bereich aus Beton und im oberen Bereich aus Holzteilen, die nach Lösen einer Schraube unter dem Gewicht des Schiffes auseinander gedrückt werden und zerfallen. Früher verwendete man Stapel aus Holzbohlen, wovon sich der Name Stapellauf ableitet. Beim Stapellauf wird das Gewicht des Schiffs auf einen Holzschlitten verlagert, der nach dem Lösen der Haltevorrichtungen eine schiefe Rampe ins Wasser hinunter rutscht, wobei er seitlich durch Schienen geführt wird. Dazu müssen sowohl der Schlitten wie auch die Holzauflage der Rampe, auf der er rutscht, mit großen Mengen Schmiermittel versehen werden. So benötigte man beim Stapellauf der Titanic 22 Tonnen Fett und Öl.
Nach dem Stapellauf ist der Bau des Schiffs noch nicht abgeschlossen. Die Schiffsmaschine, Inneneinrichtung, Aufbauten oder Bewaffnung werden erst danach montiert.
Dem eigentlichen Stapellauf geht traditionell die Schiffstaufe voraus.
Die Schiene, auf der das Schiff gebaut wird und auf der das Schiff in das Wasser gleitet, wird Helling bezeichnet.
[Bearbeiten] Arten des Stapellaufs
Das Schiff kann dabei der Länge nach, meistens mit dem Heck voran (Längsstapellauf) oder seitlich (Querstapellauf) ins Wasser gelassen werden. Bei Hochseeschiffen kommt im Allgemeinen der Längsstapellauf zur Anwendung, bei Binnenschiffen, oft auch bei U-Booten, der Querstapellauf. Der Längsstapellauf wird seit der Antike angewandt, der Querstapellauf wurde erst im 19. Jahrhundert eingeführt. Große Schiffe werden heute häufig in Trockendocks gebaut, die nach der Fertigstellung einfach geflutet werden, bis das Schiff aufschwimmt. Trotzdem hat sich auch hier der Name Stapellauf erhalten.
[Bearbeiten] Probleme des Stapellaufs
Der Stapellauf ist ein kritischer Moment für das Schiff. Beim Längsstapellauf wirken große Kräfte auf den Rumpf, der zuerst nach unten durchgebogen wird, sobald das Heck das Ende der Rampe erreicht hat. Anschließend schwimmt das Heck auf, so dass der Rumpf nur auf Bug und Heck aufliegt und nach oben durchgebogen wird. Zudem hat das Schiff während dieser Zeit nur eine geringe Rollstabilität und kann kentern. Beim Querstapellauf wiederum gerät das Schiff nach dem Eintauchen durch die Bremswirkung des Wassers in starke Seitenlage. Oft steht der Werft nur ein begrenzter Platz zur Verfügung, so dass das Schiff schnell abgebremst werden muss, um eine Kollision zu vermeiden.
Es gab daher eine Reihe von misslungenen Stapelläufen, bei denen das Schiff auf der Rampe umkippte oder sofort im Wasser versank. Gleitmittel hatten bei zu hoher oder zu niedriger Temperatur nicht die nötige Gleitfähigkeit, so dass sich der Rumpf nicht von der Stelle bewegte. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben moderne Gleitmittel diese Probleme weitgehend überwunden.