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Stent - Wikipedia

Stent

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Stent (engl. für bergmännische Abstützung) ist ein medizinisches Implantat, das in bestimmte Organe eingebracht wird, um ihre Wand ringsum abzustützen. Es handelt sich um ein kleines Gittergerüst in Röhrchenform aus Metall oder Kunststoff.

Verwendung finden Stents zum einen in Blutgefäßen, speziell den Herzkranzgefäßen, um nach deren Aufdehnung (PTCA) einen erneuten Verschluss zu verhindern; eine solche Behandlung wird als Stentangioplastie bezeichnet. Zum anderen dienen Stents in der Krebsbehandlung dazu, durch bösartige Tumoren verursachte Verengungen von Atemwegen (Luftröhre), Gallenwegen oder der Speiseröhre nach einer Aufdehnung offenzuhalten.

Stent für den Gallengang
Stent für den Gallengang

Problematisch ist vor allem beim Einsatz von Blutgefäßstents, dass sie in 20-30 % aller Fälle durch Neubildung von Gewebe (Restenosierung) wieder verschlossen werden. Eine solche Restenose soll durch medikamentenfreisetzende Stents verhindert werden. Parallel wird in der Regel eine medikamentöse Behandlung mit Clopidogrel (Plavix® , Iscover®) und Acetylsalicylsäure (Aspirin®) durchgeführt, meist für einen Zeitraum von vier Wochen bis zu einem Jahr nach der Stentimplantation. Beide Medikamente wirken als Thrombozytenaggregationshemmer und vermindern so die Gefahr von Stent- und Gefäßverschlüssen.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Radioaktive Stents

Die radioaktive Strahlung von aktivierten Stents verhindert das überschießende Zellwachstum der Innenhaut des Blutgefäßes und beugt der Restenose vor. Um unerwünschte Nebenwirkungen, wie z. B. das Auswaschen von Medikamenten oder Radionukliden in den Blutkreislauf zu verhindern, werden Techniken wie die Ionenimplantation oder auch Aktivierung des Grundmaterials (Neutronenaktivierung) verwendet. Dennoch ergeben sich in der Praxis strahlenschutztechnische Probleme.

Der erste radioaktive Stent wurde 1992 am Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) produziert. Es handelte sich hierbei um einen Stent aus Stahl, dessen Legierungselemente aktiviert wurden.

Die wichtigsten Nuklide in Bezug auf die Stentbeschichtung sind Pd-103 und P-32. Das radioaktive Isotop des Phosphors wurde erstmals mit Ionenimplantation in das Grundmaterial des Stents eingebracht. Hierbei erreichte man eine homogene Verteilung über den gesamten Stent und eine gute Haftung auf dem Grundmaterial. In klinischen Studien wurde die Wirksamkeit dieses Produkts bewiesen.

Um einen Stent mit Palladium zu versehen, wird zuerst eine Goldschicht durch Galvanisieren auf dem Stent aufgebracht. Diese dient als Haftvermittler für das Palladium, welches ebenfalls galvanisch auf dem Stent abgeschieden wird. Im Anschluss wird das Palladium mit einer letzten Goldschicht abgedeckt, um ein Auswaschen zu verhindern. Auch wird auf diese Weise die unerwünschte niederenergetische Röntgenstrahlung des Palladiums absorbiert.

[Bearbeiten] Mit Medikamenten beschichtete Stents (drug eluting stents)

Eine Weiterentwicklung ist die Verwendung von Gefäßstents, die mit verschiedenen Substanzen, z. B. Glucocorticoiden, Zytostatika, Immunmodulatoren oder Antiproliferativa etc. beschichtet sind.

Ein drug eluting stent setzt kleine Mengen bestimmter Arzneistoffe frei, die die Zellneubildung hemmen. Zwei Wirkstoffe haben sich bei der Behandlung mit Medikamenten-freisetzenden Stents durchgesetzt: das Immunsuppressivum Sirolimus und das Krebstherapeutikum Paclitaxel. Solche Stents werden in Deutschland seit 2002 neben dem konventionellen unbeschichteten Stent (bare metal stent) vor allem zur Therapie der koronaren Herzkrankheit eingesetzt. Wegen der viel zuverlässigeren Wirkung haben sie in Deutschland sowohl die radioaktiven Stents als auch die zeitweise übliche Kurzzeitbestrahlung des gestenteten Gefäßabschnitts (intravasales Afterloading) bereits ersetzt.

Besonders wirksam ist der Einsatz Medikamenten-freisetzender Stents bei Diabetikern. Sie stellen bis zu 30 % der interventionell behandelten Koronarpatienten dar und gelten als Hochrisikopatienten für erneute Verengungen.

Eine Metaanalyse der Technischen Universität München, die alle weltweit vorliegenden Studienergebnisse zu Medikamenten-freisetzenden Stents zusammenfasst und somit Daten von insgesamt 3669 Patienten berücksichtigt, scheint eine Überlegenheit des Sirolimus-freisetzenden Stents zu zeigen: Demnach senkt Sirolimus das Risiko einer Restenose im Vergleich zu Paclitaxel um die Hälfte.

Cordis J&J brachte als erstes Unternehmen den medikamentenbeschichteten Stent auf den Markt. Boston Scientific hat inzwischen ebenfalls einen beschichteten Stent auf den Markt gebracht, die anderen Unternehmen haben eigene Versionen in der Entwicklung und stehen vor der Markteinführung. Medtronic setzt dabei statt auf den sonst üblichen Stahl auf eine Kobalt-Nickel-Legierung, andere Hersteller auf eine Kobalt-Chrom-Legierung (L605). Der deutsche Medizintechnikhersteller Biotronik testet im Tierversuch einen absorbierbaren Metallstent (AMS), der sich restlos im Körper des Patienten auflöst (bioresorbierbar).

[Bearbeiten] Healing Stents

Healing Stents sind eine neue Generation von koronaren Stents, die mit Antikörpern beschichtet sind. Diese locken einwachsende Zellen der Gefäßwand an. Dadurch wird das Drahtnetz des Stents schneller bedeckt und das Thromboserisiko sinkt. Dies konnte in Studien nachgewiesen werden, sogar bei deutlicher Einsparung der gerinnungshemmenden Therapie. Inwieweit das geringere Risiko der Thrombosen durch das erhöhte Risiko von Restenosierungen durch überschießende Gefäßwandneubildungen aufgewogen wird, ist noch Gegenstand der Forschung. Vor allem werden wohl Patienten profitieren, die ein erhöhtes Thromboserisiko haben, wie etwa Patienten mit künstlichen Herzklappen oder Herzinsuffizienz. Entwickelt wurden die ersten Healing stents von der niederländischen Firma Orbus Neich.

[Bearbeiten] Weblinks

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