Stuttgart Westbahnhof
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Koordinaten: 48° 46′ 6″ N, 9° 8′ 43″ O Der Westbahnhof in Stuttgart war ein Bahnhof an der Gäubahn, der im September 1985 geschlossen wurde.
Der als Durchgangsbahnhof konzipierte Westbahnhof lag auf 370 Metern Meereshöhe am Rande des Stuttgarter Talkessels. Unmittelbar südlich des Bahnhofs durchfuhr die Bahnstrecke den Hasenbergtunnel nach Heslach. Die nächsten Bahnhöfe waren Stuttgart Hauptbahnhof in 8,6 Kilometern Entfernung und der Haltepunkt Stuttgart-Heslach in 800 Metern Entfernung, jenseits des Hasenbergtunnels, der aber schon in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgegeben wurde. Die zuletzt vorhandenen Gleise bestanden aus einem Hausbahnsteig (Gleis 1) und einem Mittelbahnsteig (Gleise 2 und 3). Die Deutsche Bundesbahn verwendete für Stuttgart Westbahnhof die Abkürzung Swf.
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[Bearbeiten] Geschichte
Am 1. September 1879 wurde die Gäubahn von Freudenstadt nach Stuttgart von der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn eröffnet. Im Zuge dieser Strecke wurde die zunächst Hasenberg genannte Station an der Rothenwald-Straße eingerichtet, die als Zufahrtsstraße zu der Station gebaut worden war. Diese war zunächst einfach eingerichtet; sie lag außerhalb und mit fast 80 Metern Höhenunterschied weit oberhalb der damaligen Residenzstadt Stuttgart. Ihr Zweck war, auf der zunächst eingleisigen Gäubahn Zugkreuzungen zu ermöglichen, für die es auf den Gefällstrecken nach Stuttgart beziehungsweise Vaihingen auf den Fildern sonst keine andere Gelegenheit gab. Außerdem war zu diesem Zeitpunkt geplant, ein Umgehungsgleis zwischen dem Hasenbergbahnhof und Zuffenhausen zu bauen, mit dem Transitgüterverkehr um den Stuttgarter Hauptbahnhof herumgeleitet werden konnte. Diese Umgehungsstrecke wurde später jedoch nicht realisiert.
Die in der Horizontalen angelegte Station war 626 Meter lang. Das Empfangsgebäude hatte eine Länge von 48 Metern und war zunächst als Provisorium gedacht gewesen; es blieb jedoch bis 1960 bestehen. Zunächst war die Station nur für den Personen- und Gepäckverkehr eingerichtet. Bereits zum 1. Oktober 1888 wurde sie jedoch zum Wagenladungsbahnhof ausgebaut. 1894/95 übernahm die Station weitere Aufgaben im Güterverkehr zur Entlastung des Hauptbahnhofs, außerdem wurde die Strecke zum Hauptbahnhof zweigleisig ausgebaut. Am 1. Mai 1895 wurde die Station dann in Stuttgart Westbahnhof umbenannt.
Der wachsende Verkehr auf der Gäubahn machte bald die zweigleisige Erweiterung auch der Strecke nach Vaihingen erforderlich, die am 1. Oktober 1905 abgeschlossen werden konnte. Da die Bebauung im Stuttgarter Westen weiter auf den Westbahnhof zugewachsen war und die Stuttgarter Straßenbahnen diesen am 7. Dezember 1899 an ihr Netz angeschlossen hatten, wuchs die Bedeutung des Westbahnhofs auch im Personen- und Güterverkehr. Dazu fanden zwischen 1908 und 1913 umfangreiche Erweiterungsmaßnahmen statt.
Nachdem das alte Empfangsgebäude baufällig wurde, wurde es 1960 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Straßenbahnlinie über die Rotenwaldstraße zum Westbahnhof wurde am 30. September 1978 eingestellt und durch die Buslinie 44 ersetzt.
Im September 1985 wurde der S-Bahn-Verkehr nach Stuttgart-Vaihingen über den neu gebauten Hasenbergtunnel der Verbindungsbahn aufgenommen. Damit entfiel das Nahverkehrszug-Angebot auf der Strecke über den Westbahnhof, der damit entbehrlich war und nach über 100 Jahren stillgelegt wurde. Die Güterverladeeinrichtungen waren zum Großteil schon vorher demontiert worden. Die Fernverkehrszüge auf dieser Strecke verkehren weiter über den Westbahnhof, halten aber nicht mehr zwischen Stuttgart und Böblingen.
[Bearbeiten] Heutige Situation
An den einstigen Bahnhof am Hasenberg erinnert nur noch Weniges. Die Buslinie 44 der SSB fährt noch heute bis zur Endstation Westbahnhof. Die zwei Stellwerke mit der Aufschrift Stuttgart West sind noch erhalten. Man erkennt auch noch gut die alte Bahnsteigkante. Das neue Gewerbegebiet unter dem Birkenkopf trägt ebenfalls den Namen Westbahnhof. Auch der Straßenname Am Stellwerk geht auf den Bahnhofsbetrieb zurück.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- Andreas M. Räntzsch: Stuttgart und seine Eisenbahnen. Die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Raum Stuttgart. Verlag Uwe Siedentop, Heidenheim, 1987, ISBN 3-925887-03-2
- Andreas M. Räntzsch: Die Einbeziehung Stuttgarts in das moderne Verkehrswesen durch den Bau der Eisenbahn (Band 1 und 2). Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2005 (zugleich Dissertation, Universität Stuttgart, 2005), ISBN 3-8300-1958-0