Synkope (Musik)
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Als Synkope wird die Verschiebung der Betonung auf eine an sich – aufgrund des gegebenen Metrums – unbetonte Zählzeit bezeichnet.
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[Bearbeiten] Wirkung
Die Synkope bezieht ihre Wirkung aus Hörgewohnheiten. Zu jedem Metrum gehören Betonungen, die wir als natürlich empfinden (sog. schwere Zählzeiten, engl. Downbeats). Die Synkope erzeugt Spannung, indem entgegen der Gewohnheit betont wird, d.h. eine üblicherweise unbetonte Zählzeit wird betont, dafür entfällt die Betonung einer üblicherweise betonten Zählzeit (Akzentverschiebung). Die Synkope wirkt als Verfremdung des gegebenen Metrums, bis hin zur Vortäuschung eines gar nicht vorhandenen Metrums. Nebenbei wird diejenige Zählzeit hervorgehoben, die nach der Akzentverschiebung als nächste wieder wie üblich betont wird.
[Bearbeiten] Die typische Synkope
Man kann sich eine Synkope als widernatürliche Gliederung vorstellen: die Schläge werden nicht so in Gruppen zusammengefasst, wie dies dem Metrum entspricht, sondern so, dass ein anderes Metrum vorgetäuscht wird. Im einfachsten Fall werden die acht Viertelnoten zweier 4/4-Takte untergliedert in 2 Dreiergruppen und eine Zweiergruppe. Also statt 4-4 wird gegliedert: 3-3-2. Der Beginn der mittleren Gruppe ist die Betonung einer schwachen Zählzeit (der „4“ des ersten Takts) - das ist der Kern der Synkope. Falsch, aber gefühlsmäßig treffend könnte man diesen Rhythmus so zählen: „1-2-3-1-2-3-1-2“.
Die bei weitem häufigste Synkope entspricht genau diesem Muster: die Betonung der Zählzeit „2+“ anstelle der Zählzeiten „2“ und „3“ (neben den üblichen Betonungen auf den Zählzeiten „1“ und „4“). Dadurch wird in der ersten Takthälfte (sogar bis zur 4) nicht jeder zweite Schlag betont, wie es üblich wäre, sondern jeder dritte Schlag. Aus einem binären Rhythmus (Rhythmus, der auf einer Zweiteilung basiert) wird scheinbar ein ternärer Rhythmus (Rhythmus, der auf einer Dreiteilung basiert). Der Takt wird gewissermaßen zerlegt in einen 6/8-Takt und einen 2/8-Takt.
Das Prinzip lässt sich ausdehnen. Die 16 Achtelnoten in zwei 4/4-Takten oder die 16 Sechzehntelnoten eines 4/4-Takts lassen sich so gliedern: 3-3-3-3-4. Diese Synkope ist eng verwandt mit dem Clave. In ternären Rhythmen wie insbesondere im 6/8-Takt wird mit der Synkope typischerweise ein binäres Metrum vorgetäuscht (Betonung auf dem dritten und fünften Schlag, Gliederung 2-2-2 statt 3-3).
[Bearbeiten] Vorkommen
Einfache Synkopen sind Allgemeingut und finden sich in jeder Art von Musik. Stilprägend sind Synkopen in der modernen Klassik, ferner in den künstlerisch ambitionierten Spielarten der Rockmusik, vor allem im Art-Rock. In diesen Stilrichtungen finden auch komplizierte Synkopen Verwendung. Eher selten sind Synkopen hingegen im Jazz, da dominiert der Offbeat.
Ein populäres Beispiel für eine Synkope ist der Song „Y.M.C.A.“ von der Gruppe „Village People“. In der Mitte und am Ende jeder Strophe (also insbesondere vor jedem Refrain) werden sechs Silben synkopisch betont, nämlich abwechselnd auf dem Beat und zwischen den Beats (die jeweils letzten beiden Silben liegen auf dem Beat): „need to be unhappy“, „ways to have a good time“, „got to know this one thing“, „they can help you today“ usw.
[Bearbeiten] Abgrenzung zum Offbeat
Vom Offbeat unterscheidet sich die Synkope dadurch, dass sie das Metrum auflockert und den Beat unangetastet lässt, während es beim Offbeat umgekehrt ist. Der Offbeat ist ein Vorziehen der Betonung; deshalb wirkt er im Unterschied zur Synkope immer belebend, manchmal geradezu atemlos. Die Synkope kann hingegen durchaus eine beruhigende Wirkung haben. Während die Synkope schon in der Klassik vorkommt, ist der Offbeat eine Erfindung des 20. Jahrhunderts.
Dennoch ist die Unterscheidung manchmal schwierig. So ist die Betonung der Zählzeit „2+“ anstelle der Zählzeiten „2“ und „3“ zwar eine Synkope (s.o.). Aber zusammen mit Betonungen auf den Zählzeiten 1+ und 3+ wird ein Offbeat daraus. Ob man es mit einem Offbeat oder mit einer Synkope zu tun hat, lässt sich so feststellen: Im Unterschied zur Synkope ändert der Offbeat seine Wirkung nicht, wenn man den Rhythmus aus „geraden“ Achtelnoten in einen Shuffle verwandelt (oder umgekehrt).