Taumelkäfer
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Taumelkäfer | ||||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Gyrinidae | ||||||||||||||
Latreille 1810 |
Die Taumelkäfer, auch Dreh- oder Kreiselkäfer (Gyrinidae), sind eine Familie der Käfer. Weltweit sind etwa 800 Arten beschrieben, davon leben in Mitteleuropa etwa 13 Arten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Körperbau
Taumelkäfer sind 3,5–8 mm große, länglich ovale, meist glänzendschwarze im Wasser lebende Käfer mit in den Brustabschnitt versenkten Kopf (geschlossene Körperkontur) und schwarzer, gelbroter oder rotbrauner Unterseite.
Kennzeichnend sind die kurzen stiftförmigen Fühler, die langen Vorderbeine und die kurzen verbreiterten Mittel- und Hinterbeine. Die Hinterbeine sind stark verbreitert, abgeplattet und taschenmesserartig zusammenklappbar, zudem sind sie mit starken Borsten besetzt.
Die Komplexaugen der Taumelkäfer sind durch die Fühler vollkommen in eine obere und eine untere Hälfte getrennt, mit denen sie über und unter dem Wasser sehen können. Als Anpassung an das Leben in der Übergangszone Wasser – Luft und der damit verbundenen unterschiedlichen Brechzahl, der unterschiedlichen Lichtintensität und unterschiedlichen Wellenlänge sind jeweils zwei Augen entstanden, die durch ihren speziellen anatomischen Feinbau optimal dem entsprechenden Medium angepasst und scharf voneinander getrennt sind.
[Bearbeiten] Nahrung
Taumelkäfer ernähren sich zum größten Teil von Insekten.
[Bearbeiten] Lebensraum und Lebensweise
Taumelkäfer sind die einzigen Käfer, die die Wasseroberfläche (Neuston) besiedeln. Die Tiere leben oft gesellig (Schwarmbildung, oft mehrere hundert, auch mehrerer Arten) an der Oberfläche (Körper unbenetzbar) von stehenden und mäßig fließenden Gewässern, wo sie auf dem Wasser lebende oder verunglückte Insekten erbeuten oder auch nach Nahrung tauchen.
Die Käfer bewegen sich, besonders bei Sonnenschein, rasant kreisend mit einer Geschwindigkeit bis zu 50 cm/sec. und sind gute Flieger. Durch die geschlossene Körperform (geringer Wasserwiderstand), vor allem aber durch die Ausgestaltung der beiden hinteren Beinpaare als Ruderbeine, sind sie hervorragend an die Bewegung im Wasser angepasst. Alle Teile der Beine sind flach und die ersten Fußglieder einseitig flächenförmig verbreitert. Die Schiene und das 4. Tarsenglied sind mit flachen, gelenkig verbundenen Borsten besetzt, die sich bei Beginn des Ruderschlags durch den Gegendruck des Wassers automatisch und blitzschnell abspreizen. Beim Vorziehen der Beine in die Ausgangslage schieben sich diese Teile wie ein Fächer ineinander, dabei wird das Bein gedreht und mit der schmalen Kante nach vorn bewegt. Als „Hauptruder“ fungiert das mit besonders vielen plättchenförmigen Borsten besetzte hintere Beinpaar mit einer Schagfrequenz von ca. 50–60 Schlägen pro sec. (Das Mittelbeinpaar ist nur etwa halb so schnell). Der Ruderapparat des Taumelkäfers hat einen höheren Wirkungsgrad als vergleichbare Organsysteme bei jedem anderen bisher bekannten Wasserinsekt. Mehr als 84% der eingesetzten Energie wird in Vorschub umgewandelt, dagegen erreicht beispielsweise das Schaufelrad eines Dampfers lediglich einen Wirkungsgrad von 55%. Die ungerichtete „taumelnde“ Bewegung der Käfer auf dem Wasser entsteht durch ihr Unvermögen die Ruderbeine beiderseitig völlig simultan zu bewegen. An Land kann der Käfer sich wegen seiner hochspezialisierten Schwimmbeine nur sehr unbeholfen fortbewegen.
Das Vorderbeinpaar ist durch seinen völlig andersartigen Bau nicht zum Schwimmen geeignet – es dient als Greiforgan (Beute, Kopulation, Festhalten unter Wasser). Die Vordertarsen des Männchens sind, wie bei Männchen anderer Wasserkäferfamilien, verbreitert und mit zahlreichen Saugnäpfen versehen (Kopulationshilfe).
Beim kreisenden Schwimmen nehmen die Taumelkäfer feinste Erschütterungen an der Wasseroberfläche mit Hilfe eines sich im 2. Glied der kurzen, kräftigen Antennen befindenden hochempfindlichen Organs zur Registrierung von Schwingungen, des Johnstonschen Organs, wahr. Dieses Sinnesorgan befähigt die Tiere, Kollisionen zu vermeiden und Beute und Artgenossen zu orten. Im Experiment konnten Taumelkäfer ohne anzustoßen durch ein Maschendrahtgitter schwimmen, obwohl die Maschen gerade ihrer Körperbreite entsprachen.
Auch Taumelkäfer, wie eine Reihe anderer Wasserkäferfamilien, sind auf atmosphärische Luft angewiesen. Da ihre Flügeldecken am Ende abgestutzt sind und so die fein behaarte Hinterleibsspitze freiliegt, sieht man dort die Luft als metallisch glänzendes Bläschen hängen. Ihr spezifisches Gewicht verringert sich durch die von der Wasseroberfläche unter den Flügeldecken mitgenommene Luft, so daß sie sich unter Wasser anklammern müssen.
Sie besitzen Drüsen, aus denen sie giftige und lähmende, wassertrübende Substanzen abgeben können. Das Sekret wird außerhalb des Wassers mit den Hinterbeinen auf der trocknen Körperoberfläche verteilt.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Die Kopulation erfolgt auf oder unter dem Wasser, bei einigen Arten an Land. Die Eier werden in Schnüren unter Wasser an Wasserpflanzen geklebt. Nach 10 Tagen bis 3 Wochen schlüpfen die Hundertfüßer-ähnlichen Larven, die sich dann ständig in der Mulmschicht des Gewässerbodens aufhalten und dort nach Beutetieren suchen. Ihre Mandibeln durchläuft teilweise ein Kanal, durch den Verdauungssäfte in das gepackte Opfer gelangen (extraintestinale Verdauung). Die Larven atmen den im Wasser gelösten Sauerstoff mit Hilfe von Tracheenkiemen.
Zur Verpuppung steigen die Larven aus dem Wasser und verwandeln sich arttypisch entweder auf Wasserpflanzen oder in kleinen Erdhöhlen bzw. in einem aus Körperausscheidungen, Pflanzenteilen und Erde gefertigten Kokon. Nach etwa 1–9 Wochen schlüpfen die Jungkäfer und überwintern an Land unter Steinen, an Überwasserteilen von Wasserpflanzen und wohl auch unter Wasser. Vermutlich wird in diesem Fall der lebensnotwendige Sauerstoff aus Gasblasen bezogen, die sich an Wasserpflanzen befinden.
[Bearbeiten] Literatur
- B. Klausnitzer: Käfer im und am Wasser, ISBN 3894324783