Urs Frauchiger
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Urs Frauchiger (* 17. September 1936 in Mungnau im Emmental, Kanton Bern) ist ein Schweizer Musiktheoretiker, Autor und Cellist. Er setzt sich für eine „andere Musikerziehung“ ein, mit teilweise sehr kritischen, gegen die herrschenden Verhältnisse gerichteten Ansichten zu ästhetischen und gesellschaftlichen Fragen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Von Haus aus ist Frauchiger Cellist, ausgebildet an der Musikhochschule Basel. Cello spielte er 20 Jahre.
Er war Generalsekretär der Europäischen Musikhochschulen, Honorarprofessor der Universität Bern.
Ab 1970 betreute er die Musik-Abteilung im Studio Bern des Deutschschweizer Rundfunks, 1977 wurde er zum Direktor von Konservatorium und Musikhochschule Bern gewählt.
1992 bis 1997 leitete er die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia mit Sitz in Zürich (gab das Mandat vorzeitig zurück).
Urs Frauchiger wirkt zudem als wichtiger Vermittler von Musik in verschiedenen Medien und als Juror internationaler Musikwettbewerbe (z.B. „Concours Internationale d’éxécution musicale de Genève“ und „CREDIT SUISSE GROUP Young Artists Award“)
[Bearbeiten] Theorien
Frauchiger steht pessimistisch der modernen Musik und unserer Fähigkeit zu Hören, die sich verschlechtert habe, gegenüber. Er erinnert beispielsweise an eine Zeitungsmeldung, in der stand, dass in Schweden ein U-Boot in einem Einsatz nur metallischen Müll auf dem Meeresgrund beschossen hätte, weil die Besatzung die Wasserschall-Geräte nicht mehr hören könnte und es schwer sei, heute noch Rekruten zu finden, dessen Gehör gut funktioniere (Frauchiger hat keine militärischen Anliegen, sondern nimmt diese Zeitungsmeldung nur als Beweis. Er bemerkt, erst wenn die Wehrfähigkeit darunter leide, erst dann werde Alarm geschlagen wegen dem kaputten Gehör.)
Frauchiger geht diesen Entwicklungen auf die Spur und unterscheidet zwischen dem rein physischen Hören-Können und dem Zu-Hören-Wissen. Er behauptet, es gäbe Menschen, die zwar beim Arzt jeden Hörtest mit Glanz bestehen würden, jedoch trotzdem nicht gut hören würden. Weiter seien die Jugendlichen nicht wegen der Discomusik hörgeschädigt, sondern sie hörten Discomusik, weil sie nicht zu hören gelehrt wurden. Mit ihren „Ghettos“ der stickigen Discomusik würden sie sich nur gegen den Lärm der anderen abgrenzen. Wenn sie es schon nicht ruhig haben könnten, wollten sie wenigstens ihren eigenen Lärm hören, um sich mit dem einen Lärm gegen den anderen abzugrenzen.
Frauchiger zitiert eine (eingetretene?) „Prophezeiung“ von Arthur Honegger, dass die Menschen einmal nicht mehr fähig sein würden, halbe von ganzen Tönen zu unterscheiden. Er sieht ganz allgemein einen Verlust des Hörens und Empfangens, stattdessen würden die Menschen immer mehr senden. Er geht sogar noch weiter, und glaubt, das Hörenwollen hange damit zusammen, ob man je Töne der Liebe gehört habe. Wer solche gehört habe, werde auch künftig danach hören wollen.
[Bearbeiten] Werke
- Schriften
- “Mani Matter“, Sudelhefte, Benziger, Zürich, 1974
- “Mani Matter“, Rumpelbuch, Benziger, Zürich, 1976
- “Rajane, Engel und Triangel. Musikalische Legenden aus dem verlorenen Paradies“ (Broschiert - 1986)
- “Verheizte Menschen geben keine Wärme. Plädoyer für eine selbstbewusste Kultur“ (Taschenbuch - 1988)
- “Äuä de scho. Zyt/losi Täggschte. Mundartlieder, Texte aus der DRS-Zytlupe und ein "Schreckmümpfeli“ (1989)
- “Mit Mozart reden“ (Broschiert – 1990)
- “Die Schweiz“, Aufbruch aus der Verspätung, Weltwoche, Zürich, 1991
- “Was zum Teufel ist mit der Musik los? Eine Art Musiksoziologie für Kenner und Liebhaber“ (Broschiert – 1991/92)
- “Die Rückkehr der Musen“, Vorlesung, Universitätsverlag Konstanz, 1992
- “Ferdinand Hodler. Views and Visions“, mit Hans A Lüthy, Jura Brüschweiler, und Oskar Bätschmann (Taschenbuch - 1994)
- „Blickpunkt Schweiz“, NZZ, Zürich, 1995
- “Begegnungen mit Jehudi Menuhin“, Krebser, Thun, 1996
- “The New Switzerland“, The Society for the Promotion of Science and Scholarship Palo Alto, 1996
- ”Schallwellen“, Zur Geschichte des Radios. Vorlesung, Chronos, Zürich, 1996
- “Vom Landschaftsgarten zur Gartenlandschaft“, Hochschulverlag ETH, 1996
- “Kultur als Verpflichtung“, NZZ, Zürich, 1996
- “...am literarischen Webstuhl ...“, Ulrico Hoepli NZZ, 1997
- “Persönlichkeitsentfaltung durch Musikerziehung?“, Vorlesung. Chronos, 1997
- “Swiss, Made“, Die Schweiz im Austausch mit der Welt, Scheidegger und Spiess, Zürich, 1998
- “Wilderness Light“, Switzerland Rediscovered, Stemmle, New York, 1998
- “Wo die Berge geboren wurden. Die Schweiz fotografiert“, mit Max Schmid (Gebundene Ausgabe - 1998)
- “Entwurf Schweiz. Anstiftung zur kulturellen Rauflust“ (Ammann Verlag , Gebundene Ausgabe - April 2000)
- “Schweizer Töne. Die Schweiz im Spiegel der Musik“, mit François DeCapitani, Roman Brotbeck, und Gerhard Anselm (Taschenbuch – 2000)
- “Der eigene Ton. Gespräche über die Kunst des Geigespielens“ (2000)
- “Schweizer Töne“, Die Schweiz im Spiegel der Musik. Vorlesung, Chronos, 2000
- „Weltkunst auf dem Lande“, hier+jetzt, Baden, 2000
- “Ist der Rechtsstaat auch ein Gerechtigkeitsstaat?. Interdisziplinäre Referatsreihe an der Universität Basel im Wintersemester 1998/1999. Veranstaltet von...“, in Zusammenarbeit mit der „Stiftung Mensch“, mit Jutta Limbach, Wolfgang Huber, Ruth Dreifuss (Taschenbuch - 2000)
- "Ich", Buch zum Festival Stroemfeld, 2003
- “Musik und Medizin“, Zwei Künste im Dialog, Chronos, Zürich, 2003
- “MeinMozart“, Essays (2005)
- “In Betrachtung des Mondes“. Erzählungen (2006)
- Hörspiele/Radiosendungen
- “Top class classics“, gesendet: Schweizer Radio DRS und ausländ. Sender, 1974-1980
- “Wär isch es?“, gesendet: 1980-1987
- “Manufaktur“, gesendet: 1988-1990
- TV/Film/Video
- “Sternstunde Philosophie 1999“
- “Einführungen zu Concerto grosso“, produziert: 1995-1997
- „Mani Matter - Warum syt dir so truurig?“ (Darsteller), 2002
[Bearbeiten] Literatur
- “Persönlichkeiten in Bern“, Emmentaler Druck, 1987
- “Schweizer Lexikon“, Luzern, 1991
- “Geistreicher Querdenker feiert den Sechzigsten“, sda, 1996
- “Autor/in der Kritik: Willi Schmid in: Laudatio zur Verleihung des Paul Haupt-Preises“, 1997
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Frauchiger, Urs |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Musiktheoretiker, Autor und Cellist |
GEBURTSDATUM | 17. September 1936 |
GEBURTSORT | Mungnau, Emmental, Kanton Bern |