Vann Nath
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Der kambodschanische Maler Vann Nath (* 1946 in Wat Sopee in der Provinz Battambang) ist einer von sieben Menschen, die das Foltergefängnis Tuol Sleng (Kürzel S-21) in Phnom Penh überlebt haben.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Frühe Jahre
Die Eltern von Vann Nath waren sehr arm, so dass er mit 14 oder 15 Jahren, statt zur Schule zu gehen, einer Arbeit in einer Fabrik nachgehen musste. In den 1960ern verbrachte er mehrere Jahre als buddhistischer Mönch - eine in Kambodscha durchaus übliche Phase im Leben junger Männer. Im Jahre 1965 wurde er in bildender Kunst an einer privaten Regionalschule (vermutlich in der Provinz Battambang) unterrichtet. Während dieser Zeit ließ er sich vor allem von französischer Malerei anregen, insbesondere der Impressionismus beeindruckte ihn sehr. Nach zwei Jahren Ausbildung konnte er sich als Maler etablieren. Vor dem ersten Bürgerkrieg malte er Filmplakate, Schilder und Porträts.
[Bearbeiten] Während der Khmer-Rouge-Diktatur
Im Dezember 1977 wurde er selektiert und gezwungen, in einer Kooperative jeden Tag 12 Stunden zu arbeiten. Am 7. Januar 1978 wurde er von den Roten Khmer in einen zum Gefängnis umgewandelten Buddhistischen Tempel eingeliefert. Ihm wurde vorgeworfen, den Moralkodex der Organisation Angkar verletzt zu haben. Eine Woche später wurde er nach S-21 überstellt. Man brachte ihn in einer Massenzelle zusammen mit 30 anderen Menschen unter, wobei alle Gefangenen angekettet waren. Nach ungefähr einem Monat wurde er plötzlich zum Leiter des Tuol-Sleng-Folterzentrums, Kang Kek Leu (oder auch Dëuch genannt), bestellt und gefragt, ob er eine bestimmte männliche Person auf einem Foto erkenne. Er verneinte dies, denn wie fast alle Kambodschaner damals hatte er noch nie etwas vom sogenannten "Bruder Nr. 1", dem Führer der Roten Khmer, Pol Pot gehört. Schließlich wurde ihm eröffnet, dass er zusammen mit wenigen anderen Künstlern nun Porträts und Büsten von Pol Pot für Propagandazwecke anfertigen solle. Trotzdem blieb ihm im weiteren Verlauf seiner Gefangenschaft die Folter nicht erspart, er wurde weiterhin mit Elektroschocks gequält.
Am 7. Januar 1979 hatte die vietnamesische Armee das Regime von Pol Pot zu Fall gebracht. An diesem Tag musste er sich in den Vorhof des Gefängnisses begeben, wo sich Dëuch und andere Angestellte von Tuol Sleng eingefunden hatten. Alle waren bewaffnet und Vann Nath befürchtete, erschossen zu werden. Doch es kam anders, die Wachmannschaft floh vor den anrückenden Vietnamesen und er erlangte seine Freiheit wieder. Während seine Frau ebenfalls das Rote-Khmer-Regime überlebte, starben seine beiden Söhne an den Folgen der Zwangsmaßnahmen der Roten Khmer gegen die Zivilbevölkerung.
[Bearbeiten] 1979 bis heute
Im selben Jahr fragte ihn die neue Regierung von Kambodscha, ob er nicht Darstellungen der Foltermethoden im S-21 malen könne. Diese Bilder sind nun im zum Museum umgewandelten Tuol Sleng zu sehen und geben zusammen mit dort ausgestellten Folterinstrumenten und Fotos (u.a. auch die Bilder des vietnamesischen Kriegsfotografen Ho Van Tay, welche die letzten verstümmelten Opfer zeigen, die vietnamesische Armeeangehörige bei der Inspektion des Foltergefängnisses nach dem Einmarsch in Phnom Penh vorfanden) den Besuchern dieses Museums erst eine Vorstellung davon, welche immensen Qualen die Insassen vom S-21 erleiden mussten. Derzeit läuft unter Beteiligung der UNO das Tribunal, das die Verbrechen der Pol Pot-Zeit sühnen soll. Vann Nath ist einer von fünf noch lebenden Häftlingen des Folterzentrums S-21 und damit ein wichtiger Zeuge.
Vann Nath ist sehr eng mit dem Filmemacher Rithy Panh befreundet, in dessen Dokumentation S-21: The Khmer Rouge Killing Machine aus dem Jahr 2003 er mit früheren Angehörigen des S-21-Personals konfrontiert wird.
[Bearbeiten] Sonstiges
Mit seiner Frau zusammen hat er drei weitere Kinder, die alle nach seiner Zeit im S-21 geboren wurden.
In jüngster Zeit plante Vann Nath für seine Heimatprovinz Battambang einen Seniorenwohnkomplex, wo alte Menschen ohne Angehörige ihren Lebensabend nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten können. Bis vor einigen Jahren betrieb er in Phnom Penh das Restaurant "Kith Eng".
Seiner Gesundheit erging es in den letzten Jahren nicht sehr gut: 2005 ergab eine Untersuchung in einem Bangkoker Hospital, dass Vann Nath dauerhaft auf eine Dialyse angewiesen ist. Derzeit unterzieht er sich dieser Behandlung in Phnom Penh zweimal in der Woche. Durch die katastrophalen Hygieneverhältnisse in Kamboscha ist das Leben des Malers ständig bedroht. So hat er sich 2006 zusätzlich eine Knochentuberkulose zugezogen, die jetzt über ein Jahr hinweg ständig behandelt werden muss. Diese medizinischen Maßnahmen kosten sehr viel Geld, das Vann Nath nicht besitzt. Er ist deshalb auf die Hilfe vor allem auswärtiger Besucher und Institutionen angewiesen.
[Bearbeiten] Literatur
Vann Nath: A Cambodian Prison Portrait. One Year in the Khmer Rouge's S-21. 1998, ISBN 9748434486
[Bearbeiten] Weblinks
- Kurzbiographie (engl.) und Bilder
- Artikel von Hans Christoph Buch in DIE ZEIT 1999
- Ingrid Muan über die Pläne von Vann Nath für einen Seniorenwohnkomplex (engl.)
- Interview mit dem Maler aus dem Jahre 1997 (engl.)
- Aktueller Bericht über den Maler (engl.)
- Detaillierte Biographie über den Maler (engl.)
Personendaten | |
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NAME | Vann Nath |
KURZBESCHREIBUNG | kambodschanischer Maler, Überlebender des Foltergefängnisses Tuol Sleng |
GEBURTSDATUM | 1946 |
GEBURTSORT | Wat Sopee, Provinz Battambang |
Kategorien: Mann | Kambodschaner | Maler | Geboren 1946