Verband Brandenburgischer Ballspielvereine
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Der Verband Brandenburgischer Ballspielvereine (VBB) war ein lokaler Fußballverband für Berlin und die Mark Brandenburg. Der VBB wurde am 29. April 1911 durch die Fusion des Verbandes Berliner Ballspiel-Vereine (VBBV), des Märkischen Fußball-Bundes (MFB) und des Verbandes Berliner Athletik-Vereine (VBAV) gegründet. Der Zusammenschluss fand unter der Vermittlung und Leitung des 1. Vorsitzenden des Deutschen Fußball-Bundes, Gottfried Hinze, statt.
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[Bearbeiten] Gründung
Der Verband Berliner Ballspiel-Vereine hatte beim DFB den Antrag gestellt, künftig nur noch einen Fußballverband für Berlin anzuerkennen. Auf seinem außerordentlichen Bundestag im Frühjahr 1911 hatte der DFB den Antrag angenommen und bestimmt, das es bis Pfingsten des Jahres zu einem Zusammenschluss kommen musste. Berlins Sonderstellung, im Gegensatz zu anderen Verbänden mit mehr dann einem Verband Mitglied des DFB sein zu können, kam damit zum Ende. Der VBB wurde in nur 21 Jahren zum zwölften Fußballverband in der ehemaligen Reichshauptstadt.
Die mehr oder weniger erzwungene Fusion führte bereits unmittelbar nach der Gründing zu Spannungen innerhalb des neuen Verbandes. Vorstandsmitglieder und Vereine der kleineren Verbände blieben den Sitzungen fern. Der Hauptstreitpunkt entzündete sich an der Klasseneinteilung für die neue Saison 1911/12, bei der die Mitgliedsvereine des alten Verbandes Berliner Ballspiel-Vereine deutlich bevorteilt wurden. Die erste Klasse wurde in zwei Staffeln mit jeweils zehn Vereinen eingeteilt. Alle neun Clubs des VBBV, die in der Saison 1910/11 der höchsten Spielklasse angehört hatten (BTuFC Viktoria 89, BFC Preußen 1894, BTuFC Union 1892, BFC Hertha 1892, BTuFC Britannia 1892, BTuFC Alemannia 90, Berliner BC 1903, SC Minerva 93 und Berliner Tennis Club Borussia 1902), waren für die neue 1. Klasse qualifiziert. Dem MFB wurden nur drei Plätze zugesprochen, die durch die drei führenden Vereine FC Tasmania 1900 Rixdorf, SV Norden-Nordwest 1898 und BFC Vorwärts 90 belegt wurden. Der VBAV erhielt nur einen automatischen Platz, der durch seinen Meister Berliner SC 1895/96 eingenommen wurde. Die verbleibenden sieben Plätze wurden über Qualifikationsspiele vergeben. Teilnahmeberechtigt waren die jeweils beiden bestplatzierten Clubs in den vier Staffeln der 2. Klasse des VBBV, von den alle vier Meister (BFuCC Rapide 93, FC Triton 1894 Spandau, BSC Favorit 1896 und BFC Concordia 1895) sowie zwei Vizemeister (FC Union 1898 Halensee Charlottenburg und BFC Germania 1888) den Aufstieg schafften. Vom MFB nahmen die beiden Vereine SC Viktoria 1899 Spandau und SC Germania 1904 Spandau an den Qualifikationsspielen teil, in denen nur Viktoria sich durchsetzen konnte. Dagegen scheiterten die beiden Vertreter des VBAV, SC 1902 Charlottenburg und SC Westen 1905 Charlottenburg in den entscheidenden Spielen.
Eine Anzahl von Vereinen trat dem Verband Brandenburgischer Ballspielvereine nicht bei. Dennoch entwickelte sich der VBB in den folgenden Jahren und Jahrzehnten weiter. Der Berliner Verband war liberaler, als die immer stärker in die nationalkonservative und nationalistische Denkweise der Zeit abgleitenden meisten anderen Fußballverbände. Der VBB, mit Fritz Ette Boxhammer an der Spitze votierte gegen den vom 1. Vorsitzenden des DFB Gottfried Hinze und seinem 1. Schriftführer Walter Sanß eigenmächtig vollzogenen Beitritt zum Jungdeutschlandbund. Boxhammer setzte sich für eine strikte Trennung des Fußballs von der Politik ein, wurde aber im Rausch des sich immer weiter steigernden Nationalismus und der zunehmenden Anbiederei an die Mächtigen der Zeit sowie dem Militär überhört.
Am Ende der Saison 1911/12 stiegen die jeweils fünf letztplatzierten Vereine aus den beiden Staffeln der 1. Klasse ab. In der folgenden Saison bestand die 1. Klasse aus einer Staffel mit zehn Vereinen. Es gab in dem Jahr folglich auch keine Aufsteiger aus der 2. Klasse.
Während der Dauer des 1. Weltkrieges wurde der Spielbetrieb fortgesetzt. Bei Kriegsausbruch hatte es nicht danach ausgesehen, auch einige Sportzeitungen stellten ihr Erscheinen kurzfristig ein. Der Verlust an Spielern die sich freiwillig zum Kriegs-einsatz gemeldet hatten oder einberufen wurden, war enorm. Die großen Clubs konnten das auf Grund ihres Spielerpotentials verkraften, dagegen mussten sich kleinere Vereine die nur über wenige Mannschaften und Spieler verfügten, von den Meister-schaftsspielen zurückziehen. Schon zu Anfang des Krieges füllten sich die Sportzeitungen mit Todesmeldungen und Verwundungen aktiver Spieler an den Fronten. Im Laufe der Kriegsjahre nahmen diese Mitteilungen in erschreckendem Maße und Umfang zu.
Bis einschl. der Saison 1916/17 operierte die höchste Berlin/Brandenburger Spielklasse weiterhin mit zehn Vereinen, in den beiden letzten Kriegsjahren wurde die Staffelstärke auf jeweils 18 Clubs erhöht. In beiden Jahren wurde die Meisterschaft wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit vorzeitig abgebrochen, ohne das alle Punktspiele ausgetragen worden waren.
In der Saison 1918/19 wurde der BFC Hertha 1892 wegen Verstoßes gegen die Amateurbestimmungen nach der Vorrunde vom Spielbetrieb ausgeschlossen und alle Rückrundenspiele wurden für den jeweiligen Gegner gewonnen gewertet.
Für die erste Nachkriegssaison 1919/20 wurde die 18-er Liga durch vier Kreisklassen mit insgesamt 26 Vereinen ersetzt. Die führenden drei Clubs jedes Kreises qualifizierten sich für die Meisterrunde, die als der Meister feststand, vorzeitig abgebrochen wurde. Die restlichen Vereine nahmen an einer Runde in der sog. Pokalklasse teil. Auch diese wurde vorzeitig abgebrochen, nachdem der Sieger feststand. 1920/21 wurde die Endrunde in zwei Staffeln mit jeweils sechs Vereinen ausgespielt, der Meister wurde in zwei Finalspielen der beiden Gruppensieger ermittelt.
Nach zwei Jahren wurde das Format erneut verändert und die vier Kreisligen durch zwei Verbandsligen ersetzt. Die Gruppensieger standen sich fortan in zwei Finalspielen gegenüber. Ab der Saison 1924/25 begann Hertha BSC 1892 den Berliner Fußball zu dominieren. Drei Jahre später bekamen die Herthaner mit dem Berliner Tennis Club Borussia 1902 in der Parallelgruppe einen ernsthaften Konkurrenten. Hertha gewann bis einschl. der Saison 1930/31 alle Berlin/Brandenburger Meistertitel. Ab der Saison 1930/31 gehörten, wie bereits in den Jahren 1907 - 1910 die Stettiner Vereine, der Bezirk Pommern zu Berlin/Brandenburg. In den drei Spielzeiten bis einschl. 1932/33 nahm der Meister Pommerns an der Endrunde um die Meisterschaft von Berlin/Brandenburg teil. In einigen Spielzeiten war auch der VBB Pokalsieger für diese Endrunde qualifiziert.
[Bearbeiten] Deutsche Meisterschaft
In den Endrunden um die Deutsche Meisterschaft von 1911/12 bis einschl. 1932/33 waren die Berlin/Brandenburger Vereine weniger erfolgreich dann in den früheren Jahren. Zwar erreichte Hertha BSC 1892 von 1926 bis 1931 sechsmal in Folge das Finale, konnte nach vier Niederlagen hintereinander aber nur in den beiden letzten Jahren den Titel an die Spree holen. 1930 wurde die SportVgg. Holstein 1900 Kiel in Düsseldorf knapp mit 5-4 besiegt, im folgenden Jahr in Köln der TSV 1860 München mit 3-2. Das Finale 1926 ging mit 1-4 gegen die SpVgg. 1903 Fürth verloren, 1927 unterlag man dem 1. FC 1900 Nürnberg mit 0-2, 1928 folgte eine 2-5 Niederlage gegen den Hamburger SV 1887 und 1929 ein knappes 2-3 erneut gegen die SpVgg. 1903 Fürth.
1921 erreichte der BFC Vorwärts 90 das Finale gegen den 1. FC 1900 Nürnberg, unterlag aber deutlich mit 0-5. Zwei Jahre später stand der SC Union 1906 Oberschöneweide im Berliner Grunewald Stadion im Endspiel gegen den Hamburger SV 1887, unterlag aber mit 0-3. In den Spielzeiten 1911/12 bis 1913/14 scheiterte der Meister Berlin/Brandenburgs dreimal hintereinander jeweils im Semifinale am späteren Deutschen Meister. 1911/12 und 1912/13 war dies BTuFC Viktoria 89, zuerst gegen den FV Holstein 1902 Kiel und dann gegen den VfB 1893 Leipzig, danach der Berliner BC 1903 an der SpVgg. 1903 Fürth. Bis ins Halbfinale drangen auch der SV Norden-Nordwest 1898 in der Saison 1921/22 und Hertha BSC 1892 in der Spielzeit 1925/26 vor.
Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 und der rasch folgenden Gleichschaltung des Sports, wurden die Regionalverbände einschl. des VBB aufgelöst. Am Ende der Saison 1932/33 wurden die beiden Staffeln der Verbandsligen aufgelöst und durch die Gauliga Berlin/Brandenburg ersetzt. Für die Gauliga qualifizierten sich elf Vereine des ehemaligen VBB und ein Club aus Cottbus. Die Vereine aus Pommern wurden in ihrem eigenen Gau zusammen gefasst.
[Bearbeiten] Kronprinzenpokal
1912 und 1913 erreichte Brandenburg zweimal hintereinander das Finale um den Kronprinzenpokal. 1912 ging das Endspiel gegen Süddeutschland knapp mit 5-6 verloren. 1913 fand das Finale im Deutschen Stadion statt, diesmal unterlagen die Brandenburger Westdeutschland mit 3-5. Erst 1918 konnten die Brandenburger im fünften Anlauf den letztmalig unter diesem Namen ausgetragenen Wettbewerb mit 3-1 nach Verlängerung gegen Norddeutschland gewinnen. Nach dem Sturz der Monarchie im November 1918 erfolgte die Umbenennung in Bundespokal.
[Bearbeiten] Bundespokal
Erst 1929 erreichten die Brandenburger wieder das Finale, schlugen Norddeutschland mit Platzvorteil aber in überlegener Manier mit 4-1. Im folgenden Jahr standen sich beide Auswahlmannschaften erneut im Endspiel gegenüber, diesmal nutzte Norddeutschland aber seinen Heimvorteil und schickte die Brandenburger mit einer 0-2 Niederlage auf den Heimweg.
[Bearbeiten] Kampfspielpokal
Ab 1922 wurde alle vier Jahre der sog. Kampfspielpokal für Auswahlmannschaften der Regionalverbände ausgetragen. 1930 erreichte Brandenburg das Finale und schlug die Vertretung Südostdeutschlands in Breslau mit 2-1.
[Bearbeiten] Meister des Verbandes Brandenburgischer Ballspielvereine
- Saison 1911/12:
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- 1. Klasse Staffel A: BTuFC Viktoria 89
- 1. Klasse Staffel B: BFC Preußen 1894
- Brandenburgischer Meister: BFC Preußen 1894
- Saison 1912/13:
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- 1. Klasse: BTuFC Viktoria 89
- Saison 1913/14:
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- 1. Klasse: Berliner BC 1903
- Saison 1914/15:
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- 1. Klasse: BFC Hertha 1892
- Saison 1915/16:
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- 1. Klasse: BTuFC Viktoria 89
- Saison 1916/17:
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- 1. Klasse: BFC Hertha 1892
- Saison 1917/18:
-
- 1. Klasse: BFC Hertha 1892
- Saison 1918/19:
-
- 1. Klasse: BTuFC Viktoria 89
- Saison 1919/20:
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- 1. Kreisliga Nordkreis: SC Wacker 04
- 1. Kreisliga Westkreis: SC Minerva 93
- 1. Kreisliga Ostkreis: SC Union 1906 Oberschöneweide
- 1. Kreisliga Südkreis: BTuFC Union 1892
- 1. Kreisliga Meisterklasse: SC Union 1906 Oberschöneweide
- Pokalklasse: BFC Hertha 1892
- Saison 1920/21:
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- 1. Kreisliga Nordkreis: SV Norden-Nordwest 1898
- 1. Kreisliga Westkreis: SC Minerva 93
- 1. Kreisliga Ostkreis: VfB 1893 Pankow
- 1. Kreisliga Südkreis: BFC Vorwärts 90
- 1. Kreisliga Endrunde Abteilung A: BFC Preußen 1894
- 1. Kreisliga Endrunde Abteilung B: BFC Vorwärts 90
- Kreismeister Berlin/Brandenburg: BFC Vorwärts 90
- Saison 1921/22:
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- Verbandsliga Abteilung A: SV Norden-Nordwest 1898
- Verbandsliga Abteilung B: SC Union 1898 Charlottenburg
- Meister: SV Norden-Nordwest 1898
- Saison 1922/23:
-
- Verbandsliga Abteilung A: SC Union 1906 Oberschöneweide
- Verbandsliga Abteilung B: BFC Vorwärts 90
- Meister: SC Union 1906 Oberschöneweide
- VBB Pokal: SV Norden-Nordwest 1898
- Saison 1923/24:
-
- Verbandsliga Abteilung A: SV Norden-Nordwest 1898
- Verbandsliga Abteilung B: BTuFC Alemannia 90
- Meister: BTuFC Alemannia 90
- VBB Pokal: Hertha BSC 1892
- Saison 1924/25:
-
- Verbandsliga Abteilung A: Hertha BSC 1892
- Verbandsliga Abteilung B: BTuFC Alemannia 90
- Meister: Hertha BSC 1892
- VBB Pokal: SV Norden-Nordwest 1898
- Saison 1925/26:
-
- Verbandsliga Abteilung A: Hertha BSC 1892
- Verbandsliga Abteilung B: SV Norden-Nordwest 1898
- Meister: Hertha BSC 1892
- VBB Pokal: BTuFC Viktoria 89
- Saison 1926/27:
-
- Verbandsliga Abteilung A: Hertha BSC 1892
- Verbandsliga Abteilung B: BSC Kickers 1900
- Meister: Hertha BSC 1892
- VBB Pokal: BTuFC Viktoria 89
- Saison 1927/28:
-
- Verbandsliga Abteilung A: Hertha BSC 1892
- Verbandsliga Abteilung B: Berliner Tennis Club Borussia 1902
- Meister: Hertha BSC 1892
- VBB Pokal: Hertha BSC 1892
- Saison 1928/29:
-
- Verbandsliga Abteilung A: Hertha BSC 1892
- Verbandsliga Abteilung B: Berliner Tennis Club Borussia 1902
- Meister: Hertha BSC 1892
- VBB Pokal: Hertha BSC 1892
- Saison 1929/30:
-
- Verbandsliga Abteilung A: Hertha BSC 1892
- Verbandsliga Abteilung B: Berliner Tennis Club Borussia 1902
- Meister: Hertha BSC 1892
- VBB Pokal: Berliner SV 92
- Saison 1930/31:
-
- Verbandsliga Abteilung A: Hertha BSC 1892
- Verbandsliga Abteilung B: Berliner Tennis Club Borussia 1902
- (Pommernmeister: Polizei SV Stettin)
- Meister: Hertha BSC 1892
- VBB Pokal: Berliner Tennis Club Borussia 1902
- Saison 1931/32:
-
- Verbandsliga Abteilung A: SC Minerva 93
- Verbandsliga Abteilung B: Berliner Tennis Club Borussia 1902
- (Pommernmeister: Stettiner SC 1908)
- Meister: Berliner Tennis Club Borussia 1902
- VBB Pokal: Hertha BSC 1892
- Saison 1932/33:
-
- Verbandsliga Abteilung A: BTuFC Viktoria 89
- Verbandsliga Abteilung B: Hertha BSC 1892
- (Pommernmeister: Stettiner SC 1908)
- Meister: Hertha BSC 1892
- VBB Pokal: vorzeitig abgebrochen