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Virginia-Klasse (U-Boot) - Wikipedia

Virginia-Klasse (U-Boot)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die USS Virginia (SSN-774) an der Wasseroberfläche
Klassendetails USN Jack
U-Boot-Typ: Jagd-U-Boot
Anzahl Einheiten: geplant 30
Dienstzeit: seit 2005
Technische Daten
Länge: 115 Meter
Breite: 10,4 Meter
Tiefgang: 9,5 Meter
Verdrängung: 7.925 Tonnen getaucht
Antrieb: S9G Druckwasserreaktor, Pumpjetantrieb
Geschwindigkeit: 25+ Knoten
Tauchtiefe: ca. 300 Meter
Besatzung: 134

Die Virginia-Klasse ist eine Klasse von nuklear getriebenen Angriffs-U-Booten der US Navy. Sie wurde in den 1990er Jahren geplant und wird seit 1999 gebaut. Von dieser Klasse sind bis zu 30 Einheiten geplant, um damit im 21. Jahrhundert das Rückgrat der amerikanischen U-Boot-Flotte zu bilden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Planung und Bau

Bau der Virginia
Bau der Virginia

Die Virginia-Klasse wurde im NSSN-Programm (New Attack Submarine) als Ersatz für die frühen Boote der Los-Angeles-Klasse geplant, nachdem von der Seawolf-Klasse nur drei Einheiten finanziert werden konnten und durch das Ende des Kalten Krieges neue Einsatzkonzeptionen nötig wurden. Damit war die Virginia-Klasse die erste U-Boot-Klasse, bei deren Entwicklung speziell auf die veränderten Bedingungen der neuen geopolitischen Lage eingegangen werden konnte. Nachdem die Navy bei den Seawolfs von ihrer Nummerierung abgewichen ist, um zu zeigen, dass dies die U-Boote für das 21. Jahrhundert werden (daher SSN-21 bis -23), werden die Virginias wieder in die Reihenfolge einscheren und ab SSN-774 gekennzeichnet.

Der Bau erfolgt auf den Werften von Electric Boat und Newport News Shipbuilding, wobei EB große Teile des Rumpfes sowie Maschinenräume und Kontrollzentrum baut, während NNS unter anderem Bug, Heck, Turm sowie die Torpedoräume fertigt.

Ursprünglich wurde die Klasse auch als eine kostengünstigere Alternative zu den zwei Mrd. $ teuren Seawolfs geplant. Dabei sollten vor allem bei der Computerisierung und Vernetzung durch weitestgehende Standardisierung von Bauteilen Einsparungen erreicht werden (Open System Architecture). Allerdings wurde ein industrial arrangement (eine Art Vereinbarung zwischen den Werften und der Navy) nötig, um Electric Boat und Newport News Shipbuilding am Leben zu erhalten. Unter anderem daraus resultieren Kosten von bis zu 2,6 Mrd $ pro Boot. Die Kosten späterer Einheiten könnten unter die Marke von 2 Mrd. Dollar sinken, wenn drei oder gar vier Einheiten pro Jahr gebaut werden [1].

Die ersten vier Einheiten wurden zusammen 1998 in Auftrag gegeben, ein weiteres im August 2003 und fünf im Januar 2004. Im Januar 2005 wurde bekannt, dass das Programm, welches insgesamt ein Budget von 81,3 Mrd. Dollar aufweist, aufgrund des Haushaltsdefizits der USA gekürzt werden soll[2]. Die nächsten Bestellungen sollen erst im Oktober 2008 ausgeführt werden.

[Bearbeiten] Modifikationen

Risszeichnung der Virginia
Risszeichnung der Virginia

Die Boote werden in drei Modifikationsstufen, so genannten Flights, ausgeliefert. Unter anderem wird darüber nachgedacht, eine mittschiffs liegende Sektion so zu bauen, dass sie leicht ausgetauscht und so der Mission einer Fahrt angepasst werden kann. Dies könnte zum Beispiel unterschiedliche Waffenkonfigurationen oder einen Hangar für kleine Unterwasserfahrzeuge betreffen. An fünf bis sechs Booten soll außerdem das Advanced Sail getestet werden, ein stromlinienförmiger Turm, der neben besseren Taucheingenschaften vor allem eine Erhöhung des umschlossenen Raums innerhalb des Turms mit sich bringt, in dem ebenfalls ein kleiner Hangar integriert werden kann. Mit dem Transformational Technology Core soll ein neuer Kern für den Reaktor entwickelt und auf späteren Booten eingebaut werden, der 30 bis 50% mehr Energie liefert.

[Bearbeiten] Gegenwart und Zukunft

Am 23. Oktober 2004 wurde die erste eine Einheit, die USS Virginia und am 4. September 2006 wurde die Folgeeinheit, die USS Texas in Dienst gestellt. Danach sollen bis 2014 jährlich eine weitere Einheit bereitgestellt werden. Bisher sind zehn Einheiten bewilligt worden. Die Navy hofft, dass bis 2020 30 Einheiten ausgeliefert werden können. 2015 sollen erstmals zwei Einheiten im Jahr fertiggestellt werden, wie jedoch der Beschaffungsplan danach aussehen kann, ist völlig offen und wird sich wohl erst in einigen Jahren abzeichnen.

Bis 2020 wird die Zahl der aktiven Los-Angeles-Boote auf unter 25 gesunken sein, so dass die Virginia-Klasse den Großteil der Jagd-U-Boote der Flotte stellen soll. Bei einer Dienstzeit von 30 Jahren oder darüber ist für die Klasse eine Einsatzdauer bis Mitte des 21. Jahrhunderts abzusehen.

[Bearbeiten] Technik

[Bearbeiten] Rumpf

Rumpf der Virginia beim Rollout, links zu sehen der (abgedeckte) Wasserstrahlantrieb
Rumpf der Virginia beim Rollout, links zu sehen der (abgedeckte) Wasserstrahlantrieb

Der Rumpf der Virginia-Klasse ist 115 Meter lang, und damit knapp länger als die Rümpfe der beiden Vorgänger-Klassen. Innerhalb des Rumpfes sind die einzelnen Abteilungen gedämpft gelagert, um die Geräuschentwicklung zu minimieren. Die Tiefenruder sind am Bug direkt an der Druckhülle angebracht; die vorderen sind einziehbar während die hinteren, die sich direkt vor dem Antrieb befinden, fest sind. Die Steuerung erfolgt nicht, wie bei früheren Klassen, über ein Steuerhorn, sondern über einen Sidestick, der die Befehle elektrisch, ähnlich modernen Flugzeugen, an die Ruder überträgt.

[Bearbeiten] Antrieb

Der Antrieb besteht aus einem Druckwasserreaktor vom Typ S9G (S für Submarine, 9 für die neunte Generation von Atomreaktoren für U-Boote, G für den Hersteller, General Electric). Dieser überträgt fast 30 MW oder 40.000 PS über zwei Turbinen auf eine einzelne Welle, welche in einem Pumpjetantrieb abschließt. Der Vorteil dieses bei U-Booten erstmals bei der britischen Trafalgar-Klasse angewandten Technik ist vor allem eine Reduktion des vom Antrieb abgestrahlten Schalls und ein schnelleres Ansprechverhalten bei Geschwindigkeitsänderungen. Welche Geschwindigkeit die Boote tatsächlich erreichen können ist geheim, die Navy spricht von „25+ Knoten“ [3]. Beobachter gehen aber von einer Höchstgeschwindigkeit von über 30 Knoten aus, da die Virginia-Klasse aufgrund des Pumpjetantriebs und des optimierten Hüllendesigns auf ähnlichen Niveau liegen sollte wie die Seawolf-Klasse, obwohl sie laut Navy etwas langsamer sein soll.

[Bearbeiten] Bewaffnung

Grafik einer Virginia
Grafik einer Virginia

Die Virginias sind mit vier Torpedorohren vom Durchmesser 21 Zoll (533 Millimeter) ausgerüstet, aus denen neben dem Standardtorpedo Mark 48 ADCAP auch gekapselte Marschflugkörper vom Typ UGM-109 Tomahawk oder die UGM-84 Sub Harpoon abgeschossen werden können, außerdem können Seeminen gelegt werden. Jedes Boot hat ein Senkrechtstartsystem mit 12 Rohren, aus denen ebenfalls Raketen der Tomahawk-Familie verschossen werden können. Im Inneren des U-Bootes gibt es Platz für 24 Ersatzwaffen.

Die Virginia-Klasse ist mit elektronischen Ködern ausgerüstet, die im Falle eines feindlichen Torpedoangriffs aus 14 an der Hülle montierten Halterungen gelöst werden können, um durch Imitation eines U-Bootgeräuschmusters (passiv) oder durch schallundurchlässige Luftblasenbildung (aktiv) die Waffe vom Boot abzulenken. Zusätzlich zu den Halterungen gibt es noch eine nachladbare Luke für den Täuschmittelausstoß.

[Bearbeiten] Elektronik

Masten der Virginia: Rechts ein Radartransponder, dann beide Periskope und ein Kommunkationsmast. Rechts am Turm das Fenster für das Hochfrequenzsonar
Masten der Virginia: Rechts ein Radartransponder, dann beide Periskope und ein Kommunkationsmast. Rechts am Turm das Fenster für das Hochfrequenzsonar

Wichtigstes Ortungsinstrument der Virginia-Klasse ist ihr Kugelsonar im Bug, das sowohl Schallwellen aussenden kann, um auf das Echo anderer Schiffe zu lauschen (aktiv), als auch (passiv) auf deren Schraubengeräusche (Kavitation). Außerdem können die Boote zwei Schleppsonare ausfahren, nachgeschleppte Ketten mit passiven Sonarsensoren. Die Sensoren befinden sich bis zu einem Kilometer hinter dem Boot, wodurch die Verfälschung des Sonarbildes durch eigene Betriebsgeräusche vermindert wird. An den Seiten der Hülle sind mehrere passive Sensoren (Lightweight Wide Aperture Array von Northrop Grumman Electronic Systems) angebracht, die auf faseroptischen Sensoren beruhen, nicht wie bei älteren Systeme auf Keramik. Am Turm sowie am „Kinn“, also unter dem Kugelsonar außen an der Hülle, befindet sich außerdem ein aktives Hochfrequenzsonar, das zum Aufspüren von kleinen Objekten wie zum Beispiel Minen dient. Die Daten werden vom BQQ-10(V4) sonar processing system verarbeitet.

Für die Navigation im aufgetauchten Zustand existiert am Turm ein Radar vom Typ BPS-16 von Litton Marine Systems, das auf dem I-Band, also zwischen 8 und 10 GHz, arbeitet. Für die Kommunikation stehen mehrere Antennen zur Verfügung, unter anderem Hochfrequenzantennen für die Satellitenkommunikation sowie Extremniederfrequenzantennen, über die auch bei großer Tauchtiefe kurze Codegruppen empfangen werden können.

Die Boote der Virginia-Klasse haben kein herkömmliches optisches Periskop mehr, sondern zwei Optronikmasten Typ BVS-1 , die Hochleistungskameras mit Infrarot-Sensoren und Bildverstärkern enthalten. Die Antennen für Elektronische Kampfführung (EW: electronic warfare) sind in den Masten integriert, ebenso ein lasergestützter Entfernungsmesser. Der Vorteil des verwendeten Systems ist, dass der Mast nicht mehr durch die Druckhülle in die Kommandozentrale geführt werden muss, da die ermittelten Daten über Lichtwellenleiter in das Control Center des U-Boots übertragen werden.

[Bearbeiten] Einsatzprofil

Siegel der Virginia
Siegel der Virginia

Die Boote der Virginia-Klasse sind für ein weit gefächertes Missionsspektrum geplant worden. Neben den klassischen Kampfeinsätzen gegen Über- sowie Unterwasserschiffe und gegen Landziele sowie als Sonarvorposten für Trägerkampfgruppen oder ähnliche Verbände ist die Klasse auch für littoral warfare (dt. etwa: Küstennahe Kampfführung) entwickelt worden. Darunter fallen etwa Sonarcomputer, die auch in den schwierigen Wasserverhältnissen in flachem Wasser (u. a. ungewöhnliche Konvergenzzonen sowie Thermoklinen) möglichst klare Ergebnisse bieten. Dazu können die Boote Unmanned Underwater Vehicles (Drohnen für den Unterwassereinsatz) starten und steuern, um auch in für das Boot selbst zu flachen Gewässern aufzuklären oder Minenfelder zu lokalisieren. Gleichzeitig kann über den EW-Mast elektronische Aufklärung durchgeführt werden, außerdem existiert eine Druckschleuse, über die Taucher (z.B. für Verdeckte Operationen) ein- und aussteigen können.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. http://www.cbo.gov/showdoc.cfm?index=4280&sequence=0
  2. http://www.cq.com/corp/images/infocus.pdf, Seite 12, .pdf-Format
  3. http://www.navy.mil/navydata/fact_display.asp?cid=4100&tid=100&ct=4
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