Diskussion:Wahrheitsanspruch

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Beim Lesen bin ich etwas stutzig geworden. Daher hier einige kritische Bemerkungen:

Unter einem Wahrheitsanspruch versteht man das überzeugte Festhalten an der Gültigkeit der eigenen Erkenntnis mit dem Anspruch auf Wahrheit sowie das entschiedene, nicht notwendigerweise intolerante Einbringen dieses Anspruches in den gesellschaftlichen Diskurs.

Hier fehlen mir Angaben darüber, wer das so versteht. Mehr dazu siehe unten.

Menschliches Erkennen besitzt als solches - unbeschadet der grundsätzlichen Irrtumsanfälligkeit dieses Erkennens - einen immanenten Wahrheitsanspruch.

Ich würde persönlich mit dem Verfasser übereinstimmen, wenn es um das naive Erkennen geht. Bei der wissenschaftlichen Erkenntnis sieht das schon anders aus. Gerade der Konstruktivismus geht davon aus, das menschliches Erkennen prinzipiell keinen Wahrheitsanspruch anmelden sollte (und es auch nicht notwendigerweise muss). Von den Vertretern dieser Theorie ( Heinz von Foerster, Paul Watzlawick, Ernst von Glasersfeld) wird das Paradox durchaus gesehen, dass ja auch radikaler Konstruktivismus in irgendeiner Weise im Verdacht steht, einen Wahrheitsanspruch anzumelden. Es wird daher ausdrücklich darauf verwiesen, dass auch der Konstruktivismus nicht wahr ist. (Heinz von Foerster: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners! ) Er scheint ihren Begründern jedoch passend für die Beschreibung der von Ihnen beobachteten Phänomene. Passung wird hier prinzipiell dem Begriff der Wahrheit gegenübergestellt.

Die Kritik der Vernunft wäre selbstzerstörerisch, wenn sie die in einem Wahrheitsanspruch gründende und mit der Fähigkeit zur Wahrheitserkenntnis verbundene Berechtigung ihres Selbstvollzugs aufheben würde.

Je nachdem was der Autor unter "Kritik der Vernunft" versteht, würde ich ihm hier zustimmen. Allerdings muss bedacht werden, dass vom Einzelfall nicht ohne weiteres auf die Gesamtheit aller die Wahrheit ablehnenden Theorieansätze geschlossen werden darf.

Wer in einen Dialog mit anderen eintritt, vertritt seine eigene Position mit dem Anspruch auf Wahrheit.

Heinz von Foerster falsifiziert m.E. diese Aussage. Aber auch Habermas Geltungsanspruch auf objektive Richtigkeit, der auf einen Wahrheitsanspruch verweist, macht mich stutzig: Die Sprecher sollen ja davon ausgehen, dass es Geltungsansprüche sind. Geltung meint aber etwas anderes als Wahrheit. Ein Geltungsanspruch auf objektive Richtigkeit pocht m.E. nicht prinzipiell auf Wahrheit sondern setzt Einverständnis darüber voraus, dass die Gültigkeit der Aussage von den Interaktionspartnern geteilt wird.

Es wäre schön, wenn jemand, der sich in diesen Dingen etwas genauer auskennt, diese Seite entsprechend differenzierter gestaltet!