Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen
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Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen (BWV 12), ist eine geistliche Kantate von Johann Sebastian Bach.
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[Bearbeiten] Entstehung, Uraufführung und Wiederaufführung
Bei dieser Kantate handelt es sich um eines der frühen Werke aus der Weimarer Zeit. Komponiert wurde sie für den Gottesdienst in der Schlosskapelle am 22. April 1714. Bach hatte mit seiner Ernennung zum Konzertmeister auch die Verpflichtung zur Komposition und Aufführung einer monatlichen Kirchenkantate übernommen und Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen stellt somit die zweite Komposition zu diesem Zwecke nach Bachs Amtsantritt dar. Der überwiegend frei gedichtete Text stammt wahrscheinlich vom Salomon Franck, dem Verfasser der meisten Weimarer Kantatentexte Bachs. Der abschließende Choral ist die letzte Strophe des Kirchenliedes von Samuel Rodigast „Was Gott tut, das ist wohlgetan“. Eine weitere Aufführung mit nur geringen Veränderungen gegenüber der Urfassung ist für den 30. April 1724 in Leipzig nachgewiesen.
[Bearbeiten] Thematik
Ausgehend von der Bestimmung zum Sonntag Jubilate, welchem der Evangelientext Joh, 16, 16-23 (Eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden) zugrunde liegt, spannt sich durch das Werk der scharfe Kontrast von Trauer und Freude, Kummer und Zuversicht, wie er auch in dem kurzen Rezitativ des 3. Satzes, dem Bibelwort „Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen“ zum Ausdruck kommt. Der Text entwickelt den Gedanken, dem Leid des Gläubigen das Leiden Christi gegenüberzustellen, um am Ende dem getreuen Christen das Ende aller Mühsal zu verkünden.
[Bearbeiten] Besetzung
- Chor: Sopran, Alt, Tenor, Bass
[Bearbeiten] Bedeutung
Wie viele Kantaten der Weimarer Zeit beginnt das Werk mit einer einleitenden Sinfonia. In diesem ersten Teil malt eine Solo-Oboe das „Klagen“ klangbildlich aus. Dem darauf folgenden Chor in da capo Form liegt im continuo ein Ostinato in Form einer altertümlichen Passacaglia im 3/2-Takt zugrunde. Dieser zweite Satz ist eine Parodie eines schmerzvollen Liebesliedes von Antonio Vivaldi. Bach hat den Satz 34 Jahre später in seiner h-moll Messe zum „Crucifixus“ umgearbeitet wobei der kontrastierende, bewegte Mittelteil jedoch keine Berücksichtigung fand.
Ungewöhnlich ist das nach dem Bibelrezitativ anschließende Aufeinanderfolgen von drei Arien ohne verbindende Rezitative. Dies macht deutlich, dass sich der Übergang vom älteren Kantatentyp zu der standardisierten von Erdmann Neumeister geprägten modernen Form bei Bach nicht abrupt vollzogen hat und beide Formen in diesem Werk nebeneinander stehen. Die Tenorarie wird von einer Solotrompete begleitetet, welche die Choralmelodie von „Jesu meine Freude“ zitiert.
Dem üblicherweise schlichten vierstimmigen Abschlusschoral, bei dem im Regelfall die Instrumente nur die ihrer Lage entsprechenden Chorstimmen verstärken, fügt der Komponist eine weitere obligate Violinstimme hinzu, die dem Schlusssatz besonderen Glanz verleiht.
[Bearbeiten] Literatur
- Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach: Die Kantaten. Bärenreiter, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1476-3
- Werner Neumann: Handbuch der Kantaten J.S.Bachs, 1947, 5.Auf. 1984, ISBN 3-7651-0054-4
- Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Leipzig: Evangelische Verlags-Anstalt; Stuttgart: Carus-Verlag 2006 (Edition Bach-Archiv Leipzig) ISBN 3-374-02390-8 (Evang. Verl.-Anst.), ISBN 3-89948-073-2 (Carus-Verl.)
- Christoph Wolff/Ton Koopman: Die Welt der Bach-Kantaten Verlag J.B. Metzler, Stuttgart, Weimar 2006 ISBN-13: 978-3-476-02127-4