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Violine

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Violine
ital.: violino, frz.: violon, engl.: violin
Klassifikation
Chordophon
Streichinstrument
Tonumfang:
verwandte Instrumente:
Bratsche, Violoncello
Musiker
Liste bekannter Violinisten
Kategorie:Violinist

Die Violine oder Geige ist ein aus verschiedenen Hölzern - oder neuerdings auch aus Kunststoffen wie Carbon - gefertigtes Saiteninstrument. Ihre vier Saiten werden mit einem Bogen gestrichen. In der Tradition der klassischen europäischen Musik spielt die Violine eine wichtige Rolle, viele Komponisten haben ihr einen wichtigen Teil des Schaffens gewidmet. Violinen werden von Geigenbauern hergestellt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Namensursprung

Die Bezeichnung Violine bedeutet eigentlich „kleine Viola“. Die ursprüngliche Bezeichnung war Viola con tre corde senza tasti (dreisaitige Viola ohne Bünde). Um 1523 ist im Französischen der Begriff Vyollon nachgewiesen. Der Begriff Geige stammt aus dem deutschen Sprachraum. Der italienische Begriff Violino taucht erstmals um 1540 auf.

[Bearbeiten] Aufbau und Funktion

[Bearbeiten] Die wichtigsten Bauteile

Teile der Violine im Querschnitt
Teile der Violine im Querschnitt

Der Hals hat eine Länge von ca. 13 cm und ist mit dem Griffbrett (ca. 27 cm Länge) verleimt, das etwa 14 cm über den Korpus ragt. Das Griffbrett ist aus Ebenholz und daher schwarz, hart und verschleißfest. Der Korpus ist ein ca. 35 bis 36 cm langer Hohlkörper. Über den Sattel oder Obersattel am schmalen Griffbrettende führen die Saiten in den Wirbelkasten zu den Wirbeln. Die Wirbel dienen zum Stimmen der Saiten. Die Schnecke am Ende des Wirbelkastens ist oft durch besondere Gestaltung ein Erkennungsmerkmal des Geigenbauers.

Der Korpus hat folgenden Aufbau: Die Decke ist der mit zwei F-Löchern versehene, gewölbte, aus Fichtenholz gefertigte obere Teil. Idealerweise wird „feinjähriges“ Holz (die Jahresringe liegen eng und gleichmäßig) verwendet, das auf nährstoffarmem Boden in Hochgebirgsregionen langsam gewachsen ist. Es wird in der ersten Hälfte des Winters, wenn sich möglichst wenig Saft im Stamm befindet, geschlagen und danach noch mehrere Jahre zur weiteren Trocknung gelagert. Der Boden bzw. Rücken ist meist aus Ahorn gefertigt (aber auch Pappel, Weide, Kirschbaum oder Harthölzer kommen zur Verwendung) und ebenfalls gewölbt. Im Gegensatz zur Decke kann er manchmal aus zwei miteinander verleimten Teilen gefertigt sein, was an der Maserung des Holzes zu erkennen ist. Die Zargen sind die Seitenteile des Korpus und sind mit Boden und Decke nutverleimt. Sie bestehen meist aus demselben Holz wie der Boden.

Der Steg ist auf die Decke aufgesetzt, jedoch nicht geleimt oder anderweitig befestigt. Über ihn laufen die Saiten, deren Schwingung er auf den Korpus überträgt. Er besteht aus feinjährigem Ahorn. Am Saitenhalter können für die zwei hohen, meist aus Stahl bestehenden Saiten Feinstimmer oder Feinstimmräder angebracht sein. Sind alle Saiten aus Stahl, sind vier Feinstimmer sinnvoll. Die Henkelsaite führt über den Untersattel und hält den Saitenhalter am Endknopf in der Zarge.

Der Bassbalken im Inneren unter der Decke ist bei den niedrigen Frequenzen wichtig für die Unterdrückung deren Oberwellen und somit für den Klangcharakter. Er sorgt auch für Stabilität der Decke - er verläuft direkt unter demjenigen Stegfuß, der die Vibrationen der zwei unteren Saiten auf die Decke überträgt. Der Stimmstock (die Seele oder Stimme) und dessen präzise Platzierung beeinflusst und reguliert den Klang der Violine erheblich. Er befindet sich nur geklemmt zwischen Decke und Boden, leicht versetzt zu demjenigen Stegfuß, der die Schwingungen vor allem der zwei oberen Saiten überträgt.

Der Lack schützt das Holz des Instrumentes vor Umwelteinflüssen, konserviert dessen Schwingungseigenschaften und kann den Klang erheblich beeinflussen oder sogar deutlich verbessern. Ebenso kann ein unfachmännisch aufgetragener Lack den Klang eines Instruments „töten“. (siehe Geigenlack)

Zur Verleimung der einzelnen Bauteile wird ein spezieller Leim (Knochenleim bzw. Heißleim) verwendet. Er besteht aus Proteinen, die aus Tierknochen oder -Haut gewonnen werden. Seine besondere Eigenschaft besteht darin, dass er wasserlöslich ist und bei einer Temperatur von etwa 50 bis 60 Grad Celsius weich wird und so das Instrument problemlos jederzeit auseinander zu nehmen ist, ohne dass Holz oder Lack Schaden nehmen.

Ober-, Unter- und Endklötze, sowie Reifchen im Innern des Korpus dienen der Stabilisierung der Zargen.

Sogenannte Einlagen oder Adern können den Rand der Decke und des Bodens verzieren.

Der Kinnhalter erleichtert das Halten des Instruments zwischen Kinn und Schulter, dem gleichen Zweck dient die Schulterstütze.

[Bearbeiten] Saiten

Die Saiten bestehen aus mit Silber- oder Aluminiumdraht umsponnenem Schafsdarm, Kunststoff oder Stahldraht. Die höchste (E-) Saite besteht meist nur aus blankem Stahldraht. Darmsaiten reagieren stark auf Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede, werden jedoch manchmal aufgrund ihres weicheren Klanges bevorzugt.

[Bearbeiten] Bogen

Der Bogen ist mit 150 bis 190 Haaren vom Schweif bestimmter Pferderassen bespannt. Die Bogenstange ist meist aus Pernambukholz. Der Frosch besteht aus Ebenholz; mit dem Drehen dessen Schraube wird der Bezug des Bogens ge- bzw. nach Benutzung entspannt. Oft befinden sich im Frosch zur Verzierung Perlmutt-Einlagen. Die Bespannung des Bogens muss wiederholt durch Streichen auf einem Geigen-Kolophon-Block mit dem Kunstharz Kolophonium präpariert werden.

[Bearbeiten] Funktionsweise und Spieltechniken

Bedingt durch die Oberflächenstruktur des Rosshaars (Schweifhaar bestimmter Pferderassen) und verstärkt durch den Auftrag von Kolophonium, verfügt der Bezug des Bogens über eine hohe Haftkraft bzw. Haftreibung. Beim Anstreichen der Saite nun wird diese daher zunächst in Strichrichtung mit ausgelenkt, und zwar so lange, bis die Rückholkraft der Saite größer ist als die Haftreibung zwischen Bogenbezug und Saite: die Saite schnellt entgegen der Strichrichtung zurück. Bei korrekter Wahl von Strichstelle, Strichgeschwindigkeit und Bogendruck wird die Saite am Ende dieser Bewegung wieder vom Bogen erfasst und abermals mitgenommen (Stick-Slip-Effekt), die Saite schwingt. Wie viele Male pro Sekunde sich dieser Vorgang wiederholt, hängt von der Frequenz des jeweils gespielten Tons bzw. der wirksamen Saitenlänge ab. Die Ausrichtung dieser Schwingungen ist elliptisch vorwiegend in der Ebene des Striches.

Die Saite selbst hat eine sehr geringe Fläche, was auch bedeutet, dass sie nur eine geringe Luftmenge in Bewegung setzt, zu wenig, um einen für das menschliche Ohr deutlich wahrnehmbaren Ton zu erzeugen. Der Korpus wird daher quasi als Impedanzwandler hinzugezogen: durch die Übertragung der Schwingungen von der Saite auf den Korpus wird zwar die Amplitude der Schwingungen deutlich geringer, die Abstrahlungsfläche aber so weit vergrößert, dass eine gute Ankoppelung an Luft und ein für das Ohr wahrnehmbarer Ton entsteht.

Diese Umwandlung folgt denkbar komplexen Mustern:

Der Steg, auf dem die Saite auflagert, wird angeregt, der Saitenschwingung in der Strichebene zu folgen. Die Geigendecke wiederum, auf der der Steg ruht, ist nur zur Schwingung im rechten Winkel zur Strichebene in der Lage. Dies zwingt den Steg zu einer Schaukelbewegung, bei der die beiden Stegfüße die beiden Deckenhälften alternierend be- und entlasten. Bei einer solchen Wippbewegung, wo die Drehachse genau in der Mitte des Steges liegt, würden jedoch beide Deckenhälften gegeneinander arbeiten, was mit Lautstärkeverlusten und Klangveränderungen einherginge. Dem begegnet man, in dem unter den rechten Stegfuß ein Stäbchen – der so genannte Stimmstock (meist einfach Stimme genannt) – geklemmt wird, der zunächst den rechten Stegfuß behindert, wodurch die Drehachse dieser Schaukelbewegung sich nach rechts verlagert und fast die gesamte Arbeit (nämlich diejenige der tiefen Frequenzen) vom linken Stegfuß geleistet wird. Um eine verbesserte Verteilung der dort abgegebenen Schwingungen auf der Decke zu erreichen, wird zusätzlich auf der Unterseite der Decke unter den linken Stegfuß unter Spannung der Bassbalken aufgeklebt, der nun den linken Stegfuß insbesondere bei hohen Frequenzen behindert – d. h. die Drehachse verlagert sich für diese nach links. Je nach Frequenz des gespielten Tons ist nun mehr der linke (tiefe Frequenzen) oder der rechte (hohe Frequenzen) Stegfuß aktiver, wodurch die Schwingungen im einen Fall mehr von der Decke (unterstützt durch den Bassbalken), im anderen von Decke und (übertragen durch die Stimme) dem Boden abgegeben werden. Bei tiefen Frequenzen schwingen somit Boden und Decke gegeneinander und das eingeschlossene Luft-Volumen bildet einen breitbandigen Hohlraumresonator, der eine Schallabstrahlung über die F-Löcher bewirkt.

Die Violine ist mit vier Saiten im Quintabstand (g - d1 - a1 - e2) bespannt, die am unteren Ende des Korpus am Saitenhalter, am oberen Ende des Halses an Wirbeln im Wirbelkasten befestigt sind. In der Mitte des Korpus liegen die Saiten auf dem Steg auf, der als Brücke zwischen der schwingenden Saite und dem Resonanzkörper dient. Durch ihn werden die Schwingungen der Saiten auf den Korpus übertragen. Die Violine ruht auf dem linken Schlüsselbein des Geigers und wird leicht von der linken Hand gestützt; die Finger der linken Hand greifen die Saiten, die rechte Hand führt den Bogen, mit dem die Saiten zwischen Griffbrett und Steg gestrichen werden.

Auf dem Griffbrett befinden sich keine Bünde. Daher muss der Violinist, um den gewünschten Ton genau zu treffen, die Saite exakt an der richtigen Stelle niederdrücken. Mit der Technik des Doppelgriffs können mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden. Dadurch ist es möglich, zweistimmig zu spielen - es sind maximal zwei Töne gleichzeitig spielbar, da die Saiten über den bogenförmigen Steg laufen.

Durch Hin- und Herrollen des greifenden Fingers (Fingervibrato) durch Bewegung des Handgelenkes oder des gesamten linken Armes lässt sich ein Vibrato des Tons erzeugen. Durch den Ort des Streichens (näher am Steg oder näher am Griffbrett) kann die Klangfarbe weitreichend beeinflusst werden. Durch den Druck und die Streichgeschwindigkeit werden Lautstärke und Klang ebenfalls beeinflusst. Die Stärke der Anregung bestimmt die Lautstärke.

Auf den Steg kann ein Dämpfer (sordino) gesteckt werden. Der Dämpfer bewirkt durch seine Masse eine Verringerung der Schwingungsamplitude des Steges. Je nach Art des Dämpfers wird dadurch die Lautstärke der Violine leicht bis sehr stark vermindert, außerdem bewirkt der Dämpfer einen „nasalen“ Klang der Violine.

Ein Flageolett kann gespielt werden, indem die Finger der linken Hand an solchen Stellen leicht auf die Saite gelegt werden, wo die Schwingungsknoten höherer Schwingungsmoden liegen. Dadurch wird die Grund-Schwingungsfrequenz gedämpft und es schwingen nur die entsprechenden Oberwellen bzw. Harmonische an (z. B doppelte oder dreifache Frequenz bei Aufsetzen bei halber bzw. einem Drittel der Saitenlänge). Es entstehen flötenartige Töne.

Bei der Bogenführung gibt es zahlreiche unterschiedliche Stricharten. Beim Staccato werden die Töne mit dem Bogen hart, schnell und kurz gespielt. Das Détaché oder Martélé spielt man, indem man die Töne einzeln, durch Auf- und Abstrich kaum merkbar getrennt, streicht. Beim Legato werden mehrere Töne in einem Bogenstrich miteinander verbunden. Außerdem gibt es noch das Tenuto, bei dem man die einzelnen Töne sehr kraftvoll anspielt. Die Saiten mit dem Holz des Bogens zu streichen, nennt man col legno. Beim Spiccato hebt der Bogen zwischen den Tönen von der Saite ab. Neben dem Streichen gibt es das Pizzicato (Abk. pizz.), die Saiten werden dabei durch Zupfen mit dem Zeigefinger der rechten Hand zum Schwingen gebracht.

Violine aus verschiedenen Blickwinkeln
Violine aus verschiedenen Blickwinkeln

[Bearbeiten] Verwandte Instrumente

Kleinere und handlichere Abarten der Geige sind Tanzmeistergeige (Pochette), Violino piccolo und Kurzhalsgeige.

Eine größere und tiefer klingende Bauform der Violinarten ist die Bratsche, auch Viola genannt. Zur selben Instrumentenfamilie gehört das Violoncello, das aber in einer anderen Haltung gespielt wird, nämlich mit dem Hals nach oben und dem auf einem Stuhl sitzenden Spieler abgewandter Vorderseite. Der Kontrabass hat sowohl bauliche Eigenschaften der Gamben, zu denen er einst auch gezählt wurde, als auch der Geigenfamilie. Er wird stehend gespielt.

Die Strohgeige ist eine 1899 in London von Johannes Matthias Augustus Stroh entwickelte Form der Violine, die ohne Resonanzkörper auskommt. Der Schall wird stattdessen mit einer Nadel direkt am Steg abgenommen und über eine Membran aus einem Trichter aus Metall ausgegeben. Dieses Instrument wird auch als Phonogeige bzw. Phonofiedel bezeichnet, da es ursprünglich zur gerichteten Schallabstrahlung für Phonographen- und Grammophonaufnahmen entwickelt wurde, da herkömmliche Geigen für die damalige Aufnahmetechnik (noch ohne elektronische Verstärker) zu leise waren. Die Strohgeige ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten Strohfiedel, die kein Streichinstrument ist, sondern ein simpler Vorläufer des Xylophons, Klanghölzer lagen zur Entkopplung lose auf einer Strohunterlage.

[Bearbeiten] Geschichte

Erste Vorläufer der Violine stammen aus dem spanisch-maurischen Raum im 8. Jahrhundert. Als weiterer Vorläufer ist das Rebec und die Fiedel (bis ins 16. Jahrhundert gespielt) zu nennen.

Stradivari-Violine im Palacio Real in Madrid
Stradivari-Violine im Palacio Real in Madrid

Die erste urkundliche Erwähnung der Violine erfolgte um 1523, als in Turin am Hofe des Herzogs von Savoyen „les trompettes et vyollons de Verceil“ (Trompeten und Violinen aus Vercelli) ein Honorar erhielten. Die älteste Abbildung einer Violine ist eine violinspielende Putte auf dem Altarbild in der Kirche S. Cristoforo in Vercelli. Die ersten Violinen waren lediglich mit drei Saiten ausgestattet.

Die bis heute im wesentlichen unveränderte Form der Violine ist seit etwa 1540 gebräuchlich und stammt aus Oberitalien. Bekannte italienische Geigenbauer waren Andrea Amati, Nicola Amati, Gasparo da Salò, Guarnerius del Gesu, Antonio Stradivari. Nördlich der Alpen sind Jakobus Stainer aus Absam, dessen Violinen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als die besten galten. Die Familien Klotz aus Mittenwald und die Familien Fichtl aus Füssen sind erwähnenswert. Die damals gefertigten Instrumente werden heute als Barockviolinen bezeichnet und werden seit den 1950er Jahren vermehrt für die Aufführung Alter Musik eingesetzt. Das Verwenden der ursprünglichen Musikinstrumente ermöglicht eine historische Aufführungspraxis, die uns die Klangideale des 17. und 18. Jahrhunderts näherbringt.

Violine von J. B. Vuillaume (Kopie einer Joseph Guarneri del Gesù)
Violine von J. B. Vuillaume (Kopie einer Joseph Guarneri del Gesù)

Insbesondere Stradivari wurde später zum großen Vorbild für Aussehen und Konstruktionsprinzipien fast aller Violinen, was zu sehr starker Vereinheitlichung führte. Im Laufe der Zeit unterlag die Violine einigen baulichen Veränderungen, die sich auf den Klang auswirkten. Die Bauformen des 19. Jahrhunderts haben einen längeren und schräger angesetzten Hals und einen stärkeren Bassbalken als die Violinen in der alten Mensur. Dank der längeren Saiten und des nunmehr gestreckt-konkaven Bogens erhöhte sich die Lautstärke und entsprach somit den immer größer werdenden Konzertsälen und Orchestern. Kritiker bemängeln jedoch, dass die geänderte Bauform den Klang auch härter und weniger lieblich machte. In Frankreich war es vor allem Jean Baptiste Vuillaume, der entscheidende Impulse gab, als er sich mit den Geheimnissen der Stradivari- und Guarneri-Violinen beschäftigte.

Preiswerte Manufakturgeigen gab es bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den deutschen und französischen Geigenbauzentren. Der industrielle Geigenbau hatte in Japan seinen Ursprung durch Masakichi Suzuki (18591944), dem Vater des berühmten Violinpädagogen Shinichi Suzuki. Dessen Betrieb beschäftigte bereits nach kurzer Anlaufzeit über 1000 Mitarbeiter und stellte innerhalb eines Monats bis zu 400 Violinen und 4000 Bögen her.

Zwar hat sich das Instrument von seinen Anfängen bis heute nicht in großem Maße verändert,doch gab es häufig Versuche gestalterischer und technischer Reformen. So wurden z. B. einst reich verzierte Geigen mit anderen Ornamenten gebaut (z. B. mit Menschen- oder Löwenkopf anstelle der Schnecke) oder Instrumente für arme Leute aus Blech. Bekanntheit erlangte auch die Chanot-Geige von 1819, die trapezförmigen Geigen von Félix Savart oder Johann Reiter (1908) und zahllose bekannte Versuche vieler anderer namhafter Geigenbauer. Derzeit baut der belgische Geigenbau-Künstler Gauthier Louppe Streichinstrumente in Formen, die an Jugendstil erinnern und durch besondere Asymmetrien ein breiteres Klangspektrum ermöglichen sollen.

Allerdings werden jegliche anders aussehenden oder abweichende Klangideale anstrebende Violinen bis heute von etablierten Musikern meistens als „Fiedeln“ strikt gemieden, was eine ernsthafte Weiterentwicklung des Instruments behindert. Dieses ist schon deshalb bedauerlich, da sich z. B. eine für jeden bezahlbare Fabrikvioline in konstanter Qualität weit eher aus Hightech-Kunststoffen produzieren ließe als aus Holz, da dessen natürliche Wuchsabweichungen nur durch die Handarbeit und Erfahrung eines Geigenbauers kompensierbar sind und gutes Instrumentenholz teuer ist. Maschinell gebaute Billiggeigen aus Holz klingen daher oft schrill und verderben so den Spaß am Üben. Auch die Kunststoff-Violinen von Mario Maccaferri (1970er-/1980er-Jahre) waren technisch noch unausgereift und gehörten sicher zu den „andersklingenden“ Geigen, doch stehen mit heutiger computergestützter Schwingungsanalyse und -simulation (wie sie z. B. schon von Glockengießern genutzt wird) ganz andere Werkzeuge zum systematischen Design von Klangkörpern zur Verfügung, was die Massenproduktion einer angenehm klingenden und wetterfesten „Volksvioline“ aus Kunststoff (oder anderen präzise herstellbaren Materialien) wesentlich näher rückt. Vielleicht wird es diese dann als exakte Klangkopien alter Meistergeigen geben, und vielleicht werden neue Materialien der Musik auch ganz andere Klangwelten erschließen, die heute noch unbekannt sind. Momentan sind holzfreie Geigen in Serienfertigung nur aus Carbon erhältlich, die jedoch noch kein preiswertes Massenprodukt sind und klanglich im Mittelfeld liegen.

[Bearbeiten] Pädagogik

kleine Geige im Etui
kleine Geige im Etui

Das Violinspiel kann man bereits im frühen Kindesalter erlernen. Damit die Kinder sich die Namen der Saiten merken können (G-D-A-E), haben sich Lehrer eine „Eselsbrücke“ ausgedacht: Geh Du Alter Esel. Pädagogen sind der Überzeugung, dass für eine erfolgreiche Karriere der frühestmögliche Start, etwa im Alter von 3 bis 6 Jahren, unerlässlich sei. Deshalb existieren zahlreiche „kindgerechte“ Violinschulen. Ein weit verbreites Beispiel zum frühen Erlernen des Geigenspiels ist die Suzuki-Methode, nach ihrem Entwickler Shinichi Suzuki benannt.

[Bearbeiten] Kleine Geigen

Für den frühen Beginn des Geigenspiels mit kleinen Händen und kurzen Armen gibt es angepasste Instrumente, sogenannte 7/8-, 3/4-, 1/2-, 1/4- oder 1/8-Geigen, ja sogar 1/10-, 1/16- und 1/32-Instrumente werden hergestellt. Hierbei darf man aber aus dem Bruch in der Bezeichnung nicht auf die reale Größe schließen, tatsächlich ist eine 3/4-Geige nur etwa 6 % kleiner als eine „ganze“ und eine 1/2-Geige nur ca. 12 %.

[Bearbeiten] Geschichte der Violinpädagogik

Als wichtiges pädagogisches Werk gilt Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule von 1756. Mozarts Violinschule ist heute eine der wichtigen Quellen für das Studium der historischen Aufführungspraxis. Noch frühere Lehrwerke stammen aus Barockzeit, so haben sich Daniel Merck, Michel Corrette oder Francesco Geminiani um die Violinpädagogik verdient gemacht. Giuseppe Tartini schrieb in seinem 50 Etuden umfassenden „L'arte dell arco“ das erste Lehrwerk über die Bogenführung. Georg Philipp Telemann schuf für seine Schüler die „Methodischen Sonaten“, in denen die langsamen Sätze zusätzlich mit barocker Verzierung ausgesetzt sind.

Modernere und systematische Lehrwerke entstanden im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich, nach der Gründung des Pariser Konservatoriums. Einige namhafte Autoren solcher Werke sind Pierre Rode, Pierre Baillot, Rodolphe Kreutzer, Charles Auguste de Bériot, Carl Flesch und in Deutschland Ludwig Spohr.

[Bearbeiten] Verwendung in der Musik

Die Violine ist mit der Entwicklung der europäischen Musik der Neuzeit eng verbunden und wurde dementsprechend reich mit Literatur beschenkt. Im folgenden kann nur ein kurzer Abriss über ihre vielfältigen Aufgaben gegeben werden:

[Bearbeiten] Solistisch

Wichtige Werke für Solovioline (ohne Begleitung) gab es in der Barockzeit zuhauf, erwähnenswert sind hier als Komponisten Biber und Bach. Hier wurde vor allem mit Doppelgriffen die Möglichkeit ausgereizt, auf einer Geige mehrere Stimmen klingen zu lassen. In der Klassik und Romantik war diese Gattung (ebenso wie Solowerke für andere Instrumente, abgesehen von Klavier oder Orgel) weniger verbreitet, im 20. Jahrhundert erlebte sie mit Kompositionen von Bartók, Stravinsky oder Hindemith eine neue Verbreitung.

Die ersten Violinkonzerte entwickelten sich zunächst aus dem zeitweisen Hervortreten des Konzertmeisters aus dem barocken Streichorchester (Siehe auch: Concerto grosso). Bald entstanden die ersten als solche deklarierten Violinkonzerte, wie jene von Torelli, Vivaldi oder Bach. Alle drei großen Wiener Klassiker schrieben Violinkonzerte, ebenso die wichtigen romantischen Meister (Spohr, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Brahms oder Bruch) und auch viele spätere Komponisten wie Schönberg, Berg oder Stravinsky. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch einige Werke für Solovioline mit Orchesterbegleitung komponiert, die formal freier waren und sich von der reinen Konzert-Gattung abheben wollten, wie die „Symphonie espagnole“ von Lalo oder Ravels „Zigeuner“-Rhapsodie „Tzigane“.

[Bearbeiten] Kammermusik

Kaum ein Werk der Streicher- oder gemischten Kammermusik kommt ohne Geige(n) aus: Die wichtigsten Gattungen sind die Violinsonate, die Triosonate, das Streichtrio, das Klaviertrio, das Streichquartett, das Klavierquartett, das Streichquintett oder das Streichsextett. In vielen dieser Besetzungen hat die Geige die wichtigste Melodiestimme. Ihre oft konzertanten Aufgaben lassen sie dabei die sprichwörtliche „Erste Geige“ spielen.

[Bearbeiten] Orchester

Im Orchester gibt es seit der Barockzeit (wie im Streichquartett) zwei verschiedene Violinstimmen, die aber zumeist chorisch, also mehrfach besetzt sind: In einer groß besetzten romantischen Sinfonie spielen im allgemeinen 16 Erste und 14 Zweite Geigen, gelegentlich auch mehr. Beide Gruppen werden dabei üblicherweise von einem oder mehreren Stimmführer(n) am vorderen Pult geleitet. Ganz vorne in der ersten Geigengruppe sitzt der Konzertmeister, der manchmal Soli zu spielen hat und eine besondere Verantwortung für das ganze Orchester trägt.

[Bearbeiten] Traditionelle Musik

In vielen regionalen Formen traditionellen Musizierens (folk music, Volksmusik, alpenländische Volksmusik) wird die Geige verwendet. Sie wird in diesem Zusammenhang oft auch Fiedel (bzw. Fidel) genannt und ist unter anderem ein typisches Instrument traditioneller Musik aus Irland, Schottland, Norwegen, Schweden, Polen, Ungarn, den Alpenländern, der Slowakei und der Auvergne, aber auch aus Ägypten und Sansibar.

[Bearbeiten] Jazz, Crossover

Auch in der neueren Unterhaltungsmusik spielt die Geige eine wichtige Rolle: Im Tango-Orchester ebenso wie in „Zigeuner“-Kapellen oder in manchen Jazz-Formationen (Stéphane Grappelli, Joe Venuti, Didier Lockwood). Viele moderne Geiger machen, ob aus musikalischem oder finanziellem Interesse, Ausflüge in Crossover-Projekte (Nigel Kennedy, Anne-Sophie Mutter). Darüber hinaus kann man die Geige auch in Bands finden, die sich stilistisch in den Richtungen Mittelalterrock oder Folk-Metal/Folk-Rock bewegen. Hier wären Flogging Molly, Fiddler’s Green, Letzte Instanz, Subway To Sally, Schandmaul und Skyclad anzuführen. Der Gebrauch der Geige leitet sich hier aus dem Hintergrund der Verwendung in der traditionellen Musik ab. In der übrigen U-Musik wird die Geige eher selten als Solo-Instrument eingesetzt. Man verwendet hier jedoch gerne elektronisch erzeugte Streicherpassagen, um eine romantische Stimmung zu erzeugen.

[Bearbeiten] Big Band

Selten wird eine Violine in einer Big Band gespielt. Durch Verwendung einer elektronischen Violine kann man die Violine gut in die Big Band integrieren. Dort kann sie sogar als Soloinstrument über die Bläserstimmen hinweg spielen. Durch Verwendung eines Verzerrers kann der Klang der Violine sehr gut variiert werden. Die Klangfarbe geht von „klassischem Klang“ bis hin zur Komplettverzerrung wie bei einer E-Gitarre.

[Bearbeiten] Rock

Vereinzelt wird die Violine auch in der Rockmusik verwendet. Ein Beispiel dafür ist die Band Yellowcard. Durch den Einsatz einer Violine bekommt die Musik einen eigenen Charakter und sie wird melodischer.

[Bearbeiten] Verwandte Artikel

Liste bekannter Violinisten, Violinkonzert, Barockvioline, Bogen (Streichinstrument), Geigenbauer, Liste von Geigenbauern, Strichart, Streichinstrument, Musikinstrumentenbau, Geigenzettel, Strohgeige

[Bearbeiten] Literatur

  • Cremer, Lothar: „Physik der Geige“, (Hirzel Verlag) Stuttgart 1981, ISBN 3-7776-0372-4. Beschreibung: Standardwerk. Allerdings sehr theoretisch. Gehobene mathematische Kenntnisse erforderlich. Umfassende Darstellung der Geigenphysik und des Schrifttums bis 1981, 368 Seiten.
  • Fletcher, N.V.; Rossing T.D.: „The Physics of Musical Instruments“, (Springer Verlag), New York 1991, ISBN 0-387-96947-0. Beschreibung: Sehr gründliche Darstellung der Akustik der Musikinstrumente. Gute mathematische Einführung in die schwingenden Systeme. Einzeldarstellungen der verschiedenen Musikinstrumentengruppen. 620 Seiten, davon etwa 50 Seiten zum Thema Akustik der Geige.
  • Güth, W.: „Einführung in die Akustik der Streichinstrumente“, (Hirzel Verlag), Stuttgart/Leipzig 1995, ISBN 3-7776-0644-8. Beschreibung: Guter Einstieg in die Thematik, Forschungsergebnisse nur bis etwa 1980 berücksichtigt.
  • Jansson, E.: „Acoustics for Violin and Guitar Makers": Beschreibung: Praxisnahe Einführung in die theoretischen Grundlagen und zahlreiche Anregung für die akustische Praxis der Geigenbauwerkstatt. Die rege Zusammenarbeit dieses Forschers mit Geigenbauern wird spürbar. Download unter: http://www.speech.kth.se/music/acviguit4/index.html


  • Aufsatzsammlungen zur Akustik der Geige:
    • Benchmark Papers in Acoustics / 5: „Musical Acoustics, Part I Violin Family Components“, Hrsg. Carleen M. Hutchins, (Verlag: Dowden, Hutchinson & Ross, Inc.) 1975, ISBN:0-471-42540-0. Beschreibung: 27 Aufsätze verschiedener Forscher auf dem Gebiet der Geigenakustik. Themen: Grundsätzliches zur Akustik der Geige; die gestrichene Saite; der Steg; der Stimmstock; Tonholz; Geigenlack. Zeitraum der Originalveröffentlichungen 1840 bis 1973, 478 Seiten. Vorwiegend englischsprachig.
    • Research Papers in Violin Acoustics 1975-1993, Hrsg. Carleen M. Hutchins, (Verlag: Acoustical Society of America) 1997, ISBN 1-56396-609-3. Beschreibung: 121 Aufsätze verschiedener Forscher auf dem Gebiet der Geigenakustik. Themen: „350 Jahre Geigenforschung“, Schallabstrahlung, die gestrichene Saite, der Bogen, der Steg, der Stimmstock, der Bassbalken, der Saitenhalter. Eigenschwingungen der freien Geigenplatten, Eigenschwingungen des fertigen Instrumentes, Luftresonanzen, Interaktion von Saite, Holz und Luftresonanzen. Das Tonholz, der Geigenlack, Psychoakustische Forschung, die Catgut Acoustical Society, theoretische Akustik und Forschungsmethodik, Ausblick. Jedem Themengebiet ist eine Einführung durch die Herausgeberin vorangestellt. Zwei Bände, 1299 Seiten. Ausschließlich englischsprachig.

[Bearbeiten] Weblinks

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