Wendezug
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Als Wendezüge (schweiz.: Pendelzug) bezeichnet man lokbespannte Züge, bei denen beim Richtungswechsel am Endbahnhof das Triebfahrzeug (die Lokomotive) nicht umgesetzt werden muss, weil
- entweder sich an beiden Zugenden eine Lok befindet und eine oder beide Lokomotiven vom vorderen Triebfahrzeug aus gesteuert werden. (auch Sandwich genannt),
- oder sich an einem Ende des Zuges das Triebfahrzeug und an dem anderen Ende ein Steuerwagen befindet, mit dem das Triebfahrzeug ferngesteuert werden kann. Der Zug wird dann geschoben.
- Triebwagen sind grundsätzlich Wendezüge.
Für die Fernsteuerung mit einem Steuerwagen muss das Triebfahrzeug entsprechend ausgerüstet sein, außerdem muss die gleiche Wendezugsteuerung beziehungsweise Vielfachsteuerungs-Norm verwendet werden.
Waren früher vorwiegend Nahverkehrszüge Wendezüge, so sind heute zahlreiche Züge im Fernverkehr Wendezüge, denn der Wegfall des Umsetzens bedeutet eine Zeitersparnis an den Endpunkten, es kann so mit gleichen Mitteln eine höhere Taktrate der Züge erreicht werden. Des Weiteren ist das Vorhalten eines Rangiergleises sowie zusätzliches Personal (Rangierer) am Endbahnhof nicht erforderlich.
[Bearbeiten] Geschichte
Pendelzüge und die dazu benötigte Vielfachsteuerung haben vor allem in der Schweiz eine lange Tradition.
Mit dem Bau des Triebwagens Be 4/6 kamen 1923 in der Schweiz Pendelzüge auf. 1927 wurden zusätzlich die De 4/4 eingesetzt. Die bekanntesten dürften jedoch die in den 1930er-Jahren gebauten Roten Pfeile sein. Heute sind bei den SBB eine Mehrheit der Passagierzügen Pendelzüge.
In Deutschland wurden spezielle Wendezüge vermutlich erstmals bei der Lübeck-Büchener Eisenbahn im Mai 1936 als Stromlinien-Schnellfahrzüge mit Doppelstockwagen eingesetzt. Die speziell für diesen Zug gebauten Dampflokomotiven waren Schnellfahr-Tender-Dampflokomotiven mit Stromlinienverkleidung, die vom anderen Zugende aus vom Lokführer ferngelenkt werden konnte.
Die Elektrolok E 04 23, wurde 1939 für den Wendezugbetrieb ausgerüstet und bis 1945 auf den Münchener Vorortbahnen erprobt.
In den 50er Jahren baute die DB mehrere Dampflokomotiven der Baureihe 78 für den Wendezugverkehr zwischen Frankfurt und Wiesbaden um. Der Lokomotivführer hatte direkt nur Zugriff zur Bremse. Die Befehle zum Beschleunigen oder Beibehalten der Geschwindigkeit gab er an einen besonders geschulten Heizer weiter, der den Regler und die Steuerung bediente (indirekte Wendezugsteuerung).
Details zur Geschichte der ersten Wendezüge in Deutschland siehe Doppelstockwagen.