Wuhr
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Wuhr (Plural auch: Wühre, Wuhre, Wühren oder Wuhren) bezeichnet im Südschwarzwald, Region Hotzenwald, künstliche Wasserläufe.
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[Bearbeiten] Bezeichnung Wuhr
Wuhr [das] steht im süddeutschen Raum und in der deutschsprachigen Schweiz allgemein für Wehr und auch Buhne. Die Verwendung als Bezeichnung für künstliche Wasserläufe ist auf Regionen im Südschwarzwald begrenzt.
[Bearbeiten] Aufgaben der Wühre
Die Wühre leiten Wasser von einem natürlichen Ursprungs-Gewässer mit geringem Gefälle, also etwa parallel zu topografischen Höhenlinien (Isohypsen), zu dem Ort wo es für einen oder mehrere Zwecke genutzt wird. Kreuzende Gewässer im Wühre-Verlauf werden gewöhnlich durch die Wühre aufgenommen. Hat das Wasser seine Zwecke erfüllt, wird es wieder auf geeignetem Weg in ein natürliches Gewässer abgeleitet. Wühren werden bzw. wurden für folgende Zwecke genutzt:
[Bearbeiten] Energiegewinnung
Zwecke der Wühre bei der Nutzung von Wasserkraft:
- Erhöhung der Energieausbeute durch Vergrößerung der wirksamen Höhe natürlicher Gewässer.
- Verlagerung des Ortes der Energiegewinnung.
Die Wasserkraft wurde unter anderem in Hammerschmieden, Mühlen und Sägewerken eingesetzt.
[Bearbeiten] Bewässerung
Zwecke der Wühre bei der Nutzung zur Bewässerung in der Landwirtschaft:
- Verlängerung der Vegetationsperiode durch beschleunigen der Schneeschmelze.
- Verbesserung der Wasserversorgung der Nutzpflanzen bei Trockenheit.
[Bearbeiten] Brauchwasser
Zwecke der Wühre bei der Brauchwasserversorgung.
- Wasserversorgung für Fischteiche.
- Speisung von Löschteichen.
- Sicherung bzw. Verbesserung der Brauchwassserversorgung für Handwerk und Haushalte.
[Bearbeiten] Geschichte
Die genaue Zeit der Errichtung der Wühre im Südschwarzwald ist nicht bekannt. Erwähnungen der Wühre im Mittelalter deuten darauf hin, dass Wühre schon im späten 12. Jahrhundert im Südschwarzwald angelegt wurden. Daten zu ersten Nennung einzelner Wühren werden nachstehend bei der Beschreibung einzelner Wühren genannt. Ursprüngliche Aufgaben der Wühre war die Antriebskraft für die Blasebälge und Schiedehämmer der Eisenhütten und für Säge- und Getreidemühlen bereitzustellen. Andere Nutzungen waren zweitrangig bzw. gewannen erst mit dem Rückgang der Mühlen und Hütten an Bedeutung.
[Bearbeiten] Wühre im Südschwarzwald
Ursprung | Mündung | Länge ca. | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Wuhrname: | Gewässername: | Höhe ü. NN: | Gewässername: | Höhe ü. NN: | künstlich: | gesamt: |
Hochsaler Wuhr | Murg südl. Herrischried (3 Abgänge) |
ca. 820 m - ca. 840 m |
Rhein u. Zelggraben bei Laufenburg u. Luttingen |
ca. 310 m | 21,4 km | 21,4 km |
Hänner-Wühre | Murg nördl. Hottingen | ca. 715 m | Rhein u. Andelsbach bei Laufenburg |
ca. 310 m | 11,3 km | 12,6 km |
Heidenwuhr | Schneckenbach | ca. 805 m | Schöpfebach in Bad Säckingen | ca. 340 m | 10,0 km | 12,2 km |
Berauer Wuhr | Mettma | ca. 770 m | Schlücht (mittelbar) | ca. 460 m | n.n. km | 8 km* |
Hintere Wühre | Höllbach u. Eschenbächle | ca. 750 m | AyUnterlauf des Eschenbächle | ca. 680 m | 3,8 km | 3,8 km |
Rüßwihler Wuhr | Stellebächle, Wermutsbächle u. Tannemattbächle |
ca. 740 m | Schildbach (mittelbar) | ca. 610 m | 2,7 km | 3,6 km |
Brutschywuhr | Seelbach* (Digeringen) | ca. 360 m | Seelbach (Dieg.),Schreiebach | ca. 310 m | 2,2 km | 2,2 km |
Eselswühre | Altbach (Niedergebischbach) | ca. 870 m | Murg | ca. 790 m | 1,9 km | 1,9 km |
Rotzelwuhr | Hochsaler Wuhr | ca. 629 m | Andelsbach (mittelbar) | ca. 500 m | 1,8 km | 1,8 km |
Vordere Wuhr | Eschenbächle | ca. 710 m | Höllbach | ca. 560 m | 1,6 km | 1,6 km |
Seltenwuhr | Breitenbach | ca. 780 m | Hochsaler Wuhr | ca. 760 m | 1,0 km | 1,0 km |
Stängenmattwuhr | Murg | ca. 680 m | Altbach (Hottingen) | ca. 670 m | 0,9 km | 0,9 km |
* Anbabe bzw. Wert nach METZ | Summe: | 70,2 km |
Tabelle 1: Zusammenstellung der Wuhre zwischen Wehra und Schlücht.
[Bearbeiten] Hochsaler Wuhr
Das Hochsaler Wuhr ist das längste Wuhr im Hotzenwald. Es wird an seinem Ursprung, Ortsteil Mühle (im Süden von Herrischried), vom Wasser der Murg an 3 Abgängen und von einem von Segeten kommenden ehemaligen Seitengewässer der Murg gespeist und durchfließt Oberwihl und Hochsal. Im Zusammenhang mit der Hochsaler Wuhr wird im Zuge einer Erneuereung der Wasserrechte im Jahre 1516 auf eine Ordnung von 1453 Bezug genommen. Beim Verkauf des halben Berges Gersegge durch das Kloster Säckingen wird bereits im Jahre 1335 eine wasserfurte genannt. Die Hochsaler Wuhr hat die Seltenwuhr und die Rotzelwuhr als Seitenwuhre. Den Unterhalt der Wühre leistet heute der Wasser- und Bodenverband „Hochsaler-Wühre“.
[Bearbeiten] Heidenwuhr
Das Heidenwuhr, auch als Haidenwuhr bezeichnet, entspringt im oberen Seelbachtal, südöstlich von Hütten, Gemeinde Rickenbach (Hotzenwald) auf ca. 790 m ü. NN. Von dort wird das Wuhr ca. 7,5 km in südwestlicher Richtung entlang der Berge geführt, um dann nordwestlich von Egg in das Schöpfebachtal eingeleitet zu werden. Nach ca. 2,3 km leitet das Wuhr einen Teil des Wassers in Richtung des Bergsees, den es auf den letzten 70 m durch einen Stollen erreicht. Nach dem Verlassen des Sees durch einen 90 m langen Stollen dienten mehrere Kanäle zur Versorgung der einzelnen Betriebe. Der See diente seit 1805 als Ausgleichsbecken zur Gewährleistung einer konstanten Wasserversorgung für die im Zuge der Industriealisierung in Bad Säckingen angesiedelten Fabriken.
[Bearbeiten] Hänner-Wühre
Das Hänner Wuhr (auch Hännemer Wühre genannt) ist nach dem Ort Hänner, einem Ortsteil der Gemeinde Murg benannt, den das Wuhr durchfließt. Es wurde 1544 erstmals urkundlich erwähnt. Das Wasser wird am Ursprung nördlich von Hottingen, Gemeinde Rickenbach, aus der Murg abgeleitet. Danach verläuft das Wuhr östlich um den Ort Hottingen nach Süden. Nachdem Hänner durchflossen ist, verläuft das Wuhr in Richtung des Ortsteils Oberhof der Gemeinde Murg und mündet vor Erreichen des Ortes in den Schreiebach. Den Unterhalt der Wuhr wird heute von einer Genossenschaft geleistet.
[Bearbeiten] Seltenwuhr
Das Seltenwuhr ist eine kurze Seitenwuhr der Hochsaler Wuhr die Wasser vom Breitebach (später Schildbach) abzweigt und noch vor Oberwihl, Gemeinde Görwihl, in die Hochsahler Wuhr einspeist.
[Bearbeiten] Rotzelwuhr
Das Rotzelwuhr (auch Rotzelewühre genannt) hat seinen Ursprung am Hochsaler Wuhr südlich von Oberwihl, durchquert Rotzel und geht dann in einem kleinen Seitenbach des Andelsbach auf.
[Bearbeiten] Berauer Wuhr
Das Berauer Wuhr ist ein ehemaliges Wuhr, das inzwischen praktisch vollständig verschüttet ist. Es hat in der Vergangenheit Wasser der Mettma nach Berau, Gemeinde Ühlingen-Birkendorf, geleitet und dort unter anderem ein Mühle beim ehemaligen Kloster (heute noch Ortsteilname) angetrieben. Das Wasser wurde danach über den Steilhang des Schwarzatals in die Schwarza abgeleitet.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Schrifttum
- METZ R. Geologische Landeskunde des Hotzenwaldes, Moritz Schauenburg Verlag, Lahr, 1980
[Bearbeiten] Karten
- Topographischer Karte über das GROSSHERZOGTHUM BADEN nach der allgemeinen Landesvermessung der Großherzoglichen militärisch topographischen Bureaus, Sect. XII.2. und Sect. XII.3. 1846/47; Maßstab 1:50000.
- Charte von Schwaben von Prof. J.G.F. von Bohnenberger, I.A. von Amman und E.H. Michaelis, 1798-1828, Blätter Wiese, Wutach und Basel; Maßstab ca. 1:86400.
- Topographische Karte des Landesvermessungsamtes Baden-Württemberg, Blätter: Wehr, Görwihl, Bad Säckingen und Laufenburg 1971 - 1976, Maßstab 1:25000.