Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel wurde auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich an der Diskussion! |
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ist der nationale meteorologische und geophysikalische Dienst Österreichs. Sie ist eine nachgeordnete Dienststelle des österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Die Zentrale der ZAMG befindet sich in Wien-Döbling, Hohe Warte 38. In Salzburg, Innsbruck, Graz und Klagenfurt ist die ZAMG durch Regionalstellen vertreten.
Die ZAMG vertritt die Republik Österreich in den wichtigsten meteorologischen (etwa WMO, EUMETSAT, ECMWF, ECOMET, EMS) und geophysikalischen (etwa CTBTO, ESC, IASPEI) Organisationen Europas und der Welt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die ZAMG ist der älteste eigenständige Wetterdienst der Welt
Am 23. Juli 1851 bewilligte Kaiser Franz Joseph die Errichtung „…einer Centralanstalt für meteorologische und magnetische Beobachtungen". Somit war die Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus gegründet. Sie geht auf eine Initiative der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zurück. Diese richtete bereits 1848 das Ersuchen an Karl Kreil, Direktor der Sternwarte zu Prag und wirkliches Mitglied der Akademie, ein meteorologisches Beobachtungssystem für die österreichische Monarchie zu entwerfen.
Karl Kreil (1798 - 1862) wurde erster Direktor der Zentralanstalt und zugleich Professor für Physik an der Universität Wien. Kreil richtete ein meteorologisches Beobachtungssystem für das Gebiet der gesamten österreichischen Monarchie ein und führte für dieses auch die erste geomagnetische Landesaufnahme durch.
Ab 1865 wurde an der Zentralanstalt eine tägliche Wetterkarte herausgegeben.
1872 übersiedelte die Zentralanstalt in ihr von Heinrich Ferstel erbautes Quartier an der Hohen Warte in Wien Döbling. 1873, organisierte die Zentralanstalt den ersten internationalen Meteorologenkongress in Wien, wo die Internationale Meteorologische Organisation (IMO) als Vorläuferin der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) gegründet wurde.
Ab 1877 erfolgte die Ausgabe des täglichen telegraphischen Wetterberichtes, mit aktueller Wetterkarte und Prognose für den folgenden Tag. Der Wetterbericht enthielt die Frühbeobachtung von 60 Stationen aus allen Teilen Europas (24 inländische).
Mit Erlass vom 23. Februar 1904, wurde der Zentralanstalt der gesamte seismische Dienst für Österreich übertragen, was auch die Namensänderung in Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik nach sich zog.
Im Amt als Direktor folgten Kreil hervorragende Wissenschaftler, wie etwa Julius Hann (1839 - 1921). Hanns Forschungen in der Klimatologie hatten einen weltweit hervorragenden Ruf. In seiner Ära begann man von der österreichischen Meteorologenschule zu sprechen. So bewies Max Margules (1856 - 1920) in seiner Arbeit „Über die Energie der Stürme“ elementare Mechanismen zur Entstehung von Tiefdruckgebieten. Victor Conrad (1876 - 1962) entdeckte die nach ihm benannte Diskontinuität im mittleren Bereich der Erdkruste.
Die Tradition der Zentralanstalt wurde nur einmal unterbrochen. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich mussten die Bereiche Klima- und Wetterdienst nach Berlin übersieden und wurden dem Deutschen Reichswetterdienst unterstellt. Die Zentralanstalt in Wien wandelte man in ein Forschungsinstitut um. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt und es kam zu einer beachtlichen personellen und räumlichen Expansion der Zentralanstalt, die sich in zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen erfolgreich niederschlug.
1957 konnte ein Haus auf dem Nachbargrundstück erworben und in der Folge für Bürozwecke adaptiert werden; zwischen 1967 und 1973 wurden ein Radarturm, ein Ballonfüllhaus und ein neues Bürogebäude in zwei Baustufen auf dem Gelände der Zentralanstalt errichtet. Das neue Bürogebäude beherbergt unter anderem eine der weltweit größten Fachbibliotheken auf dem Wissensgebiet der Meteorologie und Geophysik.
Heute ist die Zentralanstalt mit ihren Regionalstellen als teilrechtsfähige Einrichtung des Bundes ein moderner Dienstleistungsbetrieb.
[Bearbeiten] Fachbereiche
[Bearbeiten] Abteilungen
- Abteilung für Synoptische Meteorologie:
- Wettervorhersagen, Satellitenmeteorologie, Betrieb und Verbesserung numerischer Wettermodelle für Kurz- und Mittelfristvorhersagen, Unwetterwarnungen
- Abteilung für Wetter- und Klimainformationen:
- Theoretische und angewandte Klimatologie, Modellentwicklung und Anwendung, Klimavariabilität, Bio-Klimatologie, Klimatologische Landesaufnahme, Agrarklimatologie und Hydroklimatologie, Glaziologie
- Abteilung für Umweltmeteorologie:
- Beratung bei nuklearen Störfällen, Ozonberatung, Anwendung und Weiterentwicklung von Ausbreitungsmodellen und meteorologischen Präprozessoren, Vertikalprofilmessungen, Immissionsanalysen, Ausbreitungsstatistiken
- Abteilung für Geophysik:
- Erdbeben, Erdmagnetismus, Geophysikalische Landesaufnahme, Bodenuntersuchungen und Erschütterungsmessungen, Archäologie, Ingenieur- und Umweltgeophysik
- Abteilung für Technik:
- Betreuung der Messstationen und der Stationsnetze, Durchführung der Radiosondenaufstiege
- Abteilung für ADV:
- Betreuung der Datenbank und der Großrechenanlagen
[Bearbeiten] Regionalstellen in den Bundesländern
- Regionalstelle für Wien, Niederösterreich und das Burgenland (und zugleich Zentrale der ZAMG)
- Regionalstelle für Salzburg und Oberösterreich (Stadt Salzburg)
- Regionalstelle für Vorarlberg und Tirol (Innsbruck)
- Regionalstelle für Kärnten (Klagenfurt)
- Regionalstelle für die Steiermark (Graz)
[Bearbeiten] Observatorien
Die ZAMG betreibt zwei international renommierte Observatorien. Das Sonnblick-Observatorium (Fachbereich Meteorologie) und das Conrad-Observatorium (Fachbereich Geophysik).
- Sonnblick-Observatorium
- Conrad-Observatorium
[Bearbeiten] Aufgaben
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat umfangreiche gesetzliche Aufgaben zu erfüllen, und kann im Rahmen der Teilrechtsfähigkeit auch privatrechtlich agieren.
[Bearbeiten] Beispiele für die gesetzlichen Aufgaben
- Warnung vor gefährlichen Wetterereignissen
- Beratung des staatlichen Krisenmanagements bei meteorologisch und/oder geophysikalisch bedingten Naturgefahren bzw. vom Menschen verursachten Gefahren
- Führung von bundesweiten meteorologischen und geophysikalischen Messnetzen
- Erstellung von Basis-Wettervorhersagen
- Führung eines Datenarchivs aller relevanten meteorologischen und geophysikalischen Daten
- Darstellung der meteorologischen und geophysikalischen Situation in Österreich (Landesaufnahme, Monitoring)
- Behandlung einschlägiger meteorologischer und geophysikalischer Fragen des Umweltschutzes
- (Angewandte) Forschung im gesamten Bereich der Meteorologie und Geophysik
- Förderung der internationalen Zusammenarbeit von Meteorologie und Geophysik mit anderen wissenschaftlichen Fachgebieten.
- Zusammenarbeit mit in- und ausländischen sowie internationalen Institutionen auf dem Gebiet der Meteorologie und Geophysik.
[Bearbeiten] Beispiele für Aufgaben im Rahmen der Teilrechtsfähigkeit
- Bei Bauprojekten: Erdbebengefährdung, Bodenuntersuchungen, Erschütterungsmessungen, klimatologische und umweltmeteorologische Aspekte, Wetterprognose; Erdbebengutachten für Gebäude, Talsperren, Verkehrswege, Deponien
- Energiesektor: Informationen und Beratung für den effizienten Einsatz herkömmlicher und alternativer Ressourcen.
- Forschungsinstituten und Technikern stehen die meteorologischen und geomagnetischen Messreihen zur Verfügung.
- Industrie und Gewerbe: Im Rahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen Immissionsanalysen und -prognosen. Messungen und Auswertungen zur Erfassung umweltmeteorologisch und umweltgeophysikalisch relevanter Daten.
- Landwirtschaft: Unterstützung bei Entscheidungen für Ernte- und Beregnungszeitpunkt, Spritzmitteleinsatz, etc.
- Medien: Wetterdaten und Wetterprognosen.
- Rechts- und Versicherungswesen: Unterstützung bei der Beurteilung von Schadensfällen.
- Straßenwinterdienst: Wetterdaten und Wetterprognosen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und zur Senkung der Personal- und Sachkosten, sowie zur Schonung der Umwelt durch einen optimierten Einsatz von Streumitteln.
- Tourismus, Alpinismus und Sport: Spezifische Wetterprognosen.
- Archäologie und Altlastenauffindung: Unterstützung mit speziellen geophysikalischen Methoden.
- Auskünfte und Gutachten: Z.B. für Versicherungen, Gerichte, Behörden, Private Beratung für Raumplanung, Industrie, Bauwesen, Landwirtschaft, Wind- und Sonnenenergie, Hagelabwehr Gutachten für Behörden (UVE/UVP), Abfallwirtschaft, Energiewirtschaft, Industrie, Verkehrswesen, Bauwesen, Landwirtschaft
[Bearbeiten] Literatur
- Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1851 - 2001 von Ch. Hammerl, W. Lenhardt, R. Steinacker und P. Steinhauser ISBN 3-7011-7437-7
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten fehlen! Hilf mit.