1. Klavierkonzert (Chopin)
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Das 1. Klavierkonzert op. 11 in e-Moll komponierte Frédéric Chopin im Alter von 20 Jahren. Uraufgeführt wurde es 1830 in Warschau mit Chopin am Klavier, er berichtete stolz, „lebhafte Bravorufe“ hierfür geerntet zu haben.
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[Bearbeiten] Hintergrund
Chopins zwei Klavierkonzerte, das in f-Moll op. 21 und sein op. 11 sind in unmittelbarer zeitlicher Nähe entstanden. Es gilt als gesichert, dass das Konzert in f- Moll eigentlich sein erstes Klavierkonzert gewesen ist, das Nr. 1 somit sein zweites. Warum sie indessen in umgekehrter Reihenfolge veröffentlicht wurden, ist nicht ganz geklärt. Es wird angenommen, dass Chopin, der 1830 seinen endgültigen Aufenthalt in Paris nahm, dort einige seiner Werke, darunter eben auch die zwei Konzerte, einem Verleger angeboten hat, dieser aber aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades der Stücke, die für den „Hausgebrauch“ von Hobbymusikern nicht geeignet waren, erst nur eines, nämlich das Konzert in e-Moll akzeptierte.
Die Frage, ob Chopin die Orchestrierung seiner Klavierkonzerte selbst vorgenommen hat, ist nicht beantwortet. Dass Chopin fast ausschließlich für Klavier komponiert hat und sich zu seiner Leidenschaft für dieses Instrument stets bekannt hatte, ist allerdings kein Grund für einen Zweifel daran. Er beherrschte das Orchestrieren schon, wenn auch nicht in der Vollkommenheit anderer Komponisten, die sich auch sinfonischen Werken gewidmet haben. Allerdings zeigt seine Orchestrierung der Konzerte, dass Chopin die Rolle des Orchesters eher als schmückendes Beiwerk betrachtete. Es darf einleiten, überleiten und die Schlusspassagen spielen, aber dort, wo das Klavier seinen Auftritt hat, ist es komplett zurückgenommen und reduziert auf eine schmale Begleitung des Soloinstrumentes. Anders als bei den Konzerten der Wiener Klassik und auch bei vielen romantischen Konzerten hat Chopin keinen "dialogmäßigen Austausch" zwischen Soloinstrument und Orchester vorgesehen, sie "kommunizieren" nicht, sie wechseln sich schlicht ab. Aus diesem Grund verlieren seine Konzerte nicht an künstlerischem Gehalt, wenn Klavier- und Orchesterpart nur durch das Klavier intoniert werden würden. Man könnte die Konzerte deshalb, wenn Kraft und Konzentration es zulassen, auch als reine Solostücke aufführen, indem man die Orchesterpartie in der Klavierfassung gleich mitspielt.
Das 1. Klavierkonzert trägt die Satzbezeichnungen
- Allegro maestoso
- Romance - Larghetto
- Rondo - Vivace
[Bearbeiten] Der Kopfsatz
Chopin stand zeit seines Lebens mit der starren Form des Sonatenhauptsatzes – die Kopfsätze von Sinfonien und Solowerken wurden in der Zeit der Wiener Klassik und den Anfängen der Romantischen Musik so angelegt – auf Kriegsfuß. Er durchbrach regelmäßig die Regeln sowohl von der Struktur her wie auch im Detail. Der erste Satz des e-Moll-Konzerts hat daher statt der gewohnten zwei gleich drei Themen: Mit dem ersten, dynamischen Thema in e-Moll leitet das Orchester das Konzert ein. Vom Klavier wird dieses Thema kurz aufgegriffen (Takt 139), aber gleich in ein lyrisches Thema in e-Moll überführt, das vom Klavier vorgestellt wird (Takt 155). Auch das sich in E-Dur den zwei Themen entgegenstellende, dritte, ebenfalls lyrische Thema (Takt 222) ist ein Klavierpart. Die Durchführung beginnt in Takt 385, das Klavier kommt dabei auf das zweite Thema zurück und entwickelt es weiter. Im folgenden wird es jedoch wie auch das zweite Thema durchführungsmäßig völlig vernachlässigt. Im wesentlichen ist es nur ein verkürztes Motiv des ersten Themas, das Orchester in modifizierter Form gespielt wird, während im Klavierpart kapriziöse und technisch anspruchsvolle Läufe und Figuren zu bewältigen sind. Die Reprise beginnt in Takt 486 wieder mit dem Orchester und seinem Anfangsthema. In der Kadenz, deren Basstriller in der linken Hand dem Konzert einen düsteren Anstrich geben, ist das ganze Können eines Pianisten gefordert.
[Bearbeiten] Der 2. Satz
Am Anfang des zweiten Satzes steht ein fast gesanglich geprägtes Thema in E-Dur, das im Verlauf fortentwickelt und weitergesponnen wird. Inspiriert ist dieser lyrische Satz ebenso wie der Mittelsatz des Klavierkonzerts in f-Moll durch die Zuneigung Chopins zu Konstancja Gladkowska, einer jungen Sängerin, über die Chopin seinem Jugendfreund Tytus Wojciechowski 1829 schrieb:
- „Sie ist mein Ideal, dem ich, ohne mit ihm zu sprechen, bereits ein halbes Jahr treu diene, von dem ich träume.“
[Bearbeiten] Der 3. Satz
Der dritte Satz ist in Form eines Rondos angelegt: Das eingangs vom Klavier vorgestellte Thema taucht immer wieder zwischendurch, später auch abgewandelt auf. Die in der Tonart E-Dur stehenden Themen entstammen krakowiakschen Volksmelodien.