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Abenteuerspielplatz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Als Abenteuerspielplatz wird ein Spielplatz bezeichnet, der überwiegend älteren Kindern und Heranwachsenden selbst gestaltbare Erlebnisspielräume bietet und pädagogisch betreut wird. Naturnahe Erfahrungsbereiche, Materialien und Werkzeuge bieten starke Anreize für vielseitige und schöpferische Aktivitäten, Spiel und Spaß, Bewegung und soziales Lernen. Synonym werden auch die Begriffe "Bauspielplatz", "Aktivspielplatz" oder "Robinsonspielplatz" (Schweiz) benutzt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Allgemeines

Abenteuerspielplätze stehen in der Regel unter der Aufsicht von gemeinnützigen Vereinen oder kommunalen Trägern. Typische Merkmale sind Hüttenbaubereiche, Feuerstellen, abwechslungsreiche Geländemodellierung und außergewöhnliche selbstgebaute Spielgeräte. Beispiele hierfür sind: Grabenbrücken, extra lange Rutschen, besonders hohe Klettergerüste und Holzbauten aus, die mit anderen Spielgeräten z. B. über Seilbrücken oder Kletterspinnen verbunden sind.

Ziel ist die Persönlichkeits- und die soziale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Dazu gehören Neugier, Mut, Geschicklichkeit, Kreativität, Selbständigkeit und Eigeninitiative, kognitive, emotionale und motorische Kompetenz, lösungsorientiertes Denken, Verantwortungsbewusstsein, Partnerschaftlichkeit und Solidarität, Die Kinder sollen selbst tätig werden und ihre Freizeit sinnvoll gestalten.

Da die Plätze in der Regel sozialpädagogisch betreut sind können sie Spielgeräte anbieten, die nicht den Spielgeräte-Normen unterworfen bzw. TÜV geprüft sind. Die spielerische Herausforderung stärkt die Geschicklichkeit und das Eigensicherungsvermögen der Kinder und verhindert dadurch das Unfallrisiko weitgehend.

Der Eintritt ist kostenlos. Wenn Kinder regelmäßig zum spielen kommen möchten, sollten sie angemeldet und versichert werden.

[Bearbeiten] Geschichte

Vorbild verschiedener Konzeptionen von Abenteuerspielplätzen in Deutschland sind die "Skrammellegeplads", die Gerümpelspielplätze, die schon 1943 in Dänemark eröffnet wurden. Die Konzeption resultiert aus der Beobachtung des Landschaftsarchitekten C. Th. Sorenson, der Kinder beim Spielen auf Baustellen und Schrottplätzen beobachtete. Aus der Idee heraus entwickelten sich dann die "Byggelegepladser", die Bauspielplätze. Als weiterer Vorläufer gelten die "Robinsonspielplätze", die in der Schweiz etabliert sind, und die durch die typischen Bereiche und Inhalte wie Feuer, Wasser und Tierhaltung stark an Abenteuerspielplätze erinnern.

Der erste Abenteuerspielplatz in Deutschland entstand zwar schon 1952 (Mannheim). Erst Ende der 60er 1960er / Anfang der 70er Jahre wurde daraus jedoch eine Bewegung im Zuge der Entstehung von offener Kinder- und Jugendarbeit. In dieser Zeit der Studentenbewegung waren es Initiativgruppen von Eltern, Pädagogen und Studenten, die bisherige Erziehungskonzepte sowie gesellschaftliche Verhältnisse, phantasielose Spielplätze und Funktionalisierung öffentlicher Räume hinterfragten und die „die soziokulturellen Lebensbedingungen in ihrem Wohnbereich verbessern wollten“ (Hiltrud von Spiegel). Ziel war eine alternative Kindererziehung, die den Kindern wieder sinnliche Erfahrungen ermöglicht und Kindheit „entkolonisiert“ und „entkommerzialisiert“. Aus dieser Bewegung heraus entstanden Spielmobile, Kinderspielclubs, Spielhäuser und die Stadtteilbezogene Arbeit. 1967 entstand der erste Abenteuerspielplatz in Berlin Märkischen Viertel. Zeitgleich entwickelte sich aus einer Privatinitiative die erste Jugendfarm in Stuttgart-Elsental. Bis heute wurden rund 400 Abenteuerspielplätze und Jugendfarmen, insbesondere in Ballungsgebieten gegründet.

Die Abenteuerspielplatz-Bewegung ist konzeptionell und historisch eng mit der Spielmobil-Bewegung verbunden. Oft verstehen sich Spielmobile im ähnlichen pädagogischen Auftrag wie die Abenteuerspielplätze und sehen sich selbst als kleine rollende Abenteuerspielplätze.

[Bearbeiten] Formen

Unter dem Oberbegriff Abenteuerspielplatz werden auch andere Einrichtungen mit ähnlicher Intention, aber im Detail abweichenden Methoden oder Themenschwerpunkten zusammengefasst.

[Bearbeiten] Bauspielplätze

Bauspielplatz ermöglichen es Kindern, mit Holz und anderen Materialien Hütten oder Spielobjekte selber zusammenbauen können. Oft entstehen dabei ganze Hüttendörfer, die einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen sind. Neben den üblichen Gruppenkontakten entstehen manchmal ein eigenes Sozialsystem mit Rollenspielen, Funktionen, Ämtern und politischen Entscheidungen, aber auch Banden und Machtkämpfe. Sie sind ein hervorragendes Übungsfeld für Sozialverhalten und Konfliktlösung.

Viele dieser Spielplätze bieten über dieses reine Bau-Angebot auch weitere Aktivitäten an, wie Lagerfeuer, Kochen im Freien, Backen im Holzofen, Töpfern (Raku-Keramik), Projekte (Flossbau), Freizeiten und Zeltlager etc. Derartige "Spielplätze" sind somit eher mit Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen zu vergleichen als mit dem klassischen "möblierten Spielplatz" auf dem Hof.

[Bearbeiten] Kinderbauernhöfe und Jugendfarmen

Hier nimmt die Haltung und Pflege von Tieren - insbesondere Robustpferde und Tiere aus dem landwirtschaftlichen Bereich (Schafe, Ziegen, Hasen, Meerschweinchen) - eine besondere Stellung ein.

Kinder und Jugendliche kommen teilweise täglich auf die Farmen und kümmern sich um die Tiere. Dabei lernen sie Verantwortung zu übernehmen und ihr Umweltbewusstsein wird geschult. Über die Beziehung zum Tier erleben sie Nähe und Geborgenheit und lernen Kontakt und Sozialverhalten. Melken und Käseherstellung, Schafe scheren, Spinnen und Weben, Tierpflege und Tiermedizin, Reiten, Voltigieren, Fahren, Wanderreiten, Reiterspiele, Therapeutisches Reiten, Hufbeschlag sind weitere Aktivitäten.

Ökologie, Landwirtschaft und Gartenbau sind weitere Bereiche (Naturschutz, Solarenergie, Windkraft, Pflanzenkläranlage, Bioarchitektur, Grasdach, Heu und Stroh, Gemüse und Kräuter, etc.).

Berühmt sind die Jugendfarmen in Stuttgart (Elsental, Freiberg, Möhringen, Ludwigsburg, Möglingen, etc.) oder der Kinderbauernhof an der Adalbertstraße in Berlin-Kreuzberg. Die Idee der Kinder- und Jugendfarmen stammt aus Skandinavien. In Deutschland verbreiten sie sich seit 1980 immer mehr.

In jüngster Zeit haben sich unter der Bezeichnung "Stadtteilbauernhof" auch generationsübergreifende Konzepte entwickelt.

[Bearbeiten] Robinsonspielplätze

Die Robinsonspielplätze sind das Schweizer Pendant zum Abenteuerspielplatz. Oft sind sie dort mit einer "Freizeitanlage" verbunden, einem Stadtteilzentrum für Jung und Alt mit Bücherei, Caffee, Werkstätten, Kultur, Saal, Seniorentreff, Jugendclub, etc.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Rainer Deimel: Abenteuerspielplätze, in: Ulrich Deinet/Benedikt Sturzenhecker: Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. 3., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005. ISBN 3-8100-4077-0
  • Johann R. Krauss: Der Abenteuerspielplatz: Planung, Gründung und pädagogische Arbeit. Verlag E. Reinhardt, München 2003. ISBN 3-497-01652-7
  • Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze (Hrsg.): Ökologische Spiel(t)räume-Ein Fachbuch zur Spielraumplanung und Spielraumgestaltung Stuttgart 1997. ISBN 3-00-001904-9

[Bearbeiten] Weblinks

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