Alfredo Alves Reinado
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Major Alfredo Alves Reinado (* 1967), auch Reinhado geschrieben, war Kommandeur der Marine Osttimors und ist einer der Führer der Anfang 2006 revoltierenden Soldaten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Werdegang
Reinado wuchs in Gleno, im Distrikt Ermera auf. Die australische Zeitung Sydney Morning Herald beruft sich auf eine Aussage Reinados vor der osttimoresischen Wahrheits- und Freundschaftskommission (Truth and Friendship Commission TFC), nach der er als Elfjähriger, während der indonesischen Besatzung Osttimors, von einem indonesischen Offizier verschleppt wurde. Ihm musste Reinado als Helfer zunächst in Osttimor, später auch in Sulawesi und Kalimantan dienen. Als er schließlich fliehen konnte, schloss er sich der FRETILIN an und wurde zum lokalen Helden. 1995 floh Reinado nach Australien und arbeitete in Perth auf einer Werft, bis er 1999 zum Unabhängigkeitsreferendum Osttimors in seine Heimat zurückkehrte. Reinados Vater und Schwester leben immer noch in Australien.
Nach der Unabhängigkeit Osttimors wurde Reinado Major der neu gegründeten Verteidigungskräfte Osttimors (FDTL). Er war damit einer von nur drei Soldaten aus dem Westen Osttimors (Loro Munu), die einen höheren Rang in den neuen Streitkräften bekamen. Die militärische Führung stammt durchweg aus dem Osten des Landes (Loro Sae). Reinado wurde Kommandeur der Marine, die aus zwei Schnellbooten besteht. 2003 und 2004 legte er in Australien Militärlehrgänge über Verteidigungs- und Notfallmanagement ab, im Juli 2004 wurde er auf einen Büroposten versetzt. Ab Juli 2005 absolvierte Reinado eine dreimonatige Marineausbildung am Australian Command and Staff College in Canberra. Auch durch die Streitkräfte Portugals und Brasiliens erhielt er Ausbildungen. Nach Reinados Rückkehr wurde er aber nicht wieder Marinechef, sondern sollte als Kommandant einer Militärpolizeieinheit gegen meuternde Ex-Soldaten vorgehen.
[Bearbeiten] Die Unruhen von 2006
Anfang 2006 desertierten 600 der 1.600 Soldaten der Verteidigungskräfte aus Protest über die schlechten Arbeitsbedingungen und Beförderungsregelungen. Sie beschuldigen Premierminister Marí Alkatiri, er würde Soldaten aus dem Osten des Landes gegenüber jenen aus dem Westen bei den Beförderungen bevorzugen. Ende April protestierten 3.000 Menschen auf einer Demonstration in Dili, die von den inzwischen entlassenen Soldaten organisiert wurde.
Am 4. Mai desertierte Reinado zusammen mit 20 in Australien ausgebildeten Militärpolizisten, vier Polizisten und zwei Lastwagen voller Waffen und Munition. Er schloss sich den Rebellen an. Seine Basis wurde der Ort Aileu. Reinado forderte Präsident Xanana Gusmão auf, den Premierminister Marí Bin Amude Alkatiri zu entlassen und vor Gericht zu stellen. Reinado behauptet, Alkatiri habe am 28. April befohlen auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen. Als Militärpolizist habe Reinado Colonel Lere Anan Timor, den Stabschef von Brigadegeneral Taur Ruak zu einer Besprechung mit Alkatiri begleitet. Danach habe der Colonel gesagt, er habe bereits den Befehl zum Einsatz erhalten. Falls Alkatiri nicht entlassen werden würde, drohte Reinado mit einem Bürgerkrieg. Gegenüber Präsident Xanana Gusmão nannte sich Reinado aber loyal.
Mitte Mai eskalierte die Gewalt erneut. In den folgenden Wochen blieben die Rebellen in den Hügeln bei der Hauptstadt, wo sie sich immer wieder mit FDTL-Truppen heftige Feuergefechte lieferten. Diese forderten viele Tote und Verletzte. Major Reinado verübte mehrere Angriffe auf die Hauptstadt Dili, darunter einen am 23. Mai bei der ein FDTL-Soldat getötet und sechs verletzt wurden. [1]
Später zog sich Reinado mit seinen Männern in die Berge bei Maubisse zurück. Er erklärte, er wolle die Rebellion beenden, wenn Premierminister Marí Alkatiri zurückgetreten ist. Alkatiri tat dies am 26. Juni 2006, nachdem Präsident Gusmão und Regierungsmitglieder ihn unter Druck gesetzt hatten.
In der Nacht des 25. Juli wurden Alfredo Reinado und 21 seiner Männer in Dili durch australische Soldaten verhaftet. Am Tag zuvor war die Amnestie für Waffenbesitz abgelaufen. Bei den Verhafteten wurden verbotene Handfeuerwaffen und Munition sichergestellt. [2] Reinado wurde am 27. Juli vor ein osttimoresisches Gericht geführt. Ihm drohten nun eine Haftstrafe von fünf Jahren wegen Mordes und Entwendung von Militäreigentum. 13 weitere seiner Männer wurden ebenfalls für verschiedene Vergehen angeklagt. Die anderen ließ man frei.[3]
[Bearbeiten] Flucht
Am 30. August gelang Reinado die Flucht aus dem Gefängnis. Auf einem Videoband erklärte er der Nachrichtenagentur Reuters, er sei geflohen, weil er dem Justizsystem in Dili nicht vertraue. Er wolle aber für seine Taten Verantwortung übernehmen, sobald die Justiz sich entwickelt habe. [4] Am 2. September gab Reinado dem staatlichen Fernseh- und Radiosender RTTL ein Interview, indem er den neuen Premierminister José Ramos-Horta und seine Regierung als unfähig und nicht gut bezeichnete. Unterdessen wird er immer noch von der internationalen Eingreiftruppe und einheimischen Sicherheitsbehörden gesucht. [5]
Später erklärte Reinado sich bereit im Distrikt Ermera unter Aufsicht zu bleiben. Ende Februar 2007 floh Reinado jedoch mit seinen Leuten. Man schreibt ihnen den Überfall auf zwei Posten der Grenzpolizei zu, bei denen 23 teilweise schwere Waffen gestohlen wurden. Indonesien hat daraufhin seine Grenze zu Osttimor geschlossen. Präsident Gusmão ermächtigte die internationale Friedenstruppe zur Verhaftung von Reinado und bat auch Indonesien um Unterstützung.
Am 1. März 2007 wurde Reinado in Same zusammen mit 150 Mann von der australischen Armee eingeschlossen. Zu ihm gesellten sich Gastão Salsinha, einer der Anführer der rebellierenden Soldaten und der Parlamentsabgeordneter der Partido Social Democrata (Osttimor) PSD Leonardo Isaac, um ihn zu unterstützen. Teile der Zivilbevölkerung flohen aus den Ort. Reinado drohte der Regierung erneut mit Bürgerkrieg. Australien warf er eine illegale Invasion in Osttimor vor. Am Morgen des 4. März stürmten australische Einheiten, unterstützt von zwei Hubschraubern und gepanzerten Fahrzeugen den Ort. Vier Rebellen wurden getötet, doch Reinado und Salsinha konnten mit ihren Männern fliehen. Isaac blieb unverletzt. Nur einige Rebellen konnten gefangen genommen werden. In der Nacht darauf kam es zu Protesten und Ausschreitungen in Dili, Gleno und Ermera.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ ABC, 23. Mai 2006, Soldier killed in Timor gun battle
- ↑ VoA, 26. Juli 2006, East Timor Rebels Arrested
- ↑ ABC, 28. Juli 2006, ETimor rebel leader charged over recent violence]
- ↑ Reuters, 31. August 2006, International forces hunt for E.Timor rebel chief
- ↑ Sydney Morning Herald, 02. September 2006, Escaped Timor rebel makes appearance
- TAZ 15.06.2006
- The Australian, Mark Dodd, Fractured democracy
- Sydney Morning Herald, Cynthia Banham, Army's cause without a rebel, 27. Mai 2006
- The Bulletin, Paul Trophy, East Timor rebel leader speaks out, 23. Mai 2006 (Webseite existiert nicht mehr).
- Australian Broadcasting Corporation 24. Mai 2006
[Bearbeiten] Siehe auch
- Unruhen in Osttimor 2006
- How to end crisis: Timor rebel chief speaks out
- Photo von Alfredo Reinado auf der englischen Wikipedia
Personendaten | |
---|---|
NAME | Reinado, Alfredo Alves |
ALTERNATIVNAMEN | Reinhado, Alfredo Alves |
KURZBESCHREIBUNG | Soldat, Rebellenführer, ehemaliger Freiheitskämpfer |
GEBURTSDATUM | 1967 |
GEBURTSORT | Gleno (?), Portugiesisch-Timor(?) |