Angelika Kauffmann
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Angelika Kauffmann (* 30. Oktober 1741 in Chur; † 5. November 1807 in Rom) war eine der bedeutendsten Malerinnen des 18. Jahrhunderts. Ihre Porträtmalerei ist von europäischem Rang; ihr Schaffen ist zwischen Klassizismus und Empfindsamkeit angesiedelt.
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[Bearbeiten] Leben
Angelika Kauffmann war die Tochter des Porträt- und Freskenmalers Joseph Johann Kauffmann und seiner Frau Cleophea geb. Lutz. Geboren wurde sie 1741 in Chur (Schweiz). Sie wuchs am Comer See auf und wurde von ihrem Vater und verschiedenen Lehrern in Como und Mailand in Malerei und Musik unterrichtet. Nach dem Tod der Mutter 1757 zog sie mit ihrem Vater ins väterliche Haus nach Schwarzenberg Bregenzerwald. Hier entstanden weitere Jugendwerke und ein Teil der Fresken (Apostelbilder) der Dorfkirche, gemeinsam mit ihrem Vater, sowie das Hochaltarbild der Kirche. Die Fresken blieben ihr einziges Werk auf dem Gebiet der Wandmalerei. Von 1757-59 Auftragsreisen nach Meersburg und Tettnang, bei denen sie u. a. den Fürstbischof von Konstanz, Franz Konrad von Rodt sowie Mitglieder der gräflichen Familie von Montfort porträtierte.
1760-62 Längere Aufenthalte mit dem Vater in Mailand, Modena und Parma. 1762 Ankunft in Florenz. Am 5. Oktober wurde Kauffmann zum Ehrenmitglied der Accademia di Bologna gewählt. 1764 ging sie nach Rom, wo sie bis 1766 blieb; dort malte sie zahlreiche Zeitgenossen, u. a. Johann Joachim Winckelmann (1764), Johann Wolfgang von Goethe (1787) und Johann Gottfried Herder (1791), zu denen sie auch enge freundschaftliche Kontakte pflegte. 1792 malte sie als ihr wohl wichtigstes Selbstbildnis, das Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Musik und Malerei (Moskau, Puschkin-Museum).
Zwischenzeitlich arbeitete Kauffmann 15 Jahre lang, von 1766 bis 1781 in London, wo sie mit Joshua Reynolds, dem berühmten englischen Maler, zusammentraf. Er förderte ihre Karriere in England. Sie porträtierten sich gegenseitig, ihr Gemälde von Reynolds ist im Saltram House in Plympton bei Plymouth zu sehen. 1767 lernte sie ihren ersten Ehemann, den angeblichen schwedischen Grafen Frederick de Horn, kennen. Die Ehe verlief denkbar unglücklich: Horn, der im Nachhinein als Heiratsschwindler betrachtet werden muss, verschwand plötzlich mit all ihren Ersparnissen. Im Februar 1768 wurde ihre Ehe durch ein Gericht der anglikanischen Staatskirche für ungültig erklärt.
In London war Kauffmann als einzige Frau Gründungsmitglied der Royal Academy (1768).
Kauffmanns zweiter Ehemann war der venezianische Maler Antonio Zucchi (1726-1795), den sie im Juli 1781 in London heiratete. Kurz darauf reiste das frischvermählte Paar mit ihrem Vater nach Flandern, Schwarzenberg, Verona und Padua und erreichte im Oktober Venedig. Im Januar 1782 starb ihr Vater. Im November richteten sie sich Haus und Atelier auf Trinità dei Monti in Rom ein. Beide liegen in der römischen Kirche Sant'Andrea delle Fratte begraben. Die beiden Grabinschriften wurden von Angelika Kauffmann persönlich verfasst und liefern ein beredtes Zeichen für ihr Selbstverständnis und Selbstbewusstsein als bedeutende Malerin ihrer Zeit.
[Bearbeiten] Leistung
Angelika Kauffmann schuf Porträts und Historienbilder. Ihre Porträts sind idealisierend und wurden von Rokoko und Empfindsamkeit geprägt. Später arbeitete sie unter dem Einfluss von Johann Joachim Winckelmann und Anton Raphael Mengs auch im klassizistischen Stil.
[Bearbeiten] Werke
- John Simpson, Vater von Maria Susanna Lady Ravensworth (Wien, Österreichische Galerie), 1773, Öl auf Leinwand
- Porträt einer Dame als Vestalin (Dresden, Gemäldegalerie), 4. Viertel 18. Jahrhundert, Öl auf Leinwand, 92 x 72 cm
- Selbstporträt (St. Petersburg, Ermitage), 1780-85, Öl auf Leinwand, 76,5 x 63 cm
- Der Abschied Abelards von Heloise (St. Petersburg, Ermitage), 1780, Öl auf Leinwand, 65,5 cm im Durchmesser
- Der Mönch aus Calais (St. Petersburg, Ermitage), 1780, Öl auf Leinwand, 65,5 cm im Durchmesser
- Selbstporträt (Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum), um 1781
- Die Dichtung umarmt die Malerei (London, Sammlung Lord Iveagh Bequest), 1782, Öl auf Leinwand, 61 cm im Durchmesser
- Szene mit Miranda und Ferdinand aus Shakespeares "Der Sturm" (Wien, Österreichische Galerie), 1782, Öl auf Leinwand, 35 x 45 cm
- Ferdinand IV., König von Neapel, und seine Familie (Wien, Liechtenstein Museum), 1783
- Julia, die Gemahlin des Pompejus, erfährt den vermeintlichen Tod ihres Gatten (Weimar, Schlossmuseum), 1785, Öl auf Leinwand, 100,4 x 127,6 cm
- Juliane von Krüdener und ihr Sohn Paul (Paris, Musée du Louvre), 1786, Öl auf Leinwand
- Die Gräfin Anna Protassowa mit ihren Nichten (St. Petersburg, Ermitage), 1788, Öl auf Leinwand, 123 x 159 cm
- Porträt der Gräfin Catherine Skawronska (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Gm 1931), 1789
- Venus überredet Helena Paris zu erhören (St. Petersburg, Ermitage), 1790, Öl auf Leinwand, 102 x 127,5 cm
- Tod der Alkestis (Bregenz, Vorarlberger Landesmuseum), 1790
- Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Musik und Malerei (Moskau, Puschkin-Museum), 1792
[Bearbeiten] Galerie
Commons: Category:Angelika Kauffmann – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Sonstiges
Ihr Porträt (nach dem Gemälde von Reynolds) war auf dem vorletzten Einhundert-Schillingschein, der am 27. November 2006 seine Gültigkeit verlor.[1]
[Bearbeiten] Ausstellungen
- 1998/1999 Düsseldorf / München / Chur: Angelika Kauffmann
- permanente Dokumentation im Heimatmuseum Schwarzenberg
ab Dezember 2006 Neupräsentation der weltweit größten Kauffmann-Sammlung im Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz
[Bearbeiten] Literatur
- Hyacinth Holland: Kaufmann, (Marie Anna) Angelica. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 15, S. 466–469.
- Hans-Wolf Jäger: Kauffmann, Angelica. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 11, S. 340–342
- Waltraud Maierhofer: Angelika Kauffmann, Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-499-50554-1
- Siegfried Obermeier: „Ein Weib mit ungeheurem Talent“. Angelika Kauffmann. Econ Taschenbuch, München 1998, ISBN 3-612-26559-8 (früher auch unter dem Titel Die Muse von Rom)
- Jutta Rebmann: Angelika Kauffmann. Biographischer Roman. Dtv, München 1998, ISBN 3-423-20178-9
- Simona Weller: Die zehnte Muse. Das Leben der Angelika Kauffmann. Roman. Goldmann, München 1999, ISBN 3-442-72583-6 (belletristische Darstellung)
- Kauffmann, 1) Angelika. Artikel in: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. 1888 ff., Bd. 9, S. 626 f.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Angelika Kauffmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- kunstfreunde-weimar.de Kunstfreunde Weimar zu Kauffmann
- www.angelika-kauffmann.com Verein "Freunde Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg" und Informationen zum Gedenkjahr 2007 in Schwarzenberg, Bregenzerwald.
- http://vlm.at Das Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz besitzt die umfangreichste Angelika-Kauffmann-Sammlung weltweit
Personendaten | |
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NAME | Kauffmann, Angelika |
ALTERNATIVNAMEN | Kauffmann, Angelica |
KURZBESCHREIBUNG | eine der bedeutendsten in der Schweiz geborenen Malerinnen |
GEBURTSDATUM | 30. Oktober 1741 |
GEBURTSORT | Chur |
STERBEDATUM | 5. November 1807 |
STERBEORT | Rom |