Antonine
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Als Antonine oder Antoninische Dynastie bezeichnet man die römischen Kaiser der Jahre 138 bis 192, von denen drei den Namen Antoninus in ihrer vollen Herrschertitulatur trugen. Es handelt sich dabei um:
Antoninus Pius (vollständig Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius), Kaiser von 138 bis 161. |
Mark Aurel (vollständig Caesar Marcus Aurelius Antoninus Augustus), Kaiser von 161 bis 180. |
Lucius Verus (vollständig Lucius Ceionius Commodus Verus), Mitregent von 161 bis 169. |
Commodus (vollständig Imperator Caesar Marcus Aurelius Commodus Antoninus Augustus), Kaiser von 180 bis 192. |
Die Zeit der Antonine setzt in der dauerhaftesten Phase der Prosperität des Römischen Reiches ein. Sie leitet dann allerdings die Endphase des Prinzipats ein und kündigt die nach der stabilisierenden Dynastie der Severer voll durchschlagende Reichskrise des 3. Jahrhunderts an. Während die Regierung des Antoninus Pius gemäß Quellenlage und zeitgenössischer Selbstsicht durch weitgehende innere und äußere Ruhe gekennzeichnet war (so Aelius Aristides in seiner Rede auf Rom) und in der Geschichtsschreibung meistens als Höhepunkt der Sicherheit und Prachtentfaltung des Reichs gilt, ist diejenige Mark Aurel bereits durch die kommenden innen- und außenpolitischen Probleme geprägt (Bedrohung der nordöstlichen Grenzen durch germanische Wandervölker, Inflation, zunehmende Stratifizierung der Gesellschaft). Der Herrschaftsantritt von Mark Aurels Sohn Commodus schließlich gilt als „Sündenfall“; dies weil man bei ihm vom Prinzip der seit 101 Jahren an der Spitze Roms stehenden Adoptivkaiser und damit der Wahl des optimus princeps an die Staatsspitze zugunsten der leiblichen Nachfolge abwich; Commodus wurde etwa in Edward Gibbons stilbildenden The History of the Decline and Fall of the Roman Empire als charakterlich ungefestigter Kaiser gezeichnet, seine Herrschaft als Beginn des römischen Niedergangs. Aber auch der Zeitgenosse Cassius Dio (Römische Geschichte, 72,36,4) erkannte einen Epochenbruch, er schrieb, dass man damals von einem „goldenen Zeitalter“ in eines aus „Rost und Eisen“ eingetreten sei. Im Hinblick darauf wurde Commodus zuweilen bereits nicht mehr zu den Antoninen gezählt, da der Begriff im Grunde positiv besetzt ist – nicht zuletzt aufgrund des Bildes von Mark Aurel als „Philosoph auf dem Kaiserthron“ (die neuere Forschung bewertet Antoninus Pius und Mark Aurel weitaus kritischer).
Commodus wurde 192 ermordet, es folgte der blutige Machtkampf des Fünfkaiserjahrs an dessen Ende sich Septimius Severus durchsetzte. Dessen Nachfolger Caracalla und Elagabal trugen zur Legitimation ihres Kaisertums und zur propagandistischen Wiederbelebung des nach Mark Aurel verloren geglaubten „goldenen Zeitalters“ wiederum den Namen Antoninus in ihrer Titulatur. Sie gelten allerdings nicht als Antonine, sondern gehören zur Dynastie der Severer.
[Bearbeiten] Literatur
- A. K. Bowman u.a. (Hrsg.): The Cambridge Ancient History XI. Cambridge 2000.
- Edward Gibbon: Verfall und Untergang des Römischen Reiches. Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3-891-90229-8 (S. 3–93, im Forschungsstand freilich völlig überholt).
- Michael Grant: The Antonines - The Roman Empire in Transition. Routledge, London 1994, ISBN 0-415-10754-7 (sehr knappe Darstellung).
- Colin Wells: Das Römische Reich. DTV, München 1984, S. 231–304, ISBN 3-423-04405-5.