Banggai-Kardinalbarsch
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Banggai-Kardinalbarsch | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pterapogon kauderni | ||||||||||||
Koumans, 1933 |
Der Banggai-Kardinalbarsch (Pterapogon kauderni) auch Molukken- Kardinalbarsch, oder bei Meerwasseraquarianern einfach Kauderni genannt, ist ein acht Zentimeter lang werdender, schwarzweiß gezeichneter Kardinalbarsch.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verbreitung
Der Banggai-Kardinalbarsch lebt nur in einem kleinen Gebiet um die Molukken-Inseln Banggai, Bandang, Kembongan, South Peleng sowie neun weiterer kleiner Inseln. Das gesamte Gebiet umfasst eine Fläche von nur 9460 km². Eine weitere winzige Population, die im September 2000 etwa 50 Fische umfasste und im Juni 2001 auf etwa 650 Tiere gewachsen ist, gibt es bei Sarena Island vor der Küste Nord-Sulawesis. Sie ist wahrscheinlich auf entkommene Exemplare einer in der Nähe gelegenen Fischfangstation zurückzuführen.
[Bearbeiten] Lebensraum und Verhalten
Die Kardinalbarsche leben in Seegraswiesen, assoziiert mit dem Seegras Enhalus acoroides, in Mangroven, Lagunen und Korallenriffen. Selbst Bachmündungen mit Süßwasserzustrom und durch Abwässer verschmutzte Hafenbecken werden von ihnen bewohnt. Sie leben in Tiefen von einem halben bis zu zwanzig Metern. Das Wasser in ihrem Lebensraum ist mit 28°C bis 31°C sehr warm. Junge Kauderni von einem bis 1,5 Zentimeter Länge halten sich in Gruppen von zwei bis zwölf Fischen zum Schutz zwischen den Stachel von Diadem-Seeigeln (Diadema setosum), den Tentakeln der Pilzkoralle Heliofungia actiniformis oder Symbioseanemonen der Gattung Stichodactyla oder von Blasenanemonen auf. Adulte Tiere verbergen sich auch in verzweigt wachsenden Steinkorallen, wie Acroporen, Montipora digitata, Seriatopora hystrix oder Feuerkorallen (Millepora sp.). Sie teilen sich ihren Lebensraum mit verschiedenen anderen Kardinalbarschen, Seenadeln und den Anemonenfischen Amphiprion clarkii, Amphiprion perideraion und Amphiprion ocellaris.
Kaudernis leben in der Natur in Gruppen von bis zu 500 Tieren zusammen, wobei die meisten Exemplare Jungtiere ab einem Alter von einem halben Jahr sind. Durchschnittlich sind die Gruppen mit etwas über 20 Individuen aber deutlich kleiner. Die großen Augen zeigen das sie dämmerungsaktiv sind. Sie sind Zooplanktonfresser, die hauptsächlich Eier und Larven von verschiedenen marinen Tieren aufschnappen. Magenuntersuchungen ergaben eine Größe des Futters von 0,1 bis 14 Millimeter.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Wie alle Kardinalbarsche sind die Kaudernis Maulbrüter. Die Balz wird vom Weibchen eingeleitet indem es ständig unter dem Schwanz des Männchens hindurchschwimmt. Das kann in wenigen Stunden hunderte mal geschehen. Da die Männchen, als der maulbrütende Elternteil mehr in den Nachwuchs investieren, müssen sie zum Laichen "überredet" werden. Der eigentliche Laichakt dauert nur Sekunden. Eine Brut besteht nur aus 5 bis 25, 2,5 Millimeter großen, orangenen Eiern. Die Männchen, die die Eier im Maul mit sich herumtragen, fressen währenddessen nichts. Die Jungfische haben keine Larvenphase, sondern schlüpfen nach ca. 25 Tagen nach abgeschlossener Metamorphose aus dem Ei. Das ist bei den Kardinalbarschen und fast allen anderen Korallenfischen einmalig. Nach dem Schlupf kümmern sich die Fische nicht mehr um den Nachwuchs. Das Fehlen einer planktonischen Larvenphase, in denen die Larven von Strömungen verdriftet werden können, ist wohl der Grund für das begrenzte Verbreitungsgebiet der Fische.
[Bearbeiten] Gefährdung
Der Molukken-Kardinalbarsch ist inzwischen durch den Lebendfischfang für aquaristische Zwecke gefährdet. Man schätzte das im Jahre 2002 monatlich 50.000 Tiere gefangen und von Sulawesi und Bali zu Zierfischgroßhändlern in Europa, Nordamerika und Ostasien verschickt wurden. Da die Tiere nur eine sehr geringe Reproduktionsrate haben und nur in einem sehr kleinen Gebiet vorkommen kann sich die natürliche Population nicht erholen. Viele der Exportfische wurden wahrscheinlich mit Hilfe von Cyanid gefangen und sterben während des Transports, bei verschiedenen Zwischenhändlern und auch kurz nach dem Kauf beim Aquarianer. Viele verantwortungsbewußte Fachhändler verkaufen den Banggai-Kardinalbarsch daher inzwischen nicht mehr oder nur noch Nachzuchten.
[Bearbeiten] Aquarienhaltung
Der Banggai-Kardinalbarsch wurde 1996 für die Meerwasseraquaristik entdeckt, als die Tiere auf der Messe Interzoo in Nürnberg ausgestellt wurde. Sofort setzte ein Run auf die Fische ein und schon bald erschienen die ersten Zuchtberichte. Das war umso sensationeller als die Zucht von Meerwasserfischen wegen ihrer winzigen Larvenstadien und der Schwierigkeit, ein geeignetes Aufzuchtfutter zu finden, bei fast allen anderen Arten extrem schwierig bis unmöglich ist.
Im Aquarium verhält sich der Kauderni völlig anders als in der Natur. Meist gibt er sein Gruppenleben ab einer bestimmten Größe auf und von einer Anzahl gekaufter Fische bleibt in einem normal großen Aquarium nur ein Paar übrig. Die anderen werden bekämpft und im Laufe der Zeit getötet, oder sterben gestresst in irgendeinem Versteck.
Als Aquarienbewohner sind Kaudernis eher langweilig, stehen meist ruhig in der Nähe einer Deckung im Wasser und werden nur aktiv wenn es Futter gibt. Sie fressen meistens nur Lebend- und Frostfutter, kaum Trockenfutter. An allen Interaktionen, die für Korallenfische auch zwischen unterschiedlichen Arten typisch sind, beteiligen sie sich nicht und werden auch selber von artfremden Fischen weitgehend ignoriert.
In den letzten Jahren sind die Mortalitätsraten von wildgefangenen Kaudernis enorm gestiegen und verantwortungsbewußte Aquarianer sollten vom Kauf absehen, oder nur Nachzuchten erwerben.
[Bearbeiten] Pterapogon mirifica
Neben dem "Kauderni" enthält die Gattung Pterapogon noch eine zweite Art, Pterapogon mirifica, die an der Küste Australiens lebt und weitgehend unbekannt ist.
[Bearbeiten] Literatur
- Ellen Thaler: Pterapogon kauderni. Ein Modefisch?, in Datz 12/96, Verlag Eugen Ulmer, ISSN 0941-8393
- Johannes Dürbaum: Pterapogon kauderni. Etologische Betrachtungen, in Datz 6/97 und 7/97
- Joachim Frische: Quo Vadis Kauderni, in Der MeerwasserAquarianer 3/2003, Rüdiger Latka Verlag, ISSN 1432-1505
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Banggai-Kardinalbarsch – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- FishBase
- Zuchtberichte [1], [2], [3]
- Meerwasser-Lexikon