Bari (Volk)
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Die Bari sind ein nilotisches Volk, das im Südosten Sudans an den Ufern des Weißen Nil ansässig ist. Ihre Bevölkerungszahl liegt bei 60.000–70.000, nach anderen Angaben bei mehreren Hundertausend.
Das Gebiet der Bari liegt im Bundesstaat al-Istiwa'iyya al-wusta (Zentral-Äquatoria) und umfasst u. a. die Stadt Dschuba.
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[Bearbeiten] Kultur
Ihre Sprache ist Bari, das zu den ostnilotischen Sprachen gehört. Die Bari leben sesshaft als Ackerbauern und Viehzüchter in den Savannen bis etwa 40 Meilen westlich/östlich vom Nil entfernt. Sie betreiben hauptsächlich Subsistenzwirtschaft, wobei das Vieh eine Ergänzung zum Ackerbau und eine sozio-ökonomische und wirtschaftliche Investition ist; es dient als Mitgift und für Opfergaben und wird verkauft, wenn Geld benötigt wird. In kleinerem Maßstab wird auch kommerzieller Gemüseanbau zur Versorgung der Stadt Dschuba betrieben.
Es gibt unter den Bari sowohl Christen (Katholiken und Protestanten) als auch Muslime und Animisten. Ihre traditionelle Religion umfasst einen allmächtigen Gott, gute und böse Geister.
[Bearbeiten] Gesellschaft
Die Bari-Gesellschaft ist traditionell in lupudyöt (Jungen), kö’disi (junge Mädchen), kalipinök (Initiierte), teton (Krieger) und temejek (Älteste) gegliedert. Zumindest früher wurden bei der Initiation bei beiden Geschlechtern die Vorderzähne entfernt, Mädchen wurden zusätzlich tätowiert.
Weitere Einteilungen betreffen die lui (Freien) und dupi (Knechte), wobei letztere hauptsächlich Handwerker, Jäger und Fischer sind. Aus den lui rekrutieren sich die kimak (Chiefs) und komonye-kak („Väter des Bodens“). Die letzteren stellen die kworiniko, eine adelige Klasse wohlhabender Rinderhalter.
[Bearbeiten] Hochzeiten
Einer Hochzeit bei den Bari geht eine Zeit der Partnerwahl voraus. Traditionell konnten Hochzeiten auch erfolgen, um die Freundschaft zweier Familien zu bekräftigen. Hierbei wurden Kinder teils im Alter von 10 Jahren verlobt, wobei diese Ehen oft auch hielten und sich Liebe entwickelte. Es wird eine Mitgift für die Braut gezahlt, sodass ärmere Familien oft auch aus diesem Grund daran interessiert waren, eine Hochzeit für ihre Söhne zu arrangieren.
Nach der Zeit der Partnerwahl prösentiert sich der Heiratswillige oft auch selbst bei der Familie des Mädchens, um die Verlobung (nyera) zu deklarieren. Oft wird er dabei von einigen nahen Verwandten und Freunden begleitet. Vor dem Hochzeitstag (budu) wird drei Tage lang über die Höhe des Brautpreises verhandelt. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen wird die Heirat von beiden Familien gesegnet und ein Festmahl abgehalten. Der Bräutigam geht dann alleine nach Hause, und nach etwa zwei Wochen folgt ihm die Braut, um ihr Haus zu beziehen. Die Braut muss bei der Hochzeit jungfräulich sein.
Die Hochzeitstradition wird durch die Einführung des Christentums komplizierter, zumal christliche Brauteltern die Trauung in einer Kirche verlangen. Sofern man es sich leisten kann, wird manchmal in traditionellem Bari-Stil und einige Monate später in christlich-europäischem Stil nochmals geheiratet. Andere kombinieren Tradition und Christentum.
[Bearbeiten] Geschichte
Historisch wurden die Bari, wie auch benachbarte Völker, von Sklavenjägern bedrängt (siehe auch: Sklaverei in Sudan) und, insbesondere in der zeitweise belgischen Ladoenklave, von Kolonialmächten zur Zwangsarbeit herangezogen. Auch das hier vorhandene Elfenbein weckte Begehrlichkeiten. Zunächst verkauften die Bari das Elfenbein frei an türkische und arabische Händler, ehe diese Mitte des 19. Jahrhunderts dazu übergingen, sich dieses gewaltsam anzueignen. Es kam zuweilen zu bewaffneten Zusammenstössen mit den Dinka, Azande und mit türkischen Sklavenhändlern. In Gondokoro wurden Depots errichtet, in dem Sklaven von den Bari und anderen Ethnien auf ihren Weitertransport warten mussten.
In jüngerer Zeit wurden zahlreiche Bari infolge des Bürgerkrieges in Südsudan in andere Regionen Sudans vertrieben.
[Bearbeiten] Quellen
- www.gurtong.org
- englischsprachige Artikelversion und deren Quellen