Becherovka
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Als Becherovka (ehemals Karlsbader Becherbitter) wird ein aus Karlsbad (tschechisch Karlovy Vary) im heutigen Tschechien stammender, grünlich-gelber Kräuterbitterschnaps bezeichnet. 1805 besuchte der Reichsgraf von Plettenberg-Mietingen mit seinem Begleiter, dem englischen Doktor Frobrig, Karlsbad. Die beiden quartierten sich in das "Haus der drei Lerchen" ein, welches dem Apotheker Josef Becher gehörte.
Die Leidenschaft, Kräuter und Alkohol zu mischen, verband den englischen Arzt und den deutsch-böhmischen Apotheker. Als der Arzt die Stadt verlassen musste, gab er Becher mit dem Kommentar „Das hier hat mich ziemlich begeistert“ einen Zettel, auf dem eine Rezeptur aus Kräutern, Ölen und Alkohol notiert war. Nach langwierigem Probieren und Experimentieren erhielt Josef Becher das, was heute als Becherovka bekannt ist. Ab 1807 produziert die Firma Josef Bechers den Likör als „Carlsbader English Bitter“, später als „Karlsbader Becherbitter“. 1841 übergab Josef Becher die aufstrebende Firma an seinen Sohn Johann (tschechisch Jan). Unter diesem wurde das Getränk weithin bekannt und die Herstellung schließlich im großen Maßstab aufgenommen; bis heute tragen die Flaschen daher den Namen Jan Bechers. Nach ihrem Zusammenkommen im Jahr 1805 trafen sich Josef Becher und der englische Arzt Frobrig nie wieder.
Um Karlsbader Becherbitter herzustellen, wird eine Kräutermischung in Stoffsäcke gefüllt und etwa eine Woche lang in einen Tank mit Alkohol getaucht. Danach wird der Extrakt mit Wasser und Zucker gemischt und in Eichenfässer gefüllt. Dort reift der Becherbitter 2 Monate lang. Danach wird der Kräuterschnaps in die typischen, grünen, abgeflachten Flaschen abgefüllt. Diese sind in Größen von 0,5 l bis zu 2,5 l Fassungsvermögen erhältlich, die in Deutschland vertriebenen Flaschen fassen 0,7 l.
Als nach dem 1. Weltkrieg auch die überwiegend deutsch besiedelten Teile Böhmens in die neu gegründete Tschechoslowakei integriert worden waren, wurde aus dem Karlsbader Becherbitter der heutige Becherovka. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Firma verstaatlicht. Das Unternehmen gehört heute (2005) dem Getränkekonzern Pernod Ricard.
In Deutschland wird ein ähnlich aussehender Likör mit leicht zu verwechselndem Etikett verkauft, der aber nicht in Tschechien hergestellt wird und einen anderen, wesentlich süßeren Geschmack hat.