Birkensaft
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Birkensaft (auch Birkenwasser) ist eine klare, farblose Flüssigkeit, die im Frühjahr aus der Birke, insbesonders der Hängebirke abgezapft werden kann oder aus Wunden austritt. Der Birkensaft hat einen leicht süßlichen, nicht sehr intensiven Geschmack und kann pur getrunken werden oder nach verschiedenen Rezepturen vergoren werden. Die Haltbarkeit des unbehandelten Saftes beträgt auch im Kühlschrank nur wenige Tage. Während in Westeuropa fast nur noch Erinnerungen bestehen wird in der ländlichen Gegend Osteuropas der Birkensaft bis in die Gegenwart gezapft, allerdings wird das einst häufige Vergären kaum noch praktiziert.
Das Abzapfen des Birkensaftes erfolgt später als das des Ahornsaftes, wenn der Bodenfrost bereits verschwunden ist. Die Regeln bei seiner Gewinnung, sowie die Umstände, von welchen die Ergiebigkeit des Saftflusses abhängt, sind ganz die nämlichen als bei der des Ahornsafts. Bemerkt werde noch Folgendes: Tief einzubohren, schadet eher als es nützt; es genügt, nur eben durch die Rinde zu bohren. Manche bohren statt des Stammes die großen Äste an, näher am Stamme an der gegen die Erde gekehrten Seite, was ebensoviel Saft liefert und dem Baum noch weniger schadet. Auch kann man den Saft mittels bloßen Beschneidens der Zweigenden gewinnen, indem man diese dann nur in anzubindende Flaschen zu stecken hat, welche bald ganz voll Saft laufen werden. Eine dicke Birke (50 cm BHD) liefert bis zu 10 l Birkensaft je Tag, abhängig von Wetter und Bohrung. Der Saftfluss hält maximal zwei Wochen an.
Der Birkensaft wird in der Volksmedizin angewandt, unter Anderem bei Gicht oder Rheumatismus. Die Anwendung als Haarwuchsmittel scheint aber eher sympathetischer Magie zu entspringen als echten Wirkstoffen.
Birkensaft wird in Deutschland vertrieben (durch ein aus Russland stammendes Lebensmittelunternehmen), allerdings geschmacklich mit Zitronensäure oder Kirschsaft aufgepeppt und offensichtlich mit Konservierungsstoffen versetzt, wobei der eigentümliche Geschmack verloren geht.
[Bearbeiten] Rezeptur
Der Birkensaft wird auch durch Umwandlung in Birkenchampagner verbessert: Man kocht 20 l frischen Birkensaft mit 4 kg Zucker in einem Teflonkessel unter Abschäumen bis auf 5 l ein, seiht die Flüssigkeit durch ein reines Tuch in ein Fässchen, fügt nach erfolgter Abkühlung drei bis vier Esslöffel voll frischer warmer Hefe und 2 l alten Franzwein nebst 4 in dünne Scheibern geschnittenen Zitronen ohne Kerne hinzu, mit Bedacht jedoch, dass das Fässchen dadurch nicht ganz angefüllt werde, lässt diese Mischung gären, verspundet das Fässchen nach dem Abgären, zieht, wenn es vier Wochen im Keller gelegen hat, den Wein auf Flaschen, verpicht diese und vergräbt sie, da dieser Wein bei der mindesten Wärme die Flaschen leicht zersprengt (weshalb man auch die Flaschen nicht ganz voll fülle), in einem kühlen Keller in Sand, um sie erst beim Trinken heraus zu nehmen. Beim Einschenken schüttet man erst 1 Teelöffel voll feinen Zucker in das Glas, gießt es dann beinahe voll, rührt es um und trinkt es schnell aus, bevor der Schaum vergeht. In der Sprache der Quelle (Hauslexikon, Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1834, Bd. I, S. 610 f.): „Dieß Getränk soll dem ächten Champagner zum Verwechseln ähnlich seyn.