Caracazo
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Als Caracazo [kaɾaˈkaso in Lateinamerika; kaɾa'kaθo in Spanien] oder sacudón [saku'ðon] bezeichnet man die mehrtägigen, ab dem 27. Februar 1989 begonnenen Aufstände in Caracas, Venezuela, die nach inoffiziellen Schätzungen bis zu 3.000 Menschenleben kosteten.
Im Jahr 2005 erschien der Film „El Caracazo“ über diese Ereignisse.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte
Um die ökonomische Krise (vor allem die Abwertung des Bolívars durch die enorme Verschuldung von über 30 Milliarden USD)[1] zu stoppen, die Venezuela seit Anfang der 1980'er Jahre erlebte, setzte Carlos Andrés Pérez in seiner zweiten Amtszeit eine Reihe von neoliberalen Vorschlägen des internationalen Währungsfonds (wie die Privatisierung von Staatsbetrieben, das Aufheben von Subventionen oder des staatlichen Schutz von privaten Betrieben) um.
Viele seiner Wähler (Pérez war Kandidat der sozialdemokratischen Acción Democrática (AD)) waren gegen diese Reformen[2], die ein Ansteigen der Inflation verursachten und viele Kaufleute zum Horten ihrer Waren bewegte (wodurch nötige Produkte knapp wurden). Die Maßnahme, die schließlich den Caracazo auslöste, war das Erhöhen der Preise für den öffentlichen Transport.
[Bearbeiten] Proteste und Plünderungen
Die Proteste begannen in Guarenas (Miranda), einer Stadt in der Nähe von Caracas am Morgen des 27. Februars 1989. Der Auslöser war der überproportionale Anstieg des Preises für den Transport nach Caracas, wo viele der Bewohner von Guarenas arbeiteten. Die Proteste breiteten sich rasch nach Caracas und andere Städte (wie Barquisimeto) des Landes aus. Am Nachmittag gab es bereits Probleme in beinahe allen Teilen von Caracas, die Kaufleute hatten ihre Geschäfte geschlossen und der öffentliche Verkehr war eingestellt worden.
Aufgrund der Plünderungen[3] erklärte die Regierung den Notstand und sandte das Militär in Stadt, um die Proteste gewaltsam niederzuschlagen. Es kam zu Feuergefechten zwischen Militär und Zivilbevölkerung, in deren Laufe bis zu über 2.000 Zivilisten und auch eine weit kleinere Zahl von Militärs getötet wurden. Die Repression war vor allem in den Armenvierteln hart.
Der Kongress setzte die verfassungsmäßigen Rechte außer Kraft und die Stadt versank für mehrere Tage in Chaos mit Plünderungen, Essensknappheit und Verfolgungen (bis zu Ermordungen) von unschuldigen Personen.
[Bearbeiten] Folgen
Der offensichtliche Preis des Aufstands war die politische Instabilität. Weiters wurde das neoliberale Programm geändert. 1992 erfolgten auch zwei Putschversuche (im Februar von Hugo Chávez und im November).
Der Inter-Amerikanischer Gerichtshof für Menschenrechte verurteilte die Handlungen der Regierung[4] als Verletzungen von Menschenrechten (inklusive von außergerichtlichen Tötungen) und der Staat verpflichtete sich, die Opfer zu entschädigen (ein Versprechen, das er allerdings nicht einhielt).
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ Verursacht durch den Fall des Ölpreises
- ↑ Vor allem, da sie Pérez wegen seines Kurses gegen den IWF während seiner ersten Amtszeit gewählt hatten.
- ↑ Die armen Leute kamen von den Barrios/Ranchos ((schlechten) Wohnvierteln) der cerros (Hügeln) in die wohlhabenden Teile der Stadt
- ↑ Artikel in El Universal (spanisch)