Chorverband Berlin
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Der Chorverband Berlin e. V. (CVB), ehemals Berliner Sängerbund e. V., finanziert sich durch institutionelle Förderung seitens der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie durch Mitgliedsbeiträge. Er vereinigt 244 Laienchöre mit insgesamt ca. 10000 Mitgliedern: Gemischte Chöre, Männer-, Frauen-, Jugend-, Kinder-, Senioren- und Schulchöre ebenso wie Kirchen-, Oratorien-, Gospelchöre und Instrumentalensembles. 1996 entstand mit der “Chorjugend im Berliner Sängerbund” ein Verein mit eigenen Haushaltsmitteln, dem rund 50 Kinder- und Jugendchöre angehören.
Der Chorverband Berlin übernimmt u. a. Ausfallbürgschaften, GEMA-Gebühren und Mietkosten oder gewährt Zuschüsse bei Konzertreisen. Er tritt aber auch selbst als Veranstalter auf, z. B. mit Sängertreffen oder den “Sonntagskonzerten” im Kammermusiksaal der Philharmonie. Insbesondere im Bereich der musikpädagogischen Arbeit bemüht sich der Verband um Erhaltung und Steigerung des fachlichen Niveaus seiner Mitglieder. So finden unter seiner Leitung regelmäßig Fortbildungsseminare für Chorleiter, -vorstände und -mitglieder statt.
1996 trat der damalige Berliner Sängerbund erstmals mit einer Großveranstaltung unter dem Motto “Singende, klingende Stadt” auf, um in rund 130 Konzerten auf die Vielfalt der Berliner Chorlandschaft aufmerksam zu machen. Es folgten ähnliche Musikfeste 1998 und 2001. Ein bedeutender Höhepunkt war die federführende Vorbereitung und Durchführung des 20. Deutschen Chorfestes des Deutschen Sängerbundes 2003 in Berlin mit ca. 800 Konzerten von 600 Chören.
Der Chorverband Berlin ist Mitglied im Deutschen Chorverband (DCV), der weltweit größen Laienmusikorganisation mit Sitz in Köln.
Präsident des Chorverbandes Berlin ist seit 1985 Prof. Reinhard Stollreiter.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Berliner Sängerbund wurde 1901 gegründet. Die musikalischen Wurzeln liegen weiter zurück und reichen bis ins 18. Jahrhundert. Da wäre zunächst Carl Friedrich Fasch (1736-1800) zu nennen, der 1791 die Berliner Singakademie gründete und damit den Grundstein zu geregelter, gehobener Chorpflege in Deutschland legte. Sein Schüler Carl Friedrich Zelter (1758-1832), Baumeister, musikalisches Multitalent und Goethe-Freund, übernahm 1800 nach Faschs Tod die Leitung und setzte durch, dass man im Jahre 1827 ein eigenes Haus am Berliner Festungsgraben beziehen konnte. In diesem von Karl Theodor Ottmer nach Skizzen Karl Friedrich Schinkels errichteten klassizistischen Gebäude bereitete Zelter 1829 die Wiederaufführung von Bachs “Matthäuspassion” vor, die sein bedeutendster Schüler, Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), mit großem Erfolg dirigierte. Eine der tragenden Rollen übernahm dabei natürlich die Berliner Singakademie.
Zelter war es auch, der 1809 die Liedertafel, eine Vereinigung von Männern zur Pflege des gemeinsamen Gesanges, ins Leben rief und damit ebenfalls eine musikhistorisch bedeutende Leistung vollbrachte. Erwähnt sei noch der Musikpädagoge, Volksliedsammler und Chordirigent Ludwig Erk (1807-83), der im Berliner Musikleben um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine herausragende Rolle spielte und mehrere Chöre begründete.
Am 22. Juni 1901 wurde in Berlin von elf (!) Chören darüber beraten, ob es wohl zweckmäßig sei, eine regionale Gemeinschaftsorganisation zu schaffen, die dann die spezifischen Interessen der Sänger gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit effektiv vertreten könnte. Am 25. September 1901 war es dann so weit, neun Männerchöre mit insgesamt 909 Mitgliedern bildeten den ersten Berliner Regionalverband. Da zu dieser Zeit Charlottenburg und Köpenick noch selbständige Gemeinwesen waren, sprach man offiziell vom “Regionalverband für Berlin und Umgebung”. Potsdamer Sänger gehörten übrigens auch dazu.
Die 20-er Jahre brachten dann wesentliche demokratische Impulse, aber die folgende Zeit zwischen 1933 und 1945 bedeutete Stagnation, Knebelung und Bevormundung. Die deutsche Teilung nach 1945 führte zu einem politischen und künstlerischen Auseinanderleben und schließlich zu gegenläufigen Entwicklungen. Und dann kam 1989/90 die Wende. Die Vereinigung der Ost- und Westberliner Chorverbände zu einem einheitlichen neuen Berliner Sängerbund ist ein denkwürdiger Vorgang, der beispielhaft die unterschiedlichen Konzepte und Strukturen beider Seiten zusammenführte. Hier war es Professor Reinhard Stollreiter, der es verstand, diesen Vereinigungsprozess zum Erfolg zu führen.
Auf der Jahreshauptversammlung des Berliner Sängerbundes am 25. März 2006 wurde mit großer Mehrheit die Umbenennung des “Berliner Sängerbundes e. V.” (BSB) in “Chorverband Berlin e. V.” (CVB) beschlossen.