Clara (Nashorn)
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Clara (* 1738; † 1758) war ein weibliches indisches Nashorn, das Mitte des 18. Jahrhunderts durch eine siebzehnjährige Ausstellungstour durch Europa berühmt wurde. Es betrat 1741 in Rotterdam europäischen Boden und wurde damit das fünfte lebende Nashorn in der Europäischen Neuzeit seit Dürers Nashorn 1515. Clara starb am 14. April 1758 in London.
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[Bearbeiten] Herkunft
Clara wurde 1738 im Alter von ungefähr einem Monat von Jan Albert Sichterman adoptiert, nachdem ihre Mutter von indischen Jägern getötet worden war. Sichterman war Direktor der Niederländischen Ostindien-Kompanie in Bengalen. Clara wurde sehr zahm und durfte sich frei um Sichtermans Residenz bewegen. 1740 verschenkte oder verkaufte Sichterman Clara an Douwe Mout van der Meer, Kapitän der Knappenhof, der mit Clara in die Niederlande zurückkehrte.
[Bearbeiten] Leben auf Touren
Clara wurde am 22. Juli 1741 in Rotterdam ausgeschifft und sofort der Öffentlichkeit zur Schau gestellt. 1741 trat sie in Brüssel auf und im folgenden Jahr in Hamburg. Diese Ausstellungen waren so erfolgreich, dass Douwe Mout van der Meer die Niederländische Ostindien-Kompanie 1744 verließ, um mit seinem Nashorn durch Europa zu reisen. Für Claras Transport hatte er ein spezielles Fuhrwerk bauen lassen. Die eigentliche Schau-Tour begann im Frühjahr 1746 und wurde ein überwältigender Erfolg. Clara besuchte Hannover und Berlin, wo König Friedrich II. von Preußen sie am 26. April auf dem Spittelmarkt besichtigte. Die Reise wurde über Frankfurt an der Oder und Breslau nach Wien fortgesetzt. Dort wurde Clara am 5. November Kaiser Franz I. und Kaiserin Maria Theresia vorgeführt.
1747 reiste Clara nach Regensburg, Freiberg (Sachsen) und Dresden, wo sie für Johann Joachim Kändler von der Meißener Porzellanmanufaktur Modell stand und am 19. April von August III., Kurfürst von Sachsen und König von Polen, besucht wurde. Sie war am 23. April zum Osterfest in Leipzig; eine Einladung von Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel brachte sie anschließend in die Orangerie des Kasseler Schlosses. Im November besuchte Clara den Gasthof „Zum Pfau“ in Mannheim und verbrachte Weihnachten in Straßburg.
1748 reiste Clara über Bern, Zürich, Basel, Schaffhausen, Stuttgart, Augsburg, Nürnberg nach Würzburg. Dann kehrte sie nach Leiden zurück und begab sich von dort aus auf eine Frankreich-Tournee. Im Dezember 1748 war Clara in Reims, und im Januar 1749 wurde sie von König Ludwig XV. in der königlichen Menagerie in Versailles empfangen. Sie verbrachte fünf Monate in Paris, wo sie eine Sensation war: Briefe, Gedichte und Lieder wurden über sie geschrieben und sogar Perücken à la rhinocéros erfunden. Der Naturforscher Buffon untersuchte sie und Jean-Baptiste Oudry malte ihr lebensgroßes Porträt. Von Clara beeindruckt, taufte die französische Marine 1751 ein Kriegsschiff auf den Namen Rhinocéros. Eine auf Oudrys Gemälde basierende Zeichnung erschien in Diderots Encyclopédie und Buffons „Naturgeschichte“.
Ende 1749 wurde Clara in Marseille eingeschifft in Richtung Italien. Nach einem Besuch Neapels erreichte sie Rom, wo sie im März 1750 die Diokletiansthermen besuchte. In Rom wurde ihr, wie es scheint, aus Sicherheitsgründen das Horn abgeschnitten.
Über Bologna im August und Mailand im Oktober 1750 erreichte Clara im Januar 1751 Venedig. Dort wurde sie im Karneval zur großen Attraktion und von Pietro Longhi gemalt. Auf dem Rückweg nach Wien besuchte Clara Verona. Gegen Ende des Jahres kam Clara in London an, wo sie von der englischen Königsfamilie besichtigt wurde.
[Bearbeiten] Letzte Reisen
Über die genauen Reisewege Claras in den folgenden Jahren 1752 bis 1758 ist wenig bekannt; sie besuchte Prag, Warschau, Krakau und 1754 ein zweites Mal Breslau; nach einem Aufenthalt in Kopenhagen 1755 war sie 1758 wieder in London, wo sie im Horse and Groom in Lambeth zu einem Eintrittspreis von 6 Pence oder 1 Shilling ausgestellt wurde. Dort starb sie am 14. April 1758 im Alter von ungefähr zwanzig Jahren.
[Bearbeiten] Literatur
- Glynis Ridley: Clara’s Grand Tour: Travels with a Rhinoceros in Eighteenth-Century Europe. Grove Press, New York 2005, ISBN 0871138832.
[Bearbeiten] Weblinks
Wikisource: Eigentliche und accurate Vorstellung Des neu angekommenen Asiatischen Wunder-Thiers Rhinoceros – Quellentexte |
Commons: Clara (rhinoceros) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |