Das öde Haus
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Das öde Haus ist eine Novelle von E. T. A. Hoffmann, die erstmals 1817 erschienen ist.
[Bearbeiten] Inhalt
In dem Buch geht es um ein Haus in einer Stadt, deren Name nicht genannt wird. Sie heißt lediglich „…n“. Da aber auch von dem "...ger Tor" die Rede ist, kann man davon ausgehen, dass es sich um Berlin handelt. Der Erzähler Theodor berichtet über ein Erlebnis, das während seines Urlaubs in der unbekannten Stadt geschah. Als er durch die Hauptstraße spazierte, fiel ihm ein altes, fast schon verfallenes Haus auf, welches zwischen zwei der für die Stadt typischen prächtigen Gebäuden stand. Zuerst überlegte der Erzähler, wie es nur möglich sei, dass so ein verfallenes Gebäude noch nicht abgerissen worden war, später jedoch erzählte ihm ein Freund namens Graf P., dass es sich bei diesem Haus um die Wirtschaftsräume der nebenan gelegenen Bäckerei handle. Theodor wird immer neugieriger und beschließt, den Bäckereibesitzer genauer darüber zu befragen. Dieser berichtet ihm, dass das fragliche Gebäude leider nicht zu seinem Besitz zählt, er es aber gerne hätte, da er den Platz gut gebrauchen könnte. Weiters erfährt Theodor, dass es in diesem „öden Haus“ angeblich spukt. Nachts und besonders zu Silvester sowie 12 am/pm sollen schauerliche Laute ertönen. Der Bäckereibesitzer berichtet außerdem, dass dieses Haus einer Gräfin von Z. gehört.
Entgegen der Meinung Theodors, dass diese Behausung leer stehend sei, erfährt er, dass es doch einen Bewohner gibt, nämlich einen alten Hausmeister. An einem andern Tag bemerkt Theodor eine weibliche Gestalt in einem der oberen Fenster. Fasziniert von ihrem Anblick beobachtet er sie von nun an täglich. Später jedoch berichtet ihm Graf P., dass dieses Wesen, welches Theodor zu sehen glaubt, bloß ein Gemälde ist, welches der Hauswart nur kurz auf das Fensterbrett stellt, um es abzustauben. Kurz darauf fühlt sich der Erzähler von der mysteriösen Frau am Fenster verfolgt: Er sieht das Mädchen in seinen Träumen und auch wenn er in den Spiegel blickt. Daraufhin entschließt er sich, einen Psychiater aufzusuchen. Schließlich erzählt der Arzt Theodor, dass ein gewisser Graf von S. sich in die Gräfin Z. verliebt hatte, aber später mit ihrer Schwester Gabriele durchgebrannt sei. Infolgedessen wurde Gabrieles Schwester Angelika verrückt. Deswegen kaufte ihr Vater das „öde Haus“ und ließ Angelika und den Hausmeister darin wohnen. Mit Gewalt versuchte der Hauswart Angelikas Ausbrüche des Wahnsinns zu bändigen, doch es gelang ihm nicht.
Offen bleibt, ob es sich bei der Gestalt im Fenster tatsächlich nur um ein Gemälde handelt.
[Bearbeiten] Interpretation
Die Geschichte ist an vielen Stellen verwirrend. Oft weiß man nicht, wer gerade spricht bzw. erzählt. Der Haupterzähler, Theodor, ist eine sehr eigenartige Gestalt. Anscheinend ist er nicht im Stande, zwischen einer Frau bzw. dem Gemälde einer Frau zu unterscheiden. Nachdem er beschließt, die Gestalt im Fenster genau zu beobachten, fühlt er sich verfolgt und muss später von einem Psychiater behandelt werden. Beim Lesen des Buches ist mir außerdem aufgefallen, dass E.T.A. Hoffmann niemals den Namen der Stadt, in der die Geschichte spielt, erwähnt. Sie heißt lediglich „…n“. Außerdem wird der Name der Familie des Grafen nicht erwähnt. Ein eher heruntergekommenes Haus zwischen zwei schönen Häusern findet sich in vielen Städten. Trotzdem erkennt jeder, der mit den Werken und dem Leben Hoffmanns und den örtlichen Gegebenheiten vertraut ist, dass es um die Straße Unter den Linden in Berlin geht. Gemäß einer Anmerkung von Günter de Bruyn in dem Band "E. T. A. Hoffmann - Gespenster in der Friedrichstadt" Morgenbuchverlag 1996, handelte es sich bei dem Gebäude tatsächlich um das Haus Unter den Linden No. 9 (alte Zählung), welches 1824 abgerissen wurde. Heute steht dort die Botschaft Russlands.
Bis zum Schluss wird nicht klar, ob E.T.A. Hoffmann eine Frau oder nur ein Gemälde mit dem Motiv einer weiblichen Gestalt in diesem Haus durch das Fenster gesehen hat und um diese Gegebenheit eine Phantasiegeschichte gebildet hat.
[Bearbeiten] Weblinks
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