Russland
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Российская Федерация Rossijskaja Federazija |
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Amtssprache | Russisch, Sprachen der Nationalitäten in den Teilrepubliken und Autonomen Kreisen | ||||
Hauptstadt | Moskau | ||||
Staatsform | semipräsidiale Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Wladimir Putin | ||||
Regierungschef | Premierminister Michail Fradkow | ||||
Fläche | (1.) 17.075.400 km² | ||||
Einwohnerzahl | (8.) 142.400.000 (Stand Anfang Juli 2006) | ||||
Bevölkerungsdichte | (179.) 8,3 Einwohner pro km² | ||||
BIP | 2005 (geschätzt) $755 Mrd. (10.) |
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BIP/Einwohner | $5.341 (63.) | ||||
Währung | 1 Rubel = 100 Kopeken | ||||
Gründung | 12. Juni 1990 (Ausrufung) 26. Dezember 1991 (Auflösung der Sowjetunion) |
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Nationalhymne | Hymne der Russischen Föderation | ||||
Nationalfeiertag | 12. Juni, (Unabhängigkeitstag) | ||||
Zeitzone | MEZ +1 bis +11 | ||||
Kfz-Kennzeichen | RUS | ||||
Internet-TLD | .ru | ||||
Telefonvorwahl | +7 | ||||
Russland (russisch Россия, Aussprache ?/i/ Transkription Rossija, dt. veralt. Großrussland) ist ein Staat in Osteuropa und Nordasien und der flächenmäßig größte Staat der Erde. Eine gleichwertige Bezeichnung ist Russische Föderation (eigentlich Russländische Föderation, russisch Российская Федерация, Aussprache ?/i/ Transkription Rossijskaja Federacija).
Inhaltsverzeichnis |
Geografie
Angrenzende Staaten und Meere
Im Folgenden sind die an Russland angrenzenden Nachbarländer und Meere entgegen dem Uhrzeigersinn aufgeführt. Die Grenzlänge ist hinter den jeweiligen Staaten in Klammern angegeben.
Das russische Kernland grenzt an die Staaten Norwegen (196 km) und Finnland (1340 km), gefolgt von einem kurzen Küstenstreifen zur Ostsee. Danach teilt sich Russland eine Grenze mit den baltischen Ländern Estland (294 km) und Lettland (217 km), weiter südlich gefolgt von Weißrussland (959 km) und der Ukraine (1576 km).
Das Schwarze Meer trennt die europäischen Grenzen Russlands von den asiatischen. Im Kaukasus grenzen Georgien (723 km) und Aserbaidschan (284 km) an. Es folgt ein Küstenstreifen am Kaspischen Meer und eine lange gemeinsame Grenze mit Kasachstan (6846 km).
In Ostasien grenzt Russland erstmals an die Volksrepublik China (etwa 40 km) und dann an die Mongolei (3485 km). Danach trifft das russische Hoheitsgebiet zum zweiten Mal mit dem der VR China zusammen (3605 km). Mit Nordkorea (19 km) besteht die letzte Landverbindung zu einem anderen Staat. Danach folgen die Küstenlinien zum Japanischen, dem Ochotskischen Meer, zum Pazifischen Ozean und schließlich zur Beringsee. Über die nur etwa 85 km schmale und 30 m bis 50 m tiefe Beringstraße ist Russland im äußersten Osten von Alaska getrennt.
Der gesamte nördliche Teil des Landes grenzt an den Arktischen Ozean. Dort liegen verschiedene zu Russland gehörende Inseln, als nördlichste Franz-Josef-Land. Die Gesamtlänge der Landesgrenzen beträgt 20.017 km, die Küstenlinie umfasst 37.653 km.
Neben dem Kernland besitzt Russland noch eine Exklave, den nördlichen Teil Ostpreußens, die heutige Oblast Kaliningrad. Die Exklave grenzt an Litauen (227 km) und Polen (206 km) und gehörte bis 1945 zu Deutschland.
Großlandschaften
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Hauptartikel: Russische Großlandschaften
Russland gliedert sich geografisch betrachtet hauptsächlich in die folgenden Großlandschaften (etwa in West-Ost-Richtung):
- Osteuropäische Ebene – westlich des Uralgebirges
- Westsibirisches Tiefland – östlich des Uralgebirges
- Nordsibirisches Tiefland – südlich des Arktischen Ozean
- Mittelsibirisches Bergland – zwischen Jenissei und Lena
- Südsibirische Gebirge – Gebirge im Süden Russlands (bzw. Sibiriens)
- Mitteljakutische Niederung – in der Fluss-Niederung der Lena
- Ostsibirisches Bergland – Gebirge östlich der Lena
- Ostsibirisches Tiefland – südlich der Ostsibirischen See
Flüsse und Ströme
Im europäischen Teil Russlands ist der wichtigste Fluss die Wolga. Sie ist der längste Fluss Europas und verläuft ausschließlich in Russland. Nach 3.531 km mündet sie schließlich ins Kaspische Meer. Als Wasserweg erfährt die Wolga besondere Bedeutung, da sie Nordeuropa mit Zentralasien verbindet. Eine große Bedeutung für die slawischen Staaten besitzt auch der Dnepr (auch Dnjepr genannt). Der Strom entsteht westlich von Moskau und fließt anschließend durch Weißrussland und die Ukraine, wo er ins Schwarze Meer mündet. Über den Dnepr-Bug-Kanal ist er mit dem polnischen Fluss Bug und mit Weichsel und Memel verbunden, was den Dnepr zu einer wichtigen Wasserstraße macht.
Flüsse, die in das Kaspische Meer entwässern:
- Die Wolga entspringt in den Waldaihöhen beim Dorf Wolgowerchowe (128 m ü. NN) und mündet ins Kaspische Meer (-28 m), hat also ein Gefälle von nur 156 m, ist aber mit 3.534 km Länge der längste Fluss Europas.
- Die Kama ist ein 1.805 km langer, linker und der größte Nebenfluss der Wolga im europäischen Teil von Russland.
- Die Wjatka ist ein 1.314 km langer Zufluss der Kama im Osten des europäischen Teils von Russland.
- Die Oka ist ein rechter, 1.480 km langer Nebenfluss der Wolga im europäischen Teil Russlands.
- Die Kama ist ein 1.805 km langer, linker und der größte Nebenfluss der Wolga im europäischen Teil von Russland.
- Der Ural entspringt im gleichnamigen Gebirge und verläuft in Richtung Süden nach Kasachstan. Da er erst jenseits der kasachischen Grenze schiffbar wird, hat er für Russland nur geringe wirtschaftliche Bedeutung, jedoch wird er allgemein als Teil der Innereurasischen Grenze angesehen.
Flüsse, die in den Atlantik entwässern:
- Die Newa durchquert Sankt Petersburg (Leningrad) und mündet in die Ostsee.
- Die Düna ist ein in die Ostsee mündender, 1.020 km langer Strom in Russland, Weißrussland und im Baltikum.
- Der Pregel mündet hinter Kaliningrad (Königsberg) in das Frische Haff.
- Die Memel, russ. Neman, ist ein 937 km langer Strom, der durch Weißrussland und Litauen fließt und vor der Mündung ins Kurische Haff und die Ostsee fließt, Grenzfluss zwischen der Kaliningrader Oblast und Litauen ist.
- Der Don mündet in das Asowsche Meer, ein Binnenmeer des Schwarzen Meeres.
- Der Kuban fließt vom Elbrus aus 906 km durch das Hochland von Stawropol bis zum Asowschen Meer. Der Fluss ist wirtschaftlich bedeutend, da er schiffbar ist.
Flüsse, die in das Polarmeer entwässern:
- Die Petschora (Fluss) ist ein 1.809 km langer, zum Nordpolarmeer fließender Strom im nördlichen, europäischen Teil Russlands.
- Der Ob entwässert 2.430.000 km² mit etwa 13.070 m³/sek (Jahresdurchschnitt 1994). Er fließt aus dem Altai in den Arktischer Ozean.
- Der Tschulym ist ein 1.799 km langer Nebenfluss des Ob. Mit seinem rechten Quellfluss Weißer Ijus ist er 2.023 km lang.
- Der Irtysch ist mit 4.248 km der längste Nebenfluss des Ob.
- Der Tobol ist ein 1.591 km langer Zufluss des Irtysch in Kasachstan und Russland.
- Der Jenissei entwässert 2.440.000 km² mit etwa 20.022 m³/sec (Jahresdurchschnitt 1995) und fließt aus dem Sajangebirge in den Arktischen Ozean.
- Die Angara ist der einzige Abfluss des Baikalsees und mündet in den Jenissei.
- Die Selenga ist ein Zufluss des Baikalsees und damit der Angara. Sie entspringt in der Mongolei.
- Die Steinige und die Untere Tunguska münden in den Jenissei.
- Die Angara ist der einzige Abfluss des Baikalsees und mündet in den Jenissei.
- Die Lena entwässert 2.460.000 km² mit etwa 16.440 m³/sec (Jahresdurchschnitt 1994) und entspringt im Baikalgebirge. Sie mündet bei Tiksi.
- Die Kolyma entwässert 526.000 km² mit etwa 2.728 m³/sec (Jahresdurchschnitt 1994) und fließt vom Tscherskigebirge nach Tscherski, wo sie mündet.
Flüsse, die in den Pazifik entwässern:
- Der Amur bildet seit 1689 die 2.824 km lange Grenze zwischen Russland und China.
- Der Ussuri ist ein rechter Nebenfluss des Amur in Russland und China. Der 588 km lange Fluss entspringt in Russisch-Fernost nordöstlich von Wladiwostok im Süden des Sichote-Alin-Gebirges.
- Die Seja (russisch "Зея") ist ein linker und etwa 1.200 km langer Nebenfluss des Amur in der Oblast Amur.
Gebirge und Berge
Die russische Topographie ist sowohl von vielen Gebirgen und Gebirgsketten als auch von Senken geprägt.
Die bedeutendsten Gebirge in Russland sind (alphabetisch sortiert):
Altai, Baikalgebirge, Chibinen, Kaukasus, Kolymagebirge, Putoranagebirge, Sajangebirge, Stanowojgebirge, Stanowojhochland, Tannu-ola-Gebirge, Tscherskigebirge, Ural, Werchojansker Gebirge.
Der höchste Berg in Russland ist der Elbrus (5.642 m) im Kaukasus.
Städte
Die 10 größten Städte Russlands:
- Moskau - Zentralrussland (10,10 Mio.)
- Sankt Petersburg (Leningrad) - Nordwestrussland (4,58 Mio)
- Nowosibirsk - Sibirien (1,42 Mio)
- Nischni Nowgorod (Gorki) - Wolga (1,35 Mio)
- Jekaterinburg (Swerdlowsk) - Ural (1,26 Mio)
- Samara (Kujbyschew) - Wolga (1,16 Mio)
- Omsk - Sibirien (1,15 Mio)
- Kasan - Wolga (1,11 Mio)
- Tscheljabinsk - Ural (1,07 Mio)
- Ufa - Wolga (1,04 Mio)
Für weitere Städte siehe: Liste der Städte in Russland
Klima
Große Teile des Landes sind vom Kontinentalklima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern geprägt. Die vier Klimastationen Moskau, Jekaterinburg, Nowosibirsk und Bomnak liegen alle etwa auf 55° nördlicher Breite von West nach Ost. An ihnen lässt sich die zunehmende Kontinentalität mit immer ausgeprägteren Differenzen zwischen dem wärmsten und kältesten Monat des Jahres gut erkennen. Im Nordosten Sibiriens – beim Ort Oimjakon – liegt der Kältepol der Nordhalbkugel.
Klimadiagramm von Moskau |
Klimadiagramm von Bomnak |
Die Klima- und Ökozonen verlaufen in Russland weitgehend breitenkreisparallel, so dass stark schematisiert folgende Nord-Süd-Abfolge entsteht:
Klimazone Klima |
Ökozone | Verbreitung |
---|---|---|
Polare Zone Eisklimate |
Kältewüste | Inseln im Nordpolarmeer, nördlicher Teil der Taimyr-Halbinsel |
Tundrenklimate | Kältesteppe (Tundra) | 200-800 km breite Zone nördlich des Polarkreises, im Mittelsibirischen Bergland nördlich 70° nördlicher Breite |
Gemäßigte Zone Kaltgemäßigte Klimate |
borealer Nadelwald, in Sibirien "Taiga" | 1000-2000 km breite Zone nördlich der Linie St. Petersburg–Ufa–Irkutsk–Sachalin |
Kühlgemäßigte Klimate | sommergrüner Laub- und Mischwald | im europäischen Russland das Dreieck St. Petersburg–Odessa–Ufa, in Westsibirien der Streifen Tscheljabinsk–Krasnojarsk; Amur-Gebiet |
Trockenklimate der mittleren Breiten | winterkalte Steppe winterkalte Halbwüste |
am Unterlauf von Don und Wolga, Nordkaukasus Kaspische Senke, Tuwa |
Subtropische Zone Mittelmeerklima |
Hartlaubwald | Schwarzmeerküste zwischen Noworossisk und Sotschi |
Bevölkerung
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Russland ist ein Vielvölkerstaat. So leben neben den Russen, die mit 79,8 % die Mehrheit der Bevölkerung stellen, noch fast 100 andere Völker auf dem Gebiet des Landes. Größere Minderheiten sind die Tataren (4,0 %), die Ukrainer (2,2 %), die Armenier (1,9 %), die Tschuwaschen (1,5 %), die Baschkiren (1,4 %), die Deutschen (0,8%) und andere. Zu den kleineren Minderheiten zählen beispielsweise die Mescheten und verschiedene Minderheiten jüdischen Glaubens. Sie sprechen meistens Sprachen aus dem Kreis der Uralische Sprachen (Samojedische Sprachen), Altaiische Sprachen und Paläosibirische Sprachen.
Siehe auch: Indigene Völker des russischen Nordens, Sibiriens und des russischen Fernen Ostens
Für viele nicht-russische Völker wurden Republiken mit weitgehender Autonomie errichtet. In den letzten Jahren erlebt Russland einen deutlichen Bevölkerungsrückgang von etwa 670.000 Einwohnern pro Jahr. Dennoch ist Russland das zweitwichtigste Einwanderungsland der Welt. Herkunftsländer sind hierbei vor allem die ärmeren, südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens und des Kaukasus, aber in zunehmender Zahl auch Afrika und Südostasien. Die Mehrheit der Einwanderer stellen bisher jedoch die Russen, die während der Sowjetzeit in anderen Teilrepubliken angesiedelt wurden und nun mit ihren Familien nach Russland zurückkehren.
Russisch ist die einzige überall geltende Amtssprache, parallel dazu wird in den einzelnen autonomen Republiken oftmals die jeweilige Volkssprache als zweite Amtssprache verwendet. Das kyrillische Alphabet ist die mit der Ausnahme Tatarstans einzige offizielle Schrift und es besteht die Richtlinie, dass alle jeweiligen Sprachen in Kyrillisch zu schreiben sind. Tatarisch wurde als einzige Ausnahme ab 2001 gegen den Widerstand der in Tatarstan ansässigen russischsprachigen Bevölkerung ausschließlich in lateinischer Schrift geschrieben. Diese Praxis verbot das Russische Verfassungsgericht jedoch im November 2004 mit der Begründung, dass für die Einigkeit Russlands eine einheitliche Schrift notwendig wäre[2].
Über 80 % der Russen leben in den westlichen Gebieten des Landes sowie im Süden Russlands.
Religionen
Hauptartikel: Religionen in Russland
Was die Zugehörigkeit zur Religion angeht, gibt es keine zuverlässigen Zahlen, da die Mitglieder von Kirchen und Gemeinden nicht registriert werden. Nach einer Meinungsumfrage des Instituts für sozialpolitische Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften vom Januar 1997 bezeichneten sich 51 Prozent der Befragten als Anhänger der Russisch-Orthodoxen Kirche, 7 Prozent bekannten sich zum Islam, ein Prozent zu anderen Konfessionen. 11 Prozent glaubten an eine übernatürliche Kraft ohne sich an eine Glaubensrichtung gebunden zu fühlen. 30 Prozent bezeichneten sich als Atheisten. [3]
Das CIA-World-Factbook geht für das laufende Jahr von folgenden groben Schätzungen für praktizierende Gläubige aus, also von solchen die ihren Glauben aktiv ausüben: 15 bis 20 Prozent Russisch-Orthodoxe, 10 bis 15 Prozent Muslime, 2 Prozent übrige christliche Konfessionen.[4]
Bevölkerungsentwicklung
Russland verliert ca. 365.000 Einwohner im Jahr (ca. 1000 Einwohner am Tag). Die Bevölkerungsdichte:
- 8,46 Einwohner/km² (2004)
- 8,40 Einwohner/km² (2005)
- 8,35 Einwohner/km² (2006)
73 % der Russen leben in Städten.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Russlands
Etymologie
Der alte ostslawische Name für das Gebiet des von Slawen bewohnten Teils des europäischen Russlands, Weißrusslands und der Ukraine war Rus (siehe Kiewer Rus), der davon abgeleitete mittelalterliche lateinische Name war Ruthenia, in latinisierter slawischer Version Russia (ab dem frühen 18. Jahrhundert Rossija).
Streng genommen würde Rossijskaja Federazija wörtlich übersetzt ‚Russländische Föderation‘ (von Rossija ‚Russland‘) und nicht ,Russische Föderation‘ heißen. Man hat bewusst nicht Russkaja Federazija (‚Russische Föderation‘) als Staatsbezeichnung gewählt, um auch die nicht-russischen Ethnien einzubeziehen. Ist von dem russischen Volk oder der russischsprachigen Kultur die Rede, spricht man daher im Russischen von russkij (‚russisch‘). Ist dagegen von den Staat Russland betreffenden Sachverhalten die Rede, verwendet man das Adjektiv rossijskij (‚russländisch‘). Trotzdem wird im Deutschen in beiden Fällen zumeist das Adjektiv ,russisch‘ verwendet. Der Gebrauch des Wortes ‚russländisch‘ beschränkt sich weitgehend auf Fachpublikationen. Auch die amtliche Übersetzung der Staatsverfassung verwendet diese Variante.
Entstehung
Die früheste Geschichte des europäischen Russlands (für die Geschichte des asiatischen Teils, siehe Geschichte Sibiriens) ist im Norden geprägt von finno-ugrischen Völkern und Balten, und im Süden von den indogermanischen Steppenvölkern des Kurganvolks, der Kimmerier, Skythen, Sarmaten und Alanen; später kamen hier noch Griechen, Goten, Hunnen und Awaren hinzu. In der Mitte, zwischen Dnjepr und Bug, fand die Ethnogenese der slawischen Völker statt, die sich ab dem 6. Jahrhundert auch nach Norden und Osten auszudehnen begannen.
Ab dem 8. Jahrhundert befuhren schwedische Wikinger die osteuropäischen Flüsse, gründeten Städte und Siedlungen und vermischten sich mit der slawischen Vorbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der "Kiewer Rus" mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im südlichen Steppengebiet und an der Wolga waren hingegen Reiche der aus Asien eingeströmten Turkvölker der Chasaren und Wolgabulgaren entstanden, mit denen die Rus Handel trieben, aber auch mehrfach Kriege führten. Intensive Kontakte mit dem Byzantinischen Reich führten schließlich 988 zur orthodoxen Christianisierung der Kiewer Rus.
Aufgrund des ungünstigen Senioratsprinzips bei der Regelung der Erbfolge begann die Kiewer Rus im 12. Jahrhundert zu zerfallen, was es den ab 1223 einfallenden Mongolen erleichterte, die zerstrittenen russischen Fürstentümer zu unterwerfen. Die Goldene Horde beherrschte nun für zwei Jahrhunderte einen großen Teil der Rus, ein anderer Teil wurde dem Großfürstentum Litauen und später Polen-Litauen eingegliedert. Das Großfürstentum Moskau, das sich als politischer Nachfolger von Wladimir-Susdal etablieren konnte, konnte sich schließlich von der mongolischen Fremdherrschaft befreien, und Großfürst Iwan IV. ließ sich 1547 zum ersten "Zar der ganzen Rus" krönen. Unter seiner Herrschaft begann auch die Eroberung Sibiriens, die russische Kosaken erstmals im 17. Jahrhundert bis an den Pazifik brachte.
So verlor Polen am 4. November 1611 die Vorherrschaft über Moskau. An diesem Tag besiegte eine russische "Volksarmee" aus Nischni Nowgorod, angeführt vom Metzger Kuzma Minin und unterstützt vom Fürsten Dmitri Poscharski, die polnischen Besatzer in Moskau, die einen polnischen König installieren wollten. Dieses Ereignis und die daran anschließende Krönung von Michail Romanow (den die Polen zuvor umzubringen versuchten) gilt als das Ende der Smuta, der Zeit der Wirren.
Zwischenzeitlich hatte der russische Staat praktisch aufgehört zu existieren. Ein Grund mag auch gewesen sein, dass die Polen den Metropoliten Filaret, der den polnischen König und den Katholizismus nicht anerkennen wollte, im Kreml zu Tode folterten , was die Stimmung gegen die polnische Besatzung anschwellen ließ.
Öffnung Russlands unter Peter dem Großen
Hauptartikel: Russisches Reich
An der Wende zum 18. Jahrhundert öffnete Zar Peter der Große das teilweise in mittelalterlichen Strukturen erstarrte russische Reich westeuropäischen Einflüssen und förderte Wissenschaft und Kultur. 1703 gründet er die Stadt Sankt Petersburg, die das Symbol für den russischen Fortschritt werden sollte. Mit dem Sieg gegen Schweden im über 20 Jahre währenden Großen Nordischen Krieg und der damit erlangten Vormachtstellung im Ostseeraum, machte er Russland zu einer gesamteuropäischen Großmacht.
Zarin Katharina die Große ging Peters Weg weiter und betrieb konsequent Expansionspolitik, im Laufe derer sie die Schwarzmeerküste vom Osmanischen Reich eroberte (Neurussland) und sich an den Teilungen Polens beteiligte. 1812 fielen Napoleons Truppen in Russland ein und eroberten Moskau, wurden schließlich jedoch vernichtend geschlagen. Bald darauf zog Zar Alexander I. als "Retter Europas" in Paris ein. Russland war nun die führende Macht in Europa und erlebte ein goldenes Zeitalter.
Ab 1825 gab es im unzufriedenen Volk, in den annektierten Gebieten (Polen,Litauen etc.) und bei der Intelligenzija immer wieder Aufstände, Unruhen und Attentate (siehe Dekabristen), und in den 1860er Jahren kam es zur Aufhebung der Leibeigenschaft. Trotz erheblicher Industrieproduktion (Stahl, Kohle, Öl, Militärbedarf) geriet Russland immer mehr ins Hintertreffen gegenüber den westeuropäischen Großmächten. Der Grund hierfür war die Ineffizienz des staatlich kontrollierten Aufbaus der Industrie, der nur in den städtischen Ballungszentren vorangetrieben wurde. Während in den großen Städten wie Moskau und St. Petersburg aufgrund der Landflucht ein Industrieproletariat entstand, verharrte das übrige Land in Armut und der Rechts- und Sozialordnung der Feudalgesellschaft. Die Industrialisierung drang nicht in die ländlichen Provinzen des Riesenreichs vor, sondern beschränkte sich hauptsächlich auf Moskau, Sankt Petersburg, Warschau und Łódź. Mangelnde Infrastruktur, die Armut der Arbeiter und Bauern und die fehlende Demokratisierung bereiteten große Probleme, wie das Zarenreich erstmals im Krimkrieg und schließlich 1905 bei der Niederlage gegen Japan schmerzlichst erfahren musste. Allerdings war Zar Nikolaus II. nicht bereit, grundlegende Reformen einzuleiten. So ließ er ein weitgehend funktionsloses Parlament, die Duma, das er notgedrungen genehmigt hatte, nur kurze Zeit später wieder auflösen.
Russische Revolution
Hauptartikel: Russische Revolution
Als im Jahre 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, erfasste das zaristische Russlands neuerlich eine patriotische Welle, die nach dem verlorenen Russisch-Japanischen Krieges von 1904-1905, praktisch verloren ging. Die anfänglichen Erfolge, vor allem gegen Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich, wurden jedoch bald abgelöst von einem zermürbenden Stellungskrieg, bis schließlich 1917 die Moral der russischen Soldaten nachgab und die Front zusammenbrach. Im russischen Reich gab es einen langen Winter 1916/1917 und dazu Ernteausfälle, die eine Hungersnot zu folge hatte. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die trostlose Versorgungslage waren die Ursachen, dass es in der damaligen Hauptstadt Petrograd (Sankt Petersburg) zu Demonstrationen der Arbeiter und Bauern kam. Nach blutiger Niederschlagung der Demonstranten durch den Befehl des Zaren kochte die Stimmung in Gewalt über und die Masse stürmte den Winterpalast, den damaligen Sitz des Zaren Nikolaus, und der Zar wurde zum Abdanken gezwungen.
Eine bürgerliche Doppelregierung von provisorischer Regierung unter Alexander Kerenski mit der Beteiligung von Vladimir Dmitriewitsch Nabokov (dem Vater von Vladimir Nabokov) einerseits und den Arbeitersowjets andererseits kam an die Macht. Dieser republikanischen Herrschaft machte kurz darauf die von Lenin, Leo Trotzki und den Bolschewiki initiierte Oktoberrevolution ein Ende.
Russischer Bürgerkrieg
Hauptartikel: Russischer Bürgerkrieg
Der aus der Oktoberrevolution folgenden Bürgerkrieg zwischen "roten" kommunistischen und "weißen" monarchistischen, republikanischen und anderen anti-kommunistischen Kräften gingen die Kommunisten im russischen Kernland als Sieger hervor. Nachdem die Roten ihre Macht im Kerngebiet des ehemaligen Zarenreiches politisch und militärisch gefestigt hatten, war es nun naheliegend, diese Macht auch an der Peripherie zu sichern. Hierbei ergaben sich bereits erste Widerstände gegen den Umsturz, die die Konfliktlinien des Bürgerkriegs vorzeichneten. Sie verliefen entlang sozialen, regionalen und nationalen Grenzen innerhalb des Vielvölkerstaats. Diese Periode des Bürgerkrieges wird als "Eisenbahnkrieg" bezeichnet, da sich die militärischen Aktionen der Roten vor allem auf Verschiebung von revolutionären Verbänden über das auf Petrograd (Sankt Petersburg) und Moskau zentrierte Eisenbahnnetz an die verschiedenen Krisenherde stützten.
Durch die Abwehr der kommunistischen Roten Armee erkämpften so die baltischen Staaten Estland und Lettland ihre Unabhängigkeit von Russland. Im Laufe dieses Bürgerkriegs, sowie des darauf folgenden polnisch-russischen Kriegs, verlor Russland ebenso 1920 Teile Weißrusslands und der Ukraine ("Ostpolen") an Polen. 1921 wurde dann die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) ausgerufen, die den wichtigsten Teil der späteren Sowjetunion darstellte.
Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
Hauptartikel: Geschichte der Sowjetunion
Am 30. Dezember 1922 wurde der Zusammenschluss aller Sowjetischen Sozialistischen Republiken zur UdSSR beschlossen und eine staatlich kontrollierte Wirtschaftspolitik ausgerufen. Die Sowjets wurden als Eigentümer von Boden und Produktionsmitteln erklärt. Lenins Tod am 21. Januar 1924 führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, in dem sich Josef Stalin gegen Leo Trotzki durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch gezielten Terror gegen seine Widersacher von "rechts" (u. a. Bucharin) und "links" (Leo Trotzki, später Sinowjew und Kamenew) sowie jeden, der im Verdacht stand, mit ihnen zu sympathisieren. Seit 1928 wurde die staatliche Wirtschaft Fünfjahrplänen unterworfen, die Industrialisierung und Infrastruktur, speziell im asiatischen Teil des Landes, vorangetrieben und die Landwirtschaft kollektiviert.
Der Zweite Weltkrieg
Im August 1939 schloss Stalin einen Nichtangriffspakt mit Hitler und sicherte sich in einem geheimen Zusatzabkommen die Eingliederung der ostpolnischen Gebiete, des Baltikums und Bessarabiens. Stalin folgte Hitlers Beispiel in Polen und gliederte nach der Besetzung genannter Gebiete und Länder durch die Rote Armee diese in die Sowjetunion ein. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 trat diese an der Seite der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg (in Russland Großer Vaterländischer Krieg genannt) ein. In den ersten Kriegsmonaten verlor die Rote Armee Millionen Soldaten, große Teile der westlichen Landesteile wurden verwüstet, später bei der Belagerung Leningrads verhungerten über eine Million Zivilisten. Bei Moskau (Winter 1941), Stalingrad (Winter 1942/43) und Kursk (Sommer 1943) fügte die Rote Armee den deutschen Truppen schwere Niederlagen zu und eroberte schließlich im Mai 1945 Berlin. Gegen Ende des Krieges eroberten und besetzten sowjetische Truppen schließlich japanisches Gebiet im Fernen Osten (Mandschurei, Karafuto, Korea und die Kurilen). 1945 bekam die RSFSR nach dem Potsdamer Abkommen das nördliche Ostpreußen, die heutige Oblast Kaliningrad, daneben gewann sie das südliche Sachalin und die Kurilen von Japan.
Der Kalte Krieg
Nach Ende des Krieges, aus dem die UdSSR als Siegermacht hervorging, traten die Spannungen zwischen Stalin und den Alliierten zunehmend hervor. Im Laufe der Friedensverhandlungen sicherte sich die UdSSR großen Einfluss auf die angrenzenden Länder Polen, Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien sowie auf Bulgarien und die DDR, zeitweise auch auf Albanien. In diesen Ländern blieben Hunderttausende sowjetische Soldaten stationiert. Der Kalte Krieg dominierte bis 1989 die Weltpolitik.
1954 schenkte Nikita Chruschtschow die bis dahin russische Halbinsel Krim der Ukraine.
Zerfall der Sowjetunion
Nach der Perestroika, dem vom sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow eingeleiteten Prozess zum Umbau des politischen und wirtschaftlichen Systems in der Sowjetunion 1987, und Glasnost, der ebenfalls von Gorbatschow eingeführten Politik einer größeren Transparenz und Offenheit der Staatsführung gegenüber der Bevölkerung 1985, entwickelten sich Unabhängigkeitsbestrebungen in den einzelnen Sowjetrepubliken. Kurz vor der bevorstehenden Unterzeichnung eines neuen Unionsvertrages putschten konservative Kommunisten im Augustputsch in Moskau 1991 gegen Gorbatschow, um die Unterzeichnung des Unionvertrages sowie weitere Reformen zu verhindern. Nach dem misslungenen Putschversuch beschlossen der russische Präsident Boris Jelzin und Vertreter der Sowjetrepubliken die Auflösung der Sowjetunion zum 31. Dezember 1991. Die russische Föderation hat mit dem Jahr 1992 als größte ehemalige Sowjetrepublik die Rechtsnachfolge der Sowjetunion angetreten.
In der russischen Verfassungskrise 1993 löste Jelzin per Ukas den – zu Sowjetzeiten gewählten – Kongress der Volksdeputierten sowie den Obersten Sowjet Russlands auf, die sich seinen Bemühungen widersetzt hatten, unpopuläre neoliberale Reformen durchzusetzen. Jelzin ordnete eine gewaltsame Stürmung des Parlamentsgebäudes (Weißes Haus) an, in dem sich etwa 100 Parlamentarier und weitere Anhänger verbarrikadiert hatten. Bei der gewaltsamen Niederschlagung eines weiteren Aufstandes gegen ihn am 3. und 4. Oktober, gab es in Moskau 190 Tote. Im Dezember billigte die russische Bevölkerung per Volksabstimmung die neue Verfassung Russlands (Zweikammersystem, Präsidialverwaltung). Bei den Wahlen zur wiedereingeführten Duma (die letzte wurde 1917 aufgelöst) im Dezember 1993 erstarkten die nationalistische Liberaldemokratische Partei sowie die kommunistische KPRF.
1996 zählte Russland zu den Gründungsmitgliedern der Shanghai Five, der heutigen Shanghai Cooperation Organization (SCO).
Das moderne Russland
Unter Boris Jelzin wurden in Russland Teile der Wirtschaft privatisiert und demokratische Reformen durchgeführt. Beide verfehlten jedoch ihr Ziel und führten zum Zusammenbruch der Wirtschaft, hoher Inflation und politischer Destabilisierung. Nach dem Amtsantritt Wladimir Putins 2000 hat sich die politische und wirtschaftliche Lage des Landes drastisch verbessert. Die hohen Rohstoffpreise (Öl, Gas, Stahl) fördern diese Entwicklung.
Ein international beachteter Konfliktherd bleibt jedoch die Situation in der abtrünnigen Republik Tschetschenien, siehe Kapitel Politik. Der Krisenherd veranlasste Präsident Putin, Maßnahmen zur Stärkung der Terrorabwehr einzuleiten, die demokratische Mechanismen einschränken.
Politik
Strittige Gebiete
Südlich der russischen Halbinsel Kamtschatka liegt die Inselgruppe der Kurilen. Die Kette von etwa 30 Inseln erstreckt sich bis 4 km vor die Küste Japans. Die Inseln standen seit 1875 unter japanischer Hoheit, als das sowjetische Russland sie 1945 im Zweiten Weltkrieg eroberte. Die südlichen Kurilen werden bis heute von Japan beansprucht. Seit 2005 laufen wieder Verhandlungen zwischen den beiden Staaten, die den Gebietsstreit beenden sollen. Siehe auch: Kurilenkonflikt
In der russischen Teilrepublik Tschetschenien versuchen islamische Unabhängigkeitsbewegungen, einen souveränen Staat zu errichten. De facto herrscht in der kaukasischen Republik seit 1994 permanenter Kriegszustand, das Ausmaß der Kontrolle Russischer Kräfte über das Gebiet ist schwer feststellbar.
Umbruch nach der Auflösung der Sowjetunion
Russland war die mit Abstand größte Teilrepublik der Sowjetunion: es hatte 76 % der Fläche und 52 % der Bevölkerung (knapp 150 Millionen), zu denen noch manche Rückwanderer kamen. Seit Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 ist Russland ein unabhängiger Staat und wurde mit Zustimmung der übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken Rechtsnachfolger der UdSSR, die es politisch von jeher dominiert hatte. Die derzeit gültige Verfassung der Russischen Föderation wurde am 12. Dezember 1993 durch eine allgemeine Volksabstimmung angenommen und trat am 25. Dezember 1993 in Kraft.
Außenpolitisch stand die russische Führung nach Auflösung der Sowjetunion vor der Aufgabe, das Verhältnis Russlands gegenüber den übrigen früheren Sowjetrepubliken neu zu gestalten. Dies erfolgte u.a. durch Gründung der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (siehe nächsten Abschnitt) und einiger Verträge zu vertiefter Kooperation, vor allem mit Weißrussland, Ukraine und Kasachstan.
Im Inneren stand und steht die Regierung vor der Herausforderung, die Grundlagen der politischen und wirtschaftlichen Ordnung Russlands neu zu bestimmen. Russland war vor der Auflösung des Sowjetunion ein von der Kommunistischen Partei beherrschter Staat mit einer zentral verwalteten Planwirtschaft, die kein Privateigentum an Produktionsmitteln kannte. Die Wahl von Boris Jelzin zum Staatspräsidenten bedeutete das Ende der KP-Herrschaft in Russland. Privateigentum an Unternehmen wurde zugelassen, die zentrale Planung der Wirtschaft aufgegeben.
Dieser Umbruch brachte für die Bürger Russlands zweifellos mehr persönliche politische Freiheit. Die Entwicklung des politischen Systems unter Jelzin wurde von vielen jedoch eher als Auflösung einer gesicherten und berechenbaren staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung empfunden. Die politische Entscheidungsfindung im Geflecht des Familienclans Jelzins und seiner Hintermänner aus dem Kreis der Oligarchen, die durch die Privatisierungspraktiken der Regierung Jelzin innerhalb weniger Jahren zu immensen Vermögen gekommen waren, blieb intransparent, der Einfluss des Parlaments eng begrenzt.
Politische Kooperation der Nachfolgestaaten
Die Auflösung der Sowjetunion stellte Russland vor die Aufgabe, das Verhältnis zu deren Nachfolgestaaten neu zu gestalten. Im Ergebnis ist Russland jetzt im Vergleich zum engen Verbund in der Sowjetunion nur noch locker mit einigen früheren Sowjetrepubliken verbunden. Die bekannteste gemeinsame Organisation ist die GUS (Gemeinschaft unabhängiger Staaten), russisch СНГ (Содружество Независимых Государств). Diesem 1991/1992 vereinbarten Zusammenschluss gehören 12 der 15 Nachfolgestaaten an; nur die 3 baltischen Staaten traten nicht bei.
Mit Weißrussland hat sich Russland in der Russisch-Weißrussischen Union zusammengeschlossen, auf die sich Jelzin mit Aljaksandr Lukaschenka (weißruss. Präsident seit 1994) verständigte. Sie wird jedoch von Kritikern als "kaum funktionierend und halb-illegal" bezeichnet. Von ihr wurde lediglich die Verteidigungs- und vorübergehend die Zollunion umgesetzt.
Als nach Jelzin 1999 Wladimir Putin russischer Präsident wurde, kühlte sich das Verhältnis zu Weißrussland ab, dem Putin aber später den Beitritt in die Russische Föderation vorschlug. Lukaschenka lehnte dies ab, doch vereinbarte man 2004/05 eine Währungsunion. Sie sollte zwar Anfang 2005 in Kraft treten, allerdings wurde dieser Schritt aufgrund offener Fragen bis heute (Juni 2006) nicht vollzogen Insgesamt ist die Integration Weißrusslands mit Russland von schwankendem Interesse geprägt und hat an Dynamik verloren. Ein Bericht der WZ vom 9. November 2005 trug daher den sprechenden Titel "Minsk–Moskau: Integration mit zahlreichen Hindernissen".
Etwas beständiger ist demgegenüber das militärische Verteidigungsbündnis Russlands mit Weißrussland, Armenien, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan, der sogenannte Rat für kollektive Sicherheit. Ein neues Bündnis in Asien deutet sich mit der Shanghai Cooperation Organization an, zu dem auch China gehört. Russland hat bereits im August 2005 ein gemeinsames Manöver mit den chinesischen Streitkräften durchgeführt.
„Gelenkte Demokratie“ Putins
Hauptartikel: Innenpolitik Russlands unter Präsident Putin
Wladimir Putin, den Jelzin selbst als seinen Nachfolger nominiert hatte, gewann die Präsidentschaftswahlen im März 2000 mit 52,9 Prozent der Stimmen.
Staatspräsident Putin ist es seither gelungen, für mehr politische und wirtschaftliche Stabilität zu sorgen, allerdings nach Meinung vieler überwiegend westlicher Beobachter auf Kosten der Meinungs- und Pressefreiheit und einer sehr weitreichenden Konzentration der Macht in seinem Amt. Das Ziel, Russland zu einer pluralistischen Demokratie nach westlichem Muster – mit starken politischen Parteien, unabhängigen Verbänden, freien Medien und einer marktwirtschaftlich geordneten Wirtschaft – zu entwickeln, wird ihm von vielen Beobachtern abgesprochen. Das Leitbild scheint vielmehr ein politisches System zu sein, das der russische Publizist Sergej Markow als "gelenkte Demokratie" bezeichnete. Von einigen Politologen wird Russlands politisches System auch als defekte Demokratie bezeichnet. Andere wiederum verweisen auf die Tatsache, dass die liberalen westlichen Werte in Russland nicht fest verankert sind, was bei der Beurteilung von Putins Politik zu berücksichtigen sei. Zu den Vertretern dieser Ansicht zählt z.B. der deutsche Altbundeskanzler Gerhard Schröder, der sich mit Putin persönlich gut versteht.
Der russische Staatspräsident besitzt schon aufgrund der Verfassung weitreichende Befugnisse. Putin hat diese Machtposition ausgebaut:
- Er beschränkte die Macht der Gouverneure der Regionen drastisch.
- Er schränkte die Pressefreiheit ein.
- Er beschnitt den Einfluss der "Oligarchen" in Medien und Politik.
Bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen gewann Putin deutliche Mehrheiten. Bereits seit Januar 2002 werden die Mitglieder des Oberhauses des russischen Parlaments, des sogenannten Föderationsrats, nicht mehr durch die Gouverneure und die regionalen Parlamentspräsidenten gestellt, sondern nur noch durch vom jeweiligen Gouverneur oder Regionalparlament entsandte Vertreter. Die seit 1996 praktizierte direkte Wahl der Gouverneure in den Regionen der russischen Republik schaffte Putin Ende 2004 wieder ab. Seither schlägt der Staatspräsident den Kandidaten für ein Gouverneursamt vor, den die Regionalparlamente bestätigen müssen, wenn dieser sein Amt antreten soll.
Zur Festigung seiner Machtposition verstärkte Putin die staatlichen Eingriffe in die Arbeit von Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen. In westlichen Medien und von internationalen Bürgerrechtsorganisationen werden immer wieder Einschränkungen der Pressefreiheit in Russland kritisiert. Verwiesen wird zum Beispiel auf mehrjährige Gefängnisstrafen von Kritikern wie Grigori Pasko und Igor Sutjagin. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland berichtet in seinen Länder-Informationen zu Russland zu den Einschränkungen der Pressefreiheit: Am deutlichsten ist die staatliche Einflussnahme im Bereich des Fernsehens. Alle drei landesweit sendenden TV-Stationen sind entweder direkt in staatlichem Besitz oder unter staatlicher Kontrolle. Im Radiobereich ist die Situation ähnlich.
Im Bereich der gedruckten Medien herrscht nach wie vor eine recht große Meinungsvielfalt. Auflagenstarke Moskauer Tageszeitungen äußern immer wieder deutliche Kritik an Putins Politik, an Verstrickungen von Politik und Justiz oder an Korruptionsaffären.
Siehe auch: Medien in Russland.
Gegenüber den „Oligarchen“ verfolgt Putin eine Doppelstrategie: Während er gegen politisch ambitionierte Oligarchen wie Boris Beresowski und Wladimir Gusinski, die über Massenmedien Einfluss ausübten, scharf vorging, bezieht er die Mehrheit der „kremltreuen“ Unternehmer in einen fortgesetzten Dialog ein. Das Strafverfahren gegen Michail Chodorkowski, der an der Spitze des Mineralölkonzerns Jukos stand, zeigte erneut, dass Putin eine politische Rolle der Oligarchen im Sinne des Westens nicht duldet. Chodorkowski hatte eine Reihe von dem Westen nahe stehenden Parteien und Abgeordneten großzügig unterstützt. Die Presse sagte ihm nach, er habe Ambitionen für eine Präsidentschaftskandidatur. Weiterhin verhandelte er über einen Verkauf eines Kontrollpakets von 25 Prozent plus einer Aktie des Jukos-Kapitals an die US-Ölkonzerne Exxon Mobil oder Chevron. Ende Mai 2005 wurde Chodorkowski zu 9 Jahren Haft, insbesondere wegen Steuerhinterziehung, verurteilt. Das Vorgehen gegen ihn zeigt, dass der russische Staat versucht die Kontrolle über die nationale Wirtschaft nicht in die Hände ausländischer Investoren zu geben, sondern bemüht ist die eigene Industrie zu stärken und den Einfluss westlicher Investoren so gering wie möglich zu halten..
Bei den Wählern findet die Politik Putins indes viel Zustimmung. Nach den russische Parlamentswahlen 2003 (Duma), Anfang Dezember, erreichte die dem Präsidenten nahestehende Partei "Einiges Russland" mit 307 von 450 Sitzen eine Zweidrittelmehrheit. Von den Wahlbeobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurden die Wahlen allerdings als "zwar frei, aber nicht fair" kritisiert. Bei den Präsidentenwahlen am 14. März 2004 wurde Putin mit 71,3 Prozent im ersten Wahlgang wiedergewählt. Dieses Ergebnis kann zwar als deutliches Vertrauensvotum der Bevölkerung für seine Politik gelten. Von internationalen Wahlbeobachtern wurde allerdings mangelnde Chancengleichheit unter den Kandidaten kritisiert.
Ungelöster Tschetschenien-Konflikt
Ein ungelöstes Problem für Putin bleibt der Konflikt mit der Unabhängigkeitsbewegung unter islamistischen Vorzeichen in der zur Russischen Föderation gehörenden Teilrepublik Tschetschenien. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland berichtete dazu im Februar 2005 in seinen Länder-Informationen zu Russland: "Es wird weiterhin über Menschenrechtsverletzungen durch die russischen und lokalen Sicherheitskräfte, aber auch von Verbrechen und Vergehen der tschetschenischen Rebellen berichtet. Es kam nicht nur innerhalb Tschetscheniens, sondern auch in anderen Gebieten der Russischen Föderation zu Selbstmordanschlägen, bewaffneten Zusammenstößen zwischen Rebellen und Sicherheitskräften und Terrorakten." Tragischer Höhepunkt war die Geiselnahme von Beslan, bei der Anfang September 2004 in einer Schule 330 Menschen getötet wurden.
Der tschetschenische Präsident Achmad Kadyrow wurde am 9. Mai 2004 getötet. Sein Nachfolger wurde der vormalige Innenminister Alu Alchanow, der bei den Präsidentschaftswahlen vom 29. August 2004 nach offiziellen Angaben 74 % der Stimmen erhielt. Die EU und andere internationale Organisationen äußerten allerdings große Sorge hinsichtlich der Bedingungen, unter denen die Wahlen stattfanden. Kritisiert wurde insbesondere der Mangel an echtem Pluralismus bei den Kandidaturen für das Präsidentenamt und das Fehlen unabhängiger Medien.
Fremdenfeindlichkeit
Amtlichen Angaben zufolge wurden im Jahr 2005 bei fremdenfeindlichen Übergriffen 26 Menschen getötet. Die meisten Todesopfer gab es dabei in Sankt Petersburg, gefolgt von Moskau. Vor allem Kaukasier wurden zu Zielen von rassistisch motivierten Angriffen, ferner auch ausländische (v.a. afrikanische) Studenten an russischen Universitäten (z.B. in Woronesch). Der Menschenrechtsbeauftragte der russischen Regierung - Wladimir Lukin - kritisierte im Juni 2006 die russische Justiz für ihre Inaktivität bei der Verfolgung von rassistischen und extremistischen Straftaten.
Militär
Hauptartikel: Russische Streitkräfte
Der Russische Staat besitzt noch immer den zu den Zeiten der Sowjetunion, seit dem Jahre 1949, erlangten Status als Atommacht und verfügt heute über die - nach den USA - zweitgrößte Zahl an Atomsprengköpfen.
In Russland gilt eine allgemeine Wehrpflicht von 18 bis 24 Monaten für wehrfähige Männer ab 18 Jahren. Ab 2007 wird sie auf zwölf Monate verkürzt. Da die wehrpflichtigen Soldaten auch in Krisengebieten wie Tschetschenien eingesetzt werden können, wird in der Bevölkerung (besonders von Seiten der Mütter) immer wieder Kritik an der Wehrpflicht laut. 2007 sollen jedoch nur noch Berufssoldaten (Kontraktniki) in solchen Gebieten eingesetzt werden.
Insgesamt hat sich die Lage in den Streitkräften stabilisiert. Die Probleme aus den 90er Jahren wurden bereinigt. Es werden seit dem Jahr 2000 wieder mehr Manöver und Übungen durchgeführt. Auch viele soziale Probleme wie der Wohnungsmangel für Offiziere werden nach und nach gelöst. Die Rüstungsindustrie ist wieder im Stande hochmoderne Waffen, Kampfflugzeuge, Schiffe, U-Boote oder strategische Atomraketen, wie die gegen Raketenabwehrsysteme immune Topol-M, zu produzieren.
Die Stärke der Streitkräfte betrug 2001 1.183.000 Mann, davon 321.000 Landstreitkräfte, 171.500 Marine, 184.600 Luftstreitkräfte, 149.600 Atomstreitkräfte. 40.000 dienen in Staaten der GUS als Friedenstruppen und 316.900 werden als "sonstige Militärs" geführt. Dazu kommen noch diverse paramilitärische Einheiten, wie 410.000 Soldaten des Innenministeriums, des Grenzschutzes oder Notstandstruppen. Allein bei den Eisenbahntruppen dienen 48.000 Mann.
Russland gibt heute ca. 4,3 % seines BIP für das Militär aus (laut [1]). Die Militärausgaben liegen in absoluten Zahlen mit 44 Mrd. US-Dollar (2001) weit unter denen der USA.
Für die Modernisierung der Armee und die Instandsetzung von Waffen und Militärtechnik bis ins Jahr 2015 stellt die Regierung in den nächsten jahren ca. fünf Billionen Rubel (ungefähr 144 Milliarden Euro) bereit.
Verwaltungsgliederung
Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Russlands
Artikel 65 der Verfassung Russlands nennt die 86 Subjekte, aus denen die Russische Föderation besteht: 21 Republiken, 7 Regionen (Kraj), 49 Gebiete (Oblast), 2 Städte föderalen Ranges (Moskau und Sankt Petersburg), 1 Autonomes Gebiet und 7 Autonome Bezirke.
Im Jahr 2000 schuf Präsident Putin per Dekret sieben Föderationskreise, welche jeweils mehrere Föderationssubjekte zu einer größeren Einheit zusammenfassen. Ziel dieser Reform war die Stärkung der Vertikalen der Macht und eine Verschärfung der Kontrolle über die regionalen Machthaber. Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf die Volkszählung vom 9. Oktober 2002.
Föderationskreis | Fläche in km² | Einwohner insgesamt | Einwohner je km² |
---|---|---|---|
Fernost | 6.215.900 | 6.692.865 | 1 |
Nordwestrussland | 1.677.900 | 13.974.466 | 8 |
Sibirien | 5.114.800 | 20.062.938 | 4 |
Südrussland | 589.200 | 22.907.141 | 39 |
Ural | 1.788.900 | 12.373.926 | 7 |
Wolga | 1.038.000 | 31.154.744 | 30 |
Zentralrussland | 650.700 | 38.000.651 | 58 |
Russland Gesamt | 17.075.400 | 145.166.731 | 9 |
Quelle: Staatliches Komitee der Russischen Föderation für Statistik
Infrastruktur
Eisenbahn
Die berühmteste Verkehrsachse ist die Transsibirische Eisenbahn (Transsib, rote Linie in der Grafik) von Moskau nach Wladiwostok. Parallel dazu wurde Ende des 20. Jahrhunderts zur Erschließung des fernen Ostens Sibiriens die Baikal-Amur-Magistrale (BAM, grüne Linie in der Grafik) vom Baikalsee zum Fluss Amur gebaut. Durch diese beiden und die abzweigenden Strecken wird das Land in west-östlicher Richtung erschlossen. Insgesamt umfasst das Eisenbahnnetz (1524 mm Spurbreite) rund 87.000 km, davon ist knapp die Hälfte (40.000 km) elektrifiziert. Auf der Insel Sachalin existieren fast 1000 km in 1067 mm Breite. Daneben gibt es zusätzlich 30.000 km nicht öffentlicher Industriebahnen (alle Angaben 2004).
Straßennetz
Der Straßenverkehr hat vor allem im europäischen Teil Russlands Bedeutung für den Regionalverkehr. Das Fernstraßennetz umfasst etwa 540.000 km (2001), davon sind zwei Drittel befestigt. Erst seit 2003 existiert eine räumlich und saisonal durchgehende Straßenverbindung von der Ostsee zum Pazifik.
Die längste Straße Russlands, die Transkontinentale, verbindet auf 10.000 Kilometern Asphalt Wladiwostok am Pazifik mit Moskau. Bisher bestehende Lücken in den Weiten Sibiriens wurden erst unlängst (2006 ?) geschlossen.
Wasserstraßen
72.000 km Wasserwege verbinden im europäischen Teil Russlands die Ostsee, das Schwarze Meer, die Binnenseen und das Weiße Meer miteinander. Wichtige Wasserstraßen dabei sind die Wolga, die Kama, die Nischni Nowgoroder Oka, die Wjatka, der Don und die Kanäle, die diese Flüsse miteinander verbinden. Für den Güterverkehr zwischen dem russischen Kernland und der Exklave Kaliningrad ist der Fährverkehr von Bedeutung.
In Sibirien sind 24000 km sind schiffbar. Durch die Entwässerung der grossen Flüsse Ob, Jenissei und Lena in das Polarmeer fehlt eine Ost-West Erschliessung auf dem Wasserweg und durch Eisbildung ist die Polarroute nur wenige Monate im Sommer möglich.
Flugverkehr
In Russland und der Sowjetunion kam der Luftfahrt schon immer eine große Bedeutung zu, nicht nur dank der technischen Errungenschaften vieler russischer Flugzeugkonstrukteure, wie z.B. Andrei Tupolew. Besonders wichtig ist der nationale Flugverkehr in entlegenen Gebieten, deren Erschließung auf dem Landweg sehr beschwerlich wäre und sich auch größtenteils nicht lohnen würde.
Mehrere internationale Fluggesellschaften fliegen außer Moskau auch andere russische Städte direkt an. Neben der Aeroflot fliegen als größere Gesellschaften noch Pulkowo, S7 Airlines oder KMV. ca. 2500 Flughäfen und Flugplätze gibt es in der Russischen Föderation, davon 55 mit einer befestigten Piste über 3000 m Länge.
Die größten und wichtigsten Flughäfen sind Scheremetjewo-2 und Domodedowo in der Nähe von Moskau.
Nahverkehr
Der öffentliche Nahverkehr war zu sowjetischen Zeiten vorbildlich organisiert: Straßenbahnen, O-Busse und Vorortzüge existieren in allen größeren Städten. In Metropolen ab einer Million Einwohner wurde eine U-Bahn errichtet, wobei nicht alle Netze vollendet wurden. In den 1990er Jahren verfielen viele der guten Nahverkehrsnetze und wurden zunehmend durch private Busbetriebe ergänzt oder ersetzt.
Wirtschaft
Hauptartikel: Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Russlands
Hauptartikel: Wirtschaftspolitik Russlands
Währung
Die russische Währung ist der russische Rubel (Рубль; Kürzel RUB) zu 100 Kopeken (Копейка). 1€ = 33,84 RUB (Stand 14. Oktober 2006). Nach starker Inflation in der 90er Jahren wurden im Jahr 1998 eine Währungsreform durchgeführt, bei der 1.000 alte Rubel (RUR) durch je einen neuen Rubel (RUB) ersetzt wurde, seitdem ist der Rubel gegenüber US-Dollar und Euro im wesentlichen stabil.
Neben dem Rubel finden auch US-Dollar im Alltag Verwendung. Durch die Dollarschwäche gewinnt auch der Euro an Bedeutung. Da die Zahlung in Drittwährung in Russland nicht erlaubt ist, werden Preise häufig in Verrechnungseinheiten angegeben, die je einem US-Dollar entsprechen. Gezahlt wird dennoch in Rubel. Die Praxis, Preise in Verrechnungseinheiten anzugeben, ist ab Januar 2007 verboten. Wegen häufiger Bankeninsolvenzen und Finanzkrisen lagern Russen ihre Ersparnisse meist bar in Euro und Dollar oder kaufen Immobilien.
Bruttoinlandsprodukt und Produktionsstruktur
Hauptartikel: Energiewirtschaft Russlands
Der Wert des russischen Bruttoinlandsprodukts von 21.665 Mrd. Rubel (2005) entspricht 766 Milliarden Dollar. Bei Berücksichtigung der Kaufkraftparität ist der Wert des russischen Bruttoinlandproduktes jedoch gut doppelt so hoch (2004: 1408 Milliarden Dollar kaufkraftbereinigt gegenüber 590 Mrd. Dollar unbereinigt).
Nach Angaben der russischen Statistikbehörde Rosstat steuerte der Handels- und Dienstleistungssektor 2004 knapp 60 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Auf die Industrie entfielen rund 30 %, auf die Bauwirtschaft und die Landwirtschaft jeweils rund 6 %. Nach Einschätzung der Weltbank dürfte die amtliche Statistik den Anteil der rohstofffördernden Industrien (2004: 7,7 %) jedoch zu niedrig und den Anteil des Handels (2004: 21,3 %) zu hoch ausweisen, da die russischen Rohstoffkonzerne durch Anwendung interner Verrechnungspreise Wertschöpfung aus dem Rohstoffbereich auf den Handelsbereich verlagern – insbesondere um Steuern zu sparen. Die Weltbank schätzt, dass tatsächlich rund ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Produktion vom Rohstoffsektor gestellt wird.
Energie und Rohstoffe haben deswegen für die russische Wirtschaft herausragende Bedeutung, insbesondere Erdöl und Erdgas. Russland verfügt aber auch über bedeutende Vorkommen an Metallen (Nickel, Platin, Gold unter anderem) sowie Kohle, Uran, Cobalt und Diamanten.
Mit der kräftigen Erholung der Erdölförderung und der Zunahme der Ölexporte bei steigenden Ölpreisen ist die Bedeutung der Energiewirtschaft seit Ende der 1990er Jahre weiter gewachsen. Der Export von Energieträgern und Elektrizität erreichte nach Angaben der russischen Zollbehörde 2005 am Gesamtvolumen der russischen Ausfuhren über die Grenzen der GUS hinaus einen Anteil von rund 67 %.
2004 nahm die Produktion von Brennstoffen um insgesamt 7,1 % zu (Erdöl und Gaskondensat: +8,9 % auf 459 Mio. t; Erdgas: +1,9 % auf 632 Mrd. m³; Kohle: +1,3 %). Die Stromproduktion wächst seit 1999 ebenfalls wieder. Mit Öl-, Erdgas- oder Kohle betriebene Wärmekraftwerke stellte 2003 rund 63 % der gesamten Stromproduktion von rund 851 Mrd. Kilowattstunden. Auf Wasserkraftwerke entfielen 21 %, auf Kernkraftwerke 16 %. Die russische Regierung plant, den Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung bis 2020 auf etwa ein Drittel zu verdoppeln, um noch mehr Erdöl und Erdgas exportieren zu können. Schon heute ist Russland weltweit zweitgrößter Exporteur von Rohöl und weltweit größter Exporteur von Erdgas. (siehe auch: Liste der Russischen Oligarchen)
Die verarbeitende Industrie (Maschinenindustrie, Autoindustrie) fiel nach dem Zerfall der Sowjetunion in eine tiefe Krise. Die Produktion ging stark zurück. Seit einigen Jahren geht es aber auch in der verarbeitenden Industrie wieder bergauf. Vor allem auf Märkten in der GUS konnten Marktanteile zurückgewonnen und neue Märkte in Asien gefunden werden, weil sich einige russische Erzeugnisse als einfacher und preiswerter als westliche Konkurrenzprodukte profilieren konnten.
Außenwirtschaft
Wichtigster Handelspartner Russlands ist Deutschland, das vor allem industrielle Fertigerzeugnisse nach Russland liefert, während Russland größter Rohöllieferant für Deutschland ist und rund ein Drittel des deutschen Erdgasbedarfs stellt. 2005 betrug das gemeinsame Handelsvolumen 35 Milliarden Euro.
Russlands Anteil am weltweiten Warenhandel ist trotz seiner bedeutenden Stellung als Rohstofflieferant jedoch vergleichsweise gering. Er beträgt nur etwa 2 %, knapp ein Drittel des Anteils Deutschlands.
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung seit der Finanzkrise 1998
Die russische Wirtschaft hat sich vom Produktionseinbruch im Zuge der Finanzkrise des Jahres 1998 rasch erholt. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um rund 5 % wurde schon 1999 aufgeholt. Von 1999 bis 2005 ist die gesamtwirtschaftliche Produktion pro Jahr um durchschnittlich rund 6 1/2 % gewachsen.
Zum einen hat die 1998 eingetretene deutliche Abwertung des Rubels der russischen Wirtschaft Auftrieb verschafft. Durch die Abwertung wurden ausländische Güter verteuert. In Russland hergestellte Produkte wurden auf dem Inlandsmarkt wettbewerbsfähiger. Die russischen Exporteure konnten von der Abwertung aufgrund der mangelhaften qualitativen Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte auf den westlichen Märkten allerdings nur wenig profitieren.
Ab Mitte 1999 gaben dann die kräftig steigenden Preise für die russischen Energieexporte der Wirtschaft einen weiteren Wachstumsschub. Steigende Gewinne führten zu höheren Investitionen. Mit wachsenden Steuer- und Zolleinnahmen kam es zu Überschüssen in den öffentlichen Haushalten.
Die bis Mitte der 90er Jahre deutlich zurückgegangene Ölproduktion erholte sich.
Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich seit 2001 mehr als verdoppelt und 2005 rund 5.250 US-$ erreicht. Allerdings verbesserte sich der Lebensstandard regional sehr unterschiedlich. Während besonders in Moskau und St. Petersburg heute einige Viertel in neuem Glanz erstrahlen, ist in anderen Regionen die Armut nach wie vor groß. Insgesamt konnte der Anteil der „Armen“ zwar deutlich gesenkt werden, noch immer lebt aber etwa ein Sechstel der russischen Bevölkerung unter der offiziellen Armutsgrenze. Zudem gibt es große Einkommensdifferenzen. So sind die Löhne in der Ölindustrie mit durchschnittlich 22.500 Rubel (rund 800 $) fast dreimal höher als der Durchschnittslohn (8.500 Rubel) und rund sechsmal höher als in der Landwirtschaft (3.600 Rubel).
Weiter zweistellig steigende Verbraucherpreise erschweren allerdings die Lebensbedingungen jener Bevölkerungskreise, die bisher nicht am Rohstoffboom teilhaben. Der jährliche Preisanstieg, der in der Regel nicht wie international üblich als Veränderung des Indexes der Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt, sondern als Veränderung der Jahresendstände des Verbraucherpreisindexes im Dezember angegeben wird, verringerte sich 2005 lediglich geringfügig auf 10,9 %.
Zudem macht sich der Produktionsaufschwung auf dem Arbeitsmarkt nur allmählich bemerkbar. Mit 7,6 % war die nach Standards der Internationalen Arbeitsorganisation berechnete Arbeitslosenquote 2005 immerhin 0,6 Prozentpunkte niedriger als 2004. Allerdings gilt die Arbeitslosenquote nur als begrenzt aussagefähig, weil viele Arbeitslose nicht erfasst werden dürften.
Der Erdölboom spülte in den letzten Jahren hohe Einnahmen in die russische Staatskasse. So konnte seit 2000 in jedem Jahr ein Haushaltsüberschuss verbucht werden. Er stieg 2005 weiter auf 7,4 %.
Ein Teil der Öleinnahmen fließt seit 2004 in einen nationalen Stabilisierungsfonds, der die Auswirkungen schwankender Rohstoffpreise auf Wirtschaft und Staatshaushalt mindern soll. Diesem Zweck zuwider läuft allerdings, dass künftig aus dem Fonds Gelder zur Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen abgezweigt werden sollen. Der Wert des Stabilisierungsfonds hat sich von Anfang 2005 bis zum 1. Juli 2006 etwa vervierfacht und 2.067 Mrd. Rubel erreicht (rd. 77 Mrd. $, rd. 8 % des BIP).
Die gesamtwirtschaftliche Produktion setzte ihren Aufschwung 2005 fort und wuchs um 6,4 %. Gegenüber den beiden Vorjahren, als jeweils Wachstumsraten von gut 7 % verbucht wurden, bedeutet dies allerdings eine leichte Wachstumsverlangsamung. Zurückzuführen ist sie insbesondere auf das schwächere Wachstum der Industrieproduktion, die 2005 nur noch um rund 4 % zunahm (2004: + 7,3 %). Ursache dafür war wiederum das deutlich abgeschwächte Wachstum der Ölförderung, die nur noch um 2,2 % stieg (2004: + 8,9 %). Die Erdgasförderung stagnierte sogar fast. Dagegen hat sich das kräftige Wachstum im verarbeitenden Gewerbe fortgesetzt. Insofern machte die russische Wirtschaft auf dem Weg zu einer breiter diversifizierten Produktionsstruktur Fortschritte.
Nachfrageseitig kamen die Wachstumsimpulse 2005 einmal mehr vom sehr stark steigenden Privatverbrauch, der erneut ein Plus von rund 11 % verbuchte. Dem standen die Bruttoanlageinvestitionen mit einem Zuwachs von 10,5 % (2004: + 10,9 %) nur wenig nach.
Außenwirtschaftlich hat sich die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft vom Energiesektor allerdings weiter verstärkt. Nach Angaben der Zollstatistik stieg der Anteil der Energieexporte beim Handel mit Ländern außerhalb der GUS von 60 % auf 67 % aller Ausfuhren.
Der Anstieg der Ölpreise um knapp die Hälfte im Jahresdurchschnitt 2005 ließ die Warenausfuhren erneut um rund ein Drittel auf rund 244 Mrd. $ steigen. Die Wareneinfuhren nahmen gleichzeitig um rund 29 % auf rund 125 Mrd. $ zu. Damit ist der Außenhandelsüberschuss auf rund 118 Mrd. $ (15 % des BIP) gestiegen. Der Leistungsbilanzüberschuss nahm sogar um knapp die Hälfte zu. Er erreichte rund 84 Mrd. $ (11 % des BIP).
Die staatlichen Auslandsschulden sind bis Ende 2005 auf rund 82 Mrd. $ verringert worden, während die Währungsreserven binnen Jahresfrist bis Ende 2005 um knapp die Hälfte auf 182 Mrd. $ gewachsen sind. Deutlich höhere Währungsreserven haben jetzt nur noch Japan und China.
- Ausgewählte Wachstumszahlen der russischen Volkswirtschaft
Wachstum des BIP (Bruttoinlandsprodukts) in % gegenüber dem Vorjahr |
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Jahr | 1997 | 1998 | 1999 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 |
BIP (real) | -5,3 | 6,4 | 10,0 | 5,1 | 4,7 | 7,3 | 7,2 | 6,4 | 6,5 | 6,0 |
Quelle: bfai [5]. |
Entwicklung des Haushaltssaldos (in % des BIP) |
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---|---|---|---|---|---|
Jahr | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | |
Haushaltssaldo | 1,7 | 4,7 | 8,4 | 9,4 | |
Quelle: bfai [6]. |
Entwicklung der Inflationsrate (in % gegenüber dem Vorjahr) |
|||||
---|---|---|---|---|---|
Jahr | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 |
Inflation | 12,0 | 11,7 | 10,9 | 7,2 | ~ 7 |
Quelle: bfai [7]. |
Entwicklung des Außenhandels (in Mrd US$ und in % gegenüber dem Vorjahr) |
||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2003 | 2004 | 2005 | 2006 | |||||
--------------- | Mrd.US$ | % gg. Vj. | Mrd.US$ | % gg. Vj. | Mrd.US$ | % gg. Vj. | Mrd.US$(1.Hj) | % gg.Vj. |
Einfuhr | 57,3 | 24,0 | 75,6 | 32,0 | 98,5 | 30,3 | 56,6 | 33,2 |
Ausfuhr | 133,5 | 25,1 | 181,7 | 36,1 | 241,4 | 32,9 | 143,0 | 86,2 |
Saldo | 76,2 | 106,1 | 142,9 | 86,4 | ||||
Quelle: bfai [8]. |
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung 2006
Anfang Juli 2006 zeichnen sich für die Entwicklung der russischen Wirtschaft im Jahr 2006 insbesondere folgende Trends ab:
- Das kräftige Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktion, des Verbrauchs und der Investitionen hält an. Das Bruttoinlandsprodukt steigt 2006 voraussichtlich um rund 6 ½ % (2005: + 6,4 %; 2004: + 7,2 %).
- Das Wachstum der Industrieproduktion ist schwächer. Es stagniert bei 4 bis 4,5 % (2005: + 4 %; 2004: +7,3 %). Hauptgrund: Die Ölproduktion – bis 2004 wichtiger Wachstumsmotor – wächst wie bereits 2005 nur noch um rund 2 bis 3 %, deutlich schwächer als 2004 (+ 8,9 %), obwohl sich die Preise für russisches Rohöl 2005 um knapp die Hälfte auf rund 51 $/Barrel erhöht haben und im Durchschnitt des ersten Halbjahr 2006 bei reichlich 60 $/Barrel lagen.
- Handels- und Leistungsbilanz dürften dank anhaltend hoher Öl- und Rohstoffpreise auf neue Rekordstände steigen und im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt ähnlich hoch sein wie 2005.
- Die im internationalen Vergleich noch sehr hohe Inflation kann weiterhin nur langsam gedrückt werden. Die Verbraucherpreise werden im Jahresverlauf 2006 mit rund 10 % ähnlich stark wie in den beiden Vorjahren steigen, auch weil die Zentralbank Devisen aufkauft, um die Aufwertung des Rubels zu bremsen.
- Der föderale Staatshaushalt verzeichnet insbesondere dank der hohen Öl- und Rohstoffpreise 2006 erneut einen hohen Überschuss (6,5 % des BIP nach 7,4 % des BIP 2005).
- Russland fließen dank der hohen Ölexporterlöse so viele Devisen zu, dass der Stabilitätsfonds, in dem ein Teil der Ölexporterlöse gesammelt wird, am Jahresende 2006 voraussichtlich rund 90 Mrd. US-Dollar umfassen wird (rund 9 % des BIP). Dabei ist berücksichtigt, dass Russland im August 2006 rund 22 Mrd. $ aus dem Fonds entnehmen will, um seine öffentlichen Auslandsschulden fast vollständig vorfristig zu tilgen..
- Die Währungsreserven haben im Juni 250 Mrd. $ überschritten; Banken schätzen, dass sie bis Ende 2006 auf rund 300 Mrd. $ steigen könnten.
Schwachstellen und Probleme der russischen Wirtschaft
Trotz der insgesamt erfolgreichen Entwicklung der russischen Wirtschaft, die seit Ende der 90er Jahre den Produktionseinbruch nach der Auflösung der Sowjetunion inzwischen weitgehend überwunden hat, sind viele Probleme weitgehend ungelöst:
- Mit dem Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise hat sich die Energie- und Rohstofflastigkeit der russischen Wirtschaft weiter verstärkt. Eine stärkere Diversifikation der Produktionsstruktur durch Förderung von Wirtschaftszweigen außerhalb des Energie- und Rohstoffsektors ist daher eines der wichtigsten Ziele der russischen Wirtschaftspolitik. Nach Schätzungen der Weltbank, die die Angaben der amtlichen russischen Statistik hinsichtlich der Produktionsbeiträge der Wirtschaftssektoren aufgrund von Verzerrungen durch Verrechnungspreise nicht für realitätsnah hält, steuert der Energie- und Rohstoffsektor noch etwa ein Viertel zum Bruttoinlandsprodukt bei.
- Trotz kräftig gestiegener Investitionen wird in Russland im internationalen Vergleich zu wenig investiert. Das zeigt sich insbesondere am geringen Zufluss ausländischer Direktinvestitionen. Der russischen Regierung ist es trotz vieler wirtschaftspolitischer Reformen bisher nicht gelungen, ausreichend attraktive Rahmenbedingungen für Investoren zu schaffen. Internationale Investoren kritisieren insbesondere fehlende Rechtssicherheit, weit verbreitete Korruption, eine überbordende Bürokratie und die geringe Leistungsfähigkeit des russischen Bankensystems.
- Klein- und mittelständische Betriebe haben eine zu geringe Bedeutung. Dies liegt an der schwierigen Finanzierungssituation, da die russischen Banken keine entsprechenden Kreditlinien anbieten. Ein russischer Fond für Bürgschaften in diesem Wirtschaftssektor ist jedoch geplant.
- Die Inflationsrate war lange Zeit zweistellig und 2006 betrug immer noch 8,2%. Dazu hat bisher vor allem die Wechselkurspolitik der russischen Zentralbank beigetragen. Um eine rasche Aufwertung des Rubels mit einer Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit russischer Produzenten zu verhindern, intervenierte sie am Devisenmarkt. Sie kaufte die Russland mit den hohen Leistungsbilanzüberschüssen zufließenden Devisen gegen Rubel auf. Die umlaufende Rubelgeldmenge stieg stark. Das Inflationspotential wuchs.
Wirtschafts- und Finanzpolitik
Priorität hat für die russische Regierung derzeit offenbar die Aufrechterhaltung möglichst hoher Wachstumsraten – vor einer Stabilisierung der Preise. Das von Präsident Putin gesetzte Ziel, das Bruttoinlandsprodukt in einem Zeitraum von 10 Jahren zu verdoppeln, soll möglichst weitgehend erreicht werden – notfalls mit einer nur kurzfristig wirksamen staatlichen Ausgabenprogrammen. Mit dieser Linie scheint sich Premierminister Michail Fradkow gegen den stärker stabilitäts- und marktwirtschaftlich orientierten Finanzminister Alexej Kudrin und Wirtschaftsminister German Gref durchgesetzt zu haben.
Dafür sprechen Beschlüsse, die Ausgaben für Gehälter im öffentlichen Dienst, Renten und sonstige Sozialleistungen zu erhöhen. Damit reagierte die Regierung auch auf weitverbreitete Proteste der Bevölkerung. Sie wurden ausgelöst, als Anfang 2005 bisher entgeltfreie staatliche Sachleistungen, z. B. Freifahrten für Rentner in öffentlichen Verkehrsmitteln, durch Geldleistungen ersetzt werden sollten.
Expansiv wirkt auch, dass der Schwellenwert, ab dem Öleinnahmen in den „Stabilisierungsfonds“ eingestellt werden, ab 2006 auf 27 $/Barrel erhöht wurde. So werden weniger Einnahmen im Stabilisierungsfonds gespart. Sie fließen stattdessen dem Haushalt zu.
Angesichts des stark gestiegenen staatlichen Einnahmen drängen verständlicherweise auch viele Duma-Abgeordnete darauf, die weitgehend den hohen Energie- und Rohstoffpreisen zu verdankenden unverhofften Gewinne verstärkt für öffentliche Ausgaben zu nutzen.
2005 sind die Einnahmen im Föderationshaushalt um rund die Hälfte gestiegen. Die Ausgaben wurden vergleichsweise zurückhaltend um rund ein Drittel erhöht. Im Budget 2006 sind weitere Ausgabensteigerungen um insgesamt rund ein Viertel vorgesehen, insbesondere zur Terrorismusbekämpfung sowie im Bildungs- und Gesundheitswesen zur Erhöhung der relativ niedrigen Gehälter in diesen Bereichen.
Der Internationale Währungsfonds kritisiert die Lockerung der russischen Haushaltspolitik. Demgegenüber hatte die russische Finanzpolitik bisher für ihren strikten Stabilitätskurs international viel Anerkennung gefunden.
Die Oberhand scheint Fradkow auch im Hinblick auf die Politik gegenüber ausländischen Investoren gewonnen zu haben. Bestimmenden Einfluss sollen sie zumindest in „strategisch wichtigen Bereichen“ nicht gewinnen dürfen.
Angesichts der herausragenden Bedeutung des Energiesektors ist die russische Politik insbesondere darauf ausgerichtet, die staatliche Kontrolle über die Energiewirtschaft zu verstärken und private Unternehmen aus diesem Bereich zurückzudrängen. Das zeigt die Zerschlagung des Erdölkonzerns Jukos. Ein weiterer Hinweis ist die Übernahme des Ölkonzerns Sibneft durch die halbstaatliche Erdgasgesellschaft Gazprom, die damit ihre Geschäftstätigkeit im Ölbereich weiter ausbaut.
Auch außerhalb des Energiesektors baut der Staat seinen Einfluss aus. Die Regierung fördert die Bildung staatlicher Großkonzerne, die wichtige Branchen dominieren sollen. So wurden beispielsweise im Bereich des Maschinen- und Automobilbaus private Unternehmen von Staatsbetrieben übernommen.
Im Bankensektor, der von zwei großen Staatsbanken, der Sberbank und der WTB (ehemals Wneschtorgbank), beherrscht wird, hat die Vneshtorgbank ihre Marktmacht 2005 nach der Übernahme der vormals privaten Promstroybank ausgebaut. Die verbliebenen Privatbanken sind bis auf wenige Ausnahmen klein und unterkapitalisiert. Die Schwächen des russischen Bankensystems zeigten sich im Frühsommer 2004, als ein Ansturm verunsicherter Anleger auf die Banken schnell zu Liquiditätsproblemen führte und das Land an den Rand einer Bankenkrise brachte. Um dies künftig zu verhindern, bedarf es dringend einer grundlegenden Bankenreform.
In anderen Wirtschaftsbereichen wurden marktwirtschaftlich orientierte Strukturreformen ebenfalls nicht umfassend durchgeführt. Viele Beobachter bezweifeln mit Blick auf die 2007 und 2008 bevorstehenden Parlaments- und Präsidentenwahlen allerdings, dass die russische Regierung jetzt noch mittels entschlossenen Reformen die Wachstumsbasis der russischen Wirtschaft stärkt. Reichlich fliessende Staatseinnahmen könnten eher zur Verteilung von „Wahlgeschenken“ verleiten. Die hohen Öleinnahmen haben offensichtlich den Reformwillen deutlich verringert.
Tourismus
Hauptartikel: Tourismus in Russland
Der Tourismus in Russland beschränkt sich momentan auf einige wenige, kulturell interessante Städte und Regionen, besonders bei Reisegruppen. Individualtouristen werden häufig durch Visabeschaffung, sprachliche Hürden und ähnliche Probleme abgeschreckt, hingegen ist das Land bei Reisegruppen beliebter. 2001 kamen 21,2 Mio. Auslandsgäste nach Russland, dies ließ 7,5 Mrd US-Dollar ins Land fließen.
Gesundheit, Soziales
Lebenserwartung (2004) | 67 Jahre |
Lebenserwartung (Männer) (2004)* | 60,45 Jahre |
Lebenserwartung (Frauen) (2004)* | 74,10 Jahre |
Säuglingssterblichkeit (2004) | 1,7 % |
Kindersterblichkeit (2004) | 2,1 % |
Müttersterblichkeit | 75 / 100000 Geb. |
Ärzte | 4,7 / 1000 Einw. |
Krankenhausbetten | 11,6 / 1000 Einw. |
Zugang zu sauberem Trinkwasser | 96 % (Land); 100 % (Stadt) |
Geburtenrate (2004) | 9,63 / 1000 Einw. |
Sterblichkeit (2004) | 15,17 / 1000 Einw. |
Suizide (Schnitt der Jahre 1994-2006) | 60000 |
Bevölkerungswachstum (2004) | -0,27 % |
Fruchtbarkeit (2004) | 1,26 Kinder / Frau |
HIV-Infektionsrate (2001) | 0,9 % |
HIV/AIDS-Infizierte (2004) | 350000 |
Öffentliche Ausgaben für Gesundheit (1997) | 4,6 % vom BIP |
Öffentliche Ausgaben für Altersversorgung (1996) | 5,7 % vom BIP |
Öffentliche Ausgaben für Bildung und Erziehung | k. A. |
Schulpflicht | 7 - 17 Jahre |
Analphabetenrate | 0,5 % (Männer); 1 % (Frauen) |
Armutsrate | 19,6 % |
Kinderunterernährung | 3 % |
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- Quelle: www.welt-in-zahlen.de
Armut
Der Anteil der Bevölkerung, der unter der Armutsgrenze lebt, betrug 2002 etwa 20 - 25 %. Nach Angaben der Weltbank - 19,6 %. Dieser Anteil ist jedoch landesweit ungleich verteilt. In Tschetschenien und Dagestan leben mehr als die Hälfte der Menschen in Armut. Weitere arme Regionen sind Inguschetien (47 %), Tuwa & Kabardinien-Balkarien (42 %), Mari El (39 %), Kalmückien (36 %), Burjatien & Altai (32 %) und Mordwinien (31 %). Nach dem Zerfall der UDSSR ist die Armut jedes Jahr erheblich gestiegen und war 1999 mit über 40 % auf dem Höhepunkt. Seitdem hat sich die Lage bis heute spürbar gebessert. Allerdings lebt der Großteil der Nicht-Armen Bevölkerung meistens nur knapp über der Armutsgrenze.
Kultur
Russland ist ein Land der Dichter, Denker und Komponisten. In Russland werden die großen Schriftsteller und Komponisten verehrt wie Ikonen und Propheten.
Literatur
siehe auch: Russische Literatur
Zu den russischen Schriftstellern von Weltrang gehören: Fjodor Dostojewski, Maxim Gorki, Boris Pasternak, Alexander Puschkin, Alexander Solschenizyn, Lew Tolstoi, Anton Tschechow und Iwan Turgenew. 1990 verzeichneten Bücher in Russland eine Auflagenstärke von insgesamt 1,6 Mrd. Büchern. 2004 waren es nur noch 562 Millionen. Auflagenstärkste Autorin war dabei Daria Donzowa mit 99 Bänden und einer Auflagenstärke von 18,1 Mio. Büchern.
Musik
Die Anfänge der russischen Kunstmusik begannen sich im 18. Jahrhundert zu entwickeln und standen, da vorrangig am europäisch ausgerichteten Zarenhof gepflegt, stark unter Beeinflussung westeuropäischer Musik. Als typisch russisch anzusehen sind dagegen die a-cappella-Gesänge der orthodoxen Kirchenmusik. Der wichtigste Komponist dieser Zeit war Dmytro Bortnjanskyj, in dessen Schaffen beide Stilrichtungen vertreten sind. Wendungen aus der russischen Volksmusik tauchen erstmals verstärkt in den Opern und Orchesterstücken Michail Glinkas und Alexander Dargomyschskis auf, wodurch sie den Weg zu einer nationalrussischen Komponistenschule ebneten. Im Anschluss daran formierte sich aus fünf jungen Komponisten die sogenannte Gruppe der Fünf (Alexander Borodin, César Cui, Mili Balakirew, Modest Mussorgski, Nikolai Rimski-Korsakow), welche es sich zur Aufgabe machte, gezielt die Eigentümlichkeiten russischer Volksmusik für Symphonien, Opern, Tondichtungen und Kammermusik nutzbar zu machen.
In Kontrast dazu entwickelte sich eine eher an westlicher Musik (besonders der deutschen Romantik) orientierte Gegenströmung, die durch Anton Rubinstein begründet wurde. Ihr gehörte auch der bedeutendste russische Komponist des 19. Jahrhunderts, Peter Tschaikowski, an, dessen Werke (Symphonien, Opern, Ballette, Kammermusikwerke) der russischen Musik erstmals auch im Ausland zu größerem Ansehen verhalfen. Die nachfolgenden Komponisten wie Anatoli Ljadow, Sergei Tanejew, Anton Arenski, Alexander Gretschaninow, Alexander Glasunow und Wassili Kalinnikow setzten in ihren Kompositionen vor allem auf eine aussöhnende Vereinigung des westlich-internationalen und des russisch-nationalen Stiles. Während Sergei Rachmaninow in seinen Klavierkonzerten und Symphonien den Stil Tschaikowskis eigenständig weiterentwickelte, hielt mit Alexander Skrjabin, Schöpfer eines eigenwilligen harmonischen Systems, erstmals die musikalische Moderne in Russland Einzug.
Der Expressionismus ist in der russischen Musik durch das Frühwerk Igor Strawinskis und Sergei Prokofjews repräsentiert. In den 1920er Jahren experimentierten viele Komponisten mit neuartigen musikalischen Gestaltungsmitteln, so auch der junge Dmitri Schostakowitsch, dessen frühe Werke sich besonders durch satirischen Tonfall auszeichnen. Die meisten älteren Komponisten hielten dagegen an der Romantik fest, wie Glasunow, Reinhold Glière und Nikolai Mjaskowski, später dann auch Prokofjew. Ab Mitte der 1930er Jahre wurde für russische Musiker auf Anordnung Stalins die Doktrin des Sozialistischen Realismus bindend, die avantgardistische Experimente verbot und eine "volksnahe" Kunst forderte. Dieser Zwang lockerte sich erst nach Stalins Tod 1953 allmählich. Hauptrepräsentanten einer sowjetischen Musikkultur wurden im Anschluss neben Schostakowitsch vor allem Dmitri Kabalewski und der Armenier Aram Chatschaturjan. Ab etwa 1980 machen sich auch wieder die einst verpönten avantgardistische Elemente in russischen Kompositionen bemerkbar, so bei Edisson Denissow, Sofia Gubaidulina und Alfred Schnittke. Dagegen hielten Komponisten wie der gebürtige Pole Mieczysław Weinberg oder Boris Tschaikowski die Tradition in der Nachfolge Schostakowitschs aufrecht.
Ballett
Das Ballett hat in Russland lange Tradition. Russland brachte so große Persönlichkeiten wie Anna Pawlowa, Galina Ulanowa, Waslaw Nischinski, Rudolf Nurejew, Mikhail Baryshnikov, Sergej Diaghilew, Michail Fokin und Maja Plissezkaja hervor. Ballett ist in Russland eine sehr beliebte Form der Unterhaltung. Aus einer 1773 gegründeten Ballettgruppe ging später das weltberühmte Bolschoi-Ballett hervor.
Die heute wohl bekannteste Ballettgruppe ist das Russische Staatsballett. Es wurde 1981 von Irina Tichimisova gegründet und ist seit 1984 unter der Leitung von Wjatscheslaw Gordejew, Ex-Bolshoi-Star. Weltweit hatte das Russische Staatsballett bisher 20 Millionen Besucher.
Theater und Oper
Neben den klassischen Künsten spielt aber auch die Volkskunst eine große Rolle. Viele russische Volkslieder, wie zum Beispiel "Kalinka", "Schwarze Augen" oder "Das Lied der Wolgaschlepper", sind über die Grenzen Russlands hinaus bekannt.
Malerei
Auch auf dem Gebiet der Malerei leistete Russland einen großen Beitrag. Im Zusammenhang mit dem Impressionismus und der Russische Avantgarde sind Namen wie Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Alexej von Jawlensky, Wladimir Tatlin, Michail Larionow und Natalja Gontscharowa zu erwähnen. Zu den großen russische Malern zählen außerdem Ilja Repin, Marc Chagall, Michail Wrubel, Valentin Serow, Wassili Surikow, Iwan Aiwasowski, Isaak Lewitan, Andrej Rubljow, zu den bedeutenden Landschaftsmalern gehörende Nikolai von Astudin und vielen mehr.
- Liste russischer Maler
- Peredwischniki
- Mir Iskusstwa
- Russische Avantgarde
- Suprematismus
- Cubo-Futurism
- Konstruktivismus (Kunst)
- Sozialistischer Realismus
Film
Russland brachte auch einige der wichtigsten europäischen Filmregisseure hervor, beispielsweise Sergei Eisenstein und Andrei Tarkowski
siehe auch: Russische Filmgeschichte
Feiertage
siehe: Liste russischer Feiertage
Architektur
Die frühe Architektur Russlands orientiert sich an der des Byzantinischen Reichs: frühe Sakralbauten orientieren sich wie die byzantinischen am griechischen Kreuz, das von fünf Kuppeln gekrönt wird. Beispiele hierfür sind die Sophienkathedrale in Nowgorod oder die Kirche Sankt Demetrios in Wladimir.
Ein eigenständiger russischer Stil hatte sich wahrscheinlich ursprünglich nur im Bereich der Holzbauten entwickelt, von denen aufgrund des Baumaterials aber keine Bauten erhalten sind, die älter als das 17. Jahrhundert sind. Die Kirchen, die daraus entstanden, zeichnen sich durch eine einfachere zentrale Anlage und einen großen oktogonalen Mittelturm aus. Diese wurden im Laufe der Zeit immer dekorativer ausgestaltet. Ein berühmtes Beispiel ist die Basiliuskathedrale auf dem Moskauer Roten Platz von 1555.
Westeuropäische Einflüsse breiteten sich mit dem Barock aus. Barockeinflüsse (siehe Russischer Barock) begannen sich Ende des 17. Jahrhunderts in Russland zu zeigen (Kirche der Mutter Gottes von Wladimir in Moskau).
Ihren Durchbruch erreichte sie jedoch in der von Zar Peter I. gegründeten Stadt Sankt Petersburg. Europäische Architekten wie Schlüter oder Domenico Trezzini kamen nach Russland, sie bauten Gebäude wie das Menschikow-Palais oder die Peter-Pauls-Festung.
Architektur von Weltniveau erreichten die Baumeister unter Katharina II. (Bartolomeo Francesco Rastrelli). Die Paläste wie der Winterpalast in St. Petersburg, der große Palast in Peterhof oder der große Palast in Katharinenpalast zeigen an den Fassaden einen großen und gewaltigen Rokoko-Stil und sind im Inneren exorbitant luxuriös ausgestattet.
Mit dem Klassizismus, der in Russland ungefähr zur selben Zeit einsetzte wie im restlichen Europa begannen erstmals originär russische Baumeister wie Iwan Jegorowitsch Starow eine herausragende Stellung einzunehmen. Die meisten Gebäude der Petersburger Innenstadt sind bis heute klassizistisch geprägt.
Ein Paradebeispiel dafür ist die Rossistraße, deren gesamte Anlage einschließlich der Häuser einem streng geometrischen Gesamtmuster folgt. In den Sakralbauten wie der Isaakskathedrale allerdings mischen sich klassizistische und historistische Stilelemente.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren avantgardistische Strömungen in der gesamten russischen Kultur stark. Nach der Oktoberrevolution konnten ihre Verfechter diese kurze Jahre umsetzen. Beispielgebend ist hier El Lissitzky oder neuartige Prototypen für Wohnungsbau, Industriebau und für die öffentlich Verwaltung. Internationale Architekten wie Le Corbusier, Walter Gropius, Peter Behrens und Mies van der Rohe konnten in Moskau bauen.
Innerhalb weniger Jahre erfolgte ein traditioneller Rückschlag. Ins Monumentale gesteigerte klassische Muster. Der stalinistische Zuckerbäckerstil begann vorherrschend zu werden, die Repräsentativität stand gegenüber künstlerischen Entwürfen klar im Vordergrund.
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird zunehmend ein historisierender Baustil modern, der Anknüpfungspunkte in der traditionellen russischen Architektur sucht. Beispiele hierfür sind neben vielen anderen Gebäuden die wiederaufgebaute Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau oder die gleichnamige Kathedrale in Kaliningrad.
Siehe auch: Russische Kultur in Deutschland
Sport
In Russland hat Sport einen relativ hohen Stellenwert, dies kann man auf den hohen Stellenwert und die dazugehörige Sportförderung in der UdSSR zurückführen. Im Gegensatz zum deutschsprachigen Raum gibt es dort reine Sporttageszeitungen. Die beliebtesten Sportarten der Russen sind Fußball und Eishockey (siehe auch: Fußball in Russland), aber auch Handball, Basketball und neuerdings Tennis sind sehr beliebt.
Das Land gehört zu den Nationen, aus denen Sportler der Weltklasse in den meisten Sportarten stammen; speziell in den Kategorien Leichtathletik, Wintersport, Turnen/Gymnastik und Gewichtheben dominieren russische Sportlerinnen und Sportler. Aus keiner Nation stammen mehr aktuelle und ehemalige Schachweltmeister und Großmeister als aus Russland.
1980 war die russische Hauptstadt Moskau Ausrichter der Olympischen Sommerspiele, auch sonst ist Russland häufig Austragungsort von internationalen Wettbewerben wie Welt- und Europameisterschaften.
Bildung und Wissenschaft
Bildungssystem im Überblick
Bildung
Das Bildungssystem in der russischen Föderation gliedert sich in die vier Abschnitte:
- allgemeine Schulausbildung
- Berufsausbildung
- Hochschulausbildung
- Postgraduierte Ausbildung
Die Allgemeine Schulausbildung untergliedert sich in die Abschnitte Grundstufe, Hauptstufe und Oberstufe. Mit sechs bzw. sieben Jahren erfolgt die Einschulung in die Grundstufe (Grundschulstufe). Zwar ist diese formal vierjährig, doch die mit sieben Jahren eingeschulten Kinder absolvieren diese (beginnend mit der 2. Klasse) in der Regel nach drei Jahren.
Danach folgt die sechsjährige Hauptschulstufe. Der erfolgreiche Abschluss ermöglicht, entweder die zweijährige Oberschulstufe zu besuchen und diese mit dem Abitur (ein Attestat der Leistungen und abgeschlossenen Klassen) zu beenden.
Statt der Oberschulstufe kann auch eine Berufsausbildung an der Berufsschule bzw. dem Technikum gemacht werden. Dort gibt es ebenfalls die Möglichkeit, das Abitur zu machen, wenn zusätzlich zu den berufsspezifischen Fächern auch die allgemeinbildenden Fächer besucht werden.
Universitäten und Hochschulen
Für die Hochschulausbildung steht den Studenten in Russland ein vielfältiges Hochschulwesen zur Verfügung. Außer der klassischen Universität mit einem breiten Fächerangebot gibt es verschiedene Hochschulen und Akademien mit einer speziellen technischen, pädagogischen oder ökonomischen Ausrichtung. Das Abitur ist zwar Voraussetzung für den Hochschulbesuch, es muss jedoch zusätzlich eine Aufnahmeprüfung bestanden werden. Die Studienfinanzierung gibt es für leistungsstarke Schüler kostenfrei, für einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung aber nur gebührenfinanziert.
Sowohl das Studienjahr als auch das Schuljahr beginnen in ganz Russland einheitlich am 1. September eines Jahres.
Die Akademie der Wissenschaften wurde in Sankt Petersburg auf Anordnung von Zar Peter I. per Erlass des regierenden Senats am 28. Januar (8. Februar) 1724 gegründet. Dieses Datum gilt als Gründungstag der Russischen Akademie der Wissenschaften. Seitdem war Wissenschaft und Forschung in Russland ein wichtiges Anliegen.
Das gegenwärtige Bildungssystem der Russischen Föderation befindet sich derzeit in einer großen Umbruchphase. Nach der zentralistischen Führung haben die Hochschulen im Rahmen ihrer Autonomie auch größere Rechte zur Selbstverwaltung erhalten. Diese Chancen werden verstärkt genutzt. Hochschulen werden neu aufgestellt; altehrwürdige Einrichtungen erhalten neue Namen und moderne Strukturen. Insgesamt lassen sich vier Kategorien von Hochschuleinrichtungen in folgender Hierarchie aufstellen:
- Universitäten,
- Akademien,
- Institute (= Hochschulen),
- Colleges
Medien
Hauptartikel: Medien in Russland
Presse, Printmedien
Die tagesaktuelle Presse wurde jahrzehntelang vor allem durch die halbamtliche Presseagentur TASS mit Informationen versorgt. Wichtigste Tageszeitung ist die Prawda, mit einer Auflage von heute 800.000 Exemplaren. Dieses als Parteiorgan der KPdSU eingeführte Printmedium hatte eine Auflagenstärke von bis zu 14.000.000 Exemplaren pro Tag.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR entwickelte sich in Russland eine freie Presse, die sich jedoch heute wieder zunehmender Repressalien durch die Regierung ausgesetzt sieht.
Eine staatliche Informations- und Analyseagentur ist seit 1993 RIA Novosti.
Fernsehen
In den meisten Teilen Russlands können nur drei landesweite und ein bis zwei regionale Fernsehsender empfangen werden. In Moskau sind aber je nach Lage mehr als ein Dutzend Fernsehanbieter terrestrisch empfangbar.
Das "öffentlich-rechtliche" Fernsehen wird vom Staat kontrolliert. Es ist zwar gebührenfrei, allerdings eher quantitativ was Nachrichtensendungen angeht. Zum öffentlich-rechtlichen Angebot gehört auch ein Sportsender namens Sport (russisch: Спорт) und ein Kultursender namens Kultura.
In den 1990er Jahren entwickelten sich in Russland mehrere teils landesweite private Fernsehsender, die neben seichter Unterhaltung auch unabhängige und auch Kreml-kritische Informationssendungen im Programm hatten. Seit einigen Jahren sind jedoch die landesweit sendenden Sender unter die Kontrolle des Staates geraten bzw. sie wurden von diesem aufgelöst und durch öffentlich-rechtliche Sender ersetzt. So sendet Sport auf der Frequenz von TW6. Auch zwang der russische Staat Wladimir Gussinski, der bis dahin NTW (russisch: НТВ), den größten und heute einzig landesweit empfangbaren privaten Fernsehsender, kontrollierte, diesen 2001 an den größten russischen Industriekonzern Gazprom zu verkaufen, der wiederum mehrheitlich dem russischen Staat bzw. seinen Untereinheiten gehört. Der russische Staat übt seitdem indirekte bis direkte Kontrolle über NTW aus.
Viele Filme und Serien – sowohl bei privaten als auch staatlichen Sendern – werden qualitativ minderwertig übersetzt: ein oder zwei Sprecher sprechen alle Figuren, oft zeitversetzt zum Bild und ohne Intonation.
Russland sendet mit der Fernsehnorm SECAM (Variante Osteuropa). Russland plant langfristig (in den 2010er Jahren) DVB-T einzuführen. Angeblich sollen derartige Geräte subventioniert werden, damit sich die Bevölkerung das verhältnismäßig teure Gerät anschaffen kann.
Untertitelung für Hörbehinderte gibt es nicht. Die "Öffentlich-Rechtlichen" haben keinen Rundfunkrat, welcher auf Minderheiten Rücksicht nimmt.
Hörfunk, Radio, Rundfunk
Neben Radio Rossija gibt es viele private Radiosender – meist Lokalsender. Einige Moskauer Stationen haben auch Lizenzen in den Regionen. Der Sender Echo Moskvy wird als einziger verbliebener Vertreter regierungskritischer Massenmedien gelobt.
Russische Radiosender nutzen heutzutage die auch in Deutschland üblichen UKW-Frequenzen (87,5 MHz bis 108,0 MHz) unter dem Namen FM. Zu Sowjetzeiten wurde das so genannte OIRT-Band (65,9 bis 73,1 MHz) genutzt, wo heute unter dem Namen UKW noch einzelne Sender laufen.
Viele russische Wohnungen haben einen Radiostecker, an dem eine Art Volksempfänger ein oder drei Radiosender empfangen kann. Die simplen Geräte benötigen keine weitere Stromversorgung und haben oftmals als einziges Bedienelement einen Lautstärkeregler.
Internet
Im März 1994 wurde die Top-Level-Domain .ru für russische Internet-Adressen angemeldet. Heute benutzen ungefähr 13 Prozent aller Russen das Internet. 56 Prozent der User sind Männer. Die meisten User fallen mit einer Altersspanne von 18 bis 24 Jahren in den attraktivsten Teil der werberelevanten Zielgruppe. Etwa 20 Prozent der User sind zwischen 25 und 34 Jahre alt. Der Anteil der 35- bis 44-Jährigen nimmt nur 10 Prozent ein. Mit gerade einmal 4 Prozent verschwinden die User, die älter als 45 sind, in der Bedeutungslosigkeit.
Das ergibt ein Durchschnittsalter von 30 Jahren. 29 Prozent der User verfügen über ein überdurchschnittlich hohes Einkommen. Der Großteil der User verdient aber nur zwischen 3000 und 5000 russische Rubel im Monat. Das entspricht 86,8 bis 144,7 Euro.
27 Prozent der Internet-Nutzer sind Studenten. 20 Prozent sind berufstätige und hoch qualifizierte Fachleute. 17 Prozent sind als Angestellte tätig. Die Angaben ergeben sich aus einer dreimonatigen Umfrage unter 1500 volljährigen Menschen in einhundert Städten und Siedlungsgebieten der Russischen Föderation. Stand 26. Juli 2005, Quelle: Romir[9]
Weblinks
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Portal: Russland – Themenüberblick |
Commons: Russland – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wiktionary: Russland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Wikimedia-Atlas: Russland – Geografische und historische Karten
- Russische Botschaft in Deutschland
- russlandhandbuch.podolak.net Das Russland-Handbuch – Reisetipps
- Statistisches Bundesamt: Länderprofil Russische Föderation, April 2005 (pdf)
- Datenbank des deutschsprachigen Schrifttums über Russland (1974-2003)
- Russische Nachrichtenagentur Ria Novosti
- Russland bei Goruma
Literatur
Allgemeines
- Volker Ullrich(Hrsg.): Russland und der Kaukasus. Fischer Weltalmanach aktuell (mit Analysen und Reportagen aus der ZEIT und Zahlen, Daten und Fakten aus dem Fischer Weltalmanach). Fischer Taschenbücher. Bd 72303. Fischer, Frankfurt M 2005. ISBN 3-596-72303-5
Aktuelle Politik
- Margareta Mommsen: Wer herrscht in Russland? Der Kreml und die Schatten der Macht. Beck, München 2003. ISBN 3-406-51118-X
- D. Stachow, L. Shevtsova, Roland Götz, J. Scherrer, E.-M. Auch: Aus Politik und Zeitgeschichte. Russland. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2006,11 (13.3.2006). (Onlinetext)
Geschichte
- Richard Pipes: Rußland vor der Revolution. Staat und Gesellschaft im Zarenreich. München 1977.
- Abraham Ascher: Geschichte Russlands. Magnus-Verlag, Essen 2005. ISBN 3-88400-432-8
- Tim Guldimann: Moral und Herrschaft in der Sowjetunion. Erlebnis und Theorie. Suhrkamp, Frankfurt M 1984. ISBN 3518112406
- Andreas Kappeler: Russland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. München 2001. ISBN 3-406-47573-6
- Andreas Kappeler:Russische Geschichte, München 1997. ISBN 3-406-47076-9
- Tanja Wagensohn: Russland nach dem Ende der Sowjetunion. Pustet, Regensburg 2001. ISBN 3-7917-1751-0
Soziologie & Kultur
- Norbert Franz (Hrsg.): Lexikon der russischen Kultur. Primus, Darmstadt 2002. ISBN 3-89678-413-7
- Carsten Goehrke: Russischer Alltag. Chronos, Zürich 2003. ISBN 3-0340-0583-0
Quellenangaben
- ↑ Indigirka at Yurty (64.05° N, 141.88° E)
- ↑ Russland-Aktuell: Tataren müssen Kyrillisch schreiben 16.11.2004
- ↑ Information der Botschaft der RF in der Bundesrepublik
- ↑ CIA The World Factbook
- ↑ Entwicklung des BIP Rußlands: bfai, 2006
- ↑ Entwicklung des Haushaltssaldos Rußlands: bfai, 2006
- ↑ Entwicklung der Inflationsrate Rußlands: bfai, 2006
- ↑ Entwicklung des Außenhandels Rußlands: bfai, 2006
- ↑ Romir, Umfrage zur Internetnutzung (russisch), 26. Juli 2005
Mitgliedstaaten der EU: Belgien | Bulgarien | Dänemark | Deutschland | Estland | Finnland | Frankreich | Griechenland | Irland | Italien | Lettland | Litauen | Luxemburg | Malta | Niederlande | Österreich | Polen | Portugal | Rumänien | Schweden | Slowakei | Slowenien | Spanien | Tschechien | Ungarn | Vereinigtes Königreich | Zypern1
Andere europäische Staaten: Albanien | Andorra | Bosnien und Herzegowina | Island | Kasachstan2| Kroatien | Liechtenstein | Mazedonien | Moldawien | Monaco | Montenegro | Norwegen | Russland2 | San Marino | Schweiz | Serbien | Türkei3| Ukraine | Vatikanstadt | Weißrussland
1 Geographisch zu Vorderasien gezählt. 2 Zählt sowohl zu Osteuropa als auch zu Zentralasien. 3 Zählt sowohl zu Südosteuropa als auch zu Vorderasien.
47 asiatische UNO-Mitgliedstaaten:
Afghanistan | Armenien | Aserbaidschan | Bahrain | Bangladesch | Bhutan | Brunei | China, Volksrepublik | Georgien | Indien | Indonesien | Irak | Iran | Israel | Japan | Jemen | Jordanien | Kambodscha | Kasachstan | Katar | Kirgisistan | Kuwait | Laos | Libanon | Malaysia | Malediven | Mongolei | Myanmar | Nepal | Nordkorea | Oman | Osttimor | Pakistan | Philippinen | Russland | Saudi-Arabien | Singapur | Sri Lanka | Südkorea | Syrien | Tadschikistan | Thailand | Turkmenistan | Türkei | Usbekistan | Vereinigte Arabische Emirate | Vietnam | Zypern, Republik
Andere, umstrittene Staaten:
Abchasien | Bergkarabach, Republik | China, Republik (Taiwan) | Palästina | Südossetien | Türkische Republik Nordzypern
Andere Gebiete
Hongkong (SVZ der VR China) | Macao (SVZ der VR China) | Britisches Territorium im Indischen Ozean (Britische Überseegebiete)
G6: Deutschland | Frankreich | Vereinigtes Königreich | Italien | Japan | Vereinigte Staaten
G7: Kanada | G8: Russland
Armenien | Aserbaidschan | Georgien | Kasachstan | Kirgisistan | Moldawien | Russland | Tadschikistan | Turkmenistan | Ukraine | Usbekistan | Weißrussland
Mitglieder: China | Kasachstan | Kirgisistan | Russland | Tadschikistan | Usbekistan
Beobachter: Indien | Iran | Mongolei | Pakistan
Armenien | Kasachstan | Kirgisistan | Russland | Tadschikistan | Usbekistan | Weißrussland
Mitglieder: Kasachstan | Kirgisistan | Russland | Tadschikistan | Usbekistan | Weißrussland
Beobachterstatus: Armenien | Moldawien | Ukraine
Koordinaten: 41°-78° N, 58°O - 170°W