David (Michelangelo)
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David ist eine Skulptur von Michelangelo (* 1475, † 1564) und wurde von 1501 bis 1504 in Florenz, der künstlerischen Metropole der Toskana und Italiens, erschaffen.
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[Bearbeiten] Motiv
Das Motiv des Jünglings David, der den Riesen Goliath mit einer einfachen Steinschleuder besiegte, ist der Bibel entliehen (1. Samuel 17). Der David von Michelangelo ist ein ausgewachsener muskulöser Jüngling von 4,34 Metern, der sich seiner Überlegenheit bewußt zu sein scheint. Besonders bei Michelangelo ist die Darstellung des David vor dem Kampf mit Goliath. In den einzigartigen Zügen der Figur zeigt Michelangelo zum einen die Entschlossenheit und zum anderen die Zweifel des Jünglings vor dem unausweichlichen Kampf. Michelangelo, der den Auftrag zur Bearbeitung des Ducio-Blockes von der Signoria erhielt, erschuf das Wahrzeichen der Republik Florenz und ein Symbol für die Unabhängigkeit der Stadt.
Hier auf dem zentralen städtischen Platz sollte in der politisch unruhigen Zeit die Freiheit von Florenz auch gegen eine scheinbare Übermacht dokumentiert werden, indem ein deutlicher Verweis auf die jedem bekannte biblische Geschichte von David und Goliath gesetzt wurde. 1494 waren französische Truppen in Florenz einmarschiert - es ging um den Hegemonialkrieg zwischen Frankreich und Habsburg. Frankreich fühlte sich von den Herrschaftsgebieten des Hauses Habsburg in Spanien, Oberitalien und Österreich zunehmend eingeschlossen, vor allem in den Jahren danach, als Karl V. gegen Franz I. stand. Der Dominikanermönch Savonarola beunruhigte durch seine Predigten die Situation in der Stadt so sehr, dass er 1498 öffentlich verbrannt wurde, die Vorherrschaft der Medici war zeitweise vorbei. Die Situation von Florenz war also bedrohlich.
[Bearbeiten] Entstehung
Tatsächlich war Michelangelo, als er am 16. August 1501 den Auftrag zu einem David erhielt, noch kaum berühmt. Das einzige Aufsehen Erregende, was ihm bis dahin gelungen war, war die Pietà im Petersdom zu Rom.
Angeblich soll ein länglicher Marmorblock, der zudem bereits angeschlagen war, schon seit 1464 in der Domwerkstatt liegen geblieben sein, mit dem keiner der Bildhauer etwas Vernünftiges anfangen konnte, weil man sich für einen solchen hohen, schmalen Block keine denkbare künstlerische Komposition vorstellen konnte.
Michelangelo reichte einen Vorschlag für den David ein und er wurde akzeptiert. Die damals wohlhabendste Zunft der Wollweber zahlte ihm im voraus für 30 Monate schwerer Arbeit 400 Goldflorinen.
Michelangelo hatte für diesen Zweck einen Sichtschutz um den Marmorblock errichtet und zeigte bis zur Enthüllung am 8. September 1504 niemandem seine Arbeit. So sind manche Details der Herstellung bis heute unklar, beispielsweise sind die Beine, die den tonnenschweren Torso darüber tragen müssen, sehr dünn und haben bis auf einen winzigen „Ast“ auf der Rückseite keine Stütze.
Der David ist 4,80 Meter hoch, wiegt 5660 kg und hat eine Oberfläche von 19,47 m². Es ist eine der ersten freistehenden Marmorskulpturen seit der Antike. In diesem Idealbild des jugendlichen Helden sah sich der Renaissance-Mensch am schönsten verkörpert, in dieser ruhigen, selbstsicheren Haltung, die von keiner Gefahr von außen und keinem Zweifel von innen beeinträchtigt scheint. Gleichzeitig sind diese und die anderen David-Plastiken als Vorstufe dafür zu sehen, die Darstellung des männlichen Aktes wieder möglich zu machen, auch ohne dass eine moralische Rechtfertigung nötig wäre, indem sie in ein ikonographisches Programm eingebunden wird, also beispielsweise eine antike Gottheit darstellt.
Nach Vollendung des David kam er am 5. Juni 1504 vor die Schauseite des Pal. Vecchio und blieb dort 369 Jahre lang in Sonne und Regen stehen. Der Transport der Riesenstatue war nicht ganz einfach. Er dauerte nicht nur fünf Tage – genauer gesagt vier Nächte -, sondern das Werk wurde auch noch währenddessen angeblich mit Steinen beworfen, da man Anstoß an der Blöße des David nahm. Und ebenjene Blöße wurde vielleicht schon bei der Aufstellung, spätestens jedoch 1545 mit vergoldeten Blättern bedeckt. Bereits 1527 war ein Stein auf den David herab gefallen und ließ den linken Arm abbrechen. 1873 kam das Original hier in die Galerie der Accademia und wurde auf dem Platz der Signoria durch eine Kopie ersetzt.
[Bearbeiten] Standort
Ursprünglich sollte die Statue vor dem Florentiner Dom stehen und den „Goliath“ Siena, eine benachbarte Stadt, mit der Florenz seit je in Konkurrenz stand, mit seiner Schleuder symbolisch „in Schach halten“. Nach langen Diskussionen wurde die Statue dann allerdings vor dem Rathaus, der Signoria, aufgestellt.
[Bearbeiten] Gegenwart
Wind und Wetter haben die Oberfläche angegriffen. Daher wurde das Original 1873 in die Florentiner Galleria dell' Accademia (Kunstakademie) gebracht, wo es heute besichtigt werden kann. Auf der Piazza della Signoria steht eine Kopie direkt vor dem Palazzo Vecchio. Eine weitere Nachbildung – in Bronze – steht südlich des Flusses Arno mitten auf dem Piazzale Michelangelo. Die Füße wurden mehrmals von geistig Verwirrten – teilweise deutlich sichtbar – beschädigt. Die Zehen sind heute nur noch schemenhaft erkennbar. Durch eine hohe Trennwand ist die Statue heute deshalb kaum noch zu erreichen. Im Jahr 2004 wurde die Statue im Florentiner Museo nazionale del Bargello restauriert. Die Restaurierung erfolgte mit einem aufwändigen und zeitraubenden Verfahren: Kleine angefeuchtete Papierschnipsel wurden vorsichtig auf die Oberfläche gelegt und nach kurzer Zeit wieder abgezogen. Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen waren, wurden Ende 2004 erneute Verschmutzungen festgestellt. Diese stammen von den Besuchern selbst. Ab dem Jahr 2006 soll das mit einer Luftwand um die Statue verhindert werden. Zusätzlich wird über eine „Reinigung“ der Gäste mittels Luft, etwa bei der Vorführung eines kleinen Films, nachgedacht.
Eine interessante Kontroverse hat sich unlängst aus der Tatsache heraus ergeben, dass David nicht beschnitten ist. Dies ist daher erstaunlich, da - sofern es sich um den biblichen David handelt - alle jüdischen Männer jener Zeit einer Beschneidung unterzogen wurden. Die Debatte dreht sich nun darum, ob der David Michelangelos tatsächlich den David der Bibel darstellt oder aus welchen Gründen heraus David mit Vorhaut dargestellt wird.[1]
Eine moderne Form des David hat der Düsseldorfer Künstler Hans-Peter Feldmann 2006 für die Ausstellung Das achte Feld in dem Kölner Museum Ludwig auf dem Heinrich-Böll-Platz geschaffen.