Degenfeld
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Degenfeld, auch Tegernfeld, später auch von Degenfeld-Schomberg bzw. von Degenfeld-Schonburg ist der Name einer adeligen Familie, die – ursprünglich aus der Schweiz kommend – seit dem 13. Jahrhundert mit Lehensrechten versehen in Schwaben nachgewiesen ist.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung ist 1281 die des Freiherrn Conrad von Degenfeld. Dieser war Vormund von Johann dem Jüngeren, Herzog in Schwaben, Sohn des Königs Rudolf I. und errichtete den Stammsitz bei Schwäbisch Gmünd.
Nach dem Kaisermord an Johanns Onkel Albrecht I. durch Johann und andere, so auch Konrad, seien seine Nachkommen „durch das widrige Glück veranlasset worden, den Freiherrlichen titul fahren zu lassen, welchen Christoph Martin wiederum an sich gebracht hat“.
Diverse Lexika des 18. Jahrhunderts berichten: „Einer dieses geschlechte hat an 850 den Bischoff zu Lausanne entleibet; ein anderer ist im 11. seculo Bischoff zu Costniz“. Ein Ulrich wird 1175 als Bischof zu Chur und Abt zu St. Gallen, und eine Romana zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Äbtissin im Elsass erwähnt.
Ihr Stammsitz war das Schloss Degenfeld in Gmünd, das 1597 für 17.500 Taler an Herzog Friedrich I. von Württemberg verkauft worden war. Seit 1971 ist Degenfeld ein Stadtteil von Schwäbisch Gmünd.
1625 wurde Christoph Martin von Degenfeld in den Freiherrenstand erhoben. Sein Sohn Maximilian, Freiherr und Pannier-Herr auf Hohen-Eybach, Pfälzischer geheimer Rat, (1645-1697) starb als einziger eines natürlichen Todes und hinterließ zwei Söhne: Phillipp August und Christoph Martin II. (1689-1762).
Die Tochter Christoph Martins, Marie Luise zu Pfalz hatte 13 Kinder, von denen sie nur acht überlebten: fünf Söhne, die kinderlos starben, und drei Töchter, von denen nur die älteste, Karoline, heiratete und Nachkommen hatte. Da Marie Luise als zweite Frau des Kurfürsten Karl I. Ludwig auf alle kurpfälzischen Ansprüche verzichtet hatte, wurden sie und ihre Nachkommen 1670 mit der Lehensherrschaft über Stebbach (heute Ortsteil von Gemmingen) und dem Raugrafen-Titel entlohnt. Ihre Tochter, Raugräfin Karoline, heiratete 1683 Meinhard von Schomberg, Duc de Schomberg und 2. Duke of Leinster (1641-1719), Sohn des in Irland gefallenen Marschalls Friedrich von Schomberg. Der einzige Sohn, Charles Louis, starb 1713 und die jüngste Tochter Maria heiratete 1717 ihren Onkel zweiten Grades Christoph Martin II., der 1716 (oder schon 1710) von Kaiser Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben worden war.
Da der Herzog von Schomberg und Leinster keinen männlichen Erben hatte, erwarb Graf Christoph Martin II. von Degenfeld durch die Heirat Namen, Wappen und diesen Teil des Besitzes des Hauses Schomberg, allerdings ohne die herzogliche Würde zu erhalten. Seit dieser Zeit nennt sich die Familie von Degenfeld-Schomberg bzw. von Degenfeld-Schonburg.
Die Herrschaftsrechte über Stebbach gingen 1733 auf die Degenfeld-Schomburg über, diese errichteten nahe der dortigen Burg Streichenberg das Schloss Schomberg, das heute noch von der Familie bewohnt wird und wo sich auch das Familienarchiv befindet. Eine Grablege der Familie befindet sich auf dem Friedhof in Stebbach.
[Bearbeiten] Wappen
- Stammwappen: Über blauem Schildesfuß von Rot und Silber (Weiß) geviert. Kleinod: Helm mit zwei rot silber blau geteilten Hörnern. Decken: Rot und Silber.
- Vermehrtes Wappen: Seit Ende des 16. Jahrhunderts nach Heirat mit Stammheim. Schild geviertet, 1. und 4. Stammwappen, 2. und 3. Wappen der von Stammheim, von Rot und Silber schräg geteilt mit einem schreitenden grünen Sittich. Auf dem Schild zwei Helme: 1. Degenfeld, 2. Stammheim, ein rot und silber schräggeteilter Schwanenrumpf.
- Freiherrliches Wappen: Schild vermehrt mit einem blauen Herzschild, der einen silbernen Adler enthält. Auf den Schild kam noch zwischen die beiden anderen ein dritter Helm mit blau silbernen Decken und dem Adler des Herzschilds als Kleinod.
- Gräfliches Wappen: Das gräfliche Wappen hat den oben beschriebenen als Mittelschild eines Rückschildes, der gespalten und zweimal geteilt, in 1. und 6. in Silber vor einem # Schildlein ein Rad von acht g. Gleven, 3. und 4. in Rot sechs (3, 2, 1) silberne Schildlein, in Rot einen geharnischten Ritter mit Morgenstern oder Streitbeil auf silbernem Roß und 5. in # drei (2, 1) silberne Ordenskreuze enthält. (Wappen der Herzoge von Schomburg, welches der erste Graf von Degenfeld als Heiratswappen dem seinigen beifügte und zugleich den Namen davon annahm.) Auf dem Schild ruht die Grafenkrone. Schildhalter: Rechts ein n. Löwe, links ein silberner Greif, beide widersehend.
[Bearbeiten] Bedeutende Vertreter
- Christoph Martin von Degenfeld (1599-1653), Freiherr auf Dürnau, Eybach und Neuhaus, Heerführer zunächst unter Wallenstein und Tilly, dann Gustav Adolf, zuletzt in venezianischen Diensten
- Hannibal von Degenfeld (1648-1691), ebenfalls Heerführer gegen die Türken in venezianischen Diensten, Generalkapitän der Republik Venedig
- Marie Luise von Degenfeld (1634-1677), die Raugräfin, morganatisch angetraute Ehefrau des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz
[Bearbeiten] Verwandtschaftsverhältnisse
- A1 Christoph Martin von Degenfeld (1599-1653) oo Anna Maria Adelmann von Adelmannsfelden (†1651)
- B1 Ferdinand, (1629-1710), pfälzischer Geheimrat; Landesstatthalter
- B2 Marie Luise von Degenfeld (1634-1677), die Raugräfin zur Pfalz, oo 1658 Karl I. Ludwig von der Pfalz
- C1 Karl Ludwig zu Pfalz (1658-1688), gefallen bei Negroponte
- C2 Karoline Elisabeth (1659-1696) oo 1683 Meinhard Herzog von Schomberg, 2. Duke of Leinster (1641-1719)
- D1 Charles Louis von Schomberg, Marquess of Harwich (1683-1713)
- D2 Lady Caroline von Schomberg (1686/87-1710)
- D3 Lady Frederica Susanna von Schomberg (1687/88-1751)
- D4 Lady Maria von Schomberg (1692-1762) oo 1717 Christoph Martin II. Graf von Degenfeld (1689-1762), Nachkommen siehe dort
- C3 Luise zu Pfalz (1661-1733), Briefpartnerin ihrer Halbschwester Liselotte von der Pfalz
- C4 Ludwig (1662-1662)
- C5 Amalie Elisabeth (1663-1709)
- C6 Georg Ludwig (1664-1665)
- C7 Frederike (1665-1674)
- C8 Friedrich Wilhelm (1666-1667)
- C9 Karl Eduard (1668-1690)
- C10 Sofie (1669-1669)
- C11 Karl Moritz (1671-1702)
- C12 Karl August (1672-1691)
- C13 Karl Kasimir (1675-1691), gestorben im Duell in Wolfenbüttel "an übermäßigem Trunke"
- B3 Maximilian (1645-1697), pfälzischer Offizier und Diplomat oo 1686 Helene von Canstein (1665-1746)
- C1 Philipp August
- C2 Christoph Martin II. Graf von Degenfeld-Schonburg (1689-1762), preußischer General, Kriegsminister
- D1 Friedrich Christoph Graf von Degenfeld-Schonburg (1721-1781), Generalmajor, extraordinairis envoyé und minister plenipotentaris oo Luise Suzanne von Nassau
- D2 August Christoph Graf von Degenfeld-Schonburg (1730-1814) oo Friedrike Helene Elisabeth Freiin zu Riedesel
- E1 Gustav Eugen Friedrich Christoph (1764-1807) oo II. 1795 Marianne Charlotte von Berlichingen (†1836), Schwester seiner ersten Frau
- F1 (2.m) Maximilian Friedrich Christoph Martin (1797-1866)
- E4 Friedrich Christoph Graf von Degenfeld-Schonburg (1769-1848), Theresienritter und Generalmajor
- F1 August Graf von Degenfeld-Schonburg (1798-1876), österreichischer General, Kriegsminister, Feldzeugmeister
- G1 Christof Graf von Degenfeld-Schonburg (1831-1908),österreichischer General
- F1 August Graf von Degenfeld-Schonburg (1798-1876), österreichischer General, Kriegsminister, Feldzeugmeister
- E1 Gustav Eugen Friedrich Christoph (1764-1807) oo II. 1795 Marianne Charlotte von Berlichingen (†1836), Schwester seiner ersten Frau
- B4 Gustav (†1659), schwedischer Oberst
- B5 Adolf (†1668), venezianischer Oberst
- B6 Christoph (1641-1685), Offizier in venetianischen, sächsischen und pfälzischen Diensten
- B7 Hannibal von Degenfeld (1648-1691), Generalkapitän der Republik Venedig
[Bearbeiten] Heute noch lebende Nachfahren
Stammsitz der Familie Degenfeld-Schonburg ist nach wie vor Schloß Eybach bei Geislingen a. d. Steige (Baden-Württemberg). Eine weitere Linie der Familie Degenfeld-Schonburg bewohnt bis heute Schloss Schomberg bei Gemmingen-Stebbach. Der österreichische Zweig hat Nachfahren der Familie Degenfeld, die in Wien oder auch in Klosterneuburg leben, darunter z.B der Künstler Werner Degenfeld mit seinen Kindern Sophie und Pascal Degenfeld. Auch in Ungarn leben Angehörige der Familie.
[Bearbeiten] Quellen
- Johann Brandmüller:Historisches und geographisches Lexikon Band II. 1726
- Johann Friedrich Gauhe: Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Verleger: Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1740
- Klemm: "Zum 600jährigen Jubileum der Familie von Degenfeld"; Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte, Jahrgang IV, 1881
- Isidor Fischer: "Die Ritter von Degenfeld"; Heimatbuch für Weißenstein und Umgebung, 1. Teil, Heimatgeschichte, Schwäbisch Gmünd 1927
- Gengenbach: "Aus der Geschichte der Grafen von Degenfeld"; Helfenstein - Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung, 16. Heft, Geislingen 1959