New Immissions/Updates:
boundless - educate - edutalab - empatico - es-ebooks - es16 - fr16 - fsfiles - hesperian - solidaria - wikipediaforschools
- wikipediaforschoolses - wikipediaforschoolsfr - wikipediaforschoolspt - worldmap -

See also: Liber Liber - Libro Parlato - Liber Musica  - Manuzio -  Liber Liber ISO Files - Alphabetical Order - Multivolume ZIP Complete Archive - PDF Files - OGG Music Files -

PROJECT GUTENBERG HTML: Volume I - Volume II - Volume III - Volume IV - Volume V - Volume VI - Volume VII - Volume VIII - Volume IX

Ascolta ""Volevo solo fare un audiolibro"" su Spreaker.
CLASSICISTRANIERI HOME PAGE - YOUTUBE CHANNEL
Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions
Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein - Wikipedia

Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel erläutert den Feldherrn Wallenstein. Für andere Bedeutungen, siehe Wallenstein (Begriffsklärung).
Wallenstein als Herzog von Friedland, Obrist von Prag und kaiserlicher Feldherr auf einem Kupferstich. Aus der Bildunterschrift ist ersichtlich, dass der Stich um 1625 entstanden ist. Wallenstein wird in einer beliebten Herrscherpose für Reiterstandbilder dargestellt: dass er das kräftige, im Sprung befindliche Pferd mit einer Hand zügelt, soll die Kraft seiner Herrschaft versinnbildlichen. Die durch die Perspektive des Bildes nachempfundene Untersicht des Betrachters betont Wallensteins Machtanspruch noch zusätzlich.
Wallenstein als Herzog von Friedland, Obrist von Prag und kaiserlicher Feldherr auf einem Kupferstich. Aus der Bildunterschrift ist ersichtlich, dass der Stich um 1625 entstanden ist. Wallenstein wird in einer beliebten Herrscherpose für Reiterstandbilder dargestellt: dass er das kräftige, im Sprung befindliche Pferd mit einer Hand zügelt, soll die Kraft seiner Herrschaft versinnbildlichen. Die durch die Perspektive des Bildes nachempfundene Untersicht des Betrachters betont Wallensteins Machtanspruch noch zusätzlich.

Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (tschechisch Albrecht Václav Eusebius z Valdštejna bzw. Vojtěch Václav Eusebius z Valdštejna; * 24. September 1583 in Hermanitz an der Elbe, Böhmen; † 25. Februar 1634 in Eger), Herzog von Friedland und Mecklenburg, Fürst von Sagan, besser bekannt als Wallenstein, war kaiserlicher Generalissimus zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. In vielen Schriften wird Wallenstein auch schlicht als „der Friedländer“ bezeichnet.

Er kämpfte auf Seiten des Kaisers und der Katholischen Liga gegen die Protestantische Union, fiel später jedoch in Ungnade und wurde von kaisertreuen Offizieren getötet.

Seine Kriegszüge finanzierte er als Erster seiner Zeit nicht mehr durch kaiserliche Zahlungen, sondern durch in Feindes- wie Freundesland erhobene Kontributionen (Der Krieg ernährt den Krieg). Er starb als einer der reichsten Männer Europas.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Jugend

Wappen der Herren von Waldstein. Das abgebildete Wappen stammt aus der Zeit, als Heinrich Felix von Waldstein († 1537) und sein Sohn Wilhelm die Burg Valdštejn in Besitz hatten. Die anderen Mitglieder des Geschlechtes verwendeten dann ein Wappen, auf dem die Löwen einander zugewandt sind.
Wappen der Herren von Waldstein. Das abgebildete Wappen stammt aus der Zeit, als Heinrich Felix von Waldstein († 1537) und sein Sohn Wilhelm die Burg Valdštejn in Besitz hatten. Die anderen Mitglieder des Geschlechtes verwendeten dann ein Wappen, auf dem die Löwen einander zugewandt sind.

Wallenstein wurde am 24. September 1583 kurz nach 16 Uhr in Hermanitz an der Elbe geboren. Er wurde in das alte böhmische Adelsgeschlecht derer von Waldstein hineingeboren, das seit dem Mittelalter die böhmische Geschichte mit beeinflusste und oft für die böhmische Unabhängigkeit von den Habsburgern stritt. Sein Großvater Georg von Waldstein führte 1536 in seiner Herrschaft den protestantischen Glauben ein und schloss sich 1546 einem Aufstand gegen Kaiser Karl V. an.

Wallensteins Großvater und Vater hatten beide einen ausgeprägten Geschäftssinn, was sich darin äußerte, dass sie Handel und Gewerbe belebten und Wohlstand und Einkommen der Untertanen steigerten. Wilhelm von Waldstein, der als fünfter Sohn Georgs nur ein kleines Erbe erhielt, heiratete die Baronesse Margareta von Smiřický aus genauso altem Adel wie die Waldsteins. Von den sieben Kindern überlebten nur drei, zwei Töchter und der jüngste Sohn: Albrecht Wenzel Eusebius. Auch bei ihm schien es, dass er nicht überleben würde, da er lange Zeit kränkelte. Auch wenn Hermanitz nur ein kleines Gut war, ist die Behauptung, dass die Familie finanziell in schlechten Verhältnissen lebte, eine Legende aus späteren Zeiten.

Wallenstein wurde in jungen Jahren von dem zum Lehrer nicht sonderlich geeigneten Johann Graf ausgebildet. Wallenstein scheint sich trotzdem mit ihm gut verstanden zu haben, denn er ernannte ihn später zu seinem Kammersekretär und erhob ihn in den erblichen Adelsstand. Da es nur sehr wenige Quellen über seine Jugend gibt, wurde diese später von Legenden und Anekdoten überwuchert, die mit der Realität nur wenig gemein haben dürften. So soll er bei Spielen mit anderen nur Kriegsspiele akzeptiert haben und später seinen Mitschülern erzählt haben, dass sich im Traum die Weiden vor ihm verneigt hätten.

Seine Mutter starb am 22. Juli 1593 und am 25. Februar 1595 sein Vater. Im Alter von elf Jahren war Albrecht zur Vollwaise geworden. Das Erbe, bestehend aus dem Gut Hermanitz und einem größeren Vermögen an Geld, Silber und Schmuckstücken, fiel zu gleichen Teilen seinen Schwestern und ihm zu. Sein testamentarischer Vormund wurde ein Schwager seiner Mutter, Heinrich Slavata. Albrecht kam auf das Schloss Koschumberg, und da Heinrich den in Böhmen nicht anerkannten Böhmischen Brüdern angehörte, wurde Albrecht zusammen mit einem Sohn Heinrichs von Angehörigen der Bruderschaft erzogen. Auch sein späterer Feind Wilhelm Slavata soll zu dieser Zeit auf Koschumberg gewesen und zusammen mit Albrecht erzogen worden sein, wie Wilhelm Slavata in einem Pamphlet kurz vor der Ermordung Wallensteins behauptete. Dies ist aber schon allein auf Grund des Altersunterschieds von elf Jahren auszuschließen.

Im Herbst 1597 wurde Albrecht zur weiteren Erziehung in die evangelische Lateinschule in Goldberg in Schlesien geschickt. Wallenstein kam mit einer Empfehlung des Führer der mährischen Landstände Karl von Žerotín und wurde von einem Hauslehrer und einem Diener begleitet, die die Studien Albrechts überwachen und fördern sollten. Über die knapp zwei Jahre, die Wallenstein in Goldberg verbrachte, ist kaum etwas bekannt, aber ganz nutzlos scheint diese Zeit nicht gewesen zu sein, da er später keinerlei Schwierigkeiten mit der lateinischen Sprache hatte.

Nach den Jahren in Goldberg begann Wallenstein im Hochsommer 1599 seine Studien an der protestantischen Akademie in Altdorf, wiederum von einem Hauslehrer und Diener begleitet. An dieser Hochschule studierten vorrangig fränkische Adelssöhne und die Söhne der Nürnberger Patrizier. Aber auch der böhmische Adel schickte seine Sprösslinge gern nach Altdorf. Die Zeit in Altdorf blieb aber ein kurzes Intermezzo, da sich der in der Pubertät befindliche junge Mann immer wieder auf Schlägereien einließ und Altdorf nicht dafür berühmt war, dem Drang der Jugend nach Vergnügen jeder Art enge Grenzen zu setzen. Auch wird das jähzornige Temperament und die oft unbeherrschte Natur Wallensteins während dieser Zeit erstmals sichtbar. Wallenstein wurde mehrfach gerichtsnotorisch und prügelte seinen Diener in einem Anfall von Raserei halb tot. Nach kurzem Arrest und einem Vergleich mit dem Senat der Hochschule verließ Wallenstein Altdorf im April 1600.

Noch im gleichen Frühjahr wurde er von seinen Verwandten, sein Vormund war mittlerweile verstorben, auf große Kavalierstour durch Europa geschickt. Seine Reise führte durch das Reich, Frankreich und Italien. Über die zwei Jahre ist nichts Genaues bekannt. Klar ist aber, dass Wallenstein sich nur kurze Zeit in Frankreich und Deutschland aufhielt. Zwischen 1600 und 1602 scheint er an den italienischen Universitäten Padua und Bologna studiert zu haben, da er anschließend über eine gründliche und umfassende Bildung verfügte, die ihm in Altdorf schwerlich vermittelt werden konnte, darunter Kenntnisse der italienischen Sprache. Über die Resultate der Ausbildung in Italien urteilt Helmut Diwald zusammenfassend:

Er war ein Mann von gründlicher Humanistenbildung [...] und diese Tatsache müssen wir hinnehmen, auch wenn unklar bleibt, wie Wallenstein die Bildung eigentlich erworben hat, wo und durch wen.[1]

[Bearbeiten] In Diensten verschiedener Herren

In der zweiten Hälfte 1602 trat Wallenstein als Edelknabe in die Dienste des Markgrafen Karl von Burgau. Auf Schloss Ambras bei Innsbruck blieb er nicht ganz zwei Jahre. In diesen Jahren trat Wallenstein zum Katholizismus über, was ein nicht ungewöhnlicher und recht häufig praktizierter Vorgang war. Wann die Konversion stattfand, ist nicht genau klar. Quellen sprechen von den Jahren 1602 oder vom Herbst 1606. Im Jahr 1602 soll der Legende nach Wallenstein in einer Mußestunde am Fenster des Schlosses Ambras gestanden haben und eingeschlafen sein. Er stürzte hinunter und überlebte den Sturz ohne jeglichen Schaden. Der Historiograph Graf Franz Christoph von Khevenhüller berichtet, dass dieses wundersame Ereignis Wallenstein zum Übertritt bewegt haben soll, weil er dachte, die Jungfrau Maria habe ihn gerettet. Für 1602 spricht auch, dass er in diesem Jahr der Kirche von Heřmanice eine Glocke gespendet hat, die zwei Sprüche[2] in tschechischer Sprache trägt, die zwar in den katholischen Bibeln, aber nicht in den Bibeln der Böhmischen Bruderschaft enthalten waren. Zudem ist die Glocke mit Abbildungen der Mutter Gottes und Abbildungen Maria Magdalenas geschmückt. Für einen Anhänger des protestantischen Glaubens mit seiner Bilder- und Marienfeindlichkeit wären diese Darstellungen sehr ungewöhnlich gewesen.

Anfang Juli 1604 wurde Wallenstein auf Empfehlung seines Vetters, des kaiserlichen Oberstallmeisters Adam von Waldstein, Fähnrich in einem Regiment kaiserlich-böhmischer Fußknechte, das auf Befehl Kaisers Rudolf II. nach Ungarn zog. Das Heer, das 1604 gegen die aufständischen ungarischen Protestanten aufbrach, wurde von Generalleutnant Georg Basta kommandiert. Bei diesem Feldzug unter dem eher mittelmäßigen Befehlshaber Basta lernte Wallenstein die Taktik der siebenbürgischen leichten Reiterei kennen und beobachtete den damals fünfundvierzig Jahre alten Kommandeur der kaiserlichen Artillerie, Oberst Johann t'Serclaes Graf von Tilly. Der Feldzug, viel zu spät begonnen, endete durch einen frühen Wintereinbruch vorzeitig und das Heer zog sich in seine Winterquartiere nördlich von Kaschau in Ostmähren zurück. Immerhin zeichnete sich Wallenstein durch Tapferkeit aus und wurde zum Hauptmann befördert. Außerdem wurde er bei Kämpfen in der Nähe von Kaschau schwer an der Hand verletzt.

Die Winterquartiere waren so miserabel und die Verpflegung so schlecht, dass sich General Basta entschloss eine Delegation nach Prag zu schicken, um Geld und Verpflegung einzufordern. Wallenstein wurde als Vertreter der böhmischen Fußknechte ausgewählt und akzeptierte trotz seiner schlecht heilenden Verwundung. Der recht abenteuerliche Reise durch die Hohe Tatra und Schlesien war allerdings kein Erfolg beschieden und das Heer hungerte weiter und verfiel. Wallenstein blieb den Winter über in Prag und erkrankte auf Grund der Strapazen und der Verwundung an der Ungarischen Krankheit, wohl einer Art Fleckfieber. Anfang 1605 entschlossen sich die böhmischen Stände, ihre Regimenter unter General Basta aufzulösen, und ernannten Wallenstein am 4. Februar 1605 zum Abdankungskommissar.

Nach der Demobilisierung der böhmischen Truppen wurde Wallenstein von den böhmischen Stände zum Obristen eines Regiments deutscher Fußtruppen ernannt. Der durch den Bruder des Kaiser Rudolf Matthias erzwungene Frieden mit den Ungarn beendete Wallensteins erste militärische Karriere jedoch abrupt. Offenbar wollte er diese fortsetzen und bat Kaiser Rudolf um ein Empfehlungsschreiben für den Statthalter der spanischen Niederlande Erzherzog Albrecht von Österreich, das er auch erhielt. Warum er sich dann doch anders entschied und im April 1607 in die Dienste Erzherzog Matthias als Kämmerer trat, ist nicht bekannt.

1607 blieb Wallenstein am erzherzöglichen Hof in Wien. Es ist nicht bekannt, dass er sich an den Vorbereitungen Matthias’ zum Feldzug gegen dessen Bruder in Prag beteiligt hätte. 1608 zog Matthias nach Prag und zwang seinen Bruder, auf die Krone Ungarns und den Besitz Österreichs zu verzichten. Rudolf, dem nur noch die Kaiserkrone und das Königreich Böhmen verblieb, musste die Religionsfreiheit im berühmten Majestätsbrief vom 9. Juli 1609 garantieren. Rudolf war hierzu durch ein Heer der böhmischen Stände unter Heinrich Matthias von Thurn gezwungen worden. Wallenstein war im Gefolge des Erzherzog Matthias, trat aber nicht weiter in Erscheinung.

[Bearbeiten] Horoskop durch Kepler

Ausschnitt aus dem ersten Horoskop für Wallenstein von Johannes Kepler, die Randbemerkungen stammen von Wallenstein
Ausschnitt aus dem ersten Horoskop für Wallenstein von Johannes Kepler, die Randbemerkungen stammen von Wallenstein

Während seines Aufenthaltes in Prag ließ sich Wallenstein vom kaiserlichen Hofmathematiker und Leiter der kaiserlichen Sternwarte Johannes Kepler sein berühmtes Horoskop ausstellen. In dieser Stellung diente Kepler dem Kaiser auch als Astrologe und nahm auch private Aufträge an, da die Bezahlung des Kaisers nicht besonders üppig und jedes Zubrot willkommen war, obwohl er von der Astrologie nicht allzuviel hielt.

Sich ein Horoskop ausstellen zu lassen war in dieser Zeit üblich und jeder, der auf sich hielt, besaß ein solches. Da Wallenstein keinen direkten Zugang zu Kepler auf dem Hradschin erhielt, beauftragte er einen Bekannten, den Hofmathematikus um ein Horoskop für ihn zu bitten. Dieser kam dem Wunsch des Unbekannten gegen klingende Münze gern nach. Wichtig für Kepler war nur dessen genauer Geburtstermin. Selbst wenn Kepler den Namen Wallensteins erfahren hätte, wäre ihm dies kaum von Nutzen gewesen. Wallenstein war damals unbedeutend und weitestgehend unbekannt. Auch war Kepler Wallenstein niemals begegnet, so dass er auch nicht aus persönlicher Kenntnis den Charakter des jungen Barons hätte erschließen können. Umso mehr fasziniert der Inhalt des Horoskops bis heute.

Denn nach einer kurzen Warnung an seinen Klienten, nicht allein auf die Sterne zu vertrauen, beschreibt Kepler den Charakter und die zukünftigen Ereignisse im Leben Wallensteins verblüffend genau. Kepler schrieb zur Person seines Klienten, dass er:

ein wachendes, aufgemuntertes, emsiges, unruhiges Gemüt habe, allerhand Neuerungen begierig, dem gemeines menschliches Wesen und Händel nicht gefallen, sondern der nach neuen, unversuchten, oder doch sonst seltsamen Mitteln trachte, doch viel mehr in Gedanken habe, als er äußerlich sehen und spüret lassen.[3]

Weiter charakterisiert das Horoskop Wallenstein als einen Menschen mit großem Ehrgeiz und Machtstreben. Gefährliche Feinde würden ihm erscheinen, er werde jedoch meist über diese siegen. Rückblickend schrieb Kepler über das Leben Wallensteins, dass es zwischen dem elften und dreizehnten Lebensjahr sehr unruhig gewesen, aber bis zum zwanzigsten Lebensjahr wesentlich ruhiger verlaufen sei. Für das einundzwanzigste sah er eine gefährliche Krankheit voraus. Ferner prophezeite Kepler für das dreiunddreißigste Lebensjahr eine stattliche Heirat Wallensteins, mit einer nicht allzu schönen Frau, die jedoch reich an Herrschaften, Gebäuden und Vieh sei. Zum Schluss sagte er weniger angenehme Dinge voraus. Die ungünstige Stellung von Saturn und Jupiter würde bewirken, dass Wallenstein ein besonderer Aberglaube nachgesagt werde und er zum Rädelsführer einer maleconten, also unzufriedenen, Rotte werden würde.

Wallenstein sprach später von dem Eindruck, den das Horoskop auf ihn gemacht habe, insbesondere die Vorhersage der Heirat, die allerdings bereits im Alter von 26 Jahren geschah. Den besonderen Eindruck belegen auch die zahlreichen Randnotizen, die Wallenstein jahrelang dem Horoskop beifügte, wobei er akribisch die Vorhersagen mit den realen Ereignissen verglich. Wallenstein hat das Horoskop aber noch nicht im Jahre 1609 in Händen gehalten, sondern erst 1614. Warum sich diese Verzögerung ergab, ist nicht genau bekannt, aber vielleicht hatte Kepler das Horoskop solange zurückgehalten, bis seine Rechnung beglichen worden war.

[Bearbeiten] Magnat in Mähren

Mähren am Ende des 16. Jahrhunderts, Karte aus dem Atlas von Gerhard Mercator, Blatt 217v
Mähren am Ende des 16. Jahrhunderts, Karte aus dem Atlas von Gerhard Mercator, Blatt 217v

Bereits 1608 hatte der Regens des Olmützer Jesuitenkonvikts Veit Pachta, der einen großen Einfluss auf Wallenstein besaß, eine Heirat mit der reichen mährischen Witwe Lukrezia von Witschkow vermittelt, weil er befürchtete, dass ihr riesiges Vermögen andernfalls in die Hände eines protestantischen Gatten fallen würde. Die Hochzeit fand im Mai 1609 statt. In der älteren Literatur wird wie in Keplers Horoskop immer wieder erwähnt, dass Lukrezia betagt und hässlich gewesen sei. Über das Aussehen Lukrezias ist nichts bekannt, jedoch haben Untersuchungen des Schädels der sterblichen Überreste ergeben, dass sie nur unwesentlich älter als Wallenstein gewesen sein kann[4].

Das gewaltige Vermögen der Witwe wird auf etwa 400.000 Gulden geschätzt und schuf die wirtschaftliche Basis für den Aufstieg Wallensteins. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Wallenstein Miteigentümer der mährischen Güter und zählte damit zu den größten mährischen Grundbesitzern. Am 11. November 1610 verkaufte Wallenstein das elterliche Gut in Hermanitz und begann das Leben eines mährischen Magnaten zu führen. Bei der Leitung der Güter, die vorrangig im Kreis Ungarisch-Gradisch im südlichen Mähren lagen, verfuhr Wallenstein genauso wie später bei seinen Herzogtümern. Er interessierte sich für jeden Vorgang auf seinen Gütern, beschränkte den Frondienst seiner Bauern, ein für diese Zeit unvergleichlicher Vorgang, erlaubte den Holzeinschlag in den Wäldern und hob das Fischereiverbot auf. Wallenstein wusste schon zu dieser Zeit, wenn er die Lebensbedingungen seiner Untertanen verbesserte, erhöhte sich die Produktivität und das Einkommen seiner Güter enorm. Ein Zusammenhang, den nur wenige Adlige und Gutsherren der Zeit verstanden. Wallenstein begann mit der Rekatholisierung seiner Untertanen, wie es Pater Veit Pachta von ihm erwartete und deutlich genug vor der Heirat ausgesprochen hatte. Versuchte er anfangs die Bekehrung durch Zwang, so ersetzte er später diesen durch weltliche Anreize, da ihn sein Schwager Žerotin, der Landeshauptmann von Mähren, um etwas größere Milde bat.

Dieses Vorgehen hob sein Ansehen bei den meist protestantischen mährischen Ständen und sie ernannten den Katholiken Wallenstein 1610 zum Musterungskommissar und beauftragten ihn, ein Regiment von Musketieren zu werben, das die mährische Grenze gegen das Passauische Kriegsvolk schützen sollte. Dieses Kriegsvolk hatte Kaiser Rudolf gegen seinen Bruder Matthias aufgebracht, um die erst einige Jahre zuvor abgetretenen Gebiete mit Gewalt zurückzugewinnen. Der schlechte Ruf der Passauer, mehr Bande als Kriegsvolk, und die Vermutung, dass der Kaiser die Passauer auch gegen die böhmischen Stände einsetzen werde, veranlassten diese ebenfalls Truppen aufzustellen und Matthias um Hilfe zu bitten. Matthias entsandte daraufhin 8000 Mann nach Böhmen. Nachdem man die Passauer wieder aus Prag vertrieben hatte, baten die böhmischen Stände Matthias, die böhmische Königskrone anzunehmen, da Rudolf zu alt und zu schwach sei. Rudolf musste die Abdankung unterschreiben. Gemeinsam mit Matthias zog auch Wallenstein im März 1611 in seiner Eigenschaft als Kämmerer des neuen böhmischen Königs in Prag ein.

Nach dem Tode Rudolfs und der Wahl Matthias' zum neuen Kaiser im Mai 1612 änderte sich außer dem Titel für Wallenstein nichts. Er war nun kaiserlicher Kämmerer. In Mähren wurde er 1612 in einen Ausschuss für Rechtsstreitigkeiten gewählt, entwickelte aber sonst keinerlei Aktivitäten auf politischem Gebiet. Er fiel nur durch seinen Reichtum, durch seine Prachtentfaltung und seinen Prunk auf. Denn im Gegensatz zum verschwenderischen Hof des Kaisers, der immer in Geldschwierigkeiten steckte und riesige Schulden aufhäufte, schien Wallenstein keine Finanzsorgen zu kennen. Seine Kasse schien immer gut gefüllt zu sein und er kam in regelmäßigen Abständen nach Wien mit einem Aufwand, der den Zeitgenossen ins Auge stach. Dies um so mehr, je schlimmer es um die kaiserlichen Finanzen stand. Den Beobachtern war die Quelle seines Reichtums unerklärlich und nicht ganz geheuer. Die aufwändigen Auftritte entsprachen aber Wallensteins Naturell und dem barocken Zeitgeist. Und Sie verschafften ihm Reputation bei Hofe.

Am 23. März 1614 starb Wallensteins Frau Lukrezia aus unbekanntem Grunde. Wallenstein ließ sie mit großem Pomp in der Wallfahrtskirche von Stiep in seiner Herrschaft Lukov beisetzen und gründete ihr zu Ehren ein Kartäuserkloster, dem er das Dorf Stiep und 30.000 Gulden in bar schenkte.

Insgesamt war Wallenstein in diesen Jahren des heraufziehenden Krieges nichts anderes als ein normaler mährischer Adliger, der höchstens durch seinen ungewöhnlichen Reichtum auffiel. Ansonsten aber schienen ihm seine Güter und sein Seelenheil am wichtigsten gewesen zu sein. Von der in der Empfehlung für Matthias angesprochenen großen Karriere, die Wallenstein machen wolle, ist bei dem 31jährigen nichts zu sehen. Auch deshalb ist die Quellenlage aus diesen Jahren so dünn, da er faktisch am Rande des allgemeinen Interesses lebte. 1615 wurde er von den mährischen Ständen zum Obristen eines Regiments Fußvolk ernannt, kurz nachdem er eine schwere Krankheit überwunden hatte, wie er selbst später am Rande des Keplerschen Horoskopes vermerkte. Diese Krankheit dürfte eine Folge des starken Weingenusses gewesen sein, ebenso wie sein späteres Gichtleiden. Der Obristenposten stand faktisch nur auf dem Papier und seine Ernennung war kein Resultat besonderer militärischer Befähigung, sondern zeigte seine finanziellen Möglichkeiten, da er dieses Regiment im Kriegsfalle auf eigene Kosten hätte aufstellen müssen. Zudem war die Ernennung wohl ein Zeichen für seine Zurückhaltung in politischen und religiösen Fragen. Im gleichen Jahr nahm er zwei weitere Kämmererposten an. Am 28. September 1615 ernannte ihn Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich und wenig später Erzherzog Maximilian von Vorderösterreich zu ihren Kammerherren. Was genau der Hintergrund der Ernennungen war, ist unbekannt, ändert aber nichts an der Tatsache, dass Wallenstein in diesen Jahren ein unbeschriebenes Blatt war, reich, aber ohne Profil[5].

[Bearbeiten] Beginn der militärischen Karriere

[Bearbeiten] Friauler Krieg

Die erste Chance für Wallenstein auf militärischem Gebiet kam, als sich Erzherzog Ferdinand, der spätere Kaiser Ferdinand II., 1615 in den Friauler Krieg gegen die im Mittelmeer vorherrschende Seemacht Venedig verwickeln ließ. Ursache des Krieges waren die Überfälle der von Ferdinand unterstützten Uskoken auf venezianische Gebiete in Dalmatien und Istrien. Nach mehreren Warnungen marschierten venezianische Truppen in das erzherzögliche Grenzland ein und stießen auf Friaul vor. Daraufhin rief Ferdinand seine Länder Steiermark, Kärnten und Krain sowie den Kaiser in Wien um Hilfe an. Es gehe nicht nur um seine Länder, sondern auch um gesamthabsburgische Interessen. Den Kaiser interessierten die Schwierigkeiten Ferdinands aber kaum und er versprach nur einige Fähnlein Reiterei zu entsenden. Nur aus den spanischen Gebieten Oberitaliens wurden einige Truppen entsandt, aber in eher symbolischer Zahl. Der Krieg bekam jedoch ein europäisches Gewicht und wurde ein Spiegelbild der politischen Konflikte der letzten Jahrzehnte, als auf seiten Venedigs Truppen aus den niederländischen Generalstaaten in den Kampf eingriffen, in deren Reihen viele Söhne protestantischer Fürsten aus dem Reich dienten.

Im Februar 1617 wurde die militärische und finanzielle Lage und die Versorgung der Truppen so schlecht, dass Ferdinand zum äußersten Mittel griff und an seine Stände und Vasallen appellierte, ihm auf eigene Kosten Truppen zu senden. Nur ein Einziger kam dem Hilfegesuch nach: Wallenstein.

Direkt nach Eintreffen des Hilfeersuchens antwortete Wallenstein dem Erzherzog und warb in aller Eile eine kleine Armee an: zwei Kompanien schwere Reiterei, insgesamt 180 Kürassiere, und eine Abteilung von 80 Musketieren. Die Truppe wurde von Wallenstein makellos ausgerüstet und bewaffnet und im Mai 1617 mit Wallenstein an der Spitze auf den 700 km langen Weg nach Friaul gebracht. Auf dem Zwischenstopp in der erzherzöglichen Residenz Graz traf er vermutlich erstmals auf Johann Ulrich von Eggenberg. Der kaiserliche Hofkammerpräsident wurde später ein enger Freund und der größte Förderer Wallensteins. In der ersten Julihälfte traf Wallenstein mit seiner Truppe im Feldlager vor dem von den Venezianern belagerten Gradisca ein.

Da die Besatzung Gradiscas am Verhungern war, entschloss sich der Befehlshaber der erzherzöglichen Truppen Dampierre nach der Ankunft der wallensteinischen Kürassiere einen Angriff auf die venezianischen Besatzer zu wagen. Am 13. Juli 1617 gelang es durch einen Angriff der von Wallenstein angeführten Kürassiere, einen gewaltigen Wagenzug mit Proviant in die Festung zu transportieren und alle Verletzten und Kranken in Sicherheit zu bringen. Nach einem zweiten Angriff am 22. September, der ebenfalls von Wallenstein angeführt wurde, willigte Venedig in einen Frieden ein. Ferdinand erinnerte sich noch später an die Hilfeleistungen seines Kämmerers. Nicht nur, dass Wallenstein Truppen geworben hatte, sondern dass er diese auch selbst nach Friaul und in den Kampf führte, beeindruckte Ferdinand.

Deshalb beauftragte Ferdinand Wallenstein noch im gleichen Jahr, einen neuen Artikelsbrief, eine Art Gesetzbuch für die Söldner, zu entwerfen. Das Wallensteinische Reutter Recht wurde später für das gesamte kaiserliche Heer verbindlich und erst 1642 durch ein neues Kriegsrecht ersetzt.

[Bearbeiten] Prager Fenstersturz

Die konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen in Böhmen gingen unterdessen unvermindert weiter. So gelang es Kaiser Matthias 1617 noch, den unversöhnlichen Katholiken Ferdinand als seinen Nachfolger zum böhmischen König krönen zu lassen. Die Böhmen stimmten der Krönung Ferdinands nur widerwillig zu, denn dieser hasste den Majestätsbrief und tat alles um Böhmen zu rekatholisieren. Nur ein Jahr später schritten die evangelischen Stände Böhmens dann zur offenen Rebellion. Ausdruck dessen war der Prager Fenstersturz vom 23. Mai des Jahres 1618.

Einen Tag später bildeten die böhmischen Stände eine provisorische Regierung von dreißig Direktoren. Graf Heinrich Matthias von Thurn wurde zum Generalleutnant ernannt und sollte die Landesverteidigung organisieren. Mitte Juni hatte Thurn 4000 Mann beisammen und zog nach Süden in Richtung Wien. Die mährischen Stände unter Kardinal Franz Xaver von Dietrichstein, dem Landeshauptmann Karl von Žerotin und dem Fürsten Karl von Liechtenstein blieben vorerst strikt neutral, organisierten aber ebenfalls die Landesverteidigung. Alle Obristen, darunter Wallenstein, wurden in ihren Ämtern bestätigt und beauftragt, Truppen zu werben.

Wallenstein hielt vom böhmischen Aufstand nichts, seine Loyalität galt Ferdinand, nichtsdestotrotz hielt er sich an seine Bestallungsurkunde und warb ein Regiment Musketiere mit 3000 Mann an. Standort des Regiments war Iglau, im Dezember 1618 wurden sechs Fähnlein nach Olmütz verlegt.

Als Ferdinand im August 1618 als Stellvertreter des Kaisers den mährischen Landtag besuchte, bot ihm Wallenstein an, auf eigene Kosten für 40.000 Gulden ein Kürassierregiment gegen Böhmen zu werben. Wallenstein hatte sich 20.000 Gulden geliehen und 20.000 der eigenen Schatulle entnommen. Im Herbst reiste er nach Wien, wurde zum kaiserlichen Obristen ernannt und zu den Werbungen ermächtigt. Wallenstein war nun also gleichzeitig mährisch-ständischer und kaiserlicher Oberst. Im März 1619 war sein in den Niederlanden geworbenes Regiment abmarschbereit. Kurz darauf warb Wallenstein noch 200 bis 300 Arkebusiere und kehrte Anfang April nach Olmütz zurück. Kurz zuvor war Kaiser Matthias am 20. März 1619 gestorben.

Bis zum 20. April 1619 hatten sich die mährischen Stände noch nicht entschieden, ob sie am böhmischen Aufstand teilnehmen sollten. Mehrere Gespräche böhmischer Abgesandter mit Žerotin konnten diesen nicht umstimmen auf die böhmische Seite zu treten. Zwei Tage später überschritt ein böhmisches Heer unter von Thurn die mährische Grenze, um die mährischen Stände zu zwingen, Farbe zu bekennen. Der Befehlshaber der mährischen Truppen, Kardinal von Dietrichstein, ließ sich nicht zu einer entschlossener Gegenwehr bewegen, so dass von Thurn auf keinen Widerstand traf und von der Bevölkerung enthusiastisch empfangen wurde. Bis Ende April war fast ganz Mähren in seiner Hand und die mährischen Stände wollten sich auf einem Landtag in Brünn am 2. Mai dem Aufstand anschließen. Der als kaisertreu bekannte Wallenstein aber dachte trotz Einladung nicht daran den Landtag zu besuchen, da er fest mit seiner Verhaftung rechnete.

Zusammen mit dem Obristen des mährischen Heeres Georg von Nachrod, versuchte Wallenstein sein mährisches Regiment nach Wien zu bringen, um es dem Einfluss der böhmischen Aufständischen zu entziehen und mit der kaiserlichen Armee zu vereinigen. Nachrods Regiment widersetzte sich jedoch dem Plan, und dieser musste fliehen. Auch Wallenstein konnte nur durch Tötung des Oberstwachtmeisters von Khuen verhindern, dass sein Regiment meuterte. Da er wusste, dass die mährischen Stände ihr Geld im Rentamt in Olmütz hinterlegt hatten, zwang er am 30. April den Steuereinnehmer, das Geld herauszugeben. Und zwar so:

Abends zwischen 9 und 10 Uhr ist der Obrist Wallenstein zum Steuereinnehmer gekommen, hat die Schlüssel zur Kasse begehrt und endlich mit bloßem Degen und Androhung des Henkens abgenötigt und 96.000 Reichstaler aus der Kasse genommen und noch in der derselben Nacht in Begleitung eines Fähnleins Soldaten damit von dannen gezogen.[6]

Wallenstein brachte das Geld und die Waffen, die er ebenfalls im Rentamt vorgefunden hatte, nach Wien, das er am 5. Mai erreichte. Dabei verlor er fast die Hälfte seines Regiments. Die Soldaten gingen entweder zu den Rebellen über oder desertierten. Das Geld wurde dem Kaiser übergeben, der es im Wiener Landhaus deponierte und später an die mährischen Stände zurückgab. Die Aktion Wallensteins rief bei den mährischen Ständen große Verärgerung hervor und stärkte die Partei, die für ein Bündnis mit Böhmen eintrat.

Wallenstein hatte auf unmissverständliche Art und Weise deutlich gemacht, dass er auf der Seite Ferdinands stand. Ob er durch den Abzug seines Regiments gegenüber den mährischen Ständen eidbrüchig war und Verrat geübt hatte, wurde später heftig diskutiert. Wenn auch den mährischen Ständen das Recht zustand, eigene Truppen zu werben und zu unterhalten, so schloss dies aber nicht das Recht einschloss, Bündnisse gegen den Souverän zu schließen und diese Truppen gegen ihn einzusetzen, da das ständische Recht durch den König bestätigt werden musste. Wenn also einem Soldat befohlen wurde, gegen seinen obersten Herrn in den Krieg zu ziehen, so konnte er sich mit Recht von seinem Eid gegenüber den Ständen entbunden fühlen. Genau dies tat Wallenstein.

Wallenstein wurde von den mährischen Ständen am 11. Mai 1619 für immer des Landes verwiesen und verlor alle seine Güter und Besitztümer in Mähren. Von nun ab war er kein reicher Magnat mehr, sondern ein vermeintlich mittelloser Söldner in kaiserlichen Diensten.

[Bearbeiten] Schlacht am Weißen Berg

Anfang Mai 1619 zog Wallenstein seinem in Flandern geworbenem Regiment entgegen und traf dieses in Passau. Das Regiment unter Oberstleutnant Peter de la Motte mit 1300 Kürassieren wurde von ihm sofort nach Südböhmen weitergesendet, wo der kaiserliche General Charles de Bucquoy dringend auf Verstärkungen wartete. Zusammen mit anderen Truppen stand ihm ein Heer von rund 6500 Mann zur Verfügung.

Darstellung der Schlacht bei Záblat aus den Hogenbergschen Geschichtsblättern, um 1630. Deutlich erkennbar im Vordergrund die Wallensteinischen Kürassiere
Darstellung der Schlacht bei Záblat aus den Hogenbergschen Geschichtsblättern, um 1630. Deutlich erkennbar im Vordergrund die Wallensteinischen Kürassiere

Am 10. Juni 1619 kam es bei dem Dörfchen Záblat zur Schlacht gegen die Truppen des Söldnerführers in böhmischen Diensten Graf Ernst von Mansfeld, der die Truppen Bucquoys zerschlagen sollte. Wallenstein führte seine Kürassiere selbst ins Gefecht und es gelang, die Truppen Mansfelds komplett aufzureiben. Mansfeld musste Hals über Kopf fliehen. Die kaiserlichen Truppen erbeuteten Gold im Wert von rund 100.000 Gulden und 300 Wagen mit Proviant. Diese Schlacht stellte den Wendepunkt im böhmischen Krieg von 1619 dar, auch wenn der größte Teil der böhmischen Truppen unter von Thurn in Mähren stand und immer noch Wien bedrohte. Denn am 31. Mai hatte von Thurn die österreichische Grenze überschritten und stand am 5. Juni in den östlichen Vororten Wiens. Nach wenigen Tagen musste er aber wieder abziehen, da er nicht die erforderliche Artillerie hatte, um Wien zu belagern, und die Stadt ihm nicht wie erhofft die Tore geöffnet hatte. Das Theatrum Europaeum bilanzierte die Schlacht folgendermaßen:

Und obwohl dieser Sieg in Ansehung der Anzahl des Mansfeldischen Kriegsvolks nicht sonderlich groß schien, so war er doch Ihrer Majestät König Ferdinand sehr nützlich. Der Graf Thurn gab die Belagerung der Stadt Wien auf und mußte wieder nach Böhmen ziehen. Der Sieg hat auch Ihrer Majestät Erhebung zum Römischen Kaiser Vorschub getan.[7]

Um sich gegen den zu erwartenden Einmarsch der kaiserlichen Truppen abzusichern, schlossen die Stände der böhmischen Kronländer mit der Böhmischen Konföderation ein Schutz- und Trutzbündnis ab. Im Anschluss wurde Ferdinand II. durch den Generallandtag aller böhmischen Länder des Throns für verlustig erklärt. Am 16. August traten auch die Stände Ober- und Niederösterreichs dem antihabsburgischen Bündnis bei. Der Erzbischof und Kurfürst von Köln, der Wittelsbacher Ferdinand von Bayern, äußerte zu den Vorgängen in Böhmen fast prophetisch:

Sollte es so sein, daß die Böhmen im Begriffe ständen, Ferdinand abzusetzen und einen Gegenkönig zu wählen, so möge man sich nur gleich auf einen zwanzig-, dreißig- oder vierzigjährigen Krieg gefaßt machen[8]

Die Stände der böhmischen Länder schritten nun gemäß den Regeln der Konföderation zur gemeinsamen Wahl eines neuen Königs.

Am 26. August fiel der siebenbürgische Fürst Gábor Bethlen verabredungsgemäß mit seinem Heer ins habsburgische Oberungarn ein und am gleichen Tag wurde Friedrich V. von der Pfalz mit den Stimmen aller in der Böhmischen Konföderation zusammengeschlossenen Länder zum König von Böhmen gewählt. Die Wahl Ferdinands II. zum Kaiser zwei Tage später konnte Friedrich jedoch angesichts der katholischen Mehrheit im Kurgremium nicht verhindern. Auch die Stimmen der protestantischen Kurfürsten aus Sachsen und Brandenburg gingen an den Habsburger. Genau am Tag der Kaiserwahl traf die Nachricht von der Wahl Friedrichs V. zum König von Böhmen in Frankfurt ein.

Gabor Bethlen gelang es innerhalb von sechs Wochen die Gebiete nördlich der Donau zu erobern. Am 14. Oktober 1619 nahm er Preßburg und kam bis auf 30 Kilometer an Wien heran. Die böhmischen Rebellen wurden während dieses Herbstes durch die siebenbürgischen Angriffe stark entlastet, unternahmen aber nichts um ihr marodes, schlecht bezahltes und ausgerüstetes Heer zu verbessern. Nur von Thurn wurde als Oberbefehlshaber abgelöst. An dessen Stelle trat Fürst Christian von Anhalt, der Kanzler Friedrichs V. und Statthalter der Oberpfalz.

Um Wien zu schützen musste Bucquoy den Plan Prag anzugreifen aufgeben und brach am 19. September 1619 in Richtung Süden auf. Im Heer befand sich weiterhin Wallenstein mit seinem Reiterregiment. Bereits Anfang August hatte Wallenstein mit weiteren Werbungen in den spanischen Niederlanden begonnen, 700 Kürassiere und Arkebusiere. Woher Wallenstein das für die Werbungen notwendige Geld nahm, ist völlig unklar. Die Schuldsumme Ferdinands bei ihm belief sich jedenfalls zu diesem Zeitpunkt bereits auf über 80.000 Rheinische Gulden.

Am 24. Oktober trafen das kaiserliche Heer, rund 20.000 Mann, und das vereinigte böhmisch-mährisch-siebenbürgische Heer, etwa 35.000 Mann, aufeinander. Bucquoy beschloss seine Truppen über die Donau nach Wien zurückzunehmen. Wallenstein gelang es dabei mit seinen Kürassieren den Übergang des Heeres und des riesigen Trosses gegen die heftigen Angriffe Gabor Bethlens zu sichern und anschließend die Brücke abzubrechen. Wien war vorerst gesichert. Endgültig zogen sich Bethlen und von Thurn erst zurück, als der polnische König und Schwager Ferdinands Sigismund III. Hilfe sandte.

Anfang Januar 1620 wurde Wallenstein wieder zur Werbung neuer Truppen in den spanischen Niederlanden ermächtigt. Die Werbungen musste Wallenstein ebenfalls aus eigener Tasche vorstrecken, erneut etwa 80.000 Gulden. Das angeworbene Doppelregiment Kavallerie, 1500 Kürassiere und 500 Arkebusiere, traf bereits im Februar beim kaiserlichen Heer ein. Nach mehreren Gefechten mit böhmischen Truppen, an denen auch Wallenstein und seine Regimenter beteiligt waren, wurde Wallenstein im Juli 1620 bettlägerig, die Krankheit, die ihn auch die späteren Jahre plagen sollte, begann zunehmend heftiger zu werden. Über diese Krankheit notierte Wallenstein auf dem Keplerschen Horoskop:

Anno 1620 in Julio bin ich uf den Tod krank gewest, und die Krankheit vermein ich, daß ich mirs mit drincken causirt hab[9]

Zur gleichen Zeit überschritt am 23. Juli 1620 Maximilian I. mit 25.000 Mann des Heeres der Katholischen Liga die Grenze von Bayern nach Österreich, um zuerst die protestantischen Stände der Erblande des Kaisers zu unterwerfen. Nachdem Maximilian in Linz die österreichischen Stände besiegt hatte, vereinigte er sich mit dem kaiserlichen Heer und überschritt am 26. September die böhmische Grenze. Kurz darauf, am 5. Oktober, fiel der Kurfürst von Sachsen Johann Georg von Sachsen von Norden her in Böhmen ein. Bei Rokitzan traf Maximilian auf das bunt zusammengewürfelte, schlecht bezahlte, mangelhaft ausgerüstete und kurz vor einer Meuterei stehende Heer Friedrichs, das etwa 15.000 Mann umfasste. Nach einer Reihe folgenloser Scharmützel zog Friedrich am 5. November das Heer in Richtung Prag zurück – die kaiserlichen Truppen folgten. Am Abend des 7. November hielt das Heer nur wenige Meilen vor Prag und bezog Stellung auf dem Gipfel des Weißen Berges. Am Morgen des 8. November wurde das Heer Friedrichs in der Schlacht am Weißen Berg vernichtend geschlagen.

Wallenstein erhielt den Auftrag mit einer Sonderabteilung den Nordwesten Böhmens zu besetzen. Seine eigenen Regimenter verblieben unter de la Motte und Torquato Conti bei der Hauptstreitmacht. Nach der Besetzung Launs folgten alle Städte Nord- und Nordwestböhmens, so Schlan, Leitmeritz, Aussig, Brüx, Komotau und Kaaden. Alle Städte mussten den Treueeid auf den Kaiser schwören. Sein Hauptquartier richtete Wallenstein in Laun ein. Frisch geworbene Söldner bildeten die Besatzung der Städte, da Wallensteins eigene Truppen dafür nicht ausgereicht hätten. Für die Werbung der Truppen wurden den Städten Kontributionen auferlegt. Im Dezember 1620 verlegte Wallenstein sein Hauptquartier nach Prag. Faktisch war er damit Militärbefehlshaber von Nordböhmen.

Landesverweser und Statthalter in Böhmen war Karl von Liechtenstein. Wallenstein blieb auch weiterhin General Bucquoy unterstellt und warb neue Regimenter für die kaiserliche Armee. Anfang 1621 wurde Wallenstein zum Mitglied des Hofkriegsrates in Wien ernannt. Wallenstein reiste aber nicht nach Wien, sondern ließ sich entschuldigen und blieb in Prag. In der ersten Hälfte des Jahres 1621 wurden seine Vollmachten ständig erweitert, so dass praktisch keinerlei Entscheidungen mehr ohne ihn getroffen werden konnten.

Die Hinrichtung der böhmischen Rebellen auf einem zeitgenössischen Flugblatt.
Die Hinrichtung der böhmischen Rebellen auf einem zeitgenössischen Flugblatt.

Als Sofortmaßnahme gegen die besiegten Rebellen wurden die entflohenen Direktoren geächtet und deren Güter eingezogen. Doch viele an der Rebellion Beteiligte waren nicht geflohen, da sie mit milden Strafen rechneten. Ferdinand ließ jedoch ein Exempel statuieren. 45 protestantischen Adligen wurde der Prozess gemacht. Wegen Rebellion, Landfriedensbruch und Beleidigung der kaiserlichen Majestät wurden 27 von ihnen zum Tode verurteilt, 18 zu Gefängnis und körperlicher Züchtigung. Die Güter der Angeklagten wurden eingezogen und dem Fiskus übergeben. Am 16. Mai bestätigte Ferdinand das Urteil und am 21. Juni wurde die Hinrichtung vor dem Altstädter Rathaus in einem viereinhalbstündigen Spektakel durchgeführt. Wallenstein wohnte der Hinrichtung bei und seine Soldaten sicherten den Exekutionsplatz und die Stadt, um Unruhen zu vermeiden. Die Köpfe von zwölf Hingerichteten und die rechte Hand des Grafen Joachim Andreas von Schlick, eines der wichtigsten Führer des Aufstandes, wurden an den Altstädter Turm der Karlsbrücke genagelt, wo sie zur Abschreckung zehn Jahre lang blieben.

Neben den Hauptbeschuldigten wurden aber auch die anderen Rebellen in Böhmen, Mähren, Schlesien, Ober- und Niederösterreich vollständig oder teilweise enteignet. Als Rebellen wurden alle angesehen, die beim Fenstersturz, bei der Abwahl Ferdinands, bei der Wahl Friedrichs und beim Feldzug der böhmischen Truppen nach Wien beteiligt waren. Der päpstliche Nuntius Carlo Caraffa schätzte den Wert der konfiszierten Güter auf 40 Millionen Gulden. Caraffa vermerkte aber auch:

Die Freigibigkeit S.M., die üble Verwaltung, und anderes sind die Ursache, daß die Beschlagnahme für den ausstehenden Sold und zur Bezahlung anderer Verpflichtungen nicht ausreicht, vor allem gegenüber Bayern und Sachsen.[10]

Hauptursache hierfür war, dass der Fiskus die Güter zu hastig verkaufte oder unter Wert verpfändete. Manche der Güter wurden verschenkt, so an die Heerführer Bucquoy, Huerta, Baltazar de Marradas, an den Prager Erzbischof und an die Jesuiten.

Gegen ein neues Darlehen in Höhe von 85.000 Gulden überschrieb Ferdinand an Wallenstein die Herrschaften Friedland und Reichenberg als Pfand. Die Urkunde trägt das Datum der Hinrichtung auf dem Altstädter Ring. Ob dies Zufall oder perfide Absicht war, muss dahingestellt bleiben. Bis zu diesem Tag hatte Ferdinand bei Wallenstein Schulden für Werbungen und Kriegskosten in Höhe von 195.000 Gulden. Dafür wurden Wallenstein als Gegenleistung die Güter Jitschin, Böhmisch Aicha, Groß Skal, Semil und Horitz als Pfand übertragen. Für Wallenstein hatte sich der Feldzug nach Böhmen gelohnt.

[Bearbeiten] Böhmisches Münzkonsortium

Von Juni bis August 1621 operierte Wallenstein mit einem kleinen Truppenaufgebot, wahrscheinlich nicht mehr als ein Regiment, in Mähren, um den Markgrafen von Jägerndorf an einer Vereinigung mit den Truppen Gabor Bethlens zu hindern. Dies gelang allerdings nicht. Ende Juli vereinigten sich die beiden Heere bei Tyrnau, Wallenstein zog sich nach Ungarisch Hradisch zurück und warb neue Truppen. Bei einem Gefecht mit Bethlen war kurz zuvor General Buquoy gefallen und Wallenstein war damit faktisch Oberbefehlshaber in Mähren.

Als Hauptproblem sah Wallenstein die Verpflegung und Versorgung der Truppen an. Darüber konferierte er mit Kardinal Dietrichstein, der den Überlegungen Wallensteins aber nicht zustimmte. Das Protokoll der Unterredung enthält das früheste Zeugnis des berühmt-berüchtigten Kontributionssystems Wallensteins. Dietrichstein wollte den größten Teil des Unterhalts der Truppen aus Böhmen beziehen und verständlicherweise Mähren schonen. Wallenstein sah dieses jedoch als illusorisch an. Wallenstein argumentierte in einem Brief an den Kardinal wie folgt:

Wird das Kriegsvolk nit schnellstens ordentliche Unterhaltung haben, so werden sie mit Unordnung aus den Quartieren auslaufen und nehmen, was sie werden bekommen und was ich ihnen nicht werde zu erwehren vermögen, dieweil sie allein von Wasser und Brot nit travaglieren können.[11]

Die Plünderungen würden zwangsläufig das bereits verwüstete Land endgültig ruinieren und die Disziplin der Truppe völlig untergraben. Eine Niederlage des kaiserlichen Heeres sei damit absehbar. Insofern müssten alle österreichischen Erblande zur Bezahlung der Truppen herangezogen werden.

Wallenstein gelang es bis Oktober 1621, das kaiserliche Heer auf 18.000 Mann auszubauen. Das vereinigte Heer unter Gabor Bethlen hatte hingegen rund 30.000 Mann. Gabor Bethlen konnte zwar in dieser Zeit einige mährische Städte erobern, Wallenstein gelang es aber durch geschicktes Taktieren, ein Vorrücken Bethlens auf Wien zu verhindern. Ende Dezember kam es zu einem Friedensvertrag mit dem Siebenbürger. Wallenstein wurde angesichts seines erfolgreichen Agierens zum Obristen von Prag, also zum Oberbefehlshaber der Stadt, ernannt. Den Fürsten von Liechtenstein ernannte Ferdinand am 18. Januar 1622 mit fast unbeschränkten Vollmachten zum Statthalter von Böhmen. Ferdinand errichtete faktisch eine Diktatur in Böhmen, und Wallenstein war deren militärischer Arm, denn Wallenstein erhielt gleichzeitig die Bestallung als Gubernator des Königreichs Böhmen.

Am gleichen Tag wurde eine anfangs wenig beachtete Urkunde unterzeichnet. Es ist der Vertrag über die Einrichtung eines Münzkonsortiums in Böhmen. Vertragspartner waren einerseits die kaiserliche Hofkammer, zuständig für alle finanziellen Dinge des Hofes, und andererseits der holländische Bankier Hans de Witte als Vertreter des Konsortium. Die fünfzehn Mitkonsorten sind in dem Dokument nicht namentlich aufgeführt, waren aber in diversen anderen Dokumenten erwähnt, die allerdings meist verlorengingen, so dass nur fünf mit Sicherheit heute bekannt sind. Neben de Witte waren dies der Finanzexperte Jacob Bassevi, als Initiator Fürst Liechtenstein, der Sekretär der böhmischen Kammer Paul Michna und eben Wallenstein. Dem Konsortium wurde für die Dauer von einem Jahr gegen die Zahlung von 6 Millionen Gulden das Münzprägerecht in Böhmen, Mähren und Niederösterreich verpachtet, beginnend mit dem 1. Februar 1622.

Der Lachend und wainend Müntz Legat. Zeitgenössische Flugschrift mit Valvationstabelle, die den Verfall verschiedener Währungen während der Kipper- und Wipperzeit zeigt.
Der Lachend und wainend Müntz Legat. Zeitgenössische Flugschrift mit Valvationstabelle, die den Verfall verschiedener Währungen während der Kipper- und Wipperzeit zeigt.

Bereits zu Zeiten der Herrschaft des Winterkönigs wurde der Silbergehalt der Münzen heimlich verringert, um damit Geld für die Finanzierung des Krieges zu erhalten. Damit fuhr man nach dem Sieg des Kaisers fort. Von Liechtenstein erhöhte die Silberproduktion und ließ Silberbruch einschmelzen, um eine größere Menge an Silbermünzen prägen zu können. Allein das erhöhte Geldaufkommen löste eine Inflation aus, so dass die Geldprobleme des Kaisers damit nicht gelöst werden konnten, zumal man kaum Vorstellungen darüber hatte wie eine Inflation entsteht und welche Auswirkungen eine solche auf die Wirtschaft eines Landes hat. Später fing Liechtenstein an, die Silbermenge pro Münze zu senken. Diese Münzen wurden „lange“ oder „kleine“ Münzen genannt. Die Gewinnmöglichkeit für den Fiskus lag darin, dass der Preis des Silbers nicht so schnell stieg, wie die Münzen verschlechtert wurden. Für die Verpachtung der Prägerechte erhielt der Kaiser im Gegenzug wöchentlich garantierte Zahlungen vom Konsortium. Das Geld wurde dringend für die Fortsetzung des Krieges im Reich gebraucht. Das Kippen und Wippen der Kipper- und Wipperzeit wurde ab sofort von Staats wegen betrieben.

Der Pachtvertrag enthielt auch detaillierte Festlegungen ohne die das Vorhaben nicht funktioniert hätte. Umlauf und Ausfuhr fremder Münzen wurde verboten. Diese Münzen mussten zu einem festgelegten Preis beim Konsortium abgeliefert werden. Das Konsortium erhielt ein Monopol auf den Ankauf von Silber, egal ob aus Bergwerken oder Bruchsilber, zu festgelegten Preisen. Pro Mark Silber (ca. 230g) sollten 79 Gulden geprägt werden. Ursprünglich waren pro Mark 19 Gulden geschlagen worden. Die Mitglieder wurden mit langen Münzen aus der eigenen Produktion bezahlt. Aber entsprechend den tatsächlichen Machtverhältnissen war eine Mark eingeliefertes Silber nicht gleich viel wert. So erhielt Wallenstein für seine 5000 Mark eingeliefertes Silber jeweils 123 Gulden, Fürst Liechtenstein jedoch 569 Gulden pro Mark. Den weitaus größten Teil des Silbers lieferte Hans de Witte mit 402.652 Mark ein, wofür er nur 78 Gulden pro Mark erhielt. Wallenstein war also keine treibende Kraft und beileibe nicht der größte Nutznießers des Geschäftes. Insgesamt wurden 42 Millionen Gulden geprägt, wovon 30 Millionen in den ersten beiden Monaten ausgegeben wurden, was für die bereits durch den Krieg zerrütteten Wirtschaften faktisch den Ruin bedeutete.

Nach einem Jahr fand eine Währungsreform statt, die festlegte, dass aus jeder Mark Silber 110 Gulden geschlagen werden sollten. Dies zeigt nach Ansicht von Golo Mann, wie stark während der Zeit des Konsortiums der Feingehalt des Guldens heimlich verschlechtert worden war. Dies wurde notwendig, da dem Fiskus die wöchentlichen Zahlungen nicht mehr ausreichten und er nach weiteren Anleihen von de Witte verlangte. Zudem lief der Silberpreis der Inflation voraus und betrug am Ende 85 Gulden pro Mark. Rechnet man die Kosten und die Gewinne hinzu, so kann man erahnen wie viele Gulden pro Mark geprägt werden mussten.[12]

Nach einem Jahr übernahm Ferdinand die Münze wieder selbst und ließ das Geschäft in der gleichen Weise fortsetzen. Ab Sommer 1623 wurden, da die neuen Gulden fast keinerlei Wert mehr hatten und trotz Androhung der Todesstrafe von Händlern und Handwerken nicht angenommen wurden, wieder Gulden mit dem alten Feingehalt ausgegeben. Die langen Münzen sollten zum Kurs von 6:1 gegen den neuen alten Gulden getauscht werden. Über 40 Jahre dauerte die Nachgeschichte des Konsortiums, z. B. gab es heftige Streitigkeiten darüber, ob Darlehen, die mit dem Inflationsgeld aufgenommen wurden, auch wieder in voller Höhe mit dem neuen Gulden zurückzuzahlen seien.

Golo Mann schätzt den Gewinn Wallensteins auf insgesamt 20.000 Gulden.[13]. Die Mitgliedschaft im Konsortium ist also nicht die Quelle für den riesigen Reichtum Wallensteins. Eher dürfte ihm seine neue Bekanntschaft mit einem der wichtigsten Bankiers des Kaisers und die Möglichkeiten der Kreditaufnahme ermöglicht haben, das zu kaufen was ihn zu einem Landesherr, zu einem Fürsten machen würde: Land; Land, das auf Grund der Konfiszierungen der Rebellen ab Herbst 1622 in großer Menge zum Verkauf stand.

[Bearbeiten] Herr von Friedland

Anfangs versuchte die kaiserliche Verwaltung die konfiszierten Güter selbst zu bewirtschaften und den Gewinn in die kaiserlichen Kassen fließen zu lassen. Es gelang jedoch nicht, auf diese Weise genügend Geld zu erzielen. Ab Herbst 1622 entschloss sich Ferdinand deshalb die Güter zu verkaufen. Wallenstein gab daraufhin ein Kaufangebot für die Herrschaft Friedland ab, die ihm ja schon verpachtet worden war und auf die er ein Vorkaufsrecht eingeräumt bekommen hatte. Liechtenstein setzte sich beim Kaiser dafür ein, dass Wallenstein die Herrschaft für 150.000 Gulden erwerben könne, da wohl kaum ein anderer solch ein hohes Angebot abgeben würde. Die Hofkammer fand dies passend und verkaufte die Herrschaften Friedland und Reichenberg an Wallenstein als ewiges Erblehen. Wenige Wochen darauf genehmigte Ferdinand den Antrag Wallensteins, die Herrschaft in ein Fideikommiss umzuwandeln, und verlieh ihm den uralten Titel eines Pfalzgrafen, Wallenstein durfte seinem Namen das von Friedland hinzufügen.

Wallenstein hat sicherlich einen sehr geringen Preis für die Herrschaften bezahlt, zumal das Geld in langer Münze zu zahlen war. Ein wirkliches Unrecht konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden. Die geforderte Summe war durch die Hofkammer festgelegt worden und durch Wallenstein in voller Höhe bezahlt worden. Die Ursache für den geringen Preis liegt darin begründet, dass der Kaiser jeden Gulden dringend gebrauchen konnte. Alleine für die Beteiligung Sachsens und Bayerns am böhmischen Krieg hatte Ferdinand Schulden in Höhen von knapp 20 Millionen Gulden angehäuft. Weiterhin war die Zahl der finanzkräftigen Interessenten im Vergleich zur Menge des verfügbaren Landes sehr gering und somit auch der erzielbare Preis. Hinzu kommt, dass die kaiserliche Regierung gegen die Preissteigerungen in Folge der selbst ausgelösten Inflation ankämpfte und somit bezüglich der geforderten Summe an der Fiktion der Gleichwertigkeit von altem und langem Gulden festhielt. Wallenstein bezahlte den Preis natürlich mit der einzig gültigen Währung, der langen Münze, was ihm bis heute von Historikern vorgeworfen wird. Helmut Diwald über diese Vorwürfe:

Man kann nur staunen über die hilfsschülerhafte Vorstellung, daß der österreichische Fiskus von einem Grundstückskäufer Hunderttausende von Gulden in einer Münze entgegengenommen haben könnte, die der gleiche Fiskus soeben für ungültig erklärt hat.[14]

Nachdem wieder Münzen mit höherem Feingehalt geprägt wurden und die langen Münzen für ungültig erklärt wurden, bezahlte er selbstverständlich mit dem neuen Geld.

Festzuhalten bleibt, dass Wallenstein die einmalige Chance kaltblütig und nüchtern ausnutzte, die sich ihm bot, in Böhmen eine Landesherrschaft zu erwerben. Im Unterschied zu Liechtenstein, Eggenberg, dem kaiserlichen General de Marradas, dem Obersthofmeister Trauttmannsdorff und vielen anderen, denen der Kaiser erhebliche Summen schuldete, erhielt Wallenstein nicht ein Stückchen Land geschenkt. Nach einigen Käufen und Verkäufen von Gütern besaß Wallenstein ein geschlossenen Herrschaftsgebiet von rund 9000 km² zwischen Friedland im Norden und Nymburk im Süden, zwischen Mělník im Westen und Arnau im Osten. Bis 1623 verkaufte er den größten Teil seiner mährischen Besitztümer und 1625 auch den Rest. Bis Ende 1624 soll Wallenstein Güter im Werte von 4,6 Millionen[15] erworben haben. Einen Großteil dieser Güter verkaufte er nach kurzer Zeit wieder, und zwar mit erheblichen Gewinnen. Übrig bleibt demnach eine Summe von rund 1,86 Millionen Gulden, für die er Land in Böhmen erwarb.

Der neue böhmische Grundbesitzer heiratete am 9. Juni 1623 erneut. Zu seiner zweiten Frau erwählte er die 22jährige Isabella, die Tochter des Freiherrn Karl von Harrach, kaiserlicher Minister, Berater und Mitglied im Hofkriegsrat. Durch diese Heirat öffneten sich für Wallenstein alle Türen am Hofe. Neben den politischen Gründen für die Heirat muss es seitens Isabellas so etwas wie Liebe und Zuneigung zu Wallenstein gegeben haben, was Wallenstein wohl nicht unerwidert ließ. Dies belegen zahlreiche Briefe Isabellas an Wallenstein, in denen sie Sehnsucht und Freude über ein zukünftiges Wiedersehen mit Wallenstein äußert und echte Anteilnahme erkennbar wird, wenn ihn die Krankheit mal wieder an das Bett fesselte oder Schmerzen in den Beinen bereitete.

Eigentlich hätte der Krieg 1622 oder 1623 beendet sein können: Die böhmischen Rebellen waren besiegt, der Kriegsunternehmer von Mansfeld war Tilly in der Schlacht bei Wimpfen unterlegen; und Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, genannt der tolle Halberstädter, hatte die Schlacht bei Höchst 1622 und danach die Schlacht bei Stadtlohn Ende Juli 1623 verloren. Die Pfalz war seit Ende 1622 durch Spanien und Bayern besetzt. Der Krieg wäre zuende gegangen, sofern nur noch einige wenige Zusatzbedingungen erfüllt gewesen wären. So hätte Friedrich V. sich Ferdinand unterwerfen müssen, und eines der wichtigsten Motive zur Fortsetzung des Krieges wäre entfallen. Ebenso war der gierige Griff Maximilians II. von Bayern nach der pfälzischen Kurwürde, die ihm am 23. Februar 1623 durch Ferdinand verliehen wurde, ein willkommener Grund für die Fortsetzung des Krieges durch die protestantische Partei.

Bereits am 3. Juni 1623 hatte Ferdinand II. Wallenstein zum Generalwachtmeister und General Caraffa zum Oberkommandierenden des kaiserlichen Heeres ernannt. Die meisten böhmischen Regimenter waren im Reich bei den Truppen der katholischen Liga des Generals Tilly, als Ende August 1623 Gabor Bethlen mit 50.000 Mann erneut in Oberungarn einfiel. Gerade einmal 7500 bis 9000 schlecht versorgte und ausgerüstete Soldaten konnten seitens des Kaisers gegen ihn aufgebracht werden. Zuvor hielt der Hofkriegsrat Werbungen neuer Truppen nicht für notwendig.

Wallenstein dagegen fing sofort an, nachdem er vom Angriff Bethlens erfuhr, auf eigene Faust Truppen zu werben und Ausrüstung und Waffen für die Truppen zu kaufen. Der Kaiser erkannte die Initiative seines Feldherrn in Böhmen dankbar an. Angesichts der Bedrohung durch den Siebenbürger müssten ohnehin alle anderen Dinge zurückstehen. Ein Regiment unter Colallto wurde eilends aus dem Reich wieder nach Böhmen beordert.

Wenige Tage später, am 3. September 1623, wurde Wallenstein von Ferdinand in den ersehnten Reichsfürstenstand erhoben. Ob die Erhöhung in direktem Zusammenhang mit den Truppenwerbungen stand, ist nicht bekannt. Er durfte sich ab sofort Von Gottes Gnaden vor seinen Namen setzen und ihm kam die Anrede Euer Liebden oder Euer Fürstlichen Gnaden zu. Die alten Fürsten des Reiches, insbesondere die Kurfürsten, waren verärgert ob dieser Standeserhöhung und verweigerten teilweise die dem Fürsten gebührenden Anreden. Wallenstein, empfindlich in solchen Fragen, beklagte sich daraufhin, dass ihm nicht der ihm gebührende Respekt gezollt würde. Neid und Ärger rief die Erhöhung aber auch bei seinen ehemaligen Standesgenossen hervor, so zum Beispiel bei seinem Vetter Adam von Waldstein. Als Wahlspruch wählte Wallenstein: Invita Invidia - Dem Neide zum Trotz.

Im September zog das kleine Heer unter Caraffa von Böhmen in Richtung Preßburg um Wien zu schützen; es kam aber auf Grund wiederholter Angriffe der leichten Reiterei Bethlens nicht weiter als bis Göding am rechten Ufer der March. Am 28. Oktober wurde beschlossen, dass Wallenstein sich mit den Fußtruppen in Göding verschanzen und Caraffa zusammen mit Marradas mit der Kavallerie nach Kremsier weiterziehen solle. Die Lage Gödings war zwar günstig, aber die Versorgungslage schrecklich. Das gesamte Gebiet war durch die Truppen Bethlens bereits verheert und ohne Lebensmittel. Nach Meinung Wallensteins konnte sich Göding nur acht bis zehn Tage halten. In einem Brief an seinen Schwiegervater schrieb Wallenstein, dass die versprochenen 6000 Mann aus Polen unbedingt eintreffen müssten. Denn:

kommen die Polacken unterdessen, so haben wir's gewonnen, wo nicht, weiß ich nicht, wie's gehen wirdt, drumb bitt ich, man feier nicht und wenn Erzbischof Dietrichstein oder sonsten jemand was vorplodert [Unsinn reden], daß man's nicht glaubt, denn bis dato stehen unsere Sachen gar nicht wohl.[16]

Sie kamen aber nie. Am 30. Oktober war Göding durch 40.000 Mann komplett eingeschlossen. Allerdings hatte Bethlen keine Artillerie, so dass er versuchte Göding auszuhungern. Da die Truppen Gabor Bethlens aber genauso Hunger litten und der erhoffte Durchbruch der Truppen unter Christian von Anhalt nach Böhmen und Mähren, auf Grund der Niederlage gegen Tilly, nicht erfolgte, wurde am 19. November 1623 ein Waffenstillstand mit dem Kaiser geschlossen. Der Kaiser hatte also in Göding Glück gehabt, denn die Wallensteinischen Truppen hatten nur noch für wenige Tage zu essen und fast keine Munition mehr.

In den drängenden Briefen, die Wallenstein während der Belagerung an Harrach - also an den Hofkriegsrat - schrieb, analysierte Wallenstein die Konsequenzen weiterer Verzögerungen seitens des Hofes und gab detaillierte Vorschläge für Stärke, Bewaffnung und Aufmarschpositionen neu zu werbender Truppen. Immer trieb er dabei zur Eile an und schalt alle Lügner, die die Lage rosiger malten, als sie tatsächlich war. Dabei verlor er allerdings die Leiden seiner Soldaten nie aus den Augen und schilderte diese ebenfalls in den Briefen an den Hofkriegsrat. Diwald urteilt über Wallenstein, dass dieser in dieser Zeit außerordentlichen strategischen Überblick bewiesen habe, und in der Lage war die Situation klar und nüchtern zu beurteilen. Auch wenn Wallenstein die Lage vielleicht düsterer sah, als sie tatsächlich war, so hasste er doch die Neigung des kaiserlichen Hofes das Heer aus finanziellen Gründen verfallen zu lassen und äußerte dies wenig verklausuliert.

[Bearbeiten] Erstes Generalat

[Bearbeiten] Ernennung

Wallenstein als Herzog von Friedland, kaiserlicher Kriegsrat un Kämmerer, Obrist von Prag und General, im Alter von etwa 40 Jahren auf einem Kupferstich von Hendrik Hondius, um 1625
Wallenstein als Herzog von Friedland, kaiserlicher Kriegsrat un Kämmerer, Obrist von Prag und General, im Alter von etwa 40 Jahren auf einem Kupferstich von Hendrik Hondius, um 1625

1624 konnte sich Wallenstein fast ausschließlich um sein neues Fürstentum kümmern und baute dies innerhalb eines Jahres zu einem leistungsfähigen und blühenden Land aus. Wallenstein entwickelte von seinem Amtssitz Prag aus einen fast hektisch zu nennenden Eifer in seiner Herrschaft die geplanten Projekte, wie Gründung eines Jesuitenkollegs, einer Schule, einer Universität, ja sogar eines Bistums voran zu bringen. Er entfachte eine gewaltige Bautätigkeit, reorganisierte die Landesverwaltung sehr effizient und interessierte sich für jedes noch so kleine Detail seines Landes. Als Statthalter in Friedland hatte Wallenstein einen Offizier der kaiserlichen Truppen eingesetzt, den er seit 1600 kannte und wegen seines Organisationstalentes schätzte Gerhard von Taxis. Am 12. März 1624 erhob Ferdinand den Besitz Wallensteins in den Rang eines selbständigen Fürstentums und eines Erblehens, der Titel war nun also an das Fürstentum gebunden und nicht mehr allein an die Person Wallenstein. Weitere Informationen zu Wallensteins Herrschaft in Friedland und seinen anderen Ländern finden sich im Abschnitt: Wallenstein als Landesfürst.

Inzwischen hatte sich im Norden des Reiches eine neue Bedrohung für den Kaiser und die Liga ergeben. Im Laufe des Jahres 1624 wurde eine große Koalition aus Frankreich, England, Dänemark und den Generalstaaten geschlossen, vorgeblich um die deutschen Fürsten gegen den Kaiser in ihre alten Rechte einzusetzen. Hauptsächlich war die Koalition aber gegen Spanien und die Habsburger gerichtet. Außerdem wollte König Christian IV. von Dänemark für seinen Sohn die Administration der Bistümer Münster und Halberstadt erreichen. Da Christian als Herzog von Holstein auch gleichzeitig die Reichsstandschaft besaß und Mitglied des Niedersächsischen Reichskreises war, ließ er sich im Frühjahr 1625 auf den vakanten Posten des Reichsobersten wählen. Der Kreistag beschloss auf Drängen Christians trotz des Friedens im Reich zur Verstärkung der allgemeinen Verteidigungsfähigkeit eigene Truppen zu werben. Damit konnten die dänischen Truppen als Kreisarmee ausgegeben werden und in den Reichskreis einmarschieren. Mitte Juni 1625 überquerten Christians Truppen die Elbe und im Juli in Hameln die Weser und marschierten damit in kreisfremdes Gebiet ein. Bei Höxter traf Christian auf Truppen Tillys, der dem Dänenkönig aus seinem Hauptquartier in Hersfeld entgegengezogen war. Zur gleichen Zeit zog Ernst von Mansfeld, diesmal in englischen Diensten, mit 5000 Mann aus den Niederlanden heran. Der Krieg setzte sich somit nach einer kurzen Atempause als gesamteuropäischer Konflikt fort.

Im gesamten Jahr 1624 und im ersten Halbjahr 1625 hatte der Kaiser die Anzahl seiner Regimenter aus Geldnot drastisch reduzieren müssen. Die wenigen vorhandenen Regimenter besaßen weit weniger Männer, als ihre Sollstärke auswies. Deshalb appellierte der bayerische Herzog an den Kaiser neue Werbungen durchzuführen und wenigstens die vorhandenen Regimenter wieder kampffähig zu machen. Aus Geldmangel lehnte Ferdinand das Ansinnen aber ab. Im Februar 1625 waren die Rüstungen des kaiserlichen Hofes auf einem Tiefpunkt angekommen. In dieser Situation erschien Wallenstein im Januar 1625 am Wiener Hof und unterbreitete dem Kaiser das Angebot innerhalb kürzester Zeit, ohne Verzögerung und auf eigene Kosten eine Armee mit 20.000 Mann aufzustellen, 15.000 Mann zu Fuß und 5000 zu Pferd. Auf die ungläubige Frage, ob er denn in der Lage sei 20.000 Mann zu unterhalten, antwortete Wallenstein: 20.000 nicht, wohl aber 50.000.

Nach monatelangen Verhandlungen in Wien ließ Ferdinand II. am 7. April 1625 ein Ernennungsdekret für Wallenstein ausstellen. In diesem Dekret wurde Wallenstein zum Führer und Haupt aller kaiserlichen Truppen im Reich ernannt, allerdings ohne das Recht dieses Heer auch aufzustellen. Nach weiteren Verhandlungen und Gesprächen mit dem weiterhin zögerlichen Hofkriegsrat, insbesondere mit dessen Präsidenten Graf Rambold Collalto, erhielt Wallenstein am 13. Juni die Direktiven für die Kriegsführung. Diese waren insofern von politischer Bedeutung, da Ferdinand dem Bayerischen Kurfürsten Maximilian, dem Anführer der katholischen Liga, im Vertrag von 1619 zugestanden hatte, dass eine kaiserliche Armee dem ligistischen Heer nur assistieren würde. Die Kompetenzen, die Wallenstein erhielt, und seine Erhöhung zum Herzog von Friedland am gleichen Tag widersprachen aber dem Geist dieses Vertrages, denn Wallenstein wurde damit über alle ligistischen Generale erhöht. Und sieht man vom Kurfürstentitel Maximilians ab, stand Wallenstein auch mit diesem in nahezu gleichem Rang. Eine Unterordnung Wallensteins unter die ligistische Führung war damit praktisch ausgeschlossen. Friedrich Schiller in seinem Geschichtswerk Geschichte des 30jährigen Kriegs über die Zeit von Januar bis Juni 1625:

Niemand war, der diesen Vorschlag nicht als die schimärische Geburt eines brausenden Kopfes verlachte – aber der Versuch war noch immer reichlich belohnt, wenn auch nur ein Theil des Versprechens erfüllt würde.[17]

Von diesem Augenblick an steigert Wallenstein das Tempo der Rüstungen, die er bereits vor seiner offiziellen Ernennung begonnen hatte, auf das Äußerste. Am 27. Juni unterschrieb der Kaiser das Dekret, dass Wallenstein ein Heer von 24.000 Mann aufstellen solle. Darin betonte der Kaiser, dass ihm die Waffen von seinen Gegner in die Hand gedrückt worden seien, und er führe sie nur zur:

Wiederbringung des allgemeinen hochnotwendigen Friedens, zur Erhaltung Unserer kaiserlichen Hoheit, Rechte und Gerechtigkeit, Schutz und Defendierung der Reichskonstitutionen, Satzungen und Rechten.[18]

Ausdrücklich erhielt Wallenstein die Auflage, diejenigen protestantischen Stände, die weiterhin kaisertreu seien, zu verschonen. Jeglicher Eindruck, dass auf Grund der Religion zu den Waffen gegriffen wurde, sollte wie schon zuvor vermieden werden. Gegen die halsstarrigen Feinde sollten aber die militärischen Mittel ihr Recht erhalten. Weiterhin solle unter den Soldaten strenge Disziplin gehalten werden, da der Krieg sonst nichts anderes als Räuberei sei. Auch wurde Wallenstein anempfohlen den guten Rat des ligistischen Generals Tilly zu suchen, wenn Wallenstein dies als vorteilhaft empfinde und es zum Nutzen des Kaisers sei. Wallenstein erhielt damit praktisch einen Freibrief für eigenständige Kriegsführung unabhängig von der Liga. Ferdinand tat dies aber weniger für Wallenstein, denn für die Autorität und Entscheidungsfreiheit des Kaisers im Reich.

[Bearbeiten] Der Krieg ernährt den Krieg

Wallenstein hatte sicherlich die finanziellen Mittel um solch eine Armee aufzustellen. Trotzdem stellte sich die Frage wie diese Armee, erst recht wenn sie auf 50.000 Mann anwüchse, ernährt und erhalten werden und wie der Sold bezahlt werden sollte. Wallenstein selbst streckte an Mitteln für Werbung und Unterhalt vor, was er selbst aufbringen konnte oder was ihm Hans de Witte im Vertrauen auf kaiserliche Rückzahlungen lieh. Für den regelmäßigen Unterhalt aber forderte Wallenstein, das bisher bekannte System der Kontributionen als Strafzahlungen besetzter Gebiete radikal zu ändern: Ab sofort sollten die Kontributionen als regelmäßige Kriegssteuer von allen Reichsständen, inklusive der Erbländer und Reichsstädte, erhoben werden.

Auf Grund der leeren kaiserlichen Kassen wurde sein Vorschlag schnell akzeptiert und im Dekret vom 27. Juni niedergelegt. Die Abgaben sollten aber nur so hoch sein, dass das Heer unterhalten werden könne. Sie waren kein Freibrief für Raub und Bereicherung. Wallenstein war sich bewußt, dass sein Kontributionssystem dauerhaft nur funktionieren konnte, wenn eine wirtschaftliche Schwächung der Zahlenden vermieden und man mit Rücksicht vorgehen würde. Voraussetzung war ebenso, dass die Truppenführer, allen voran er selbst, harte Disziplin im Heer hielten und ihren Söldnern Plünderungen streng untersagten.

Die ersten Kontributionen wurden in den kaiserlichen Erblanden erhoben. Hierfür war die kaiserliche Hofkammer zuständig. Für die Kontributionen aus dem Reich und seinem eigenen Herzogtum sorgte Wallenstein.

[Bearbeiten] Schlacht bei Dessau

Hauptartikel Schlacht bei Dessau

Bis Ende Juli 1625 waren die Werbungen von 14 neuen Regimentern weitestgehend beendet. Hinzu kommen fünf Regimenter in Böhmen und zehn Regimenter, die von Ungarn bis in den Elsaß verstreut waren und ebenfalls dem Oberbefehl Wallensteins unterstellt wurden. Die Hauptaufgaben bei der Musterung übernahm der Oberst-Muster-Zahlungs- und Quartiercommissarius Johann von Aldringen. Aldringen legte die Musterungsreviere und -plätze fest, meist Reichsstädte, die sich nur mit hohen Zahlungen von der lästigen Pflicht loskaufen konnten, und sorgte dafür, dass in nur vier Monaten bis Juli 1625 ein komplettes Heer mit über 50.000 Mann bei Eger zur Verfügung stand. Im August begann Wallenstein mit seiner neuen Armee ins Reich zu ziehen. Bis Ende September gelangte sie nach Göttingen, und Wallenstein traf sich am 13. Oktober südlich von Hannover mit Tilly, der die Monate zuvor den Dänenkönig Christian wieder in den niedersächsischen Reichskreis zurückdrängen konnte. Eine Belagerung der Stadt Nienburg an der Weser misslang Tilly jedoch, so dass er Wallenstein entgegenzog. Hier einigte man sich, dass Wallenstein Winterquartier in den Bistümern Magdeburg und Halberstadt nehmen und Tilly in der Gegend von Hildesheim und Braunschweig bleiben sollte. Dem Vorrücken Christians zu den Bistümern, die er für seinen Sohn gewinnen wollte, war damit vorerst Einhalt geboten worden.

Im Herbst 1625 und Winter 1625/26 wurden Verhandlungen zwischen den niedersächsischen Ständen und den kaiserlichen Generalen geführt, während Christian mit englischer und niederländischer Hilfe sein Heer auf 38.000 Mann aufstocken konnte. Nach vier Monaten brach Christian die ergebnislosen Verhandlungen am 8. März 1626 ab. Indessen blieb der Kriegsschauplatz frei von größeren Scharmützeln - lediglich einzelne Regimenter nutzten die Zeit, um sich in eine strategisch bessere Position zu bringen. Die meisten Truppen harrten jedoch in ihren Winterquartieren aus.

Bereits im Januar 1626 hatten Wallensteins Truppen starke Positionen an der Mittelelbe bezogen. Zwei Regimenter unter Aldringen und Collalto waren in Anhalt eingerückt und hatten Dessau und die Elbbrücken bei Roßlau besetzt, die mit starken Befestigungen versehen wurde. Wallenstein selbst verblieb in seinem Hauptquartier in Ascherleben und leitete die Werbungen, die ihm vom Kaiser genehmigt worden waren, um die Größe des Heeres auf 60.000 Mann zu verdoppeln.

Darstellung der Schlacht an der Dessauer Brücke auf Kupferstich eines Einblattdruckes von 1626, eine Transkription des Blattes ist auf Wikisoruce verfügbar
Darstellung der Schlacht an der Dessauer Brücke auf Kupferstich eines Einblattdruckes von 1626, eine Transkription des Blattes ist auf Wikisoruce verfügbar

Nach dem Abbruch der Verhandlungen begann Mansfeld mit seinen Truppen in Richtung Süden zu ziehen, um nach Schlesien zu gelangen. Dort wollte er sich mit Gabor Bethlen vereinigen, der erneut in Ungarn eingefallen war. Die Truppen unter dem dänischen General Fuchss, die das mansfeldische Heer unterstützten sollten, wurden am Anfang April von Wallenstein in zwei Reitergefechten geschlagen, so dass sich dieser zurückziehen musste. Mansfeld der mittlerweile Burg bei Magdeburg besetzt hatte, war nun ohne dänische Unterstützung und versuchte nun den Übergang über die Elbe zu erzwingen. Nachdem Mansfeld mehrere Tage versuchte den Brückenkopf unter Aldringen zu erobern, wurde er am 25. April 1626 in der Schlacht an der Dessauer Brücke durch die herbeigeeilten Truppen Wallensteins vernichtend geschlagen. Die von Mansfeld eroberten Städte wurden besetzt und teilweise geplündert. Die Flucht des Grafen endete erst in Brandenburg. Doch Wallenstein folgte ihm nicht.

Der Sieg über Mansfeld war der erste wichtige militärisch wichtige Erfolg Wallensteins und fiel in eine Phase verstärkter Spannungen mit dem Wiener Hof. Er festigte aber vorübergehend die Stellung Wallensteins und seiner Anhänger, auch wenn heftige Kritik geübt wurde, dass er Mansfeld nicht bis zur endgültigen Vernichtung verfolgt hatte.

[Bearbeiten] Zug nach Ungarn

Wallenstein ging nun davon aus, dass von Mansfeld keine weitere Gefahr ausgeht und konzentrierte sich auf die Abwehr eines vermuteten Angriffs des Hauptheeres des dänischen Königs, ergriff aber seinerseits keine offensiven Aktionen. Dies begründete er mit einem Mangel an Futter für die Pferde und Geld für die Besoldung. Die ausstehenden Gelder, die einen Angriff auf Christian verhinderten, waren auch die Hauptursache für die Spannungen mit dem Wiener Hof. Schon im Herbst des Vorjahres trafen die versprochenen Soldzahlungen meist unpünktlich und nicht in ausreichender Höhe bei Wallenstein ein. Hinzu kamen fehlende Lieferungen von Lebensmitteln und persönliche Spannungen mit Collalto, was zu einer gegenseitigen Feindschaft führte.

Im Juni 1626 vereinbarte Wallenstein mit Tilly, dass sich ihre Heere vereinigen und die Elbe entlang nach Norden ziehen sollten, um Christian anzugreifen. Die Gespräche mit Tilly kamen auf Vermittlung der Lga zustande, die erkannte, dass man zumindest zeitweise gezwungen war mit Wallenstein zusammenzuarbeiten, um die Kriegsziele zu erreichen. Doch Wallenstein wartete vergebens auf Tilly der die Vereinbarung brach und stattdessen Göttingen belagerte. Im Juli wurde die finanzielle Situation des Heeres so dramatisch, dass Wallenstein sogar erwog seinen Befehl niederzulegen. Bereits im Herbst und Winter hatte Wallenstein aus eigener Tasche Sold vorgeschossen und aus seinem Herzogtum für die Verpflegung der Truppe gesorgt.

Die Nachricht, dass Mansfeld mit seinen erholten und neu geworbenen Truppen nach Schlesien aufbrechen wollte, überraschte Wallenstein, da er diesen nicht mehr ernsthaft für eine Gefahr hielt. Er reagierte aber sehr schnell auf die neue Bedrohung. Noch am 13. Juli wartete Wallenstein auf Tilly für den gemeinsamen Zug nach Norden und bereits am 16. Juli brach er auf, um Mansfeld zu verfolgen.

[Bearbeiten] Niedersächsisch-Dänischer Krieg

[Bearbeiten] Frieden von Lübeck

[Bearbeiten] Entlassung

[Bearbeiten] Eingreifen Gustav Adolfs

[Bearbeiten] Zweites Generalat

[Bearbeiten] Heerlager von Nürnberg

[Bearbeiten] Schlacht bei Lützen

Hauptartikel Schlacht bei Lützen

Nachdem der Schwedenkönigs sein Lager vor Nürnberg aufgehoben hatte and weggezogen war, dachte man zunächst irrtümlich, dass er wieder versuchen würde über Württemberg nach Bayern zu gelangen. Wallenstein zerstreute deshalb seine Armee. Er selbst war in die Nähe von Weißenfels, an der Straße von Halle nach Leipzig, gelangt und bat Pappenheim, den er nach Halle geschickt hatte, möglichst rasch zu ihm zu stoßen, als er entdeckte, dass Gustav Adolf sich in seiner Nähe befand. Der Schwedenkönig hatte in der Tat zuvor in Naumburg ein Lager bezogen, in der Verfolgung Wallensteins, und wollte jetzt, wie auch Wallenstein, in Sachsen vordringen, um den dortigen Kurfürsten zu unterstützen (Gustav Adolf) bzw. zu bekriegen (Wallenstein), wobei Wallenstein es besonders auf Leipzig abgesehen hatte.

Nun stießen aber die Schweden auf einen zuvor abgesonderten Teil des kaiserlichen Heeres und erkannten sofort ihre Chance. Der Befehlshaber dieses Trupps benachrichtigte Wallenstein, der eiligst seine Armee versammelte, während die Schweden von besagtem Truppenteil noch eine Zeit lang hingehalten wurden. Es entfesselte sich die Schlacht bei Lützen, in welcher Pappenheim durch sein überraschendes Eintreffen im entscheidenden Moment die defensiv aufgestellte kaiserliche Armee am linken Flügel verstärkte und so das Blatt wendete. Jedoch fiel er bald, ebenso wie der Schwedenkönig, dessen Platz als Leiter der schwedischen Seite Bernhard von Weimar einnahm.

Am Ende des Tages waren beide Seiten erschöpft und Wallenstein, der sich in der Schlacht persönlich hervorgetan hatte, weigerte sich, frisch eingetroffene Truppen einen neuen Angriff unternehmen zu lassen. Er räumte das Feld und so konnten die Schweden behaupten, die Schlacht gewonnen zu haben. In Wahrheit jedoch war es ein überwältigender propagandistischer Sieg für den Kaiser gewesen, da die Moral der Protestanten durch den Tod des Königs sehr geschwächt war. Wallenstein erhielt Glückwunschbotschaften aus Wien und war als Generalissimus vollauf akzeptiert.

[Bearbeiten] Friedensbemühungen

[Bearbeiten] Ermordung

[Bearbeiten] Wallenstein als Landesfürst

Brief Wallensteins an den Landeshauptmann von Friedland bezüglich der Fortzahlung der Bezüge seines gestorbenen Baumeisters Andrea Spezza an dessen Söhne aus dem Jahre 1628.
Brief Wallensteins an den Landeshauptmann von Friedland bezüglich der Fortzahlung der Bezüge seines gestorbenen Baumeisters Andrea Spezza an dessen Söhne aus dem Jahre 1628.[19]

[Bearbeiten] Wallenstein als Feldherr

Als Feldherr war Wallenstein ein vorsichtiger Mann. Die meisten seiner Schlachten schlug er in defensiver Stellung seiner Armee (Lützen). Eine Ausnahme bildete eigentlich nur Wolgast, wo der Feind sich siegessicher glaubte und Wallensteins Truppen das Moor im Sturm durchquerten, welches der Gegner für unüberwindbar gehalten hatte. Belagerungen vollzog Wallenstein nicht gerne. Er scheiterte mit großen Verlusten vor Stralsund, formierte allerdings die Belagerung Nürnbergs recht gelungen.


[Bearbeiten] Name und Nationalität

Das böhmische Adelsgeschlecht, aus dem Wallenstein stammte, hieß auf tschechisch z Valdštejna. Und „Waldstein“ nannte sich das Geschlecht bis in die heutige Zeit. Die bekannte Namensform Wallenstein für den Herzog von Friedland setzte sich erst nach Friedrich Schiller durch und ist ausschließlich sein „Verdienst“. Jedoch unterschrieb Wallenstein selbst gelegentlich mit dieser Namensform und schon zu seinen Lebenszeiten wurde er als der Wallensteiner bezeichnet und seine Truppen als die Wallensteiner.

Über die Nationalität Wallensteins zu spekulieren ist müßig, da dies keine Begriffe sind, die man aus moderner nationalstaatlicher Sicht auf die Zeit des 17. Jahrhundert projizieren kann. Diese akademische Frage wurde hauptsächlich von der nationalen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhundert diskutiert. Je nach nationaler Sichtweise und Sympathie für Wallenstein wurde er mal als Tscheche und mal als Deutscher angesehen.

Wallenstein selbst sprach und schrieb bis zu seinem 15. Lebensjahr nur sehr unvollkommen Deutsch. Später aber verwendete er die deutsche Sprache fast ausschließlich.

[Bearbeiten] Rezeption

[Bearbeiten] Zeitgenossen

Bereits kurze Zeit nach der Ermordung Wallensteins erschienen mehrere Theaterstücke, Dichtungen und Zeitungen und eine Vielzahl von Flugschriften, die den Lebenslauf und den Tod schilderten. Die meisten dieser frühen Verarbeitungen sind heute völlig unbekannt und oftmals auch verschollen.

[Bearbeiten] Schillers Wallenstein

Hauptartikel Wallenstein (Schiller)

[Bearbeiten] Alfred Döblins impressionistischer Roman

Trotz des Titels des Romans von Alfred Döblin aus dem Jahre 1916 steht in Wirklichkeit nicht Wallenstein im Mittelpunkt, sondern der Kaiser Ferdinand, den Döblin konsequent Ferdinand der Andere nennt. Auch sind die Abschnitte des Buches oft irreführend benannt. Dies geschah wohl mit Absicht. So heißt das erste Buch beispielsweise Maximilian von Bayern, obwohl fast ausschließlich der Kaiser und seine Handlungen beschrieben werden. Der vermeintliche Protagonist dieses Teils wird in Wirklichkeit nur am Rande erwähnt.

Anfangs schildert Döblin den Kaiser den historischen Tatsachen entsprechend, reichert diese Schilderungen aber mit fiktionalen Elementen an. Die Beschreibung des letzten Lebensabschnittes und des Todes Ferdinands haben überhaupt nichts mehr mit der historischen Realität zu tun, sondern sind vollständig ein Resultat der künstlerischen Freiheit Döblins. Da Ferdinand sich bereits früher von der Außenwelt und besonders von seiner Machtposition innerlich entfernt hat und auch nicht mehr der anfänglichen Faszination des Feldherrn unterliegt, flüchtet er sich in einen Wald, schließt sich einer Räuberbande an und wird schließlich von einem verwilderten Waldmenschen ermordet. Ferdinands Flucht in die vermeintlich friedliche Natur wird von Döblin damit also als Alternative zur brutalen Realität des Krieges abgelehnt.

Im zweiten Buch des Romans wird Wallenstein eher am Rande eingeführt. Erst mit den Ereignissen während seines Wirkens innerhalb des böhmischen Münzkonsortiums wird er präsent. Dies entspricht der gesamten Deutung Wallensteins durch Döblin in dem Roman. Für Döblin überwiegt das Wirtschaftsgenie Wallenstein; Schlachten werden nur geschlagen wenn es sich nicht vermeiden lässt, denn Wallenstein wird von Döblin in der Hauptsache als moderner Manager langfristiger Kriegsplanungen dargestellt. Religiösen Fragen steht Wallenstein indifferent gegenüber und zwingt seine Partner und Gegenspieler damit, sich eine Lüge einzugestehen, derer sie sich nicht mal bewusst waren. Denn genauso wie Wallenstein streben diese nach Macht und Reichtum, verstecken dieses Streben aber hinter ihren religiösen Überzeugungen und Friedensbeteuerungen. Döblins Wallenstein hat keine politische Vision, und noch viel weniger möchte er das Reich reformieren. Für ihn zählt nur Reichtum und Macht. Döblins Urteil über Wallenstein steht damit der marxistischen Geschichtsschreibung nahe, die jegliches Handeln als Resultat von wirtschaftlichen Motiven ansieht.

[Bearbeiten] Die Biographien Helmut Diwalds und Golo Manns

Der Herausgeber der Zeitschrift Der Spiegel, Rudolf Augstein, beurteilte das Werk Manns als eine

sich objektiv gebende, höchst subjektive Darstellungskunst[20]

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Albrecht von Waldstein – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
s:
Wikisource
Wikisource: Wallenstein – Quellentexte

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Diwald, S. 33
  2. Ps. 150, 5-6; Joh. 3, 14-15
  3. zitiert nach Golo Mann, S. 89
  4. Huf, S. 19
  5. Diwald, S. 75
  6. zitiert nach Milger S. 51
  7. zitiert nach Milger, S. 59
  8. zitiert nach Golo Mann: Wallenstein, S. 146
  9. zitiert nach Diwald, S. 140
  10. zitiert nach Milger, S. 107
  11. zitiert nach Diwald, S. 154
  12. Golo Mann, S. 199
  13. Golo Mann, S. 201
  14. Diwald, S. 189
  15. Diwald, S. 194, Golo Mann, S. 207
  16. zitiert nach Diwald, S. 214
  17. Friedrich Schiller: Geschichte des 30jährigen Kriegs, Schillers Werke (Nationalausgabe): 18. Band (1976): Historische Schriften: Zweiter Teil, S. 113, zitiert nach Geschichte des 30jährigen Kriegs, Zweytes Buch auf Wikisource
  18. zitiert nach Diwald, S. 260.
  19. Eine Transkription des Briefes ist auf Wikisource verfügbar.
  20. Rezension in DER SPIEGEL, vom 11.10.1971

Static Wikipedia (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -

Static Wikipedia 2007 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -

Static Wikipedia 2006 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu

Static Wikipedia February 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu