Deocar
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Deocar († vor 826) war Abt der Abtei Herrieden und wird heute als Gründer und Patron des Stadt verehrt.
Der heilige Deocar steht am Anfang kirchlichen Lebens in Herrieden; in ihm dokumentiert sich erstmals Herriedener Ortsgeschichte.
Es lässt sich mit Bestimmtheit nicht mehr nachweisen, woher er stammte. Mitte des 8. Jahrhunderts ist Deocar Schüler in Fulda, später wird er dort Mönch und Priester. Studien an der karolingischen Hof-Akademie folgen in Fulda Jahre eigener Lehrtätigkeit.
Wahrscheinlich nach 771 wirkt er als Hofkaplan in der Kanzlei Karls des Großen. Im Streit mit dem Bayernherzog Tassilo III. erhebt der Franken-Herrscher Anspruch auf das von Cadolt an der Altmühl gegründete Kloster Hasareoda und ernennt 782/83 Deocar zum Abt.
Über die Leitung seiner Kloster-Familie hinaus entfaltet der junge Abt bald unter der Bevölkerung eine ausgedehnte Glaubensverkündigung.
Als einziges fränkisches Kloster wird nach der Unterwerfung der Awaren 791/95 die Abtei Herrieden am Missionswerk in der neuen Ostmark beteiligt, der König übereignet die Orte Melk, Pielach und Grünz an Deocar. Zu Weihnachten 800 zum Kaiser gekrönt, beauftragt Karl diesen Heiligen mit dem wichtigen Amt eines Königsboten. Zu Regensburg 802 und im Bistum Passau um 804 ist er uns in dieser Eigenschaft belegt. Aus der Korrespondenz des einflussreichsten Hof-Theologen, Alkuin von Tours, ist ein Brief an Deocar überliefert. Zusammen mit dem Erzbischof von Mainz und den hervorragendsten Mönchen des Konvents überträgt Deocar am 1. November 819 bei der Weihe der mächtigen Basilika in Fulda die Reliquien des heiligen Bonifatius in das neue Ehrengrab in der West-Krypta.
Erzbischof Arn von Salzburg - Deocar vielfach verbunden - trägt den Freund vor 821 noch in das Verbrüderungsbuch von St. Peter unter die lebenden Bischöfe und Äbte ein. Im Verbrüderungsbuch der Reichenau wird 826 nicht mehr Deocar, sondern sein Kloster genannt, demnach dürfte er inzwischen verstorben sein.
In Herrieden überdauert Deocars gesegnetes Andenken die Umwandlung der Abtei in ein bischöfliches Chorherrenstift. Erste Zeugnisse kultischer Verehrung erhielten sich aus der Zeit des Bischofs Gundekar II. von Eichstätt (1057-1075).
Kaiser Ludwig der Bayer schenkt 1316 den Nürnbergern Reliquien für die St. Lorenzkirche und begründet damit dort eine regelrechte Deocar-Wallfahrt.
Einen vorläufigen Höhepunkt der Deocar-Verehrung in Herrieden bringt 1783 die 1000-Jahr-Feier des Stiftes; seither ruhen seine Reliquien über dem Tabernakel des Hochaltars der Stiftskirche. Im Gefolge der Säkularisation 1804 entschwindet die historische Gestalt Deocars fast ins Legendäre. Das Jubeljahr 1982/83 rückt ihn neu in unser Bewusstsein.